Die Kolumbusritter, ihre Medienpolitik und Papst Franziskus


Die Kolumbusritter, gegründet 1882 von irischen Katholiken, sind mit zwei MIllionen Mitgliedern eine katholische Großmacht in den USA.
Die Kolumbusritter, gegründet 1882 von irischen Katholiken, sind mit zwei MIllionen Mitgliedern eine katholische Großmacht in den USA.

(Washing­ton) Die Kolum­bus­rit­ter (Knights of Colum­bus) sind in den USA eine katho­li­sche Groß­macht. Ihre Medi­en­po­li­tik wur­de zuletzt „ein Stück Berg­o­glia­ni­scher“, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.

Vatican Insider

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Ende Juni wer­de sich zei­gen, ob die Kolum­bus­rit­ter (Knights of Colum­bus) für ein wei­te­res Jahr 100.000 Dol­lar der Nach­rich­ten­sei­te Vati­can Insi­der zuschie­ßen. Sie Sei­te gilt als offi­ziö­ses Sprach­rohr von Papst Fran­zis­kus. Dafür sorgt der Grün­der und Koor­di­na­tor Andrea Tor­ni­el­li, der unter Fran­zis­kus zum päpst­li­chen Haus- und Hof­va­ti­ka­ni­sten auf­ge­stie­gen ist. Was Papst Fran­zis­kus denkt und sagen will, aber offi­zi­ell nicht (oder noch nicht) den­ken und sagen darf oder will, das sagt Tor­ni­el­li auf Vati­can Insi­der. Er berät Fran­zis­kus in Medi­en­fra­gen und hat frei­en Zugang zum Papst.

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Vati­can Insi­der, vor sechs Jah­ren gegrün­det, ist Teil des Medi­en­kon­zerns der Turi­ner Tages­zei­tung La Stam­pa aus dem Hau­se Agnel­li-Elkann. Der Fiat Chrys­ler Auto­mo­bi­les hält 77 Pro­zent dar­an. Tor­ni­el­li ist offi­zi­ell Vati­ka­nist die­ser Tages­zei­tung. La Stam­pa woll­te 2014 im Zuge der Gesell­schafts­um­struk­tu­rie­rung Vati­can Insi­der dicht­ma­chen. Wenn die Nach­rich­ten­seit den­noch auch heu­te auf der La Stam­pa-Platt­form erscheint, dann des­halb, weil sie seit dem 1. Juli 2014 durch einen jähr­li­chen Zuschuß in Höhe von 100.000 US-Dol­lar von den Kolum­bus­rit­tern am Leben erhal­ten wird.

Die ent­schei­den­de Figur für die­se Spon­so­ring ist Tho­mas Smith jr, der Geschäfts­füh­rer der Kolum­bus­rit­ter und zugleich die Num­mer Zwei der 1882 gegrün­de­ten Lai­en­ver­ei­ni­gung für Män­ner. Der Supre­me Knight (Vor­sit­zen­de) Carl A. Ander­son, stell­ver­tre­ten­der Lei­ter der Washing­to­ner Nie­der­las­sung des Päpst­li­chen Insti­tuts Johan­nes Paul II. für Stu­di­en zu Ehe und Fami­lie, und Smith tei­len die Über­zeu­gung, so Magi­ster, daß es ein Wunsch des Pap­stes ist, Vati­can Insi­der am Leben zu erhal­ten. Durch die Geld­spen­de an das offi­ziö­se Sprach­rohr des Pap­stes wol­len sie ihre Treue und ihren Gehor­sam zum Aus­druck bringen.

Die Knights of Columbus

Das erstaunt inso­fern, da die Kolum­bus­rit­ter ihrem Ruf nach, so ganz und gar nicht als auf Berg­o­glio-Linie gel­ten. Das pro­gres­si­ve Flagg­schiff der katho­li­schen US-Medi­en, der Natio­nal Catho­lic Repor­ter (NCR), bedach­te die Kolum­bus­rit­ter erst vor weni­gen Tagen mit einer Nega­tiv-Repor­ta­ge, die sie als „ultra­kon­ser­va­ti­ve“ Fin­ster­lin­ge zeich­net. Wie eben Lin­ke gewohn­heits­ge­mäß Nicht-Lin­ke sehen.

