Krzysztof Charamsa – Ein Möchtegern-Großinquisitor verketzert die Kirche


"Der erste Stein" von Krzysztof Charamsa: homospezifische Legenden und Verleumdungen und der geplatzte Traum von einer Karriere als "Großinquisitor"
"Der erste Stein" von Krzysztof Charamsa: homospezifische Legenden und Verleumdungen und der geplatzte Traum von einer Karriere als "Großinquisitor"

Ein ehe­ma­li­ger Kuri­en-Mon­si­gno­re insze­niert sein Schei­tern an Zöli­bat und Prie­ster­tum, um von der Medi­en­büh­ne Stei­ne auf die Kir­che zu werfen.

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Eine Bespre­chung von Hubert Hecker.

Der inzwi­schen lai­sier­te pol­ni­sche Prie­ster Krzy­sz­tof Cha­ram­sa arbei­te­te 13 Jah­re in der vati­ka­ni­schen Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on. Im Okto­ber 2015 oute­te er sich zusam­men mit sei­nem spa­ni­schen Part­ner als prak­ti­zie­ren­der Schwu­ler. Sein dama­li­ger medi­en­ori­en­tier­ter Auf­tritt war dar­auf berech­net, Kir­chen­po­li­tik zu machen. Er ver­such­te mit Hil­fe inter­na­tio­na­ler Medi­en Druck auf die Bischö­fe der römi­schen Fami­li­en­syn­ode aus­zu­üben. Sei­ne weit­rei­chen­den For­de­run­gen im Sin­ne der Homo­lob­by ver­band er mit mas­si­ven Hass-Vor­wür­fen gegen die Kir­che. Die Syn­ode soll­te ihr „para­no­ides Han­deln“ auf­ge­ben. Als Papst Fran­zis­kus und die Bischö­fe auf die­se Art von medi­en­ver­stärk­ten Beschimp­fun­gen und Beschul­di­gun­gen nicht ein­gin­gen, kan­zel­te er die Syn­ode ab als „200 alte Män­ner“ ohne Wis­sen und Mitgefühl.

Ein Buch wie ein Stein – auf die Kirche

In die­sem Stil agiert und agi­tiert er seit­her – etwa in sei­nem Buch „Der erste Stein“. Mit der Publi­ka­ti­on auf Deutsch konn­te er auf wei­te­res media­les Echo rech­nen. Bei vie­len deut­schen Medi­en ist stets will­kom­men, wer die Kir­che abwatscht. Wenn dann jemand auch noch Ent­hül­lun­gen aus dem Zen­trum des Vati­kans ver­spricht, wird er im Medi­en­zir­kus beson­ders hofiert.

In der Fern­seh­sen­dung „Mar­kus Lanz“ vom 26. 4. hat­te der Mode­ra­tor den schwu­len Ex-Prie­ster mit dem Vati­kan-Plau­de­rer Andre­as Eng­lisch zusam­men­ge­packt. Cha­ram­sa wie­der­hol­te sei­ne maß­lo­sen Angrif­fe auf Kle­rus und Kir­che. Er ver­stieg sich zu der Behaup­tung, die Päp­ste Bene­dikt und Fran­zis­kus wür­den Homo­se­xu­el­le „mit Gei­stes­kran­ken gleich­set­zen“. Eng­lisch keil­te nach: Die Päp­ste Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. hät­ten „ganz klar extrem homo­pho­be Ten­den­zen“, nach sei­ner Ansicht eine „ganz aggres­si­ve Haltung“.

Am Tag nach der Lanz-Sen­dung ver­sprach das Wochen­ma­ga­zin stern mit sei­nem Auf­ma­cher zum „Ent­hül­lungs­buch“ einen Schlüs­sel­loch­blick in die vati­ka­ni­schen Pri­vat­ge­mä­cher: „Ver­bo­te­ne Lie­be im Vati­kan. Über schwu­le Bischö­fe, nack­te Tän­zer und die Dop­pel­mo­ral der katho­li­schen Kir­che“. Alle vier Aus­sa­gen der Titel­zei­len erwei­sen sich beim Lesen des dazu­ge­hö­ri­gen Tex­tes als fake news.

Wiederholung altbekannter Falschthesen

Der Stern-Repor­ter Frank Och­mann, selbst ein lai­sier­ter Prie­ster, hat Aus­zü­ge aus dem Buch des pol­ni­schen Ex-Prie­sters zusam­men­ge­stellt. Abge­se­hen von den bio­gra­phi­schen Dar­stel­lun­gen sind dar­in kei­ne neu­en Erkennt­nis­se zum The­ma Kir­che und Homo­se­xua­li­tät auf­ge­führt, also Null-News. Fehl­an­zei­ge etwa zur Homo­lob­by im Vati­kan, deren Exi­stenz und das Dos­sier dar­über von Papst Fran­zis­kus bestä­tigt wur­den. Cha­ram­sa sagt, er sei nie „Mit­glied einer Schwu­len-Mafia“ gewe­sen und ken­ne sich in den Netz­wer­ken der Homo­se­xu­el­len nicht aus.

