„La Repubblica“ eröffnet Jagd auf den neuen Glaubenspräfekten


"La Repubblica" und die Politik der verbrannten Erde
"La Repubblica" und die Politik der verbrannten Erde

(Rom) Papst Fran­zis­kus ernann­te am ver­gan­ge­nen Sams­tag einen neu­en Glau­bens­prä­fek­ten, um den alten los­zu­wer­den. Auf­grund die­ser „Not­wen­dig­kei­ten“ wur­de die bis­he­ri­ge Num­mer Zwei der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re von Fran­zis­kus zur Num­mer Eins gemacht. Am Mon­tag eröff­ne­te die ein­zi­ge Tages­zei­tung, die der Papst regel­mä­ßig liest, bereits die Jagd auf den neu­en Glaubenspräfekten.

La Repubblica mißbilligt Ernennung Ladarias zum Glaubenspräfekten

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Kuri­en­erz­bi­schof Luis Lada­ria SJ genießt in sei­ner Hei­mat Spa­ni­en den guten Ruf der Recht­gläu­big­keit. Abge­se­hen von den unge­wöhn­li­chen Umstän­den sei­ner Ernen­nung wur­de die­se weit­ge­hend posi­tiv auf­ge­faßt. Die Ent­schei­dung des Pap­stes folg­te offen­kun­dig tak­ti­schen Über­le­gun­gen, um die Abset­zung von Kar­di­nal Mül­ler nicht in einen Auf­stand mün­den zu las­sen. Nicht beein­drucken konn­te Fran­zis­kus damit La Repubbli­ca, das Flagg­schiff des ita­lie­ni­schen Links­jour­na­lis­mus. Die ein­zi­ge Tages­zei­tung, die der Papst – laut eige­nen Anga­ben – täg­lich liest, ließ dem Kir­chen­ober­haupt bereits am Mon­tag eine „Bot­schaft“ zukom­men: eine Miß­bil­li­gung der Ernen­nung Ladarias.

Für La Repubbli­ca ist der neue Glau­bens­prä­fekt in jedem Fall „zu kon­ser­va­tiv“. Zudem besteht eine grund­sätz­li­che Aver­si­on gegen das Insti­tut der ehe­ma­li­gen Hei­li­gen Inqui­si­ti­on. So schreibt es La Repubbli­ca natür­lich nicht. Sie greift zum Schmutz­kü­bel und geht den „alt­be­währ­ten“ Weg der Denun­zia­ti­on. „Pädo­phi­lie: ein Schat­ten auf Bischof Lada­ria“, lau­tet die Schlag­zei­le, und das gleich auf der Titel­sei­te. Dazu wur­de das Archiv­bild einer Kund­ge­bung vor dem Peters­dom gegen sexu­el­len Miß­brauch durch Kle­ri­ker abge­druckt. Auf den Spruch­ta­feln ist die Auf­schrift: „Kir­che ohne Miß­brauch“ zu lesen. Der eigent­li­che Arti­kel fin­det sich auf Sei­te 15, rechts. Der Titel lau­tet: „Er hat den pädo­phi­len Prie­ster nicht ange­zeigt. Der Schat­ten auf dem Chef des Hei­li­gen Offiziums“.

Der Fall des Ex-Priesters Gianni Trotta

Einer der bei­den Autoren ist der Ent­hül­lungs­jour­na­list Emi­lia­no Fit­ti­pal­di, der im Zusam­men­hang mit dem Vati­leaks 2-Skan­dal vom Vati­kan vor Gericht gestellt wur­de. Ihm wur­de vor­ge­wor­fen, in sei­nem Ende 2015 erschie­ne­nen Buch „Ava­ri­zia“ (Hab­sucht) ver­trau­li­che Doku­men­te aus dem Vati­kan ver­öf­fent­licht zu haben. Da ihm sonst kei­ne Straf­tat nach­ge­wie­sen wer­den konn­te, wur­de er vor einem Jahr frei­ge­spro­chen, wäh­rend die Vati­kan­mit­ar­bei­ter, die ihn und einen wei­te­ren Jour­na­li­sten mit den Doku­men­ten belie­fert hat­ten, der spa­ni­sche Prä­lat Lucio Angel Val­le­jo Bal­da und die umtrie­bi­ge PR-Frau Fran­ce­s­ca Chaou­qui, ver­ur­teilt wurden.

La Repubblica hat zum Halali gegen den neuen Glaubenspräfekten geblasen
La Repubbli­ca hat zum Hala­li gegen den neu­en Glau­bens­prä­fek­ten geblasen

Die kata­la­ni­sche Tages­zei­tung La Van­guar­dia über­nahm den Repubbli­ca-Arti­kel und titel­te: „Neue Kri­se im Vati­kan: Lada­ria, jüng­ste Ernen­nung des Pap­stes, deck­te einen Fall von Päd­era­stie. Schat­ten über dem neu­en Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on“. Dabei geht es um den Fall eines ita­lie­ni­schen Prie­sters namens Gian­ni Trot­ta, der 2012 von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ver­ur­teilt und aus dem Kle­ri­ker­stand ent­las­sen wur­de. Trot­ta ver­such­te sich anschlie­ßend als Fuß­ball­trai­ner und miß­brauch­te als sol­cher min­der­jäh­ri­ge Kin­der. Im Früh­jahr 2015 wur­de er ver­haf­tet und von einem ita­lie­ni­schen Straf­ge­richt zu acht Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt. Der Fall war von Repubbli­ca und dem Wochen­ma­ga­zin L’Espresso im ver­gan­ge­nen Febru­ar in gro­ßer Auf­ma­chung berich­tet worden.

