Christen in China verhaftet und zum Geständnis gezwungen, einem „bösartigen Kult“ anzugehören


Christenverfolgung in China: protestantische Hauskirchen als "bösartige Kulte" verfolgt
Christenverfolgung in China: protestantische Hauskirchen als "bösartige Kulte" verfolgt

(Peking) In der Volks­re­pu­blik Chi­na wur­den Ange­hö­ri­ge einer pro­te­stan­ti­schen Haus­kir­che ver­haf­tet und gezwun­gen, zu geste­hen, einem „bös­ar­ti­gen Kult“ anzugehören.

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In Jiang­men in der süd­chi­ne­si­schen Pro­vinz Guang­dong wur­den bei einer Poli­zei­ak­ti­on Bibeln beschlag­nahmt. Die Chri­sten soll­ten ein Doku­ment unter­schrei­ben, mit dem sie erklär­ten, einem „bös­ar­ti­gen Kult“ anzu­hän­gen. Als sie sich wei­ger­ten, wur­den sie verhaftet.

Die Bezeich­nung als „bös­ar­ti­ger Kult“ bedeu­tet auto­ma­tisch das Ver­bot einer reli­giö­sen Grup­pe. Die kom­mu­ni­sti­sche Regie­rung in Peking treibt seit län­ge­rem eine Kam­pa­gne „gegen Unter­grund­ge­mein­schaf­ten und bös­ar­ti­ge Kul­te“ vor­an. Dabei wer­den reli­giö­se Gemein­schaf­ten und Sek­ten in einen Topf geworfen.

Vor zwei Jah­ren waren in Shan­dong zwei Anhän­ger des „bös­ar­ti­gen Kul­tes“ des „All­mäch­ti­gen Got­tes“ hin­ge­rich­tet wor­den. Sie hat­ten in einem McDonald’s‑Restaurant eine Frau ermor­det. Die Todes­ur­tei­le wur­den nicht nur wegen des Mor­des ver­hängt, son­dern auch wegen der Zuge­hö­rig­keit zu einem „bös­ar­ti­gen Kult“.

Prozeß gegen die Sekte des Allmächtigen Gottes
Pro­zeß gegen die Sek­te des All­mäch­ti­gen Gottes

Der Kult des „All­mäch­ti­gen Got­tes“ ist in der Volks­re­pu­blik Chi­na wegen sei­ner anti­kom­mu­ni­sti­schen Hal­tung ver­bo­ten. Dabei han­delt es sich um eine syn­kre­ti­sti­sche Gemein­schaft, die tao­isti­sche und christ­li­che Ele­men­te ver­eint und der Über­zeu­gung ist, daß Jesus Chri­stus als Frau wie­der­ge­bo­ren wor­den sei, die das bal­di­ge Welt­ende verkündet.

Das Regime unter­schei­det zwi­schen „aner­kann­ten Reli­gio­nen“ und „bös­ar­ti­gen Kul­ten“. Unter Letz­te­re wer­den neben obsku­ren Sek­ten auch die christ­li­chen Unter­grund­ge­mein­schaf­ten gerech­net, die sich wei­gern, sich den kom­mu­ni­sti­schen Macht­ha­bern zu unter­wer­fen. Seit Jah­ren for­dern ver­schie­de­ne Juri­sten und Wis­sen­schaft­ler ein Gesetz zum Schutz der Reli­gi­ons­frei­heit, um die staat­li­che Will­kür zurückzudrängen.

Die kom­mu­ni­sti­sche Will­kür kann auch heu­te töd­lich sein. 2005 wur­de den Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen die Lei­che des katho­li­schen Unter­grund­bi­schofs Gao Kexi­an über­ge­ben wor­den. Der Bischof war 1999 ver­haf­tet wor­den. Offi­zi­ell galt er seit­her als „ver­schwun­den“. In Wirk­lich­keit wur­de er irgend­wo in einem Gefäng­nis in Nord­chi­na fest­ge­hal­ten. Zu sei­nem Tod gab es weder eine Erklä­rung noch wur­de bis heu­te eine Ermitt­lung ange­stellt. Todes­ur­sa­che: unbekannt.

Mit der For­mel „bös­ar­ti­ger Kult“ ver­folgt die Regie­rung jede Form von nicht erwünsch­ter reli­giö­ser Akti­vi­tät. Zugleich wird die chi­ne­si­sche Bevöl­ke­rung dazu „erzo­gen“, in der Reli­gi­on eine „bös­ar­ti­ge“ Sache zu sehen.

Die ver­haf­te­ten Chri­sten sind Ange­hö­ri­ge der pro­te­stan­ti­schen Haus­kir­che Feng­le. Am 12. Juni war die Poli­zei in das Haus von Ruan Hao­nan ein­ge­drun­gen, in dem sich die Mit­glie­der der Haus­kir­che zum Gebet tra­fen. Zum Zeit­punkt der Poli­zei­ak­ti­on habe sich sonst nie­mand im Haus auf­ge­hal­ten wie Pastor Li, der die Gemein­schaft lei­tet, Asia­news bestä­tig­te. Ruan Hao­nan wur­de ver­haf­tet und die auf­ge­fun­de­nen Bibeln beschlagnahmt.

Am Abend wur­den auch Ruans schwan­ge­re Frau Luo Cai­yan, deren Schwe­ster und die Frau des Pastors ver­haf­tet. Allen wur­de eine Erklä­rung vor­ge­legt, einem „bös­ar­ti­gen Kult“ anzu­ge­hö­ren. Die drei Frau­en unter­schrie­ben die Erklä­rung und wur­den wie­der frei­ge­las­sen. Ruan, der sich wei­ger­te, wur­de ins Gefäng­nis überstellt.

Der chi­ne­si­sche Schrift­stel­ler Murong Xue­cun berich­te­te in der New York Times vom 17. Juni 2014, daß das staat­li­che, chi­ne­si­sche Fern­se­hen am 1. Juni jenes Jah­res als „Merk­ma­le eines bös­ar­ti­gen Kul­tes“ nann­te: Per­so­nen­kult, Moral­lo­sig­keit, Ein­schrän­kung der indi­vi­du­el­len Frei­heit, Ein­schrän­kung der Reli­gi­ons­frei­heit. Xue­cun dazu: „Ich habe ver­stan­den: Der Name des größ­ten ‚bös­ar­ti­gen Kul­tes‘ lau­tet Kom­mu­ni­sti­sche Par­tei Chinas“.

Text: Andre­as Becker
Bild: Asianews

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1 Kommentar

  1. Uns bleibt vor allem, regel­mä­ßig für die ver­folg­ten Glau­bens­ge­schwi­ster zu beten.

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