Muslime „wollen“ das Kolosseum, Zeugnis des christlichen Martyriums, für ihr Freitagsgebet


Kolosseum und Konstantinsbogen: Symbol des christlichen Martyriums und der Konstantinischen Wende. Nun wollen Muslime ihr Freitagsgebet dort abhalten. Anlaß ist das diesjährige Opferfest. Islamische Überlagerung des Christentums und Verdrängung?
Kolosseum und Konstantinsbogen: Symbol des christlichen Martyriums und der Konstantinischen Wende. Nun wollen Muslime ihr Freitagsgebet dort abhalten. Anlaß ist das diesjährige Opferfest. Islamische Überlagerung des Christentums und Verdrängung?

(Rom) Am 31. August beginnt das isla­mi­sche Opfer­fest 2017, das bis zum 4. Sep­tem­ber dau­ern wird.  Die mus­li­mi­sche Gemein­schaft von Rom will das Fest am berühm­ten Kolos­se­um fei­ern. Die Rui­ne ist nicht nur eines der bekann­te­sten Wahr­zei­chen der Stadt und Aus­druck der hoch­ent­wickel­ten Bau­kunst der anti­ken Römer, son­dern vor allem das Sym­bol des früh­christ­li­chen Martyriums.

Besetzung des Mailänder Domplatzes für das Freitagsgebet
Beset­zung des Mai­län­der Dom­plat­zes für das Freitagsgebet
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„Die Isla­mi­sie­rung erfolgt durch die Beset­zung des Rau­mes – in Mai­land wur­de das Frei­tags­ge­bet bereits publi­kums­wirk­sam auf dem Dom­platz vor der berühm­ten Kathe­dra­le abge­hal­ten -, son­dern auch die Über­nah­me von Ört­lich­kei­ten – je berühm­ter, desto bes­ser“, so die ita­lie­ni­sche Tages­zei­tung La Veri­tà . Dem Kolos­se­um kommt dabei beson­de­re Bedeu­tung zu. Die Isla­mi­sten haben in der Ver­gan­gen­heit beson­de­re histo­ri­sche Kennt­nis und vor allem Auf­merk­sam­keit für sym­bol­träch­ti­ge Orte bewie­sen. Das Kolos­se­um wur­de bereits mehr­fach auf Bil­dern und in Pro­pa­gan­da­vi­de­os des Isla­mi­schen Sta­aes (IS) gezeigt – kon­kret im Zusam­men­hang mit der Erobe­rung Roms.

Übernahme berühmter christlicher Orte

Die Stadt am Tiber ist den Isla­mi­sten beson­ders ver­haßt. Sie betrach­ten Rom – nicht etwa Washing­ton, Lon­don, Ber­lin oder Paris – als Haupt­stadt der Welt, weil die Ewi­ge Stadt der Sitz des Pap­stes ist. Ihn sehen die Dschi­ha­di­sten als Ober­haupt der Christenheit.

Am kom­men­den Frei­tag, möch­ten die Mus­li­me Roms ihr Frei­tags­ge­bet zum Opfer­fest „Eid al Adha“ am Kolos­se­um abhal­ten. Ein ent­spre­chen­der Antrag zur Durch­füh­rung einer „reli­giö­sen Ver­an­stal­tung“ wur­de an die römi­sche Stadt­ver­wal­tung gestellt. Dar­in heißt es, man wol­le damit auch „die Atten­ta­te von Bar­ce­lo­na ver­ur­tei­len“. Islam-Kri­ti­ker hegen Zwei­fel und sehen dar­in ein „Schein­be­grün­dung“, um die Chan­ce für die Bewil­li­gung zu erhöhen.

IS-Propaganda mit Kolosseum
IS-Pro­pa­gan­da mit Kolosseum

Den Antrag stell­te in die­sem Jahr die Gemein­schaft ben­ga­li­scher Mus­li­me, die von der Ver­ei­ni­gung Dhu­um­ca­tu ver­tre­ten wird. Laut ihrem Ansu­chen will sie den gesam­ten Außen­be­reich des Kolos­se­ums, die Via San Gre­go­rio samt dem Are­al rund um den Kon­stan­tins­bo­gen, für ihr Frei­tags­ge­bet beset­zen. Die­ser Raum ist bis­her all­jähr­lich mit dem Kreuz­weg des Pap­stes am Kar­frei­tag­abend ver­bun­den, der von Fern­seh­an­stal­ten in die gan­ze Welt über­tra­gen wird. Islam-Kri­ti­ker sehen in dem Antrag einen bewuß­ten Ver­such, sich eines berühm­ten histo­ri­schen Objekts, aber auch eines zutiefst christ­li­chen Sym­bols zu „bemäch­ti­gen“. Es gehe dabei um einen „Kampf der Bil­der“ und um die „Macht der Bilder“.

