Vermittlungsversuch von Kardinal Müller: „Respekt für Person des Papstes. Kritiker verdienen aber überzeugende Antwort“


Kardinal Müller zu "Correctio filialis": Umstrittene Aussagen von Amoris laetitia einem offiziellen theologischen Disput unterwerfen.
Kardinal Müller zu "Correctio filialis": Umstrittene Aussagen von Amoris laetitia einem offiziellen theologischen Disput unterwerfen.

(Rom) Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler, der ehe­ma­li­ge Prä­fekt der römi­schen Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, mach­te gestern den Vor­schlag, Papst Fran­zis­kus sol­le eine Grup­pe von Kar­di­nä­len ernen­nen, die mit sei­nen Kri­ti­kern spre­chen sol­len. Anlaß für den Vor­schlag ist eine am Sonn­tag ver­öf­fent­lich­te Cor­rec­tio filia­lis, eine Zurecht­wei­sung wegen der Ver­brei­tung von Häre­si­en. Die umstrit­te­nen Stel­len von Amo­ris lae­ti­tia soll­ten, so der Kar­di­nal, zur Wahr­heits­fin­dung einem theo­lo­gi­schen Dis­put unter­zo­gen werden.

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Kri­ti­ker haben am Sonn­tag sie­ben häre­ti­sche The­sen ver­öf­fent­licht, die – so der Vor­wurf – von Papst Fran­zis­kus im nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia „ange­deu­tet oder ermu­tigt“ wer­den. Die Unter­zeich­ner der Zurecht­wei­sung for­dern von Fran­zis­kus, sei­nen Pflich­ten als Nach­fol­ger des Petrus nach­zu­kom­men und  die­se häre­ti­schen The­sen zu verurteilen.

Amoris laetitia im Licht der Tradition lesbar?

Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler, ver­trat in den fast 15 Mona­ten seit der Ver­öf­fent­li­chung von Amo­ris lae­ti­tia, in denen er Glau­bens­prä­fekt war, mit Nach­druck die Posi­ti­on, daß Amo­ris lae­ti­tia recht­gläu­big sei, wenn es im Licht der Tra­di­ti­on gele­sen wer­de, was die ein­zig mög­li­che Inter­pre­ta­ti­on für die Kir­che sei. Sie­he dazu unten.

Die Unter­zeich­ner der Cor­rec­tio filia­lis sind ande­rer Mei­nung und füh­ren Papst Fran­zis­kus als Kron­zeu­gen an. Fran­zis­kus selbst habe durch eine gan­ze Rei­he von „Aus­sa­gen, Hand­lun­gen und Unter­las­sun­gen“ „ohne jeden begrün­de­ten Zwei­fel“ gezeigt, daß er kei­ne Inter­pre­ta­ti­on im Licht der Tra­di­ti­on beab­sich­tigt habe und auch eine sol­che nicht wolle.

Es sei daher nicht mög­lich, die Sache zuzu­decken und her­me­neu­tisch zu über­brücken. Die Wider­sprü­che sei­en zu offen­sicht­lich und ver­lan­gen, so die Unter­zeich­ner, nach einer ein­deu­ti­gen und öffent­li­chen Klärung.

Papst Fran­zis­kus dank­te Kar­di­nal Mül­ler sei­ne aus­glei­chen­den Bemü­hun­gen übri­gens nicht, son­dern ent­ließ ihn am ver­gan­ge­nen 30. Juni ohne jede Vor­war­nung von einem Tag auf den anderen.

