Kommunistisches China als „Modell“ für eine Antwort auf die „Globalisierung“? – Politikberater des Papstes in Peking


Politikberater des Papstes nennt Volksrepublik China als "Modell" für eine Antwort auf die "Globalisierung"
Politikberater des Papstes nennt Volksrepublik China als "Modell" für eine Antwort auf die "Globalisierung"

(Rom/​Peking) Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do, der eng­ste Mit­ar­bei­ter von Papst Fran­zis­kus in poli­ti­schen Fra­gen, ist in die Volks­re­pu­blik Chi­na gereist. Am Don­ners­tag bezeich­ne­te er das kom­mu­ni­sti­sche Regime in Peking als mög­li­ches „Modell, das wir brau­chen, um auf die Glo­ba­li­sie­rung zu antworten“.

Der „Mann des Papstes“ für die Politik

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Msgr. Mar­ce­lo Sor­on­do, Argen­ti­ni­er wie Papst Fran­zis­kus, ist für die poli­ti­sche Agen­da des Pap­stes zustän­dig. Offi­zi­ell ist er Kanz­ler der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten und auch der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten. Über die poli­ti­sche Aus­rich­tung des Pon­ti­fi­kats rät­seln Beob­ach­ter aller Art. Sanchez Sor­on­do knüpf­te und betreut die neu­en Kon­tak­te des Hei­li­gen Stuhls zur UNO und ande­ren inter­na­tio­na­len Insti­tu­tio­nen, eben­so zu poli­ti­schen Ver­wal­tern, dar­un­ter Bür­ger­mei­ster von Groß­städ­ten und zu poli­ti­schen Par­tei­en. Gemein­sam ist die­sen Kon­tak­ten, daß sie sich exklu­siv links der soge­nann­ten poli­ti­schen Mit­te bewe­gen. Sie rei­chen von links­li­be­ral bis linksradikal.

Seit 2015 wur­den vom Hei­li­gen Stuhl auch die Kon­tak­te zur Volks­re­pu­blik Chi­na inten­si­viert. Die Rede ist von einer „Neu­en Ost­po­li­tik“. Vor ihr warnt Hong Kongs eme­ri­tier­ter Bischof, Joseph Kar­di­nal Zen. Vor ihr zit­tert die katho­li­sche Unter­grund­kir­che im kom­mu­ni­sti­schen Groß­reich. Kar­di­nal Zen wirft dem Vati­kan vor, die Unter­grund­kir­che den kom­mu­ni­sti­schen Macht­ha­bern aus­zu­lie­fern und die Men­schen­rech­te dem Dia­log zu opfern. Zuletzt kam jedoch Sand ins Getrie­be, weil die Kom­mu­ni­sti­sche Par­tei gene­rell eine här­te­re Reli­gi­ons­po­li­tik for­mu­lier­te. Jüngst wur­de Par­tei­mit­glie­dern erneut ein­ge­schärft, weder einer Reli­gi­ons­ge­mein­schaft anzu­ge­hö­ren noch reli­gi­ös zu prak­ti­zie­ren. Andern­falls wer­de die Par­tei Straf­maß­nah­men ergreifen.
Vor die­sem Hin­ter­grund kommt dem Besuch des poli­ti­schen Bera­ters von Fran­zis­kus im „Reich der Mit­te“ beson­de­re Bedeu­tung zu.

Über den Besuch berich­te­te die Glo­bal Times in ihrer gest­ri­gen Aus­ga­be. Die Tages­zei­tung in eng­li­scher Spra­che steht dem Regime in Peking nahe und gehört zu einem par­tei­ei­ge­nen Ver­lag. Pres­se- und Mei­nungs­frei­heit gibt es im kom­mu­ni­sti­schen Groß­reich nicht.

Die Nach­rich­ten­agen­tur EFE spricht von einer wei­te­ren „Annä­he­rung“ zwi­schen dem chi­ne­si­schen Regime und dem Hei­li­gen Stuhl.

„Papst Franziskus liebt China. Wir hoffen, daß es eine große Zukunft hat“

Laut Glo­bal Times nahm Msgr. Sanchez Sor­on­do in Peking an einer Tagung über Organ­trans­plan­ta­tio­nen teil. Dabei beton­te er laut EFE in einer öffent­li­chen Erklä­rung „die Lie­be“ des Pap­stes für China.

„Papst Fran­zis­kus liebt Chi­na und liebt des­sen Volk und des­sen Geschich­te. Wir hof­fen, daß sie eine gro­ße Zukunft haben“.

Der Besuch des ein­fluß­rei­chen Vati­kan­ver­tre­ters scheint ein Gegen­be­such für den Auf­ent­halt des ehe­ma­li­gen stell­ver­tre­ten­den chi­ne­si­schen Gesund­heits­mi­ni­sters, Huang Jie­fu, im Vati­kan zu sein. Huang Jie­fu, Direk­tor des Natio­nal­ko­mi­tees für Organ­spen­den und Organ­trans­plan­ta­tio­nen, nahm im ver­gan­ge­nen Febru­ar in Rom an einer Tagung zum sel­ben The­ma teil, wie sie nun in Peking stattfindet.

Die gegen­sei­ti­gen Besu­che erfol­gen, so EFE, nach­dem Papst Fran­zis­kus den Wunsch zu einer „grö­ße­ren Annä­he­rung“ zu die Volks­re­pu­blik Chi­na geäu­ßert hat­te. Die katho­li­sche Kir­che in der Volks­re­pu­blik Chi­na ist gespal­ten in die rom­treue Unter­grund­kir­che und regi­me­hö­ri­ge Katho­li­ken, die von der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei in der soge­nann­ten Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung orga­ni­siert sind. Dazwi­schen gibt es einen brei­ten, flie­ßen­den Bereich.

Haupt­streit­punkt zwi­schen Rom und Peking sind seit 1949 die Bischofs­er­nen­nun­gen. Peking will die Kon­trol­le über die Ernen­nun­gen aus­üben und lehnt eigen­stän­di­ge Ent­schei­dun­gen des Hei­li­gen Stuhls ab. Der Vati­kan und die katho­li­sche Kir­che wur­den in der Ver­gan­gen­heit vom Regime als „aus­län­di­sche Macht“ ein­ge­stuft und ent­spre­chend feind­se­lig behandelt.

Bericht der Global Times im Wortlaut

Wört­lich schrieb das kom­mu­ni­sti­sche Pro­pa­gan­da­blattt Glo­bal Times:

„Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do. Kanz­ler der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten des Vati­kans, brach­te am Don­ners­tag den guten Wil­len von Papst Fran­zis­kus gegen­über Chi­na zum Ausdruck.

‚Papst Fran­zis­kus liebt Chi­na und liebt die Men­schen Chi­nas, sei­ne Geschich­te und Bevöl­ke­rung. Wir hof­fen, daß Chi­na eine gro­ße Zukunft hat‘, sag­te Sor­on­do, der an einer Tagung über Organ­spen­den und Organ­trans­plan­ta­tio­nen in Chi­na teilnimmt.

‚Chi­na könn­te ein Modell sein, das wir heu­te brau­chen, um auf die Glo­ba­li­sie­rung zu ant­wor­ten, ein Modell für die Wür­de und die Frei­heit des Men­schen, ein Modell für die Ver­nich­tung des neu­en Typs von Organ­skla­ven­han­dels‘, so Sorondo.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Glo­bal Times (Screen­shot)

 

 

 

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