Gruppe junger Kolumbusritter beim Marsch für das Leben in Washington
Grup­pe jun­ger Kolum­bus­rit­ter beim Marsch für das Leben in Washington

Die Kolum­bus­rit­ter, die auf iri­sche Ein­wan­de­rer zurück­ge­hen, zäh­len heu­te fast zwei Mil­lio­nen Mit­glie­der und ver­fü­gen über ein Ver­mö­gen von zwei Mil­li­ar­den US-Dol­lar. Eine gut funk­tio­nie­ren­de Ver­si­che­rungs­an­stalt, die den Rit­tern gehört, bringt einen jähr­li­chen Gewinn von mehr als zwei Mil­li­ar­den US-Dol­lar, von denen in den ver­gan­ge­nen Jah­ren mehr als 1,5 Mil­li­ar­den für kari­ta­ti­ve Zwecke ein­ge­setzt wurden.

Ein­nah­men und Aus­ga­ben wer­den genau nach Gesetz aus­ge­wie­sen. Das gilt auch für die Ver­gü­tun­gen des Vor­sit­zen­den und des Geschäfts­füh­rers. Ander­son erhielt 2014 fast 2,3 Mil­lio­nen und 2015 immer­hin 1,3 Mil­lio­nen Dol­lar. Für Smith waren es 2014 766.000 und 2015 gan­ze 972.000 Dollar.

Die Zuwen­dun­gen für Vati­can Insi­der wur­den erst durch die NCR-Repor­ta­ge bekannt. Der Geld­fluß an das offi­ziö­se Nach­rich­ten­me­di­um des Pap­stes ist näm­lich im Sub­ka­pi­tel Komu­ni­ka­ti­ons­ak­ti­vi­tä­ten des Kapi­tels All­ge­mei­nes „ver­steckt“, so Magister.

ETWN, CNA, The Ethics and Public Policy Center

Vati­can Insi­der bil­det eine Aus­nah­me, denn anson­sten fließt das Geld vor allem Medi­en zu, die dem Kir­chen­ver­ständ­nis von Bene­dikt XVI. und Johan­nes Paul II. ein­deu­tig näher ste­hen wie EWTN (2014 bekam für den Start der neu­en Nach­rich­ten­sen­dung „News Night­ly“ 1,25 Mil­lio­nen Dol­lar, dann jähr­lich 250.000 Dollar).

Papst Franziskus mit Suprem Knight Anderson
Papst Fran­zis­kus mit Suprem Knight Anderson

245.000 Dol­lar kamen 2014 der Catho­lic News Agen­cy (CNA) zu, die seit jenem Jahr zu EWTN gehört.

Geor­ge Wei­gels kon­ser­va­ti­ver Think Tank The Ethics and Public Poli­cy Cen­ter in Washing­ton wur­de 2014 mit 330.000 bedacht und 2015 mit 98.000 Dol­lar. Geor­ge Weigel gilt als renom­mier­te­ster Bio­graph von Johan­nes Paul II. und stän­di­ger Autor bei First Things, der bekann­te­sten, katho­lisch-kon­ser­va­ti­ven Publi­ka­ti­on der USA.

Magi­ster wer­tet die Zuwen­dung an Vati­can Insi­der als eine Art „Aus­gleich“, um das kon­ser­va­ti­ve Über­ge­wicht für Papst Fran­zis­kus „erträg­li­cher“ zu machen. Und wohl auch, um sich nicht zu gro­ße Auf­merk­sam­keit von fal­scher Sei­te zuzu­zie­hen oder gar einen päpst­li­chen Bannstrahl.

Crux

In Wirk­lich­keit ist Vati­can Insi­der nicht das ein­zi­ge berg­o­gli­o­na­he Medi­um, das vom Geld der Kolum­bus­rit­ter lebt. Seit dem Vor­jahr gilt das auch für Crux Now, die 2014 gegrün­de­te katho­li­sche Nach­rich­ten­platt­form des Bos­ton Glo­be, die vom ehe­ma­li­gen Vati­ka­ni­sten des Natio­nal Catho­lic Repor­ter, John Allen jr gelei­tet wird.