Gruppe von Kardinälen soll mit Kritikern „theologische Gespräche“ führen

Wegen der Ver­öf­fent­li­chung der Zurecht­wei­sung von Papst Fran­zis­kus regt der deut­sche Kar­di­nal nun die Bil­dung einer Grup­pe von Kar­di­nä­len an, die mit den Kri­ti­kern von Papst Fran­zis­kus dis­ku­tie­ren soll. Edwart Pen­tin (Natio­nal Catho­lic Regi­ster) schrieb gestern:

„Um den Still­stand zwi­schen Papst Fran­zis­kus und jenen, die schwe­re Vor­be­hal­te gegen sei­ne Leh­re haben, zu über­win­den, schlägt Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler vor, daß eine Lösung für die­se ‚ern­ste Situa­ti­on‘ es sein könn­te, daß der Hei­li­ge Vater eine Grup­pe von Kar­di­nä­len ernennt, die einen ‚theo­lo­gi­schen Dis­put‘ mit sei­nen Kri­ti­kern beginnen.“

Der ehe­ma­li­ge Glau­bens­prä­fekt könn­te sich theo­lo­gi­sche Gesprä­che mit „eini­gen her­aus­ra­gen­den Ver­tre­tern“ der Unter­zeich­ner der Cor­rec­tio filia­lis vor­stel­len. Der „theo­lo­gi­sche Dis­put“ sei eine klar defi­nier­te Metho­de zur Wahr­heits­fin­dung in theo­lo­gi­schen Fra­gen. Gegen­stand des Dis­puts könn­ten die umstrit­te­nen und unter­schied­li­chen Inter­pre­ta­tio­nen des ach­ten Kapi­tels von Amo­ris Lae­ti­tia sein, so Kar­di­nal Müller.

Keine Kritik an der Form der Correctio filialis

Die Kir­che brau­che „mehr Dia­log und gegen­sei­ti­ges Ver­trau­en“ anstatt „Pola­ri­sie­rung und Pole­mi­ken“, dabei müs­se der Respekt gegen­über dem Nach­fol­ger des hei­li­gen Petrus stets gewahrt blei­ben. Der Kar­di­nal mach­te aber auch deut­lich, daß die Kri­ti­ker und ihre Kri­tik an Amo­ris lae­ti­tia „ernst genom­men wer­den müssen“.

Kri­tik an der Zurecht­wei­sung wegen der Ver­brei­tung von Häre­si­en und der Form der Cor­rec­tio filia­lis übte Kar­di­nal Mül­ler nicht. Er beton­te viel­mehr, daß die „ehr­ba­ren Kri­ti­ker eine über­zeu­gen­de Ant­wort verdienen“.

Zudem warn­te der Ver­trau­te des eme­ri­tier­ten Pap­stes Bene­dikt XVI. vor einem „neu­en Schis­ma und Spal­tun­gen der einen katho­li­schen Kirche“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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6 Kommentare

  1. Nein, nicht irgend­wel­che Kar­di­nä­le sol­len mit den Autoren der Cor­rec­tio spre­chen, son­dern der Papst höchst­selbst, da ja er der Ver­ur­sa­cher der immer mehr um sich grei­fen­den Ver­wir­rung ist.
    Auch ein jeder von uns muss schließ­lich Ver­ant­wor­tung für sein Han­deln übernehmen.

    • Voll­kom­men richtig.
      Es wür­de jedoch in bei­den Fäl­len nichts dabei rauskommen.
      1. Die fach­li­che und tech­ni­sche Qua­li­tät der Berg­o­glio­freund­li­che Kar­di­nä­len ist so schwach, daß AL dem Papst und dem real exi­stie­ren­den Moder­nis­mus das Water­loo berei­tet würde.
      2. Wie schon am letz­tem Frei­tag des 1. Syn­ode für die Fami­lie im Okto­ber 2014 zu sehen war, ist P. Fran­zis­kus bei direk­ter Kon­fron­ta­ti­on mit der Leh­re der Hl. Kir­che, gegrün­det auf der Hl. Schrift und in Logik und Kon­tin­genz struk­tu­riert, sehr schwach und nicht ad rem reagierend.

      Exoria­tur ex ossi­bus ultor.
      „Aus den Kno­chen (der Gefal­le­nen) möge/​soll ein Rächer aufstehen.“
      Man hat uns die Ver­hei­ßung des Ewi­gen Lebens zuge­spro­chen, nicht für hier unten, son­dern in Hoff­nung für später.

