7.000 US-Ordensfrauen verteidigen die Obamacare (und die Abtreibung)


NETWORK - US-Ordensfrauen als Linksaktivistinnen
NETWORK - US-Ordensfrauen als Linksaktivistinnen

(Washing­ton) Mehr als 7.000 Ordens­frau­en in den USA haben einen Auf­ruf an die repu­bli­ka­ni­schen Sena­to­ren gerich­tet, die Oba­mac­a­re, die Gesund­heits­re­form des ehe­ma­li­gen demo­kra­ti­schen US-Prä­si­den­ten Barack Oba­ma, unan­ge­ta­stet zu las­sen, weil alles andere„unmoralisch und gegen die Leh­ren unse­res katho­li­schen Glau­bens wäre“. In Wirk­lich­keit ver­stößt die Oba­mac­a­re in grund­le­gen­den Punk­ten gegen die Moral­leh­re der Kir­che, beson­ders durch sei­ne För­de­rung der Tötung unge­bo­re­ner Kin­der. Der amtie­ren­de US-Prä­si­dent Donald Trump möch­te Tei­le der Oba­mac­a­re durch den Better Care Recon­ci­lia­ti­on Act (BCRA) ersetzen.

Katholische Frauenorden in den USA

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Um das Ver­hal­ten der Ordens­frau­en zu ver­ste­hen, muß kurz die Situa­ti­on der katho­li­schen Frau­en­or­den in den USA dar­ge­stellt wer­den. Die­se zer­fal­len in zwei Groß­grup­pen. Mehr als Drei­vier­tel der Orden sind in einem pro­gres­si­ven Dach­ver­band, der Lea­der­ship Con­fe­rence of Women Reli­gious (LCWR), zusam­men­ge­schlos­sen. Das Durch­schnitts­al­ter im LCWR liegt bei 75 Jah­ren. 2012 kri­ti­sier­te die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, daß die LCWR dem „radi­ka­len Femi­nis­mus“ nahe­ste­he und meh­re­ren Punk­ten Posi­tio­nen ver­tritt, die im Wider­spruch zur kirch­li­chen Leh­re ste­hen. Unter Papst Bene­dikt XVI. wur­de der Ver­band dis­zi­pli­niert, was aber nicht bedeu­tet, daß die abwei­chen­den Mei­nun­gen ver­schwun­den wären. Aus den Rei­hen der LCWR stam­men poli­ti­sie­ren­de Ordens­frau­en, die sich vor Atom­kraft­wer­ken anket­ten, auf der Stra­ße für die Abtrei­bung und für die Homo-„Ehe“ demon­strie­ren, die dar­über dis­ku­tie­ren, ob sie über­haupt noch Prie­ster, da Män­ner, in ihre Klö­ster ein­las­sen sol­len, um die Hei­li­ge Mes­se zu zele­brie­ren oder ob sie sich auch lit­ur­gisch selbst genü­gen, die das Frau­en­prie­ster­tum for­dern, die die Got­tes­sohn­schaft Jesu Chri­sti anzwei­feln und über­haupt die Exi­stenz eines per­so­na­len Got­tes, statt des­sen aber ein Sam­mel­su­ri­um an Ele­men­ten ande­rer Reli­gio­nen, der Gno­sis und des New Age in ihre Klö­ster einließen.

1992 schlos­sen sich die glau­bens­treu­en Orden des­halb in einem eige­nen Dach­ver­band, dem Coun­cil of Mayor Supe­ri­ors of Women Reli­gious (CMSWR) zusam­men. Das Durch­schnitts­al­ter im

NETWORK – Gruppe radikaler Feministinnen

Inner­halb des LCWR gibt es eini­ge radi­ka­le Grup­pen, die sich vor­wie­gend poli­ti­schen Akti­vis­mus auf die Fah­ne geschrie­ben haben. Zu die­sen gehört das soge­nann­te NETWORK, eine Orga­ni­sa­ti­on von Ordens­frau­en, die sich als „Lob­by für sozia­le Gerech­tig­keit“ ver­steht. Eine ihrer Initia­ti­ven sind die Nuns on the Bus, ein Bus, der in den USA unter­wegs ist, um ihre Ideen zu verbreiten.

