Auf Borneo weckt der Heilige Geist so viele Bekehrungen, daß die Priester gar nicht nachkommen


Pater Gheddo als Missionar in Vietnam
Pater Gheddo als Missionar in Vietnam

(Kua­la Lum­pur) „In Bor­neo weckt der Hei­li­ge Geist so vie­le Bekeh­run­gen, daß die Mis­sio­na­re gar nicht nach­kom­men.“ Mit die­sen Wor­ten schil­dert der bekann­te Mis­sio­nar, Pater Pie­ro Ghed­do, das Phä­no­men der Mis­sio­nie­rung in Süd­ost­asi­en. Von Pater Ghed­do stammt die auf­rüt­teln­de Anfra­ge: „Wie vie­le Beru­fun­gen weckt ein Marsch für den Regen­wald?“ Obwohl inzwi­schen schon 88 Jah­re alt, gehört der Mis­sio­nar zu den auf­merk­sa­men Beob­ach­tern der kirch­li­chen Mis­si­ons­tä­tig­keit und gilt als einer ihrer besten Ken­ner. Hier sein Bericht, den der Prie­ster des Päpst­li­chen Insti­tuts für die aus­län­di­schen Mis­sio­nen auf sei­nem Blog Armag­hed­do veröffentlichte.

Pfingsten ist ein Missionsfest

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von P. Pie­ro Ghed­do PIME

Jesus hat den Apo­steln ver­spro­chen, daß Er ihnen den Hei­li­gen Geist sendet.

„Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).

In der Tat, weni­ge Tage nach sei­ner Him­mel­fahrt, als sie „aus Angst vor den Juden“ sich mit Maria zurück­ge­zo­gen hat­ten, kam der Geist im Abend­mahls­saal in Form klei­ner Flam­men auf sie her­ab. Er ver­wan­delt sie, stärkt sie im Glau­ben und gibt ihnen Mut, den gekreu­zig­ten Chri­stus zu ver­kün­di­gen, denn der Sohn Got­tes ist gestor­ben und auf­er­stan­den, der vom jüdi­schen Volk erwar­te­te Mes­si­as, der Heiland.

Die­se armen Fischer teil­ten sich auf und gin­gen in die gan­ze Welt hin­aus. Sie ver­lie­ßen Palä­sti­na, um alle damals bekann­ten Völ­ker zu errei­chen, zunächst im Römi­schen Reich, aber auch dar­über hin­aus weit nach Osten. Das war das erste Ein­grei­fen des Gei­stes, das nie­mand vor­her­se­hen konn­te. Wie hät­ten die­se armen Fischer oder der römi­sche Bür­ger Pau­lus, die von ihrer jüdi­schen Umwelt abge­lehnt und von den Römern miß­trau­isch beäugt wur­den, unter allen Völ­kern christ­li­che Gemein­den grün­den kön­nen, wenn sie nicht die Kraft Got­tes getra­gen hät­te? Wo immer neue Völ­ker ent­deckt wur­den, eil­ten Mis­sio­na­re hin, auch ihnen die Fro­he Bot­schaft zu verkünden.

Die Kir­che ist auch heu­te mis­sio­na­risch, wie es in der Apo­stel­ge­schich­te beschrie­ben ist. Das gilt heu­te vor allem für Afri­ka, aber auch für Asi­en. Vie­le Völ­ker haben das Evan­ge­li­um noch nicht erhal­ten und noch nicht ange­nom­men. Wo die Kir­che gebaut wird, ent­flammt der Geist die Her­zen und erneu­ert die gan­ze Kir­che. Das ist der Grund, wes­halb auch wir ein gro­ßes Inter­es­se am mis­sio­na­ri­schen Geist und an den jun­gen Kir­chen haben sol­len. Die Kir­che ist uni­ver­sal, sie ist katho­lisch, ein Teil trägt bei, einen ande­ren Teil zu gene­sen. Dort, wo „ande­re“ Scha­fe in den Schaf­stall hin­zu­kom­men, voll­bringt der Hei­li­ge Geist die Wun­der, die in der Apo­stel­ge­schich­te nach­ge­le­sen wer­den kön­nen. Sie schen­ken Hoff­nung und erneu­ern die Kir­che. Johan­nes Paul II. schreibt in Redempto­ris mis­sio:

