Starker „Marsch für das Leben“ in Rom – Sein Totschweigen beginnt in der Kirche


Marsch für das Leben in Rom (20. Mai 2017)
Marsch für das Leben in Rom (20. Mai 2017)

(Rom) Am Sams­tag fand in Rom der dies­jäh­ri­ge Marsch für das Leben statt. Zehn­tau­sen­de Teil­neh­mer setz­ten wie­der ein star­kes Zei­chen für das Lebens­recht der unge­bo­re­nen Kin­der. Da sich der Marsch für das Leben in Ita­li­en inner­halb weni­ger Jah­re zu einer Groß­ver­an­stal­tung ent­wickelt hat, sind die Main­stream-Medi­en zu einer neu­en Stra­te­gie über­ge­gan­gen. Da es nicht mög­lich ist, sich wegen Erfolg­lo­sig­keit über den Marsch für das Leben lustig zu machen, wird er – weil zu erfolg­reich – totgeschwiegen.

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Tages­zei­tun­gen und Fern­se­hen, die – wenn es poli­tisch paßt – über Kund­ge­bun­gen von einer Hand­voll Per­so­nen berich­ten, ver­schwei­gen den 7. Marsch für das Leben mit Tau­sen­den Teil­neh­mern. Sie haben ihn im Vor­feld ver­schwie­gen, damit mög­lichst weni­ge Bür­ger davon erfah­ren und auf die Ideen kom­men könn­ten, dar­an teil­zu­neh­men, und sie ver­schwei­gen ihn danach. Erfolg und Miß­er­folg wer­den auch dadurch gelenkt. Zumin­dest ist auch dar­in eine ver­such­te Beein­flus­sung zu erkennen.

Marsch für das Leben bei Medien Out, Marsch für die Einwanderung bei Medien In

Wäh­rend der Marsch für das Leben in der Bericht­erstat­tung igno­riert wur­de, fand ein zugleich statt­fin­den­der Marsch für die Ein­wan­de­rung in Mai­land größ­te media­le Auf­merk­sam­keit. Dabei nah­men in Mai­land – unab­hän­gig von der media­len Zah­len­akro­ba­tik – kaum mehr Leu­te teil als beim Marsch in Rom. Der Unter­schied? Der Marsch für eine schran­ken­lo­se Ein­wan­de­rung, die von zahl­rei­chen Links­grup­pie­run­gen und eini­gen links­ka­tho­li­schen Ver­ei­nen orga­ni­siert wur­de, paßt offen­sicht­lich jeman­dem bes­ser ins Bild. Dabei geht es nicht um einen ideo­lo­gi­schen Gegen­satz, wie man ger­ne weis­ma­chen möch­te, die Befür­wor­ter des Lebens gegen die Befür­wor­ter der Ein­wan­de­rung. Es geht dar­um, zu begrei­fen, daß das Leben an sich immer und bedin­gungs­los hei­lig ist und, daß die­se Hei­lig­keit des Lebens vom Staat aner­kannt wer­den muß, wenn er auf einer gesun­den und soli­den Grund­la­ge ste­hen soll, die Wahr­heit, Gerech­tig­keit und wah­re Mensch­lich­keit ernst nimmt.

So ist auch Katho­lik längst nicht Katho­lik. Der Inten­dant des ita­lie­ni­schen Staats­rund­funks fre­quen­tiert bestimm­te katho­li­sche Krei­se, die am Pro-Ein­wan­de­rungs-Marsch in Mai­land betei­ligt waren, sich aber beim Pro-Life-Marsch in Rom nicht blicken lie­ßen. Ent­spre­chend fiel die Bericht­erstat­tung aus. Die Mil­lio­nen getö­te­ten Kin­der seit Lega­li­sie­rung der Abtrei­bung gel­ten in die­sen Krei­sen als Tabu.

Wenn der Mar­sches für das Leben ver­schwei­gen wird, hat das nicht nur mit den Medi­en zu tun (und jenen, die Ein­fluß auf die Medi­en haben). Es beginnt viel­mehr in der Kir­che selbst. Hin­ter den Kulis­sen scheint die Lega­li­sie­rung der Eutha­na­sie bereits aus­ge­mach­te Sache zu sein. Seit­her schweigt die Kir­che dazu, so wie sie seit Jah­ren zum The­ma Abtrei­bung schweigt. Wenn sie dar­über spre­chen muß, dann so, daß es in der Öffent­lich­keit nicht zu sehr auf­fällt. Vor allem geht sie für die unge­bo­re­nen Kin­der nicht auf die Stra­ße: Man müße es mit „der Lie­be zum Leben“ ja nicht über­trei­ben, die Fra­ge sei ent­schie­den, der Zeit­geist sei eben so, der Kampf dage­gen eine über­hol­te Sache ver­gan­ge­ner Zei­ten. Übrig blei­ben glau­bens­treue und tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Katho­li­ken, die sich mit den moder­nen Tabus nicht abfin­den wol­len. Es ist daher kein Zufall, daß wich­ti­ge Groß­ereig­nis­se der heu­ti­gen Zivil­ge­sell­schaft, die für das Wah­re, Gute und Schö­ne ein­tre­ten, von tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Katho­li­ken ins Leben geru­fen wur­den, ob der Marsch für das Leben schlecht­hin, jener von Washing­ton, ob die Manif pour tous in Frank­reich oder auch der Marsch für das Leben in Rom.

