Spitze des Malteserordens präsentiert sich dem Papst „völlig anders“ – in Zivil


Statthalter Fra Dalla Torre bei Papst Franziskus
Statthalter Fra Dalla Torre bei Papst Franziskus

(Rom) Am ver­gan­ge­nen Frei­tag, 23. Juni, wur­de die neue Füh­rungs­spit­ze des Mal­te­ser­or­dens von Papst Fran­zis­kus in Audi­enz emp­fan­gen. Ange­führt wur­de die Dele­ga­ti­on des groß­mei­ster­lo­sen Ordens vom Statt­hal­ter des Groß­mei­sters, Gia­co­mo Graf Dal­la Tor­re del Tem­pio di San­gui­net­to, der am ver­gan­ge­nen 29. April für ein Jahr gewählt wurde.

Malteserorden vor der "bagarre"
Mal­te­ser­or­den vor der „bagar­re
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Vati­can Insi­der, die vom päpst­li­chen Haus­va­ti­ka­ni­sten Andrea Tor­ni­el­li gelei­te­te Nach­rich­ten­platt­form, berich­te­te noch am sel­ben Tag begei­stert über den Emp­fang. Dabei leg­te die Sei­te beson­de­ren Wert auf die Fest­stel­lung, daß die Dele­ga­ti­on nicht in der Uni­form der Rit­ter, son­dern in Zivil­klei­dung vor dem Papst erschie­nen war.

Der bald 1000 Jah­re alte Orden hat dra­ma­ti­sche Mona­te hin­ter sich. Anfang Dezem­ber 2016 kam es zum offe­nen Kon­flikt zwi­schen dem damals amtie­ren­den Groß­mei­ster Fra Mathew Fest­ing und Groß­kanz­ler Albrecht Frei­herr von Boe­se­la­ger. Fest­ing ent­ließ Boe­se­la­ger, der Unter­stüt­zung beim vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­at und bei Papst Fran­zis­kus fand. Der Groß­mei­ster beharr­te auf der Sou­ve­rä­ni­tät des Ordens in einer ordens­in­ter­nen Fra­ge. Papst Fran­zis­kus sah das anders. Als er Ende Janu­ar den Groß­mei­ster in Audi­enz emp­fing, geschah dies weni­ger, um Fra Fest­ing Mög­lich­keit zu geben, sei­ne Posi­ti­on dar­zu­le­gen, son­dern um ihm ein Ulti­ma­tum zu stel­len. Der Groß­mei­ster zog die Kon­se­quen­zen und trat zurück.

Dramatischer Konflikt nur eine „bagarre“?

Das vati­ka­ni­sche Staats­se­kre­ta­ri­at setz­te zugleich „im Namen des Pap­stes“ Boe­se­la­ger wie­der als Groß­kanz­ler ein. Bis zur Wahl eines neu­en Groß­mei­sters wird Fra Dal­la Tor­re – vor­erst für ein Jahr – als Statt­hal­ter die Auf­ga­ben des Ordens­ober­haup­tes über­neh­men. Die eigent­li­chen Ent­schei­dun­gen fal­len auf der Ach­se Boe­se­la­ger – Staatssekretariat.

Malteserorden nach der "bagarre"
Mal­te­ser­or­den nach der „bagar­re

Die Audi­enz des Pap­stes fand tra­di­tio­nell am Vor­tag zum Fest des hei­li­gen Johan­nes des Täu­fers statt, dem Patron des Ordens. The­men waren „die Reform des Ordens und huma­ni­tä­re Pro­jek­te“. Kri­ti­ker befürch­ten einen struk­tu­rel­len Ein­griff in die Ordens­ver­fas­sung, um eine Kurs­än­de­rung zu zemen­tie­ren. Kern­stück der „Reform“, so die Annah­me, soll die Ent­mach­tung des Ersten Stan­des zugun­sten des Zwei­ten Stan­des sein, dem auch Boe­se­la­ger angehört.

„Knie­fall und Hand­kuß, gerühr­ter Blick, Zivil­klei­dung. Ade Deko­ra­tio­nen, rote Jacken und anma­ßen­de Photos.“

So schil­dert Vati­can Insi­der-Autor Sal­va­to­re Cer­nun­zio die „neue Demut“ des Ordens. Durch die von Statt­hal­ter Dal­la Tor­re ange­führ­te Dele­ga­ti­on, ins­ge­samt zwölf Ver­tre­ter, habe sich der Mal­te­ser­or­den dem Papst auf „völ­lig ande­re“ Wei­se prä­sen­tiert als der Orden, der „im ver­gan­ge­nen Dezem­ber Akteur einer tur­bu­len­ten bagar­re“ war.

Für Vati­can Insi­der war der schwer­wie­gen­de Kon­flikt, der meh­re­re gericht­li­che Nach­spie­le hat, nur ein „Geran­gel“. Nach „gelun­ge­ner“ Ope­ra­ti­on will der Vati­kan offen­bar zur Tages­ord­nung übergehen.

