Zweierlei Maß bei Begräbnissen – Regime diktiert (unterschiedliche) Zeremonien für zwei verstorbene Bischöfe


Requiem für Bischof Paul Xie Tingzhe unter Ausschluß der Öffentlichkeit in nur 30 Minuten. Seine Leiche wurde von der Lokalregierung verbrannt. Im Bild die Beisetzung der Asche auf dem Friedhof von Dongshan, die ebenfalls minimalistisch und unter Polizeiüberwachung erfolgen mußte.
Requiem für Bischof Paul Xie Tingzhe unter Ausschluß der Öffentlichkeit und in nur 30 Minuten. Seine Leiche wurde von der Lokalregierung verbrannt. Im Bild die Beisetzung der Asche auf dem Friedhof von Dongshan, die ebenfalls minimalistisch und unter Polizeiüberwachung erfolgen mußte.

(Peking) Bis in den Tod hin­ein läßt das kom­mu­ni­sti­sche Regime durch unter­schied­li­che Maß­stä­be spü­ren, was gewollt ist und was nicht – und wer Herr im chi­ne­si­schen Haus ist. Das gilt auch für die Beer­di­gun­gen der bei­den vor kur­zem ver­stor­be­nen katho­li­schen Bischö­fe. Die Lei­che von Msgr. Xie Ting­zhe, der die Mit­glied­schaft in der regi­me­hö­ri­gen Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung immer abge­lehnt hat­te, wur­de in aller Eile ver­brannt und sei­ne Asche bei­gesetzt. Für die Beer­di­gung von Msgr. Li Jian­t­ang, der irgend­wann dem Druck des Regimes nach­ge­ge­ben hat­te und Mit­glied der Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung gewor­den war, wur­den meh­re­re Tage gewährt zum Abschied­neh­men und die einem Bischof gebüh­ren­de Fei­er­lich­keit gewährt.

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Der Toten­kult spielt in der tra­di­tio­nel­len chi­ne­si­schen Kul­tur eine sehr gro­ße Rol­le. Der Ahnen­kult dürf­te sogar das älte­ste reli­giö­se Ele­ment der chi­ne­si­schen Kul­tur sein. „Doch die kom­mu­ni­sti­sche Ideo­lo­gie und der Kon­troll­wahn des Regimes zer­set­zen auch die tra­di­tio­nel­le Kul­tur“, so P. Ber­nar­do Cer­vel­lera, der Chef­re­dak­teur von Asia­News.

Das Regime stell­te es durch unter­schied­li­che Maß­stä­be für die Beer­di­gun­gen der bei­den am 14. August ver­stor­be­nen Bischö­fe unter Beweis. Msgr. Paul Xie Ting­zhe und Msgr. Syl­ve­ster Li Jian­t­ang star­ben am ver­gan­ge­nen Mon­tag im Abstand von nur 13 Stun­den, bei­de hoch­be­tagt. Die Lebens­ge­schich­ten der Prä­la­ten sind sehr ähn­lich ver­lau­fen. Es sind Lebens­ge­schich­ten von chi­ne­si­schen Katho­li­ken unter kom­mu­ni­sti­scher Herr­schaft. Zusam­men­ge­nom­men muß­ten sie meh­re­re Jahr­zehn­te im Gefäng­nis und in Arbeits­la­gern ver­brin­gen. Ein Unter­schied trennt sie aber: wäh­rend einer die vom Regime gegrün­de­te Patrio­ti­sche Ver­ei­ni­gung zeit­le­bens ablehn­te, wur­de der ande­re irgend­wann ihr Mitglied.

Unterschiedliche Unterwerfung – unterschiedliche Begräbnis

Aus dem Unter­schied in der Unter­wer­fung unter die Dik­ta­tur der Par­tei wur­de auch ein Unter­schied im Begräb­nis. Msgr. Xie wur­de in aller Eile im Kre­ma­to­ri­um ver­brannt, und sei­ne Asche wur­de ohne die ihm zuste­hen­de Ehr­erbie­tung begraben.

Bischof Paul Xie Tingzhe
Bischof Paul Xie Tingzhe

Sei­ne Lei­che wur­de kei­ne 24 Stun­den auf­ge­bahrt, damit sich die Gläu­bi­gen ver­ab­schie­den konn­ten. Die Lei­che von Msgr. Li konn­te meh­re­re Tage auf­ge­bahrt wer­den samt öffent­li­chem Requi­em und fei­er­li­cher Bestat­tung in sei­nem Geburtsort.

