Neuer Bischof sendet modernistische Signale – Drohen Innsbruck weitere verlorene Jahre?


Hermann Glettler heißt der neue Bischof von Innsbruck. Zuvor war er Bischofsvikar für die Caritas (Stichwort Refugees Welcome) und kunstsinniger Pfarrer von St. Andrä in Graz. Im Bild ein vom Künster Josef Danner gestaltetes Kirchenfenster von St. Andrä, Digitaldruck auf Glas, eingebrannt.
Hermann Glettler heißt der neue Bischof von Innsbruck. Zuvor war er Bischofsvikar für die Caritas (Stichwort Refugees Welcome) und kunstsinniger Pfarrer von St. Andrä in Graz. Im Bild ein vom Künster Josef Danner gestaltetes Kirchenfenster von St. Andrä, Digitaldruck auf Glas, eingebrannt.

(Inns­bruck) „Ja wo fin­det man sie nur!?“, sol­che neu­en Bischö­fe. Mit die­ser hilf­lo­sen Fra­ge wur­de mir die Ernen­nung des neu­en Diö­ze­san­bi­schofs von Inns­bruck mit­ge­teilt. Gemeint sind desi­gnier­te Bischö­fe, die bereits das erste Pres­se­ge­spräch nüt­zen, um ein moder­ni­sti­sches Regie­rungs­pro­gramm bekannt­zu­ge­ben und in erster Linie signa­li­sie­ren, daß sie auf der Kla­via­tur zeit­geist­ge­rech­ter Chif­fren­wor­te zu spie­len verstehen.

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So gesche­hen durch Her­mann Glett­ler, den Papst Fran­zis­kus gestern zum neu­en Bischof der noch jun­gen Diö­ze­se Inns­bruck ernann­te. Glett­ler hat man im Bis­tum Graz-Seckau „gefun­den“, aus der er stammt und für die er 1991 zum Prie­ster geweiht wur­de. Er gehört der Gemein­schaft Emma­nu­el an und war Pfar­rer der Gra­zer Stadt­pfar­re St. Andrä . 2015 kam er als mög­li­cher Bischof von Graz-Seckau ins Gespräch. Der damals ernann­te Bischof Wil­helm Kraut­waschl mach­te Glett­ler 2016 zum Bischofs­vi­kar für Cari­tas und Neue­van­ge­li­sie­rung. Selbst Künst­ler fiel Glett­ler durch „Kunst in der Kir­che“ in der Pfar­rei St. Andrä auf.

Frauenpriestertum ist „so utopisch nicht“

In einem gestern zu sei­ner Ernen­nung geführ­ten Inter­view mit der öster­rei­chi­schen Pres­se­agen­tur APA schick­te der neue Bischof sei­nem Ein­zug in Inns­bruck Signa­le vor­aus, die dem Zeit­geist nach dem Mund reden und in erster Linie kir­chen­po­li­tisch aus­ge­rich­tet sind.

Hermann Glettler, designierter 5. Bischof von Innsbruck
Her­mann Glett­ler, desi­gnier­ter 5. Bischof von Innsbruck

Er sei „ein­deu­tig dafür“, daß das Frau­en­dia­ko­nat ein­ge­führt wer­de und gehe davon aus, daß die von Papst Fran­zis­kus ein­ge­setz­te Kom­mis­si­on „rela­tiv bald in die Ziel­ge­ra­de kommt“ und die Fra­ge von Papst Fran­zis­kus „posi­tiv ent­schie­den wird“.

Weiß Glett­ler mehr?

In der offi­zi­el­len Sprach­re­ge­lung Roms stell­te Papst Fran­zis­kus die Ernen­nung einer Stu­di­en­kom­mis­si­on zu früh­christ­li­chen Dia­ko­nis­sen als Ver­trö­stungs­tak­tik gegen­über femi­ni­sti­schen Ordens­frau­en dar. Im Juni 2016 beklag­te sich der Papst auf dem Rück­flug aus Arme­ni­en gegen­über Jour­na­li­sten, daß man ihm eine „Öff­nung für Dia­ko­nin­nen“ in den Mund gelegt habe. Die von ihm errich­te­te Stu­di­en­kom­mis­si­on habe nicht die Zulas­sung von Frau­en zur Dia­ko­nats­wei­he zu prü­fen, son­dern zu unter­su­chen, wel­che Rol­le Dia­ko­nis­sen in der frü­hen Kir­che spiel­ten, so der Papst. Er sei „ein wenig wütend auf die Medi­en“ gewe­sen, weil sie mit „fal­schen Schlag­zei­len“ auf eine „fal­sche Fähr­te gelenkt“ hätten.

Glett­ler mach­te sich nicht die Mühe zwi­schen den Dia­ko­nis­sen, die es in der Kir­che tat­säch­lich eini­ge Zeit gab, und der femi­ni­sti­schen For­de­rung zu unter­schei­den, Frau­en als Dia­ko­nin­nen zum Wei­he­sa­kra­ment zuzu­las­sen. Die­se „klei­ne“ Unter­las­sung ist typisch für pro­gres­si­ve Krei­se. Wor­aus folgt, daß der neue Bischof von Inns­bruck „ein­deu­tig dafür“ ist, Frau­en zum Wei­he­sa­kra­ment zuzu­las­sen. Er selbst bestä­tig­te es. Das Frau­en­prie­ster­tum hält er näm­lich für „so uto­pisch nicht“. Es brauch aber „erste Schrit­te“ dazu, und das sei das Diakonat.