Ordensangehörige mit Kukulle bei kirchlichen Anlässen
Ordens­an­ge­hö­ri­ge mit Kukul­le bei kirch­li­chen Anlässen

Alle Mit­glie­der des Sou­ve­rä­nen Rates, die vor Papst Fran­zis­kus getre­ten sind, waren in Zivil­klei­dung erschie­nen, „also ohne die pit­to­res­ken Uni­for­men“, so Cer­nun­zio. Der Orden bringt sei­nen Dop­pel­cha­rak­ter auch in sei­ner Klei­dung zum Aus­druck: mili­tä­risch als Rit­ter­or­den durch die rote Uni­form, kirch­lich durch die schwar­ze Kukul­le. Offen­sicht­lich war den Rit­tern „emp­foh­len“ wor­den, folgt man Cer­nun­zio, die für den welt­li­chen Anlaß pas­sen­de Uni­form am ver­gan­ge­nen Frei­tag im Schrank zu las­sen, weil sie dem Papst „nicht gefällt“.

Auch in der Ver­gan­gen­heit waren Ordens­ver­tre­ter bei weni­ger for­mel­len in Zivil­klei­dung beim Papst erschie­nen. Im Umfelds des Pap­stes woll­te man ver­gan­ge­ne Wochen die­sen Aspekt jedoch beson­de­res her­vor­he­ben und einen Gegen­satz zur Ver­gan­gen­heit betonen.

Die Begeg­nung dau­er­te knapp 25 Minu­ten. Alle Anwe­sen­den ver­lie­ßen den Audi­enz­saal „sicht­lich bewegt“, so Cernunzio.

Papst Fran­zis­kus habe sie „ermu­tigt“ mit den Worten:

„Ich bin Euch nahe, ich bete für Euch, setzt die­sen Weg fort.“

Malteserorden und Migration

Der Statt­hal­ter ver­si­cher­te dem Papst, daß der Orden sei­ne diplo­ma­ti­schen Akti­vi­tä­ten ganz in den Dienst der För­de­rung „der inter­na­tio­na­len huma­ni­tä­ren Geset­ze“ stel­le und ver­stärkt im Bereich „Migra­ti­on und Ent­wick­lung“ tätig wer­de. Ab 28. Juni neh­me der Orden, so Fra Dal­la Tor­re, beim Glo­bal Forum on Migra­ti­on and Deve­lo­p­ment (GFMD) in Ber­lin teil.

Im Zuge der Mas­sen­ein­wan­de­rung nach Euro­pa und in die USA ver­tritt Papst Fran­zis­kus eine „Recht auf Migra­ti­on“. In die­sem Zusam­men­hang ließ er über die von ihm ernann­te Füh­rungs­spit­ze der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz laut­stark eine Ände­rung des Staats­bür­ger­schafts­ge­set­zes ein­for­dern. Wer auf ita­lie­ni­schem Staats­ge­biet gebo­ren wird, soll – so der der­zeit vom Par­la­ment dis­ku­tier­te Ent­wurf der ita­lie­ni­schen Links­re­gie­rung – auto­ma­tisch Staats­bür­ger des Lan­des sein. Die jüng­ste Mei­nungs­um­fra­ge des Insti­tuts IPSOS ergab aller­dings, daß die Mehr­heit der Ita­lie­ner die Ius soli ablehnt und die Bei­be­hal­tung der Ius san­gui­nis, des Abstam­mungs­prin­zips, for­dert. Der Erfolg der bür­ger­lich-rech­ten Oppo­si­ti­on bei den Kom­mu­nal­wah­len vom Sonn­tag bestä­tigt die­sen Trend.

Papst Fran­zis­kus brach­te die Bischofs­kon­fe­renz hin­ge­gen – gemäß per­sön­li­chen Prä­fe­ren­zen, wie Kri­ti­ker sagen – auf „Kuschel­kurs“ mit der Links­re­gie­rung: die The­men­pa­let­te neu­er Über­ein­stim­mun­gen reicht von den ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaf­ten für Homo­se­xu­el­le bis zu Ein­wan­de­rungs­fra­ge. Der Mal­te­ser­or­den scheint in die­ser Optik vor allem als Bau­stein im Netz­werk der „Migra­ti­ons­in­du­strie“ gese­hen zu werden.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va (Screen­shots)

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7 Kommentare

  1. Nun hat die „Neue Demut“ auch den tra­di­tio­nel­len Orden der Mal­the­ser erreicht. Dafür gibt es aber Knie­fall, Hand­kuß und gerühr­ter Blick.
    Zumin­dest den Knie­fall hal­te ich für nicht mehr zeit­ge­mäß und unver­städ­lich. Es ist der­sel­be Papst, der in der Six­ti­ni­schen Kapel­le von Kar­ne­v­al­lia­de gespro­chen hat, der sich die­sen Aus­druck des Per­so­nen­kul­tes gefal­len lässt.

  2. Unüber­seh­bar: nur mehr Rit­ter von der trau­ri­gen Gestalt! Nun müss­te aber der Herr in Weiss auch end­lich kon­se­quent sein und sich (und sein Amt) eben­falls in anthra­zi­te­ne Belang­lo­sig­keit kleiden.

  3. Ich fin­de das scha­de um die histo­ri­sche Uni­for­me. Ich habe mich immer gefreut so etwas Tra­di­tio­nel­les zu sehen.

  4. Thja somit ist die Kir­che durch Franz­si­kus dem Ziel näher gekom­men. Frei­mau­rer unter sich.…

  5. Grau ist das neue Bunt und das Zivil­kor­sett die neue Viel­falt. Aus­wan­dern ist nach Hau­se kom­men. und die Hei­mat ist die neue Frem­de. Und alle machen im Wahn­sinn mit.

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