„Der Hei­li­ge Geist ist wahr­lich die Haupt­per­son für die gan­ze kirch­li­che Sen­dung: sein Werk leuch­tet groß­ar­tig auf in der Mis­si­on ad gen­tes.“

Ich habe eine beson­de­re Ver­eh­rung für den Hei­li­gen Geist, weil ich Ihn in vie­len Tei­len der nicht­christ­li­chen Welt am Werk gese­hen habe, auch auf den ent­le­gen­sten Inseln, „an den äußer­sten Gren­zen des Glau­bens“. Sei­ne Flam­me hat mich bewegt und auch mich ent­flammt. 2004 habe ich malay­si­schen Bor­neo besucht. Die Bischö­fe hat­ten um die Ent­sen­dung von PIME-Mis­sio­na­ren (Päpst­li­ches Insti­tut für die aus­wär­ti­gen Mis­sio­nen) gebe­ten. Die Kir­che auf Bor­neo wur­de 1856 unter der Lei­tung des Apo­sto­li­schen Prä­fek­ten Car­los Cuar­te­ron gegrün­det. Die mei­sten Mis­sio­na­re wur­den dann von der Pro­pa­gan­da Fide nach Hong Kong geschickt, wo drin­gen­der Bedarf herrsch­te. Zurück­blie­ben unter schlech­te­sten Bedin­gun­gen nur Cuar­te­ron und eini­ge weni­ge Mis­sio­na­re. Die klei­nen christ­li­chen Gemein­schaf­ten über­leb­ten jedoch, bis 1880 von Pro­pa­gan­da Fide Mill-Hill-Mis­sio­na­re ent­sandt wur­den. Der klei­ne katho­li­sche Fried­hof auf der Insel Labu­an ist von beson­de­rer Bedeu­tung dafür. Sie bezeu­gen, daß die ersten Mis­sio­na­re nicht mit dem bri­ti­schen Kolo­nia­lis­mus, son­dern unter den isla­mi­schen Sul­ta­nen auf die Insel kamen.

1982 wur­den die eng­li­schen Mis­sio­na­re des Lan­des ver­wie­sen. Es fehlt seit­her an Prie­stern, Ordens­frau­en und öko­no­mi­schen Mit­teln. Und doch ist die Zahl der ein­hei­mi­schen Dayak sehr groß, die in den Schaf­stall des Herrn wol­len. Die­se Urein­woh­ner haben mit ihrem Ein­tritt in die moder­ne Welt zwei Mög­lich­kei­ten. Sie wer­den ent­we­der Chri­sten oder Mus­li­me. Fast alle ent­schei­den sich für Chri­stus. Der Islam ist ihrer Kul­tur zu fremd. Vor 40 Jah­ren kam auf einen Prie­ster 3.000 Katho­li­ken. Heu­te sind es 8.000.

In der Pfar­rei auf der Insel Labu­an legen die Schif­fe ab, zu den Gewäs­sern, in denen die Insel Mom­pra­cem (wahr­schein­lich Kera­man) liegt, die durch die Roman­fi­gur San­do­kan bekannt wur­de. Die Insel ist zum Groß­teil mus­li­misch, und doch gibt es zahl­rei­che Bekeh­run­gen zum Chri­sten­tum. Hier betreut ein 78 Jah­re alter Prie­ster, Aloy­si­us Tung, 5.000 Katho­li­ken, wobei sei­ne Pfar­rei jedes Jahr min­de­stens 200 Erwach­se­nen­tau­fen zählt. Don Tung zele­briert, trotz sei­nes Alters, am Sonn­tag fünf Hei­li­ge Mes­sen auf eng­lisch, malai­isch und chi­ne­sisch. Es gin­ge allein schon vom Platz her nicht anders. „Die Getauf­ten sind begei­stert für den Glau­ben und ger­ne bereit, der Kir­che zu die­nen.“ Tei­le ihrer Ein­nah­men und ihrer Zeit der Kir­che zu schen­ken, ist unter ihnen eine Selbst­ver­ständ­lich­keit. Sie stau­nen dar­über, daß man das anders sehen könnte.