Simone Campbell, Abtreibung "geht nur die Frau etwas an"
Simo­ne Camp­bell, Abtrei­bung „geht nur die Frau etwas an“

Vor­sit­zen­de von NETWORK Lob­by for Catho­lic Social Justi­ce ist Sr. Simo­ne Camp­bell SSS, die in den USA als „Libe­ral Acti­vist Nun“ (zu deutsch: Lin­ke Akti­vi­sten­non­ne) bekannt ist. 2012 trat die heu­te 72 Jah­re alte Sister of Social Ser­vice (SSS) als Red­nern beim Wahl­kon­greß der Demo­kra­ti­schen Par­tei auf und warb für die Wie­der­wahl von Barack Oba­ma zum Prä­si­den­ten der USA. Als Papst Fran­zis­kus im Sep­tem­ber 2015 die USA besuch­te, wur­de er auch im Wei­ßen Haus emp­fan­gen. Oba­ma, damals noch US-Prä­si­dent lud zahl­rei­che Gäste zu dem Emp­fang ein, dar­un­ter auch Simo­ne Camp­bell, die sich vor allem als Abtrei­bungs- und Homo-Akti­vi­stin einen Namen gemacht hat­te. Die Gäste­li­sten wur­den, wie es diplo­ma­ti­sche Sit­te ist, zuvor dem Hei­li­gen Stuhl vor­ge­legt. Die­ser mach­te kei­ne Ein­wän­de gegen die Ein­la­dung von Sr. Camp­bell geltend.

Seit 2004 ist Camp­bell Geschäfts­füh­re­rin von NETWORK, einer 1971 von libe­ra­len katho­li­schen Ordens­frau­en gegrün­de­ten Ver­ei­ni­gung femi­ni­sti­scher Prä­gung zur „Umset­zung der Refor­men des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils“. Die Ziel­set­zun­gen waren weit von dem ent­fernt, was das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil in sei­nen Doku­men­ten aus­ge­sagt hat­te. Sie ähnel­ten dafür um so mehr der lin­ken Bürgerrechts‑, Frau­en- und Frie­dens­be­we­gung, die ab 1968 von sich reden mach­te. Die Grup­pe ver­netz­te sich eng mit der Demo­kra­ti­schen Par­tei der USA und konn­te Polit­pro­mi­nenz wie Ted Ken­ne­dy, Wal­ter Mon­da­le und Joseph Biden bei ihren Tagun­gen begrü­ßen. 2001 ver­lieh US-Prä­si­dent Bill Clin­ton einer Grün­de­rin von NETWORK, der Ordens­frau Carol Coston die zweit­höch­ste Aus­zeich­nung der USA, die Pre­si­den­ti­al Citi­zens Medal.

Obamacare: Förderung der Abtreibung, die Ordensfrauen kaltläßt

Die Oba­mac­a­re bedeu­tet nicht, wie in Euro­pa immer wie­der zu hören ist, daß „alle“, beson­ders „die Armen“ end­lich über eine staat­lich garan­tier­te Gesund­heits­ver­sor­gung ver­fü­gen. Eine medi­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung gab es bereits vor Oba­ma und zwar genau seit der Amts­zeit des Repu­bli­ka­ners Ronald Rea­gan. Es gab eige­ne staat­li­che Pro­gram­me für Arme, für Alte, für Kin­der und für Vete­ra­nen. Die Oba­mac­a­re erfaß­te vor allem häu­fi­ge „Job­wechs­ler“ und zeit­lich begrenz­te Arbeitsplätze.

An die­ser Stel­le soll nicht über die Oba­mac­a­re an sich gespro­chen wer­den. Tei­le davon wur­den von den US-Bischö­fen sei­ner­zeit begrüßt, aber ande­re Tei­le ent­schie­den abge­lehnt. Es soll nicht um die Kosten gehen, die in die Höhe getrie­ben wur­den und nicht um die Arbeits­plät­ze, die durch Oba­mas Gesund­heits­re­form ver­lo­ren­gin­gen. Auch nicht, daß die Nutz­nie­ßer vor allem die Kran­ken­ver­si­che­run­gen sind. Die Neu­re­ge­lung betrifft vor allem die Arbeit­ge­ber, die gezwun­gen sind, Kran­ken­ver­si­che­run­gen für die Arbeit­neh­mer zu garan­tie­ren. Wer sich nicht an die neu­en Regeln hält, muß hohe Geld­stra­fen zahlen.