Papst und Bischöfe schweigen in Westeuropa zur Abtreibung

Wie im deut­schen Sprach­raum schweigt die Kir­che auch in Ita­li­en zum The­ma Abtrei­bung. Die­ses Schwei­gen ent­hält natür­lich das nöti­ge Mini­mum, da und dort ein flüch­ti­ger Hin­weis, um zu signa­li­sie­ren, daß die Kir­che noch immer denkt, wie sie immer dach­te. Stimmt das aber? Tut sie das wirk­lich noch? Zwei­fel sind ange­bracht. Ein wirk­li­ches Anlie­gen ist das The­ma Lebens­recht weder Papst Fran­zis­kus noch den mei­sten west­eu­ro­päi­schen Bischö­fen. Die homöo­pa­thi­sche Dosie­rung, mit der sie sich dafür ein­set­zen, läßt jeden Initia­tiv­geist ver­mis­sen, der an ande­rer Stel­le an den Tag gelegt wird. Es scheint mehr dar­um zu gehen, jene Katho­li­ken ruhig­zu­stel­len, die noch eine Vor­stel­lung von der Hei­lig­keit des Lebens bewahrt haben. Wenn die­se ab und zu Kri­tik wagen soll­ten, kann man sie unter Ver­weis auf die­se und jene bei­läu­fi­ge, meist bewußt öffent­lich­keits­un­wirk­sa­me Stel­lung­nah­me niederzischen.

Kardinal Caffarra: „Mit Abtreibung und Homosexualität fordert Satan Gott heraus“

Im Vor­feld des Mar­sches für das Leben fand am ver­gan­ge­nen Frei­tag das Rome Life Forum statt. Kar­di­nal Car­lo Caf­farra sag­te dort, daß „Satan Gott mit Abtrei­bung und Homo­se­xua­li­tät her­aus­for­dert“. Die Mensch­heits­ge­schich­te sei ein stän­di­ger Zusam­men­prall zwi­schen die­sen bei­den Kräf­ten. Der End­sieg ist bereits ent­schie­den, doch bis dahin müs­se sich jeder Mensch auf­grund sei­nes frei­en Wil­lens in die­sem Rin­gen für die eine oder ande­re Sei­te entscheiden.

Heu­te sei das Bewußt­sein ver­dampft, daß „Abtrei­bung ein offen­sicht­li­ches Zei­chen der Anti-Schöp­fung“ ist, so Kar­di­nal Caf­farra. Die dia­bo­li­sche Rebel­li­on gegen Gott, die sich in Abtrei­bung und Homo­se­xua­li­tät mani­fe­stie­re, sei ein „Zei­chen für die apo­ka­lyp­ti­schen Zei­ten“, die wir erle­ben, so der Kar­di­nal. Man dür­fe gar nicht mehr dar­über reden. Man habe nur mehr zu akzep­tie­ren und zu schweigen.

Ric­car­do Cascio­li, der Chef­re­dak­teur der Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na, schrieb im Zusam­men­hang mit dem Marsch für das Leben:

„Es ist kein Zufall, daß es insi­sten­te Stim­men über die Errich­tung einer vati­ka­ni­schen Kom­mis­si­on sogar zur Über­prü­fung von Huma­ne vitae gibt. Bei den bei­den Bischofs­syn­oden über die Fami­lie hat mehr als ein Bischof eine sol­che For­de­rung erho­ben. Es ist kein Zufall, daß an die Spit­ze der Päpst­li­chen Aka­de­mie für das Leben mit Msgr. Vin­cen­zo Paglia ein Bischof gesetzt wur­de, der sich sofort an die Arbeit gemacht hat, das Werk von Johan­nes Paul II. zu zer­stö­ren. Sogar die Bot­schaf­ten der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz zum Tag des Lebens ver­mei­den es, über die Abtrei­bung zu spre­chen, obwohl der Tag als direk­te Reak­ti­on auf die Abtrei­bungs­le­ga­li­sie­rung von 1978 ein­ge­führt wurde.“

