Vatikan stellt belgischem Hospitalorden Ultimatum: Euthanasie-Ausstieg bis Ende August


Der Vatikan hat dem belgischen Hospitalorden Broeders van Liefde (Brüder der Liebe, Bild) ein Ultimatum für den Euthanasie-Ausstieg gestellt.
Der Vatikan hat dem belgischen Hospitalorden Broeders van Liefde (Brüder der Liebe, Bild) ein Ultimatum für den Euthanasie-Ausstieg gestellt.

(Brüs­sel) Papst Fran­zis­kus „erteil­te per­sön­lich“ die Zustim­mung zum Antrag der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on und der Ordens­kon­gre­ga­ti­on, den Broe­ders van Lief­de (Brü­der der Lie­be) ein Ulti­ma­tum zu stel­len. Der bel­gi­sche Orden bie­tet seit dem 27. April 2017 in ordens­ei­ge­nen Kran­ken­häu­sern die Eutha­na­sie­rung von psy­chisch Kran­ken an. Die Tötung auf Wunsch ist seit 2002 in Bel­gi­en gesetz­lich erlaubt. Seit­her wur­de durch „Nach­bes­se­run­gen“ der Per­so­nen­kreis immer mehr erwei­tert, der Zugang zur lega­len Eutha­na­sie haben kann. Dazu gehört auch die Eutha­na­sie­rung von Kin­dern, die auf Wunsch der Eltern erfol­gen kann.

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Die Ent­schei­dung des bel­gi­schen Zwei­ges des katho­li­schen Hos­pi­tal­or­dens löste in der katho­li­schen Welt eine Wel­le der Empö­rung aus. Der Gene­ral­obe­re des Ordens, René Stock­mann, äußer­te öffent­lich sei­ne Miß­bil­li­gung und for­der­te sei­ne bel­gi­schen Mit­brü­der auf, das Lebens­recht „abso­lut“ zu achten.

Anpassung an geltendes, staatliches Recht: Kollaboration mit der Kultur des Todes

Rund ein Dut­zend Pati­en­ten der vom Orden betre­ten Kran­ken­häu­ser hät­ten in den Wochen vor Bekannt­ga­be der Eutha­na­sie­ent­schei­dung um Eutha­na­sie­rung gebe­ten. Damit wur­de die Ent­schei­dung begrün­det, sich der staat­lich sank­tio­nier­ten Kul­tur des Todes zu unter­wer­fen. Die bel­gi­sche Pro­vinz­lei­tung des Orden recht­fer­tig­te die neue Linie mit der bel­gi­schen Gesetz­ge­bung, der sich der Orden ledig­lich anpasse.

Kollaboration mit der Kultur des Todes
Ulti­ma­tum gegen die Kol­la­bo­ra­ti­on mit der Kul­tur des Todes

Die „stren­gen Auf­la­gen“, unter denen der Orden die Eutha­na­sie durch­füh­ren will, gel­ten in Bel­gi­en nur auf dem Papier. Wie Unter­su­chun­gen erga­ben, haben die vom Gesetz vor­ge­se­he­nen Kon­troll­me­cha­nis­men nie funk­tio­niert. Sie gal­ten als ein Haupt­ar­gu­ment für die Lega­li­sie­rung der Eutha­na­sie. Kri­ti­ker spre­chen davon, daß weder Legis­la­ti­ve noch Exe­ku­ti­ve oder Judi­ka­ti­ve in Bel­gi­en eine wirk­li­che Kon­trol­le wol­len. Dem Miß­brauch ist daher gro­ßer Spiel­raum geboten.

Die katho­li­sche Kir­che lehnt Selbst­mord und Eutha­na­sie grund­sätz­lich ab, ihr gilt ein Men­schen­le­ben als  hei­lig von der Zeu­gung bis zum natür­li­chen Tod. Nur Gott ist nach kirch­li­chem Ver­ständ­nis Herr über Leben und Tod.