Der mora­li­sche Teu­fel steckt im Detail. Zwin­gend mit der Kran­ken­ver­si­che­rungs­pflicht für Arbeit­neh­mer schrieb Oba­ma fest, daß die „Dienst­lei­stun­gen“ auch Ver­hü­tung und Abtrei­bung umfas­sen müs­sen. Die­ser Zwang führ­te zu zahl­rei­chen Kon­flik­ten mit kirch­li­chen oder gläu­bi­gen Arbeit­ge­bern, die durch die Oba­mac­a­re gegen ihren Wil­len in das Abtrei­bungs­sy­stem ver­strickt wur­den. Laut einer Stu­die des Con­gres­sio­nal Bud­get Office (CBO), eines Kon­troll­organs des US-Par­la­ments für den Bun­des­haus­halt, hat sich die Gesamt­zahl der Nicht-Ver­si­cher­ten durch die Oba­mac­a­re nur gering­fü­gig auf nun­mehr etwas mehr als zehn Pro­zent ver­rin­gert. Im Bereich der Klein­be­trie­be und zeit­lich begrenz­ter Tätig­kei­ten gin­gen aller­dings wegen der Kosten für die Kran­ken­ver­si­che­rung zahl­rei­che Arbeits­plät­ze verloren.

Haupt­aus­wir­kung der Oba­mac­a­re ist, laut CBO, eine Umver­tei­lung von mehr als 1.100 Mil­li­ar­den Dol­lar, die von den Bei­trags­zah­lern in die Taschen der Kran­ken­ver­si­che­run­gen gewan­dert sind.

Die mehr als 7.000 pro­gres­si­ven Ordens­frau­en, die nament­lich den Auf­ruf an die Sena­to­ren rich­te­ten, den Bet­ter Care Recon­ci­lia­ti­on Act (BCRA) von US-Prä­si­dent Trump abzu­leh­nen, stö­ren sich nicht an der Abtrei­bungs­för­de­rung. Für sie ist Abtrei­bung kein mora­li­sches, son­dern ein sozia­les Pro­blem. Wür­de „sozia­le Gerech­tig­keit“ herr­schen, gäbe es kei­ne Abtrei­bung. Eine Sicht­wei­se, die nach 44 Jah­ren der Abtrei­bungs­le­ga­li­sie­rung erschreckend rea­li­täts­fremd ist. Sie läßt eine bedenk­li­che ideo­lo­gi­sche Blind­heit erken­nen, da der Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che (KKK) die Posi­ti­on der Kir­che aus­rei­chend deut­lich darlegt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: NETWORK/​InfoVaticana (Screen­shots)

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7 Kommentare

  1. Soll­te man hier noch von Ordens­frau­en spre­chen? Wie wei­se war die Kir­che doch vor dem Kon­zil, die Frau­en­or­den unter stren­ger Auf­sicht der Hier­ar­chie zu halten.

    • Bringt aber nichts, wenn die gesam­te Hier­ar­chie vom wah­ren Glau­ben abge­fal­len ist! Die sog. Non­nen sind ja kein Ein­zel­fall – wo man hin­schaut – an allen Ecken und Enden nur Häre­sie und Apostasie.

  2. Ich den­ke nicht, dass es in die­sem Zusam­men­hang sinn­voll ist, in der Über­schrift von „Ordens­frau­en“ zu spre­chen. Sowie „Homo-Ehe“ für mich auch kei­ne Ehe ist. Dif­fe­ren­zie­rung tut not, um die (Zeit)geister zu schei­den. Auch wenn es manch­mal umständ­lich ist.

  3. Wäre ich der zustän­di­ger Bischof, wür­de ich sol­che „Non­nen“ wegen Sün­den­be­för­de­rung und Füh­rung der Gläu­bi­ger in die Irre exkom­mu­ni­zie­ren. Was die­se „Non­nen“ machen ist gar nicht katholisch.

  4. In dem Arti­kel ist lei­der ein inter­es­san­tes Stück Text weg­ge­bro­chen, und wohl wo es über das Durch­schnitts­al­ter der Schwe­stern in dem kon­ku­rie­ren­dem kon­ser­va­ti­ven Schwe­stern­ver­band (CMSWR) geht:
    tat­säch­lich liegt das Durch­schnitts­al­ter hier etwa 40 Jah­ren unter dem des moder­ni­sti­schen LCWR, und fin­den im Augen­blick etwa 4 Fünf­tel aller Ein­trit­te in den kon­ser­va­ti­ven Orden statt.
    De fac­to wird in etwa 15 bis 20 Jah­ren der moder­ni­sti­sche Spuk schon rein demo­gra­fisch vor­bei sein.
    Das erklärt auch den gewal­ti­gen Lärm, der jetzt ver­an­stal­tet wird- weil es bald nicht mehr mög­lich ist.

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