Kardinal Burke und Weihbischof Athanasius Schneider

Unter den Teil­neh­mern des Mar­sches fan­den sich auch die­ses Jahr wie­der Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke und Weih­bi­schof Atha­na­si­us Schnei­der ein. Papst Fran­zis­kus sand­te eine Gruß­bot­schaft, was als Fort­schritt zu sehen ist, ange­sichts der Käl­te, mit der er zum Teil in den ver­gan­ge­nen Jah­ren der Lebens­rechts­in­itia­ti­ve begeg­net ist. Anfangs fand der Marsch für das Leben am Sonn­tag statt und führ­te auf den Peters­platz, um am Regi­na Coeli mit dem Papst teil­zu­neh­men. Fran­zis­kus grüß­te ver­schie­de­ne Grup­pen, aber nicht den Marsch für das Leben. Inzwi­schen fand eine Ent­kop­pe­lung der bei­den Ereig­nis­se statt. Offen­bar wird im Vati­kan peni­bel unter­schie­den zwi­schen einem knap­pen päpst­li­chen Gruß­wort des Staats­se­kre­ta­ri­ats und einem per­sön­li­chen Gruß des Pap­stes auf dem Peters­platz, der durch die Medi­en weit grö­ße­re Auf­merk­sam­keit fin­den würde.

Trotz der Wider­stän­de der Abtrei­bungs­lob­by wur­de der Marsch für das Leben ganz schnell zum wich­tig­sten Ter­min der Lebens­rechts­be­we­gung und zum sicht­bar­sten Ereig­nis für die unge­bo­re­nen Kin­der in Ita­li­en. Aus 20 Län­dern waren am Sams­tag Dele­ga­tio­nen nach Rom gekom­men, um die über­na­tio­na­le Bedeu­tung des Ein­sat­zes für das Lebens­recht zu unterstreichen.

Coda Nunziante: „Eine Nation, die das Leben nicht fördert, ist eine Nation, die stirbt“

In die­sem Jahr stand der Marsch unter dem Mot­to: „Kom­pro­miß­los für das Leben“. Die Vor­sit­zen­de des Orga­ni­sa­ti­ons­ko­mi­tees, Vir­gi­nia Coda Nun­zi­an­te sag­te in ihrer Rede:

„Die­ser so zahl­reich besetz­te Platz will die Schön­heit des Lebens unter­strei­chen, aber mit eben­sol­cher Ent­schlos­sen­heit von unse­ren Poli­ti­kern, unse­ren Regie­ren­den ein­for­dern, daß sie auf­hö­ren, mit unse­ren Steu­ern den Selbst­mord unse­res Vol­kes zu finan­zie­ren. Anstatt unse­re Kin­der zu töten, for­dern wir kon­kre­te Hil­fen für die Fami­li­en, damit sie ihre Kin­der auf­zie­hen kön­nen. Wir sind über­zeugt, daß dann auch die Wirt­schaft sich erho­len wür­de. Eine Nati­on, die das Leben nicht för­dert, ist eine Nati­on, die stirbt. Und genau das ist die demo­gra­phi­sche Vor­her­sa­ge, die unser Land trifft.“

Sie ver­wies zudem auf den 100. Jah­res­tag der Mari­en­er­schei­nun­gen von Fatima.

„Fati­ma ist das außer­ge­wöhn­lich­ste Ereig­nis unse­rer Epo­che. Die Got­tes­mut­ter ist gekom­men und hat uns gebe­ten, Gott nicht län­ger zu belei­di­gen. In den hun­dert Jah­ren seit­her hat sich die Lage den­noch ent­schie­den ver­schlech­tert, weil sich fast alle Staa­ten Geset­ze gegen das Leben, gegen die Fami­lie und gegen die Natur des Men­schen geben.“

Coda Nun­zi­an­te zitier­te aus einem Brief, den Sr. Lucia dos San­tos in den 80er Jah­ren Kar­di­nal Caf­farra geschrie­ben hat­te. In die­sem Brief sag­te die Sehe­rin von Fati­ma, daß der End­kampf zwi­schen Gott und dem Teu­fel zum The­ma Leben und Fami­lie statt­fin­den wird. Dazu Coda Nun­zi­an­te für den Marsch für das Leben.

„Wir stel­len uns die­ser Her­aus­for­de­rung in der Gewiß­heit, daß mit Hil­fe Got­tes das Leben immer über den Tod sie­gen wird.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: NBQ

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