Bereits im April stell­te sich die Fra­ge, ob Papst Fran­zis­kus inter­ve­nie­ren wer­de. Nun ist mit sei­ner Zustim­mung eine Inter­ven­ti­on erfolgt. Dem bel­gi­schen Ordens­zweig der Broe­ders van Lief­de wur­de ein Ulti­ma­tum gestellt, inner­halb 31. August sich von der Eutha­na­sie zu distan­zie­ren, andern­falls sol­len kir­chen­recht­li­che Schrit­te gegen den Orden ergrif­fen werden.

Der Gene­ral­obe­re des Ordens, René Stock­mann, infor­mier­te Catho­lic News Ser­vice, daß Papst Fran­zis­kus per­sön­lich das Vor­ge­hen der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on und der Ordens­kon­gre­ga­ti­on gegen die bel­gi­schen Ordens­zweig gebil­ligt hat. „Der Hei­li­ge Vater wur­de for­mal von ihnen infor­miert und auch über die näch­sten Schrit­te“, so Stock­mann in einer E‑Mail vom 8. August.

Provinzleitung muß gemeinsame Erklärung unterzeichnen

Die Mit­glie­der der Pro­vinz­lei­tung der bel­gi­schen Broe­ders van Lief­de müs­sen eine gemein­sa­me Erklä­rung unter­zeich­nen, mit der sie sich „unein­ge­schränkt“ zum Lehr­amt der katho­li­schen Kir­che bekennen,

„die immer gelehrt hat, daß das Men­schen­le­ben von der Zeu­gung bis zum natür­li­chen Tod abso­lut respek­tiert und geschützt wer­den muß“.

Gegen jene, die das Doku­ment nicht unter­schrei­ben soll­ten, wird ein kir­chen­recht­li­ches Ver­fah­ren ein­ge­lei­tet. Den sich wei­gern­den bel­gi­schen Broe­ders van Lief­de könn­te die Exkom­mu­ni­ka­ti­on dro­hen. Dem bel­gi­schen Ordens­zweig könn­te die Aner­ken­nung als katho­li­scher Orden ent­zo­gen wer­den. Durch die Ver­strickung in die Eutha­na­sie, so Stock­mann, sei die „katho­li­sche Iden­ti­tät des Ordens gefähr­det“. Katho­li­sche Ordens­leu­te, die die Eutha­na­sie för­dern und mit der Kul­tur des Todes kol­la­bo­rie­ren und sich damit der kirch­li­che Leh­re wider­set­zen, sei­en inak­zep­ta­bel, so der spa­ni­sche Kolum­nist Fran­cis­co Fer­nan­dez de la Cigoña.

Laut Catho­lic News Ser­vice hat­ten die bel­gi­schen Broe­ders van Lief­de um Bil­li­gung ihrer neu­en Eutha­na­sie­hal­tung ange­sucht. Als die bel­gi­schen Bischö­fe und der dama­li­ge Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, Ger­hard Kar­di­nal Mül­ler, sich dage­gen aus­spra­chen, setz­te sich der Hos­pi­tal­or­den dar­über hinweg.

Zum Hos­pi­tal­or­den der Broe­ders van Lief­de (Brü­der der Lie­be) sie­he den zwei­tei­li­gen Auf­satz von Fer­di­nand Boischot:

  1. Die „Broe­ders van Lief­de“ aus Bel­gi­en: von der cari­ta­ti­ven Kon­gre­ga­ti­on zum Sozialkonzern
  2. Die „Broe­ders van Lief­de“ aus Bel­gi­en: der cari­ta­ti­ve Haupt­or­den Belgiens 

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: La Cigüeña de la Torre/​InfoVaticana

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1 Kommentar

  1. Ich fra­ge mich hier schon, wie­so in die­sem spe­zi­el­len Fall inter­ve­niert wur­de, wenn an ande­rer Stel­le in Lebens­rechts­fra­gen Mit­wir­kungs­pflicht zu sehen ist ins­bes. durch das Umfeld des Papstes.
    Man kann von hier aus ggf. nicht genau fest­stel­len, wie weit Fran­zis­kus über­haupt in den ande­ren Fäl­len wei­sungs­ge­mäß betei­ligt ist oder ob sein Umfeld Hand­lungs­frei­heit hat und der Papst selbst nicht alles mit­be­kommt, was sich hin­ter sei­nem Rücken abspielt.

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