Polizei entfernt junge Beter aus Kathedrale wegen Störung des Reformationsgedenkens


Polizei räumt Brüsseler Kathedrale von Betern, damit das protestantisch-katholische Reformationsgedenken nicht "gestört" wird.
Polizei räumt Brüsseler Kathedrale von Betern, damit das protestantisch-katholische Reformationsgedenken nicht "gestört" wird.

(Brüs­sel) In Brüs­sel fand das „Refor­ma­ti­ons­ge­den­ken“ zum 500. Jah­res­tag der The­sen­ver­brei­tung von Mar­tin Luther aus­ge­rech­net in der katho­li­schen Kathe­dra­le statt. War­um, das weiß wahr­schein­lich nur der zustän­di­ge katho­li­sche Erz­bi­schof, Jozef De Kesel.

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Papst Fran­zis­kus hat­te ihn 2015 auf Wunsch von Kar­di­nal Dan­neels zum Erz­bi­schof der bel­gi­schen Haupt­stadt und Pri­mas von Bel­gi­en ernannt. Damit nicht genug, erhob er De Kesel kurz dar­auf in den Kar­di­nals­rang. Bei Fran­zis­kus ent­spricht das einem beson­de­ren Gun­st­er­weis, da er sich nicht an die Gepflo­gen­heit sei­ner Vor­gän­ger hält, die Inha­ber bestimm­ter Erz­bi­schofs­sit­ze mit Pur­pur aus­zu­zeich­nen, son­dern aus­schließ­lich Kir­chen­ver­tre­ter sei­ner Wahl.

Mißbrauch der katholischen Kathedrale für Reformationsfeier

Kathedrale zum Erzengel Michael und zur heiligen Gudula von Brüssel
Kathe­dra­le zum Erz­engel Micha­el und zur hei­li­gen Gudu­la von Brüssel

Am ver­gan­ge­nen Sams­tag, 28. Okto­ber, fand in der Kathe­dra­le zum Erz­engel Micha­el und zur hei­li­gen Gudu­la ein gemein­sa­mes pro­te­stan­tisch-katho­li­sches „Geden­ken“ an die Spal­tung der latei­ni­schen Chri­sten­heit vor 500 Jah­ren statt. Der­glei­chen ist in man­chen katho­li­schen Krei­sen der­zeit beson­ders in Mode, wenn­gleich die Geste inhalt­lich weder histo­risch noch theo­lo­gisch schlüs­sig begrün­det wird.

Als nach Kar­di­nal De Kesel der pro­te­stan­ti­sche Pastor Ste­ven Fuite in der Kathe­dra­le das Wort ergrei­fen woll­te, haben jun­ge Katho­li­ken mit kräf­ti­ger Stim­me den Rosen­kranz zu beten begon­nen. Auf die­se Wei­se taten sie ihre Miß­bil­li­gung kund, daß das Haus Got­tes jenen als Platt­form zur Ver­fü­gung gestellt wird, die auch 500 Jah­re nach Luther an der Tren­nung von der katho­li­schen Kir­che fest­hal­ten. In der Durch­füh­rung des Geden­kens sahen die jun­gen Beter einen Miß­brauch der Kathedrale.

Ste­ven Fuit ist Vor­sit­zen­der der Ver­ei­nig­ten Pro­te­stan­ti­schen Kir­che von Bel­gi­en, einer 1979 ent­stan­den pro­te­stan­ti­schen Kir­chen­uni­on aus Luthe­ra­nern, Cal­vi­ni­sten, Refor­mier­ten und Metho­di­sten. In die­ser VPKB/​EPUB gibt es Pasto­rin­nen und „Homo-Ehe“. Sie ist heu­te wei­ter von der katho­li­schen Kir­che ent­fernt als zu Zei­ten Luthers und Zwinglis.

Vor 500 Jahren schändeten Protestanten die Kirche, jetzt dürfen sie darin feiern

Die Pro­te­stan­ten las­sen selbst, wenn auch unkri­ti­sches Stau­nen über das Ver­hal­ten der katho­li­schen Ober­hir­ten anklin­gen, wenn sie im Vor­feld der Ver­an­stal­tung auf ihrer Inter­net­sei­te schrieben:

„En Bel­gi­que, la com­mé­mo­ra­ti­on du 500e anni­ver­saire de la Réfor­me sera un évé­ne­ment œcu­mé­ni­que. Preuve en est le lieu où elle se tien­dra: la cathé­dra­le Saints-Michel-et-Gudu­le ! Là-même où, au XVIe siè­cle, des ico­no­cla­stes pro­te­stants, ont cas­sé quel­ques vit­raux, volé des reli­ques et bri­sé la châ­s­se de sain­te Gudule.“