In Lebu­an sind zahl­rei­che katho­li­sche Gemein­schaf­ten aktiv wie die Legio Mariae. Die Pfar­rei war 30 Jah­re ohne Prie­ster. Der Bischof von Kota Kon­ab­lu, Msgr. John Lee, spricht von einer „schö­nen Diö­ze­se. Die Mehr­heit der Katho­li­ken sind jun­ge Dayak“ (unter die­sem Begriff wer­den alle ursprüng­li­chen, ein­hei­mi­schen Volks­grup­pen zusam­men­ge­faßt). Der Bischof hat 26 Prie­ster für 220.000 Gläu­bi­ge und meh­re­ren Tau­send Tau­fen im Jahr, davon die Hälf­te Erwachsenentaufen.

Der Bischof spricht von einer stren­gen Vor­be­rei­tung auf die Tau­fe. „Danach müs­sen wir sie dem Hei­li­gen Geist anver­trau­en. Die Mis­si­on ist sein Werk. Er muß sich um sie küm­mern. Wir tun das Mögliche.“

In der Diö­ze­se Ken­in­gau (Sabah) zeigt sich ein ähn­li­ches Bild: „Mei­ne Diö­ze­se ist jung“, sagt Bischof Cor­ne­li­us Piong. „Sie hat 12 Prie­ster und mehr als 90.000 Katho­li­ken. Wir haben zehn Semi­na­ri­sten. Die Katechu­me­nen, die auf die Tau­fe vor­be­rei­tet wer­den, sind zum größ­ten Teil jun­ge Men­schen, die eine Begei­ste­rung für den Glau­ben haben, die mich ganz erstaunt. Sie lie­gen Jesus und Maria, die lie­ben die Kir­che und sind bereit, Opfer zu brin­gen, um ihr zu die­nen. Wir kön­nen Ihnen nach welt­li­chem Maß­stab wenig bie­ten. Wir kön­nen ihnen aber die Sakra­men­te spen­den. Sie haben eine Kraft des Glau­bens, die von oben kommt, vom Geist Gottes.“

Nach die­sem Besuch im Staat Sabah, besuch­te ich den Staat Sara­wak. Im Erz­bis­tum Kuch­ing frag­te ich den Gene­ral­vi­kar, Msgr. Wil­liam Sebang, was die Chri­sten Bor­ne­os den euro­päi­schen Kir­chen ler­nen kön­nen. Er antwortete:

„Unse­re Getauf­ten sind von leben­di­gem Eifer erfüllt. Sie orga­ni­sie­ren sich und hel­fen in den Pfar­rei­en. Dar­in sehen sie eine der ersten Auf­ga­ben eines christ­li­chen Lebens: sie orga­ni­sie­ren Gebets­grup­pen, Kate­che­sen, Andach­ten, Katechu­me­nat, Ver­wal­tung, Cari­tas, Bau- und Repa­ra­tur­ar­bei­ten, Kran­ken- und Alten­vor­sor­ge, Kin­der­be­treu­ung, Jugend­stun­den, kul­tu­rel­le Initia­ti­ven und natür­lich Mis­si­on. Das alles machen die Lai­en, sie tra­gen das Wort Got­tes hin­aus, spre­chen über Jesus und das Evan­ge­li­ums, laden ein, die die Kir­chen zu kom­men. Sie tun das alles, ohne irgend­wel­che Ämter oder Titel haben zu wol­len oder gar Anteil am Wei­he­sa­kra­ment. Die Hun­der­ten von Erwach­se­nen­tau­fen, die jede Pfar­rei auf­zu­wei­sen hat, gehen zual­ler­erst auf die Lai­en zurück, nicht auf die Priester.“

Der Gene­ral­vi­kar bringt mich in einer aben­teu­er­li­chen Fahrt (die Schön­heit der Land­schaft, die Far­ben der Natur und die Begeg­nun­gen mit wil­den Tie­ren las­sen sich kaum beschrei­ben) in die Pfar­rei von Seri­an, tief drin­nen im Wald von Sara­wak. Hier­her ist kein Islam vor­ge­drun­gen, der sich auf die Küsten­ge­gend und die Städ­te beschränkt. Seri­an hat 8.000 Getauf­te und inzwi­schen jähr­lich an die 5.000 Erwach­se­nen­tau­fen. Das Gebiet der Pfar­rei ist gigan­tisch und wird von drei Prie­stern abge­deckt. Fünf Ordens­schwe­stern unter­stüt­zen sie dabei. Ich fra­ge Pfar­rer James Mee­han, wie es zu so vie­len Bekeh­run­gen kommt. Sei­ne Ant­wort kam ohne Zögern: „Wir spre­chen von Jesus Chri­stus. Wenn sie Chri­stus begeg­nen, erken­nen sie die Schön­heit der christ­li­chen Reli­gi­on und bekeh­ren sich.“ Das Wir­ken des Hei­li­gen Gei­stes, das man an sol­chen Orten erle­ben darf, ist nicht nur offen­kun­dig, son­dern auch tief bewegend.