. Bei vielen deutschen Medien ist stets willkommen, wer die Kirche abwatscht.
Bei vie­len deut­schen Medi­en ist stets will­kom­men, wer die Kir­che abwatscht.

Dage­gen wer­den medi­en­be­kann­te Tat­sa­chen als Neu­ig­kei­ten ver­kauft– z. B. die Dar­bie­tun­gen einer Grup­pe Akro­ba­ten mit nack­tem Ober­kör­per in der vati­ka­ni­schen Audi­enz­hal­le. Dass die „Fra­tel­li Pel­le­g­ri­ni“ unter ande­rem auch beim Gay Cir­cus in Bar­ce­lo­na auf­ge­tre­ten waren, nimmt  Cha­ram­sa als Beweis für die Ver­schwu­lung des Vati­kans. In der ent­spre­chen­den Buch­pas­sa­ge pro­ji­ziert er sei­ne homo­se­xu­el­len Vor­lie­be für mas­ku­li­ne Ober­kör­per­mus­ku­la­tur ande­rer Män­ner in die Augen und Her­zen der anwe­sen­den Prälaten.

Anson­sten sind fak­ten­freie Deu­tun­gen und Spe­ku­la­tio­nen, Ankla­gen und For­de­run­gen an die Kir­che vor­herr­schend in den Buch­aus­zü­gen des stern. In den All­ge­mein­aus­sa­gen zur Kir­che erscheint das Werk wie eine Kopie von David Ber­gers Ent­hül­lungs­buch von 2010. Der Titel „Der hei­li­ge Schein“ wird im Unter­ti­tel des neu­en Buches vari­iert zur „Heu­che­lei der katho­li­schen Kir­che“. Ber­gers The­se, dass die katho­li­sche Mess-Zele­bra­ti­on und lit­ur­gi­sche Klei­dung homo­se­xu­ell anzüg­lich sei­en, fin­det sich auch bei Cha­ram­sa wie­der: Ins­be­son­de­re in dem Pon­ti­fi­kat von Papst Bene­dikt XVI. sei das „gan­ze schwu­le Sze­na­ri­um der katho­li­schen Barock­zeit wie­der­auf­ge­lebt“. Der schwu­le Blick sieht in der katho­li­schen Lit­ur­gie nur eine Tra­ve­stie­show, bei der „in cho­reo­gra­fier­ten Pro­zes­sio­nen“ mit Spit­zen­ge­wän­dern, „wie sie jeden Schwu­len in Ent­zücken ver­setz­ten“, die Geist­li­chen „wie Schön­heits­kö­ni­gin­nen ein­her­trip­peln. „Vom Geist der Lit­ur­gie“, so der Titel eines Buches von Kar­di­nal Ratz­in­ger, hat der pol­ni­sche Mon­si­gno­re offen­sicht­lich gar nichts verstanden.

Homospezifische Legenden und Verleumdungen

Der Theo­lo­ge Ber­ger hat­te behaup­tet, die Hälf­te aller Prie­ster und Prä­la­ten im Vati­kan sei schwul. Cha­ram­sa geht dar­über hin­aus mit sei­ner The­se, „dass etwa die Hälf­te aller katho­li­schen Geist­li­chen schwul“ sei. Das sagt er auf­grund sei­ner eng begrenz­ten „per­sön­li­chen Erfah­run­gen“ in Polen und im Vati­kan. Er macht gar nicht erst den Ver­such, für sei­ne bizar­re Tat­sa­chen­be­haup­tung über die 400.000 Kle­ri­ker der Welt­kir­che Bewei­se, Bele­ge, Indi­zi­en oder auch nur Über­le­gun­gen bei­zu­brin­gen. Auch zu allen ande­ren Berei­chen der Homo­se­xua­li­tät repro­du­ziert er ein­fach die Legen­den und Selbst­recht­fer­ti­gun­gen der Homo-Lob­by. So bringt er die auf­ge­bläh­te Zahl von fünf bis zehn Pro­zent Homo­se­xu­el­le in der Gesell­schaft an, wäh­rend seriö­se Demo­sko­pie-Stu­di­en in Deutsch­land und den USA nur Zah­len zwi­schen 1,9 und 2,6 bele­gen können.

Der "stern" und die Wiederholung altbekannter Falschthesen
Der „stern“ und die Wie­der­ho­lung alt­be­kann­ter Falschthesen

Alle Spe­ku­la­tio­nen und Beschrei­bun­gen Cha­rams­as mün­den stets in der Ankla­ge, Kir­che und Kle­rus wür­den an einer krank­haf­ten Angst­stö­rung gegen­über Homo­se­xu­el­len lei­den (Homo­pho­bie). Auch die­se Beschimp­fung ohne Wahr­heits­wert wird wie eine abge­grif­fe­ne Falsch­mün­ze wei­ter­ge­reicht. Ver­leum­de­risch beschimpft der ehe­ma­li­ge Vati­kan-Mit­ar­bei­ter die Kir­che mit der The­se vom angeb­li­chen Homo­se­xu­el­len­hass. Beson­ders Kar­di­nal Ratz­in­ger habe es „vor­züg­lich ver­stan­den, den Hass auf Homo­se­xu­el­le zu ver­schär­fen“. In der „fin­ste­ren Pha­se“ sei­nes Pon­ti­fi­kats sei Homo­pho­bie geschürt und ange­heizt worden.

