Mehr Exorzisten in den USA aktiv – 2010 waren es nur mehr sechs


Szene aus dem Film "Der Exorzist" (1974), der die kollektive Vorstellung von einem Exorzismus stark beeinflußt hat.
Szene aus dem Film "Der Exorzist" (1974), der die kollektive Vorstellung von einem Exorzismus stark beeinflußt hat.

(Rom) In den USA wur­de von der Bischofs­kon­fe­renz der neue Ritus des Exor­zis­mus in eng­li­scher Spra­che her­aus­ge­ge­ben – 18 Jah­re nach­dem ihn Rom die latei­ni­sche Ori­gi­nal­fas­sung ver­öf­fent­licht wor­den war.

Der neue Ritus des Exorzismus auf englisch
Der neue Ritus des Exor­zis­mus auf englisch
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Man­che Din­ge brau­chen Zeit. Am 26. Janu­ar 1999 wur­de von Jor­ge Arturo Kar­di­nal Medi­na Esté­vez, damals Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung, im Pres­se­saal des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes der neue Ritus des Exor­zis­mus vor­ge­stellt. Die Vor­stel­lung erfolg­te nur in ita­lie­ni­scher und spa­ni­scher Spra­che. Auch nach­träg­lich wur­den kei­ne Über­set­zun­gen in ande­re Spra­chen vom vati­ka­ni­schen Über­set­zungs­dienst nachgereicht.

Damals gab es von tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ner Sei­te eini­ge Kri­tik an der Neu­fas­sung. Ent­stan­den war sie, so Kar­di­nal Este­vez, „um alles zu ver­mei­den, was den Exor­zis­mus als etwas wahr­neh­men las­sen könn­te, das mit Magie oder Aber­glau­be zu tun habe“.

Doch dar­an scheint es nicht gele­gen zu haben, daß die eng­li­sche Aus­ga­be erst 18 Jah­re spä­ter erschie­nen ist. „Als hand­le es sich um einen gno­sti­schen Text“, so Secre­tum meum mihi, wird in der nun ver­öf­fent­li­chen Über­set­zung dar­auf hin­ge­wie­sen, daß nur die Bischö­fe und jene, die von ihnen beauf­tragt wer­den, Zugang zu der Ver­öf­fent­li­chung haben dürfen.

In der Tat darf nur ein Prie­ster den Exor­zis­mus beten. Im über­lie­fer­ten Ritus han­delt es sich dabei um eine der nie­de­ren Wei­he­stu­fen. Im neu­en Ritus wer­den die Voll­mach­ten des Exor­zi­sten en bloc gespen­det. Weil der Exor­zis­mus eine heik­le und nicht unge­fähr­li­che Ange­le­gen­heit ist, darf auch nicht jeder Prie­ster den Exor­zis­mus beten, obwohl er von der Wei­he her dazu befä­higt wäre. Nur jene Prie­ster, die eigens vom zustän­di­gen Diö­ze­san­bi­schof oder Obe­ren mit ver­gleich­ba­rer Zustän­dig­keit damit beauf­tragt wer­den, sind dafür zuständig.

Aller­dings gibt es etli­che Diö­ze­sen, in denen es kei­nen vom Bischof ernann­ten Exor­zi­sten gibt. Im Erz­bis­tum Mai­land hin­ge­gen sind seit Neu­er­nen­nun­gen durch den vor kur­zem durch Papst Fran­zis­kus eme­ri­tier­ten Erz­bi­schof, Ange­lo Kar­di­nal Sco­la, zwölf beauf­trag­te Exor­zi­sten aktiv.

Dämonenaustreibung: Exorzismus durch Jesus Christus
Dämo­nen­aus­trei­bung: Exor­zis­mus durch Jesus Christus

Bekannt­lich fin­det sich am Ende der römi­schen Aus­ga­be von 1999 auch ein Anhang mit Gebe­ten für die Gläu­bi­gen. Die­ser Teil kann somit von jedem Gläu­bi­gen gebe­tet wer­den. In den USA wur­de die­ser Teil getrennt als eige­ne Bro­schü­re ver­öf­fent­licht, um ihn für die Gläu­bi­gen zur Ver­fü­gung zu stel­len, ohne daß die die Tex­te des eigent­li­chen Exor­zis­mus in die Hän­de bekommen.

Auch in den USA sind Exor­zi­sten aller­dings eine ziem­li­che Rari­tät. Zumin­dest waren sie das im Jahr 2010. In der Aus­ga­be vom 16. Okto­ber 2010 von The Okla­ho­man sag­te Bill Jor­dan, der Vor­sit­zen­de der Ame­ri­ka­ni­schen Ver­ei­ni­gung der Exor­zi­sten, daß es damals in den USA offi­zi­ell nur sechs Exor­zi­sten gab. Im Jahr 2000 waren es noch 23 gewesen.

Ende 2010 wur­de dann bekannt, daß die US-Bischö­fe auf der Suche nach Prie­stern waren, die als Exor­zi­sten ein­ge­setzt wer­den konn­ten. Ein gro­ßer Andrang herrsch­te unter den Prie­stern nicht.

Kar­di­nal Dani­el DINar­do, Erz­bi­schof von Gal­ve­ston-Hou­ston, sag­te damals:

„Den Exor­zis­mus zu erler­nen, ist nicht schwer. Das Pro­blem ist die Gabe der Unter­schei­dung, die der Exor­zis­mus erfordert.“

Um die Zahl der Exor­zi­sten zu erhö­hen, wur­de von der US-Bischofs­kon­fe­renz ein Aus­bil­dungs­kurs in Mary­land orga­ni­siert, für den sich 50 Bischö­fe und 60 Prie­ster anmel­de­ten, wie der Catho­lic News Ser­vice berichtete.

Wie P. Andrew Men­ke, Direk­tor des Lit­ur­gi­schen Amtes der US-Bischofs­kon­fe­renz, gestern zu Gau­di­um Press sag­te, kann jeder Exor­zist selbst ent­schei­den, ob er den Exor­zis­mus in eng­li­scher oder latei­ni­scher Spra­che durch­füh­ren will.

Die Ver­öf­fent­li­chung des neu­en Ritua­le legt nahe, daß es heu­te wie­der mehr Exor­zi­sten in den USA gibt.

Die Zahl der Exor­zi­sten im deut­schen Sprach­raum ist nicht bekannt, wird aber als sehr gering eingeschätzt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: USCCB (Screen­shot)

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