Crux
Crux

Der Bos­ton Glo­be ließ das Pro­jekt, man­gels Wer­be­ein­nah­men, noch schnel­ler fal­len als La Stam­pa Vati­can Insi­der. Seit­her lebt auch Crux Now von den Zuwen­dun­gen der Knights of Colum­bus. Von den jähr­li­chen Gesamt­ko­sten, die mit 850.000 Dol­lar bezif­fert wer­den, zah­len die Kolum­bus­rit­ter gan­ze 350.000. Der Rest durch Wer­be­ein­nah­men und vor allem Zuwen­dun­gen der Diö­ze­se Brook­lyn und der Erz­bis­tü­mer Washing­ton, New York und Los Ange­les gedeckt.

Crux gilt im Gegen­satz zum Natio­nal Catho­lic Repor­ter und EWTN weder als pro­gres­siv noch als kon­ser­va­tiv, wie Magi­ster meint. Vor allem Allens Ana­ly­sen bestechen durch Sach­lich­keit. Eine pro­gres­si­ve Grund­nei­gung ist aber den­noch fest­zu­stel­len. Eine Nei­gung, die sich in jüng­ster Zeit deut­lich ver­stärkt hat.

Unter den stän­di­gen Kolum­ni­sten fin­det sich seit eini­ger Zeit der Bri­te Austen Ive­reigh, der ehe­ma­li­ge Pres­se­spre­cher von Kar­di­nal Cor­mac Mur­phy-O’Con­nor. Inter­na­tio­nal bekannt wur­de Ive­reigh durch sei­ne Fran­zis­kus-Bio­gra­phie „The Gre­at Refor­mer: Fran­cis and the Making of a Radi­cal Pope“ (Der gro­ße Refor­mer. Fran­zi­kus und wie man einen radi­ka­len Papst macht, Holt and Co., 2014). Dar­in ent­hüll­te Ive­reigh die Exi­stenz einer Vie­rer­grup­pe von Kar­di­nä­len, die er Team Berg­o­glio nann­te. Die­ses Team Berg­o­glio, so Ive­reigh, zu dem auch Kar­di­nal Cor­mac Mur­phy-O’Con­nor gehör­te (die ande­ren Kar­di­nä­le sind Kas­per, Leh­mann und Dan­neels) habe die Wahl von Papst Fran­zis­kus vor­be­rei­tet und orga­ni­siert. Ive­reigh, beken­nen­der Berg­o­glia­ner, berich­te­te dies mit über­zeug­ter Begei­ste­rung. Magi­ster schil­dert ihn als „zügel­lo­sen Unter­stüt­zer und begei­ster­ten Bio­gra­phen“ des amtie­ren­den Papstes.

Vatikanmedien

Eine drit­te, „neu­tra­le“ Tran­che der Medi­en­för­de­rung der Kolum­bus­rit­ter fließt seit Jahr­zehn­ten den vati­ka­ni­schen Medi­en zu, egal wel­cher Papst gera­de regiert. Die Rit­ter för­der­ten bereits in den 60er Jah­ren die Kurz­wel­len­über­tra­gun­gen von Radio Vati­kan, mit denen auch die Ost­block­staa­ten erreicht wer­den konn­ten. Spä­ter wur­den beson­ders die inter­na­tio­na­len Direkt­über­tra­gun­gen von Papst-Ereig­nis­sen geför­dert,  heu­te vor allem das Fern­seh­zen­trum des Hei­li­gen Stuhls und ins­ge­samt die digi­ta­le Kommunikation.

Der Supre­me Knight Carl Ander­son wur­de 2007 zum Con­sul­tor des Päpst­li­chen Rats für die sozia­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel ernannt und 2009 zum Auf­sichts­rat der Vatik­an­bank IOR. „In die­ser letz­ten Rol­le war er im Mai 2012 der Eif­rig­ste und Gna­den­lo­se­ste beim Raus­wurf des dama­li­gen Bank­prä­si­den­ten Etto­re Got­ti-Tede­schi, der zu den dun­kel­sten, vati­ka­ni­schen Ereig­nis­se der ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te zählt“, so Magister.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​Vatican Insider/​Californiaknights/​Crux (Screen­shots)

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