Papst Franziskus: Kardinäle sollen Bericht erstatten, wann sie Rom verlassen und wo sie sich aufhalten


Francis X. Rocca (Wall Street Journal) veröffentlichte auf Twitter ein Photo des Schreibens von Kardinal Sodano mit einer ungewöhnlichen Anweisung des Papstes an die in Rom residierenden Kardinäle.
Francis X. Rocca (Wall Street Journal) veröffentlichte auf Twitter ein Photo des Schreibens von Kardinal Sodano mit einer ungewöhnlichen Anweisung des Papstes an die in Rom residierenden Kardinäle.

(Rom) Papst Fran­zis­kus zieht den Gür­tel der Kar­di­nä­le enger, zumin­dest jener, die in Rom resi­die­ren. Er will über ihre Bewe­gun­gen und Akti­vi­tä­ten infor­miert sein. Beob­ach­ter spre­chen von „Über­wa­chung“ und Dis­zi­pli­nie­rung unbot­mä­ßi­ger Kirchenfürsten.

Das Sodano-Schreiben
Das Sod­a­no-Schrei­ben
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Es gibt „Tra­di­tio­nen“ und „Tra­di­tio­nen“. Nicht alle sind gleich, und nicht alle wert­voll. Papst Fran­zis­kus wird nach­ge­sagt, einen unter­ent­wickel­ten Draht zu Tra­di­tio­nen zu haben. Bereits am Abend sei­ner Wahl zum Papst ließ er dies durch sein Auf­tre­ten auf der Mit­tel­log­gia der Fas­sa­de des Peters­do­mes erken­nen. Umso mehr erstaunt eine jüng­ste Maß­nah­me. Er ließ den Kar­di­nä­len eine „noble Tra­di­ti­on“ in Erin­ne­rung rufen, deren Ein­hal­tung er wünscht.

Papst Fran­zis­kus ließ den „in urbe“, in Rom, resi­die­ren­den Kar­di­nä­len Mit­tei­lung machen, daß sie ihn zu infor­mie­ren haben, wenn sie die Stadt ver­las­sen und wohin sie gehen. Mit ande­ren Wor­ten: Fran­zis­kus will Bewe­gungs- und Akti­vi­täts­mel­dun­gen der Kar­di­nä­le: wo sie sich auf­hal­ten und was sie machen.

„Noble Tradition“?

Mit Schrei­ben vom 31. Mai 2017 (Nr. 122/​2017) ließ er den in Rom resi­die­ren­den Kar­di­nä­len durch Kar­di­nal Ange­lo Sod­a­no, den Dekan des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums, fol­gen­de, unge­wöhn­li­che Anwei­sung zukom­men, die der Rom-Kor­re­spon­dent des Wall Street Jour­nal, Fran­cis X. Roc­ca, als Pho­to auf Twit­ter veröffentlichte.

Emi­nenz,

eine noble Tra­di­ti­on hat die Mit­brü­der Kar­di­nä­le, die „in urbe“ resi­die­ren, gedrängt, dem Hei­li­gen Vater über das Staats­se­kre­ta­ri­at die Zeit ihrer Abwe­sen­hei­ten von Rom und die Adres­se ihres Auf­ent­halts mitzuteilen.
Jüngst hat Papst Fran­zis­kus den Dekan des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums gebe­ten, den ein­zel­nen Kar­di­nä­len brü­der­lich die Oppor­tu­ni­tät in Erin­ne­rung zu rufen, die­se Pra­xis fort­zu­set­zen, um so mehr für den Fall ihrer län­ge­ren Abwe­sen­heit von Rom.
Mei­ner­seits erfül­le ich ger­ne die­se ver­ehr­te Auf­ga­be, über­zeugt, daß man ihr die höch­ste Auf­merk­sam­keit zukom­men las­sen wird.
Ich nüt­ze schließ­lich die Gele­gen­heit, um Sie herz­lich im Herrn zu grü­ßen und Ihnen alles Gute zu wünschen.

Ange­lo Card. Sodano

Roc­ca schrieb in sei­nem Tweet unter anderem:

Der Papst erin­ner­te die in Rom resi­die­ren­den Kardinäle,

„Bericht zu erstat­ten, wenn sie die Stadt ver­las­sen und wo sie Auf­ent­halt neh­men wollen“.

Überwachung unbotmäßiger Kardinäle

In der Anwei­sung wird von ver­schie­de­nen Beob­ach­tern weni­ger eine „noble Tra­di­ti­on“, son­dern eine Form der Über­wa­chung und ein Dis­zi­pli­nie­rungs­ver­such jener Kar­di­nä­le gese­hen, die nicht auf Berg­o­glio-Linie sind. Vor allem die Kar­di­nä­le Ray­mond Bur­ke, Robert Sarah, aber auch Glau­bens­prä­fekt Ger­hard Mül­ler, ent­fal­ten eine rege Rei­se­tä­tig­keit, um welt­weit die Katho­li­ken im Glau­ben zu stär­ken. Dies gilt umso mehr, als sie in Rom ent­we­der von Fran­zis­kus aus ihren Ämtern ent­fernt oder in ihren Ämtern mar­gi­na­li­siert wur­den. Das „Hin­aus­ge­hen“, das Papst Fran­zis­kus for­dert, ist ihre Mög­lich­keit, der in Rom von Fran­zis­kus betrie­be­nen Iso­lie­rung zu entgehen.

Nicht nur „Tra­di­ti­on“ ist unter Fran­zis­kus nicht gleich Tra­di­ti­on, auch das „Hin­aus­ge­hen“ hängt offen­bar mehr  davon ab, wer hinausgeht.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Twit­ter (Screen­shot)

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