      „Rien n’est beso­in d’espérer pour entre­prend­re, ni de réussir pour perséverer“.
      „Nichts ist zu erhof­fen, um zu han­deln; und nicht muß gelin­gen, um zu beharren“.
      Stemus iux­ta crucem.

  2. Ich ver­ste­he die­se unprag­ma­ti­schen Umschwei­fe nicht, derer sich die in den Medi­en prä­sen­ten Kar­di­nä­le teil­wei­se hin­ge­ben. Immer die­se kom­pli­zier­ten, weit aus­ho­len­den For­mu­lie­run­gen, wo Papst Fran­zis­kus selbst doch einen viel simp­le­ren Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stil hat, ein­fa­che, kur­ze Wor­te benutzt, aus wel­chem Grund auch immer. Wie groß ist daher die Wahr­schein­lich­keit, dass sich Papst Fran­zis­kus von die­sen immer glei­chen all­zu lang­mü­ti­gen Kom­mu­ni­ka­ti­ons-Ver­su­chen noch ange­spro­chen fühlt?
    Und was mich eben­falls stört, ist das stän­di­ge Hin­schau­en ledig­lich auf die Per­son oder das Amt des Pap­stes, statt auf die Ein­hal­tung der katho­li­schen Glau­bens­leh­re zu schau­en, derer der Inha­ber des Papst­am­tes sich ja ver­pflich­tet hat. Das bedeu­tet nur, dass die die sich so äußern Angst haben vor Men­schen in der katho­li­schen Kir­che, die modern den­ken und Papst Fran­zis­kus anhän­gen. Und so ver­säu­men sie es Klar­text zu reden, die Zeit ver­geht und nichts ändert sich.

    In Öster­reich wur­de der­weil Her­mann Glett­ler zum neu­en Inns­brucker Bischof ernannt. Wie­der kein gutes Omen, denn er ist für Frau­en-Dia­ko­ne, kann sich Frau­en als Prie­ster vor­stel­len, Kom­mu­ni­ons­emp­fang für Wie­der­ver­hei­ra­te­te erge­be für ihn „sehr, sehr viel Sinn vom Evan­ge­li­um her“(würde mich inter­es­sie­ren wo und war­um) und er ist für noch mehr Ein­bin­dung von Lai­en in die Kirche.
    Aus mei­ner Sicht ist das nur ein wei­te­res Zei­chen für die heu­ti­ge Apo­sta­sie, den Glau­bens­ab­fall. Wenn Prie­ster mit sol­chen Ansich­ten zu Bischö­fen ernannt wer­den, die eigent­lich die Her­de im rech­ten Glau­ben lei­ten soll­ten, Neu­hei­ten befür­wor­ten die mit dem katho­li­schen Glau­ben nicht kom­pa­ti­bel sind, son­dern eher mit dem Pro­te­stan­tis­mus zusammenpassen.

  3. „Ein ehr­ba­rer Kri­ti­ker ver­dient eine respekt­vol­le Antwort“.
    Wun­der­bar gesagt!
    „Das geht run­ter wie Öl“.
    Nur scha­de, daß man dies nicht vor 46 Jah­ren zu SE Msgr. Lefeb­v­re gesagt hat 😉 .

  4. Wie­so braucht es einen Dia­log. Besitzt denn Fran­zis­kus nicht die Demut, in einem ein­zi­gen Satz die Irr­tü­mer ein­zu­ge­ste­hen und zu ver­ur­tei­len. Beten wir dafür, dass er sich bekehrt und sei­ne Brü­der stärkt. Tun was Gott ver­langt und nicht tun was die Welt will. Der Dia­log führt nach unten, das Gebet führt nach oben. Das muss auch einem Kar­di­nal Mül­ler wie­der klar werden.

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