Zum Ver­gleich dazu hat­te der dama­li­ge Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on und heu­ti­ge Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler im Juni 2013 die femi­ni­sti­sche For­de­rung zurück­ge­wie­sen. Die­se war vom ehe­ma­li­gen Vor­sit­zen­den der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, Erz­bi­schof Robert Zol­lit­sch, unter­stützt wor­den. Kar­di­nal Mül­ler sag­te damals kurz und bün­dig: „Für Dia­ko­nin­nen gibt es kei­ne Grund­la­ge, für Dia­ko­nis­sen kei­nen Bedarf“.

Für Kommunion für wiederverheiratetet „sehr“ offen

Auch in der gro­ßen, aktu­el­len Streit­fra­ge um das Ehe­sa­kra­ment bezieht Glett­ler ein­deu­tig Posi­ti­on – auf der fal­schen Sei­ten. Zur Auf­wei­chung der Unauf­lös­lich­keit der Ehe und der Legi­ti­mie­rung von Schei­dung und Zweit­ehe mein­te Glett­ler, er sei bei der Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne „sehr“ offen. Ein­zig die „Zuspit­zung auf die Kom­mu­ni­on­fra­ge“ fin­de er „scha­de“. Er „sehe, sehr viel Sinn vom Evan­ge­li­um her“ für deren Zulas­sung zur Kom­mu­ni­on. Ein „Sinn“, der offen­sicht­lich der Kir­che 2000 Jah­re ver­bor­gen geblie­ben ist – bis Kas­per, Fran­zis­kus und Glett­ler kamen.

Die Lei­tung der Pfar­rei­en sieht Glett­ler zu „eng“ an die Prie­ster gebun­den. Auch zu die­sem Punkt sind damit deut­li­che Signa­le ausgegeben.

Franziskus und seine Suche nach progressiven Kandidaten

Zurück zur Aus­gangs­fra­ge: Wo fin­det man sol­che Kan­di­da­ten? Man sucht sie gezielt.

Für Bischofs­er­nen­nun­gen gibt es ein for­ma­les Aus­le­se­ver­fah­ren, in dem der zustän­di­ge Apo­sto­li­sche Nun­ti­us des jewei­li­gen Lan­des und der Prä­fekt der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für die Bischö­fe eine zen­tra­le Rol­le spie­len. Im Spe­zi­fi­kum Öster­reichs kommt noch der domi­nan­te Ein­fluß des Wie­ner Erz­bi­schofs, Chri­stoph Kar­di­nal Schön­born, zum Tragen.

Papst Fran­zis­kus geht ins­ge­samt aber eige­ne Wege.

Am 10. April 2016 schrieb Le Jour­nal de Mon­tré­al, daß Kar­di­nal Marc Ouel­let, der Prä­fekt der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on unter Fran­zis­kus „nicht mehr das Ohr des Pap­stes hat“. Wie jüngst ein Buch ent­hüll­te, wur­de Kar­di­nal Ouel­let bereits im Vor­feld des Kon­kla­ves von der pro­gres­si­ven Fron­de des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums (Team Berg­o­glio des Geheim­zir­kels von Sankt Gal­len) geschnit­ten, als sie um Stim­men für die Wahl von Kar­di­nal Jor­ge Mario Berg­o­glio warb. Das Ver­dikt: „zu kon­ser­va­tiv“. Kar­di­nal Ouel­let brach­te, im Gegen­satz zu Glett­ler sei­ne Ableh­nung der Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zu den Sakra­men­ten zum Ausdruck.

Zur Vor­gangs­wei­se von Papst Fran­zis­kus bei Bischofs­er­nen­nun­gen sag­te Alain Pron­kin im Le Jour­nal de Mon­tré­al:

„Es ist beun­ru­hi­gend, weil es die Auf­ga­be von Kar­di­nal Ouel­let in Rom ist, dem Papst die Namen vor­zu­schla­gen, er aber igno­riert sie und ent­schei­det sich für ganz ande­re Kandidaten.“

Was Fran­zis­kus vom zustän­di­gen Kar­di­nal Ouel­let an Ernen­nungs­emp­feh­lun­gen ablehnt, akzep­tiert Fran­zis­kus hin­ge­gen – meist blind­lings – aus dem infor­mel­len Kreis sei­ner Papst-Vertrauten.

Glett­ler zeig­te sei­ne pro­gres­si­ve Visi­ten­kar­te gleich am Tag sei­ner Ernen­nung in alle Him­mels­rich­tun­gen, als müs­se er jeman­dem (Wem?) einen „Eig­nungs­nach­weis“ erbringen.

Nach den ver­geu­de­ten Jah­ren des Epi­sko­pats von Bischof Man­fred Scheu­er (2003–2015), der die­se seit Janu­ar 2016 an der Spit­ze des Bis­tums Linz fort­set­zen kann, schei­nen der katho­li­schen Kir­che des Bis­tums Inns­bruck wei­te­re ver­lo­re­ne Jah­re zu drohen.

Fran­cis­cus lo vult!

Text: Johan­nes Thiel
Bild: kunst​.st​-andrae​-graz​.at/​Y​o​u​t​ube (Screen­shots)

 

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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