Ewige Gelübde zweier Karmelitinnen von Kuching
Ewi­ge Gelüb­de zwei­er Kar­me­li­tin­nen von Kuching

Das glei­che Bild zeigt sich in der Pfar­rei Bunan Gega. Pfar­rer John Chung betreut rund 50 Dör­fer. In jeder gibt es eine Kapel­le. Die gan­ze Gegend scheint katho­lisch zu sein. Jähr­lich gibt es 300 Erwach­se­nen­tau­fen. „Die Stam­mes­an­ge­hö­ri­gen ent­schei­den sich für das Chri­sten­tum und nicht für den Islam, weil sie erle­ben, wie Chri­stus ihr per­sön­li­ches Leben, das ihrer Fami­lie, aber auch das des gan­zen Dor­fes ver­än­dert. Sie sel­ber ver­brei­ten das Evangelium.“

Schließ­lich besuch­te ich in Kuch­ing das Klo­ster der Unbe­schuh­ten Kar­me­li­tin­nen. Es ist dem Unbe­fleck­ten Herz Mari­ens geweiht. Der Kon­vent besteht aus zwei alten spa­ni­schen Schwe­stern und 23 jun­gen malay­si­schen Schwe­stern und Novi­zin­nen, die mei­sten sind Dayak. Mit die­sen führ­te ich eine lan­ges Gespräch und war beein­druckt von der über­zeug­ten Begei­ste­rung, mit der sie über ihre Beru­fung spre­chen. Sie stell­ten auch mir vie­le Fragen.

Im Anschluß dar­an sprach ich mit den bei­den spa­ni­schen Schwe­stern (die Obe­rin ist Malay­sie­rin). Sie bestä­tig­ten mei­nen Ein­druck von der Authen­ti­zi­tät der Beru­fun­gen. Die Novi­zen­mei­ste­rin sagt mir, daß sie jeder Kan­di­da­tin die Fra­ge stellt, war­um sie in den Orden ein­tre­ten will. Sie müs­sen die Ant­wort nie­der­schrei­ben. Eine jun­ge Frau, die ver­gan­ge­nes Jahr ein­ge­tre­ten ist, schrieb, daß sie in ihrer Fami­lie, in der Pfar­rei und im Neo­ka­techu­me­na­len Weg gelernt hat, Jesus zu lie­ben, des­halb möch­te sie ihr Leben ihm wei­hen. Jemand hat ihr dann gesagt, das Gebet der Kar­me­li­tin­nen sei das Ben­zin für den Motor der Mis­si­on unter ihren Dayak-Brü­der und Schwestern.

Als ich spä­ter wie­der mit dem Gene­ral­vi­kar zusam­men­traf, sag­te mir die­ser, daß das Kar­me­li­tin­nen­klo­ster ein Werk der Vor­se­hung für das Bis­tum ist. Seit es exi­stiert, trei­ben wir die Mis­si­on immer wei­ter vor­an, und das mit uner­war­te­ter Resonanz.

Es ist der Hei­li­ge Geist, der drängt, immer wei­ter zu gehen, nicht nur in geo­gra­phi­scher Hin­sicht, son­dern auch in die Tie­fe und über alle eth­ni­schen und reli­giö­sen Hür­den hinweg.

Text: Einleitung/​Übersetzung Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi

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1 Kommentar

  1. Schon Erz­bi­schof Levebv­re hat so viel gutes gewirkt mit der Hil­fe der Kar­me­li­tin­nen, Herr schen­ke uns vie­le hei­li­ge Kar­me­li­tin­nen, Herr schen­ke und vie­le hei­li­ge Prie­ster!!! Ave Maria.…..

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