Das Zweite Vatikanische Konzil und die Botschaft von Fatima


Das Zweite Vatikanische Konzil "war eine Katastrophe für die Kirche"
Das Zweite Vatikanische Konzil "war eine Katastrophe für die Kirche"

von Rober­to de Mattei*

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Rora­te Cae­li in eng­li­scher, Cor­ri­spon­den­za Roma­na in ita­lie­ni­scher, Katho​li​sches​.info in deut­scher Fas­sung und ande­re katho­li­sche Medi­en haben eine bemer­kens­wer­te Stel­lung­nah­me von Msgr. Atha­na­si­us Schnei­der über „das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil und sei­ne Inter­pre­ta­ti­on in Ver­bin­dung mit der aktu­el­len Kir­chen­kri­se“ ver­öf­fent­licht. Laut dem Weih­bi­schof von Ast­a­na war das Zwei­te Vati­ca­num ein Pasto­ral­kon­zil, des­sen Tex­te im Licht der immer­wäh­ren­den Leh­re der Kir­che zu lesen und zu bewer­ten ist.

„Von einem objek­ti­ven Stand­punkt aus haben Aus­sa­gen des Lehr­am­tes (Päp­ste und Kon­zi­le) defi­ni­ti­ven Cha­rak­ters mehr Wert und mehr Gewicht als Aus­sa­gen pasto­ra­len Cha­rak­ters, wel­che natur­ge­mäß eine ver­än­der­li­che und zeit­li­che Eigen­schaft haben, die von geschicht­li­chen Umstän­den oder seel­sorg­li­chen Not­wen­dig­kei­ten bestimm­ter Zei­ten abhän­gen, wie es auf die mei­sten Aus­sa­gen des II. Vati­can­ums zutrifft.“

Auf den Arti­kel von Msgr. Schnei­der folg­te am 31. Juli ein aus­ge­wo­ge­ner Kom­men­tar von P. Ange­lo Cita­ti FSSPX, laut dem die Posi­ti­on des deut­schen Bischofs sehr an jene erin­nert, die  von Msgr. Mar­cel Lefeb­v­re bestän­dig ver­tre­ten wurde:

„Zu sagen, daß die Kon­zils­do­ku­men­te ‚im Licht der Tra­di­ti­on‘ zu bewer­ten sind, meint offen­sicht­lich drei untrenn­ba­re Din­ge: daß wir jene akzep­tie­ren, die mit der Tra­di­ti­on über­ein­stim­men; daß wir jene gemäß der Tra­di­ti­on inter­pre­tie­ren, die zwei­deu­tig sind; daß wir jene zurück­wei­sen, die der Tra­di­ti­on wider­spre­chen“ (Msgr. Mar­cel Lefeb­v­re: Mons. M. Lefeb­v­re, Vi trasmet­to quello che ho rice­vu­to. Tra­di­zio­ne peren­ne e futu­ro del­la Chie­sa, hrsg. von Ales­san­dro Gnoc­chi und Mario Pal­ma­ro, Sug­ar­co Edi­zio­ni, Mai­land 2010, S. 91).

Da auf der offi­zi­el­len Inter­net­sei­te des Ita­lie­ni­schen Distrikts ver­öf­fent­licht, hilft uns der Arti­kel von P. Cita­ti auch, zu ver­ste­hen, was die Grund­la­ge einer Ver­stän­di­gung zur Regu­lie­rung der kano­ni­schen Situa­ti­on der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. sein könn­te. Es ist hin­zu­zu­fü­gen, daß auf theo­lo­gi­scher Ebe­ne zur Inter­pre­ta­ti­on der Tex­te des Zwei­ten Vati­ca­num alle Unter­schei­dun­gen vor­ge­nom­men wer­den kön­nen und sol­len, das ein legi­ti­mes Kon­zil war: das 21. öku­me­ni­sche Kon­zil der katho­li­schen Kir­che. Sei­ne Doku­men­te kön­nen von Fall zu Fall als pasto­ral oder dog­ma­tisch, pro­vi­so­risch oder defi­ni­tiv, als mit der Tra­di­ti­on über­ein­stim­mend oder von die­ser abwei­chend defi­niert werden.

Msgr. Bru­ne­ro Gherar­di­ni bie­tet uns in sei­nen letz­ten Wer­ken ein Bei­spiel dafür, wie ein theo­lo­gi­sches Urteil arti­ku­liert wer­den kann, wenn es prä­zi­se sein will [ll Con­ci­lio Vati­ca­no II un dis­cor­so da fare, Casa Maria­na, Fri­gen­to 2009; eben­so Un Con­ci­lio man­ca­to, Lin­dau, Turin 2011). Jeder Text hat für den Theo­lo­gen eine ande­re Qua­li­tät, einen unter­schied­li­chen Auto­ri­täts­grad und eben­so eine unter­schied­li­che Ver­bind­lich­keit. Die Debat­te ist daher offen.