Nur zwei Stun­den nach dem Tod von Msgr. Xie gab ein „Bestat­tungs­ko­mi­tee“ der Lokal­re­gie­rung bekannt, daß der Leich­nam nicht über den 15. August hin­aus, aus­ge­stellt wer­den dür­fe und am Mor­gen des 16. August im Kre­ma­to­ri­um ver­brannt zu wer­den hat­te. Die Toten­mes­se durf­te nicht län­ger als 30 Minu­ten dau­ern. Auf dem Fried­hof von Dong­shan in Urumt­schi hat­te die Bei­set­zung der Asche mini­ma­li­stisch und schnell zu erfolgen.

Das „Bestat­tungs­ko­mi­tee“ hat­te eben­so ver­ord­net, wel­cher Prie­ster das Requi­em zu zele­brie­ren und wel­cher Prie­ster die Aschen­be­stat­tung auf dem Fried­hof vor­zu­neh­men hat­te. Nur zwei wei­te­ren Prie­stern wur­de die Anwe­sen­heit in der Kathe­dra­le gestat­tet, ohne kon­ze­le­brie­ren zu dür­fen. Den übri­gen Prie­stern des Bis­tums wur­de die Teil­nah­me unter­sagt. Sie hat­ten in ihren Pfar­rei­en zu blei­ben, wo ihre Anwe­sen­heit von der Poli­zei über­wacht wur­de. Wäh­rend der gesam­ten Zere­mo­nien waren Photo‑, Video- und Audio­auf­nah­men ver­bo­ten. Auch den Gläu­bi­gen war die Teil­nah­me am Requi­em untersagt.

Den­noch kamen Tau­sen­de nach Urumt­schi. Da ihnen der Zutritt zur Kathe­dra­le ver­wehrt wur­de, ström­ten sie auf den Fried­hof von Dong­shan, um ihrem Bischof die Ehre zu erwei­sen. Der Fried­hof wur­de von zahl­rei­chen Poli­zi­sten in Zivil über­wacht. Asia­News zitiert eine „Quel­le“ von Urumtschi:

„Die Behör­den haben alles getan, um die Bedeu­tung der Per­son des Bischofs und sei­nen Ein­fluß in der Gesell­schaft herunterzuspielen.“

Eklatanter Kontrast: die Begräbnis von Bischof Li Jiantang

Eklatanter Kontrast: feierliche Aufbahrung von Bischof Sylvester Li Jiantang in Taiyuan
Ekla­tan­ter Kon­trast: fei­er­li­che Auf­bah­rung von Bischof Syl­ve­ster Li Jian­t­ang in Taiyuan

In ekla­tan­tem Kon­trast dazu ver­lie­fen die Begräb­nis­fei­er­lich­kei­ten für Bischof Li Jian­t­ang in Tai­yu­an. Die Lei­che konn­te drei Tage in der Kathe­dra­le auf­ge­bahrt blei­ben. Laut Asia­News vor­lie­gen­den Berich­ten nah­men täg­lich fünf­tau­send bis sechs­tau­send Gläu­bi­ge Abschied von ihrem Bischof. Jeden Tag konn­ten öffent­li­che Andach­ten gehal­ten wer­den, es durf­te pho­to­gra­phiert wer­den, und eben­so öffent­lich war auch das Requi­em, das heu­te in der Kathe­dra­le zele­briert wur­de. Zahl­rei­che Prie­ster konn­ten konzelebrieren.

Die Lei­che wird mor­gen in sei­nen Geburts­ort gebracht und dort am 19. August fei­er­lich bestattet.

Was bis­her nicht bekannt war: Das Regime bezeich­net den ver­stor­be­nen Bischof als „Sekre­tär der Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung in Shanxi“ und „Mit­glied der Poli­ti­schen Kon­sul­ta­tiv­kon­fe­renz des chi­ne­si­schen Vol­kes“. Dabei han­delt es sich um eine Art Vor­par­la­ment, das neben dem Natio­na­len Volks­kon­greß (Par­la­ment) eine „Mit­wir­kung“ an der Mei­nungs­bil­dung des Par­la­ments ermög­li­chen soll. Die­se Mit­glied­schaf­ten von Bischof Li Jian­t­ang waren bis­her nicht bekannt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: AsiaNews

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1 Kommentar

  1. Ich möch­te jetzt nicht in Bischofs Li Jiang­tangs Lage sein. Ich wün­sche ihm natür­lich die Ret­tung vor der ewi­gen Höl­le durch Got­tes Barm­her­zig­keit. Aber die Bibel ist schon sehr deut­lich beim The­ma Treue, Men­schen­furcht, Feigheit, .…

    Vor Got­tes Gericht zählt nicht das Anse­hen vor den Men­schen und Regime, son­dern Got­tes­treue und ‑lie­be und Nächstenliebe.

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