Die „Fixiertheit“ des Papstes: „Diese Pfarrer sind ein Ärgernis für das Volk Gottes“


Die Taufe: Ist Papst Franziskus "fixiert" auf ein Thema, das "gar nicht existiert"?
Die Taufe: Ist Papst Franziskus "fixiert" auf ein Thema, das "gar nicht existiert"?

(Rom) Schon wie­der die­se „sel­te­ne Fixiert­heit“, so Info­Va­ti­ca­na. Papst Fran­zis­kus sei „fixiert“ auf etwas, „das gar nicht exi­stiert“. Gemeint ist der wie­der­hol­te Tadel für den Kle­rus, weil die­ser angeb­lich nicht alle Kin­der tau­fe, deren Eltern die Tau­fe wünschen.

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Gestern sag­te Fran­zis­kus in sei­ner mor­gend­li­chen Pre­digt in San­ta Marta:

„In mei­nem Hei­mat­land habe ich vie­le Male von Pfar­rern gehört, die die Kin­der von ledi­gen Müt­tern nicht getauft haben, weil sie nicht in einer kano­ni­schen Ehe gebo­ren wor­den waren. Sie haben die Tür ver­schlos­sen, sie sind ein Ärger­nis für das Volk Got­tes. War­um? Weil das Herz die­ser Pfar­rer den Schlüs­sel der Erkennt­nis ver­lo­ren hat­te. Ohne weit in Zeit und Raum zurück­zu­ge­hen: vor drei Mona­ten, in einem Land, in einer Stadt, woll­te eine Mut­ter ihr soeben gebo­re­nes Kind tau­fen las­sen, doch sie war zivil mit einem Geschie­de­nen ver­hei­ra­tet. Der Pfar­rer sag­te: ‚Ja, ja. Ich tau­fe das Kind. Aber dein Mann ist geschie­den. Er soll drau­ßen blei­ben, er darf bei der Fei­er nicht anwe­send sein’. Das geschieht heu­te. Die Pha­ri­sä­er, die Geset­zes­leh­rer sind nicht etwas, das es nur zu jenen Zei­ten gege­ben hät­te, auch heu­te gibt es vie­le. Des­halb ist es not­wen­dig, für uns Hir­ten zu beten. Zu beten, daß wir nicht den Schlüs­sel der Erkennt­nis ver­lie­ren und die Tür nicht vor uns und den Men­schen ver­schlie­ßen, die ein­tre­ten wollen.“

Die­sel­be The­se ver­trat Fran­zis­kus in den ver­gan­ge­nen Jah­ren mehr­fach, und jedes­mal haben Beob­ach­ter gestaunt. Die Wahr­neh­mung der kirch­li­chen Pra­xis, ob in Spa­ni­en oder ande­ren Län­dern, sei eine ganz ande­re, so Info­Va­ti­ca­na: „In Spa­ni­en wird jedes Kind getauft, des­sen Mut­ter die Tau­fe wünscht.“

Daß die Mut­ter nicht ver­hei­ra­tet ist und in einer irre­gu­lä­ren Bezie­hung lebt spielt für die Tau­fe des Kin­des kei­ne Rol­le. Das ist aber nicht erst seit heu­te so, son­dern war schon immer so, im 19. Jahr­hun­dert wie im 15. Jahr­hun­dert. Daß unver­hei­ra­te­te Frau­en mit unehe­li­chen Kin­dern gesell­schaft­lich nicht immer ange­se­hen waren, steht auf einem ande­ren Blatt geschrie­ben. Mit der Tau­fe hat­te es nichts zu tun. In Deutsch­land gab es Ende des 19. Jahr­hun­derts Gegen­den, in denen aus sozia­len Grün­den bis zu 40 Pro­zent aller Kin­der unehe­lich zur Welt kamen. Häu­fi­ger Grund war, daß die Eltern auf­grund ihres Alters und ihrer Anstel­lung nicht hei­ra­ten konn­ten, es aber sobald als mög­lich, taten. Wel­che „Pro­ble­me“ soll­te es da also bei der Tau­fe geben?

Die „Fixiert­heit“ des Pap­stes auf die­ses The­ma ließ Beob­ach­ter bereits in der Ver­gan­gen­heit danach fra­gen, ob die Situa­ti­on in Argen­ti­ni­en so anders sein könn­te. Fün­dig wur­den sie aber nicht. Im Gegenteil.

Am 5. April 2014 wur­de im argen­ti­ni­schen Cor­do­ba die klei­ne Umma Azul getauft. Für Auf­se­hen und Ärger­nis sorg­te, daß die Mut­ter des Kin­des in einer les­bi­schen Bezie­hung mit einer ande­ren Frau lebt. Bei­de Frau­en sind Homo-Akti­vi­stin­nen. Der Kinds­va­ter ist unbe­kannt. Kri­tik wur­de laut, weil das Kind unter gro­ßer Medi­en­auf­merk­sam­keit in der Bischofs­kir­che getauft wur­de und die dama­li­ge Staats­prä­si­den­ten Cri­sti­na Kirch­ner, die in Argen­ti­ni­en die „Homo-Ehe“ ein­ge­führt hat­te, die Paten­schaft über­nahm. Mit ande­ren Wor­ten: Die Tau­fe wur­de zu einem Homo-Spek­ta­kel für den gesell­schafts­po­li­ti­schen Kampf gemacht. Auf­merk­sa­me Katho­li­ken hat­ten den Bischof im Vor­feld auf­ge­for­dert, eine sol­che Instru­men­ta­li­sie­rung nicht zuzu­las­sen. Die Tau­fe hät­te unter Aus­schluß der Medi­en und in einer ande­ren Kir­che oder Kapel­le statt­fin­den kön­nen. Nie­mand aber kri­ti­sier­te, daß die klei­ne Umma Azul getauft wird.

Seit Jah­ren steht daher die Fra­ge unbe­ant­wor­tet im Raum, woher Papst Fran­zis­kus sei­ne Infor­ma­tio­nen bezieht, die aus sei­nem Mund zur wie­der­hol­ten Miß­bil­li­gung gegen­über sei­nen Prie­stern wurde.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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