Auf der histo­ri­schen Ebe­ne stell­te das Zwei­te Vati­ca­num aber einen nicht zer­leg­ba­ren Block dar. Es hat sei­ne Ein­heit, sein Wesen und sei­ne Natur. Betrach­tet man sei­ne Wur­zeln, sei­nen Ablauf und sei­ne Fol­gen, so kann es in Men­ta­li­tät und Spra­che als eine Revo­lu­ti­on bezeich­net wer­den, die tief­grei­fend das Leben der Kir­che ver­än­dert hat, indem durch sie eine nie dage­we­se­ne reli­giö­se und mora­li­sche Kri­se ein­ge­lei­tet wur­de. Das theo­lo­gi­sche Urteil kann ver­schwom­men und ver­ständ­nis­voll sein, das histo­ri­sche Urteil aber ist gna­den­los und ohne Wenn und Aber. Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil war nicht ein ver­fehl­tes oder geschei­ter­tes Kon­zil: Es war eine Kata­stro­phe für die Kirche.

Nach­dem in die­sem Jahr der 100. Jah­res­tag der Erschei­nun­gen von Fati­ma statt­fin­det, wol­len wir uns auf die­sen Punkt kon­zen­trie­ren. Als im Okto­ber 1962 das Zwei­te Vati­ca­num eröff­net wur­de, erwar­te­ten sich die Katho­li­ken der gan­zen Welt die Bekannt­ga­be des Drit­ten Geheim­nis­ses und die Wei­he Ruß­lands an das Unbe­fleck­te Herz Mari­ens. Die Blaue Armee von John Haf­fert (1915–2001) hat­te seit Jah­ren eine mas­si­ve Kam­pa­gne in die­sem Sinn durchgeführt.

Wel­che geeig­ne­te­re Gele­gen­heit soll­te es für Johan­nes XXIII. (gestor­ben 3. Juni 1963), Paul VI. und die rund 3.000 Bischö­fe geben, die sich im Herz der Chri­sten­heit um sie ver­sam­melt hat­ten, als in ein­mü­ti­ger und fei­er­li­cher Wei­se den Wün­schen der Got­tes­mut­ter zu ent­spre­chen? Am 3. Febru­ar 1964 über­gab Msgr. Geral­do de Proen­ça Sig­aud per­sön­lich Paul VI. eine von 510 Ober­hir­ten aus 78 Staa­ten unter­schrie­be­ne Peti­ti­on, mit der der Papst gera­de­zu ange­fleht wur­de, gemein­sam mit allen Bischö­fen die Welt, und auf aus­drück­li­che Wei­se Ruß­land, dem Unbe­fleck­ten Her­zen Mari­ens zu wei­hen. Der Papst und die Mehr­heit der Bischö­fe igno­rier­ten den Appell. Wenn die gefor­der­te Wei­he voll­zo­gen wor­den wäre, wäre ein Gna­den­strom auf die Mensch­heit her­ab­ge­kom­men. Es hät­te eine Bewe­gung zurück zum Natur­recht und zum christ­li­chen Recht eingesetzt.

Der Kom­mu­nis­mus wäre vie­le Jah­re frü­her gestürzt und nicht nur zum Schein, son­dern echt und wirk­lich. Ruß­land hät­te sich bekehrt, und die Welt hät­te eine Epo­che des Frie­dens und der Ord­nung erlebt. Die Got­tes­mut­ter hat­te es so ver­spro­chen. Die nicht erfolg­te Wei­he ermög­lich­te es, daß Ruß­land sei­ne Irr­tü­mer wei­ter in der Welt ver­brei­ten konn­te, und daß die­se Irr­tü­mer die Spit­zen der Kir­che erreich­ten und eine schreck­li­che Stra­fe über die gan­ze Mensch­heit brin­gen. Paul VI. und die Mehr­heit der Kon­zils­vä­ter haben eine histo­ri­sche Ver­ant­wor­tung auf sich gela­den, deren Kon­se­quen­zen wir heu­te zu ermes­sen beginnen.

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt in deut­scher Über­set­zung: Ver­tei­di­gung der Tra­di­ti­on: Die unüber­wind­ba­re Wahr­heit Chri­sti, mit einem Vor­wort von Mar­tin Mose­bach, Alt­öt­ting 2017.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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