Politik und Religion fließen im Islam ineinander

Im Okto­ber 2016 hat­ten sich schon ein­mal 500 Mus­li­me in der Nähe des Kolos­se­ums zum „Gebet“ ver­sam­melt. In Wirk­lich­keit han­del­te es sich um eine Pro­test­kund­ge­bung gegen die Schlie­ßung zahl­rei­cher ille­ga­ler Moscheen in der ita­lie­ni­schen Haupt­stadt. Zugleich for­der­ten sie von der neu­en Bür­ger­mei­ste­rin Vir­gi­nia Rag­gi (Fünf-Ster­ne-Bewe­gung), daß die isla­mi­schen Gebets­stät­ten der Stadt in die Stadt­pla­nung mit­ein­be­zo­gen wer­den. Bereits damals lösten die Bil­der vom Gebets-Pro­test gemisch­te Reak­tio­nen aus. Der Vor­fall zeig­te vor allem, wie naht­los Poli­tik und Reli­gi­on im Islam inein­an­der­flie­ßen. Die Tages­zei­tung La Veri­tà  erin­ner­te damals an die Vor­her­sa­ge Mohammeds:

„Nach Kon­stan­ti­no­pel wird auch Rom dem Islam unter­wor­fen werden.“

Man müs­se gar nicht so weit zurück­ge­hen, mein­te ande­re. Es genü­ge die aktu­el­len Pro­pa­gan­da­vi­de­os des Isla­mi­schen Staa­tes (IS) anzu­schau­en, um die Bedeu­tung des Kolos­se­ums für den Dschi­had zu erken­nen. Sie zei­gen das Kolos­se­um unter der schwar­zen Fah­ne des IS oder in Flam­men. „Grund zu etwas Sor­ge besteht daher durch­aus“, so die ita­lie­ni­sche Jour­na­li­stin Sari­na Biraghi.

Der Spre­cher der Gro­ßen Moschee von Rom, Omar Cami­let­ti, beeil­te sich damals zu einer Stellungnahme:

„Es bestehen sym­bo­li­sche Risi­ken. Rom ist unse­re Stadt. Ein Image­scha­den für Rom wür­de auch uns tref­fen, wes­halb wir sol­che Kund­ge­bun­gen mißbilligen.“

Wirk­lich beru­hi­gen konn­ten die­se Wor­te nicht.

Genehmigung steht wegen Sicherheitsbedenken noch aus – Historisch-religiöse Anspielungen

Für das bean­trag­te Frei­tags­ge­bet am 1. Sep­tem­ber fehlt noch wegen Sicher­heits­be­den­ken die Bewil­li­gung durch den zustän­di­gen Quä­stor, den höch­sten Staats­be­am­ten in Rom. Er ist für die Sicher­heit zustän­dig und muß die Bewil­li­gung auch im Licht der jüng­sten Atten­ta­te und der IS-Dro­hun­gen gegen Papst Fran­zis­kus prü­fen müssen.

Die ben­ga­lisch-mus­li­mi­sche Ver­ei­ni­gung Dhu­um­ca­tu begrün­det auf ihrer Face­book-Sei­te den Antrag mit den Worten:

„Bei die­sem Fest geden­ken die Mus­li­me des Opfers, das der Pro­phet Abra­ham gebracht hat, der Frie­de sei mit ihm. Es wird für uns auch eine Gele­gen­heit sein, unse­re Empö­rung über die Atten­ta­te wie jene von Bar­ce­lo­na zum Aus­druck zu brin­gen. Die­se Kri­mi­nel­len sol­len wis­sen, daß sich jene nie als Mus­li­me betrach­ten kön­nen, die ande­re gefährden.“

Kolosseum in Flammen, davor IS-Fahnen
Kolos­se­um in Flam­men, davor IS-Fahnen

Dann heißt es aber mit histo­ri­schen und reli­giö­sen Anspie­lun­gen, man lade alle Römer zum Opfer­fest ein, denn die­ses [isla­mi­sche] Gebet „auf der alten Tri­umph­stra­ße Roms unter dem Tri­umph­bo­gen, den Kon­stan­tin dem Sieg über Maxen­ti­us in der Schlacht an der Mil­vi­schen Brücke gewid­met hat, wird zei­gen, was der Islam in der Pra­xis wirk­lich ist.“

Der Zusam­men­hang des isla­mi­schen Frei­tags­ge­bets mit einem histo­ri­schen Wen­de­punkt für die Chri­sten­heit und die euro­päi­sche Geschich­te, sei „nicht klar“, so La Veri­tà .

„Wer weiß, wie die Mus­li­me auf eine christ­li­che Pro­zes­si­on in oder neben der Al-Haram-Moschee in Mek­ka oder auf dem Tem­pel­berg in Jeru­sa­lem oder einem ande­ren für sie sym­bo­li­schen Ort reagie­ren wür­den? Aber kei­ne Sor­ge, die Gefahr eines sol­chen christ­li­chen ‚Eifers‘ besteht nicht – nicht ein­mal, um gegen den Ter­ro­ris­mus zu pro­te­stie­ren, auch nicht den islamischen.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​MiL

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