Die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on mach­te dem damals 49jährigen Trot­ta 2009 den Pro­zeß, der mit der Höchst­stra­fe, der Lai­sie­rung ende­te. Repubbli­ca erhebt den Vor­wurf, daß Trot­ta zwar vom Vati­kan ver­ur­teilt, das Urteil aber nicht öffent­lich bekannt­ge­macht wor­den sei. Auf die­se Wei­se sei­en die Men­schen in eini­gen klei­nen Orten Apu­li­ens nicht vor­ge­warnt gewe­sen. Zudem habe sich Trot­ta, der als Trai­ner von Kin­der­mann­schaf­ten aktiv wur­de, sich wei­ter­hin als Prie­ster aus­ge­ge­ben, um das Ver­trau­en zu erschleichen.

Die straf­recht­lich rele­van­ten Miß­brauchs­fäl­le sind alle nach sei­ner Lai­sie­rung began­gen wor­den. Das gilt für den Miß­brauch eines elf­jäh­ri­gen Jun­gen, für den er in erster Instanz zu acht Jah­ren ver­ur­teilt wur­de. Das gilt auch für wei­te­re Miß­brauchs­fäl­le, bei denen es um die Her­stel­lung und Ver­brei­tung von kin­der­por­no­gra­phi­schem Mate­ri­al geht, für die er sich dem­nächst vor Gericht ver­ant­wor­ten muß. Repubbli­ca erhebt den Vor­wurf, daß sie viel­leicht ver­hin­dert wer­den hät­ten kön­nen, wenn der Vati­kan den Fall öffent­lich publik gemacht hät­te. Die Tages­zei­tung geht sogar soweit, Lada­ria vor­zu­wer­fen, einen Fall von Pädo­phi­lie „ver­tuscht“ zu haben. Der Begriff Ver­tu­schung wird hier über­stra­pa­ziert, da Lada­ria nicht an der Ver­tu­schung, son­dern der Ver­ur­tei­lung Trot­tas betei­ligt war. Die Ankla­ge zielt daher mehr auf einen mora­li­schen Vorwurf.

Politik der verbrannten Erde von La Repubblica

Das Lai­sie­rungs­de­kret des Jah­res 2012 wur­de vom dama­li­gen Glau­bens­prä­fek­ten Kar­di­nal Leva­da und von Lada­ria unter­zeich­net, der damals bereits Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on war. Repubbli­ca macht aus der Ver­ur­tei­lung jedoch eine Ver­tu­schung. Die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on hät­te Trot­ta laut Repubbli­ca öffent­lich an den Pran­ger stel­len müs­sen. Eine zwei­fel­haf­te For­de­rung aus­ge­rech­net an die Kir­che, in der eine Maxi­me lau­tet, hart gegen die Sün­de, aber mil­de gegen­über dem Sün­der zu sein. Das Getö­se von Repubbli­ca zielt daher wohl mehr auf etwas ande­res ab.

Der neue Glau­bens­prä­fekt, Kuri­en­erz­bi­schof Luis Lada­ria Fer­rer, ist der brei­ten Öffent­lich­keit, auch den mei­sten Katho­li­ken, so gut wie unbe­kannt. Der Repubbli­ca-Arti­kel garan­tiert, daß sein Name sofort in einen nega­ti­ven Zusam­men­hang gebracht wird. „Der Prä­fekt brach­te den pädo­phi­len Ex-Prie­ster nicht zur Anzei­ge“, „Ver­tu­schung eines Pädo­phi­lie-Skan­dals“ lau­ten die über Medi­en und sozia­le Netz­wer­ke ver­brei­te­ten Schlag­zei­len. Ein Image­scha­den, der kaum mehr gut­ge­macht wer­den kann. Was bezweckt La Repubbli­ca mit dem sofor­ti­ge Hala­li auf den neu­ernann­ten Glaubenspräfekten?

Als Papst Fran­zis­kus gewählt wur­de, war Euge­nio Scal­fa­ri, der Grün­der und Über­va­ter von La Repubbli­ca sein bevor­zug­ter Gesprächs­part­ner. Das Ergeb­nis sind meh­re­re Inter­views und Leit­ar­ti­kel von zwei­fel­haf­tem Inhalt. Inzwi­schen ist es ruhi­ger gewor­den, weil der beken­nen­de Athe­ist aus einer Fami­lie mit alter frei­mau­re­ri­scher Tra­di­ti­on, den Papst Fran­zis­kus „nicht bekeh­ren will“, bereits im 94. Lebens­jahr steht.

Tat­sa­che ist, das ist die Bot­schaft, daß La Repubbli­ca die Ent­las­sung von Kar­di­nal Mül­ler mit Genug­tu­ung zur Kennt­nis genom­men und die Jagd auf sei­nen Nach­fol­ger eröff­net hat.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: La Repubbli­ca (Screen­shots)

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