In Bel­gi­en wird das Geden­ken des 500. Jah­res­ta­ges der Refor­ma­ti­on ein öku­me­ni­sches Ereig­nis sein. Beweis ist der Ort, an dem es statt­fin­det: die St. Micha­els- und St. Gudu­la-Kathe­dra­le! [sic] Im 16. Jahr­hun­dert zer­bra­chen pro­te­stan­ti­sche Bil­der­stür­mer eini­ge Glas­fen­ster, stah­len Reli­qui­en und zer­bra­chen den Schrein der hei­li­gen Gudula.“

Wel­chen Tri­umph müs­sen man­che Pro­te­stan­ten emp­fin­den, wenn sie ohne jede Gegen­lei­stung 500 Jah­re danach an den Ort die­ser Schän­dun­gen ein­ge­la­den wer­den, um ein Ereig­nis zu fei­ern, das für Katho­li­ken „kein Grund zum Fei­ern“ ist, wie Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler noch als Glau­bens­prä­fekt fest­stell­te. Das Ver­hal­ten erin­nert an Aus­sa­gen von Kar­di­nal Wal­ter Kas­per, der in sei­nem Luther-Buch schreibt, „Luther hat­te recht“. Papst Fran­zis­kus wie­der­hol­te die Wor­te wenig spä­ter. Zum Nach­den­ken anre­gen sieht anders aus. Sol­len mit sol­chen Aus­sa­gen und Gesten nicht Pro­te­stan­ten in einem sinn­vol­len Dia­log zum Nach­den­ken ange­regt wer­den, son­dern viel­mehr die Katho­li­ken? Was soll­te es wohl sonst sein, wenn die Pro­te­stan­ten ihre „Refor­ma­ti­on“ in katho­li­schen Kir­chen fei­ern kön­nen, als ein offen­kun­di­ger Ver­such einer Pro­te­stan­ti­sie­rung der katho­li­schen Kir­che mit Hil­fe von katho­li­schen Kollaborateuren?

Beschämendes Armutszeugnis des zuständigen Klerus

Durch das Gebet woll­ten die jun­gen Beter jeden­falls die Anspra­che des pro­te­stan­ti­schen Pre­di­gers über­tö­nen, der in der katho­li­schen Kir­che Luther loben und die Abspal­tung von der Kir­che recht­fer­ti­gen wollte.

Die Durch­füh­rung des Refor­ma­ti­ons­ge­den­kens war bereits ein beschä­men­des Armuts­zeug­nis des zustän­di­gen Kle­rus. Die Reak­ti­on auf das Gebet der jun­gen Katho­li­ken wur­de zum noch grö­ße­ren Versagen.

De Kesel und sein Hof­staat fühl­ten sich durch das Gebet gestört. Zwei­fel an der pro­gres­si­ven Linie, so wider­sin­nig sie auch sein mag, sind nicht erlaubt und wer­den auch nicht gedul­det. Der Miß­brauch, Ver­an­stal­tun­gen, die nichts mit der hei­li­gen Lit­ur­gie der katho­li­schen Kir­che zu tun haben, in Got­tes­häu­sern durch­zu­füh­ren, zeugt vom Man­gel an sakra­lem Verständnis.

So war es in Brüs­sel der bischofs­na­he Kle­rus, der nach der staat­li­chen Poli­zei rief, um beten­de Gläu­bi­ge gewalt­sam aus ihrer Kir­che ent­fer­nen zu las­sen. Ein sol­cher Tief­punkt kle­ri­ka­len Fehl­ver­hal­tens wur­de in der Geschich­te wohl nur sel­ten erreicht.

Wenn Barmherzigkeit der „Hirten mit dem Geruch von Schafen“ einfach „stinkt“

Die Barm­her­zig­keit der „Hir­ten mit dem Geruch von Scha­fen“ „stinkt“ zuwei­len ein­fach nur, wie schon vor Mona­ten der spa­ni­sche Kolum­nist Fran­ciso Fer­nan­dez de la Cigo­ña, schrieb. Sie fühlt sich wie ein Knüp­pel an, der nicht nur die jun­gen Beter am Sams­tag traf, die phy­sisch in der Kathe­dra­le anwe­send waren.

Nie­mand von den „Gut­men­schen“, die zu die­sem hoch­of­fi­zi­el­len Fest­an­laß in die Kathe­dra­le gefun­den hat­ten, fand es der Mühe wert, sich mit den jun­gen Betern zu soli­da­ri­sie­ren oder sie zu ver­tei­di­gen. Bezeich­nend auch das wich­tig­tue­ri­sche Ver­hal­ten eini­ger Anwe­sen­der und bischöf­li­cher Ange­stell­ter. Inter­es­sant auch, wie leicht die schö­ne Welt obrig­keit­li­cher Arbeits­grup­pen­pla­nun­gen durch­ein­an­der­ge­bracht wer­den kann.

Das Video der Ereignisse:

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: You­tube (Screen­shot)

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