So ähn­lich hat­te sich schon David Ber­ger erei­fert: Der Papst sei selbst homo­se­xu­ell ver­an­lagt und ver­su­che dies mit homo­pho­ben Äuße­run­gen zu über­decken. Bei jeder sei­ner sie­ben Neu­jahrs­an­spra­chen habe er die Homo­se­xu­el­len ver­teu­felt – eine gro­be Unwahr­heit, wie der Jour­na­list Kiss­ler auf­deck­te. Cha­ram­sa bleibt bei sei­nen Hass- und Homo­pho­bie­an­kla­gen lie­ber im All­ge­mei­nen, damit er nicht wider­legt wer­den kann. Eine unwah­re Unter­stel­lung ist jeden­falls sei­ne ruf­mör­de­ri­sche The­se: Das Pon­ti­fi­kat Bene­dikts habe „nicht nur die extrem­sten Äuße­run­gen von homo­pho­bem Hass tole­riert, son­dern sie sogar befür­wor­tet“ und damit „Unge­heu­er gebo­ren“.  Wo sind die Bewei­se für die behaup­te­te Befür­wor­tung von homo­pho­bem Hass, Herr Charamsa?

Verqueere Sprechblasen

Statt Bele­ge für sei­ne Anschul­di­gun­gen zu brin­gen schwa­dro­niert  der ehe­ma­li­ge „Die­ner der Wahr­heit“ mit unsin­nig-ver­quee­ren  Sprech­bla­sen wie der fol­gen­den: „Die katho­li­sche Kir­che ist die­je­ni­ge Kör­per­schaft, die sich aus Män­nern in Frau­en­klei­dern zusam­men­setzt, es aber einem männ­li­chen Jugend­li­chen vol­ler Hyste­rie ver­bie­tet, einen Rock anzu­zie­hen (wie die Schot­ten es tun) und so auf der Stra­ße zu gehen: Trans­ve­sti­ten, die ande­re Trans­ve­sti­ten verfolgen.“

Mit maß­lo­sen Beschimp­fun­gen trak­tiert er die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, in der er 13 Jah­re lang Dienst tat: Das sei eine Geheim­dienst­or­ga­ni­sa­ti­on ähn­lich dem KGB, die „die Gläu­bi­gen aus­spio­nier­te und bewach­te“. Er habe ent­deckt, „wie abge­stumpft und bor­niert die Agen­ten der Kir­che“ wären. Sie hät­ten „ein männ­li­ches Ver­gnü­gen dar­an gefun­den, ande­re aus dem Weg zu räu­men, sie zu ver­nich­ten“. Sein Resü­mee: „So lern­te ich die­ses höch­ste Gre­mi­um der Kir­che als eine Ver­samm­lung kran­ker Gei­ster ken­nen, die Ver­gnü­gen dar­in fan­den, einen Schei­ter­hau­fen nach dem ande­ren auf­zu­schich­ten und in Brand zu stecken.“ Er fügt die Bemer­kung hin­zu, dass sei­ne „per­sön­li­che Ex-Höl­le auf Erden die ehe­ma­li­ge Hei­li­ge Inqui­si­ti­on“ war. Es scheint, als wenn Cha­ram­sa zu vie­le Ver­schwö­rungs­fil­me à  la Dan Brown gese­hen hat.

Phantasie-Projektionen

Sol­che über­zo­ge­nen Ver­glei­che oder Über­tra­gun­gen ohne Fak­ten­ba­sis die­nen allein der Des­avou­ie­rung der Kir­che: Scha­blo­nen­wor­te wie KGB, Agen­ten, Aus­pio­nie­rung denun­zie­ren die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on zu einer tota­li­tä­ren Orga­ni­sa­ti­on. Schlag­wor­te wie Schei­ter­hau­fen und Ex-Höl­le sol­len irra­tio­na­len Fana­tis­mus asso­zi­ie­ren. Beson­ders nie­der­träch­tig ist die Unter­stel­lung, die aktu­el­len Mit­ar­bei­ter des Glau­bens­gre­mi­ums sei­en kran­ke Gei­ster, die aus männ­li­cher Lust ande­re ver­nich­ten würden.

Der Ex-Mon­si­gno­re mit dem Unschulds­ge­sicht muss sich fra­gen las­sen, was sol­che sadi­sti­sche Phan­ta­sie-Pro­jek­tio­nen über sei­ne eige­ne Per­sön­lich­keit aus­sa­gen. Oder liegt der Schlüs­sel zu der Kon­ver­si­on zum anti­kirch­li­chen Eife­rer in sei­ner per­sön­li­chen Ent­wick­lungs­ge­schich­te? Ist da etwas falsch gelau­fen im Leben des Krzy­sz­tof Charamsa?

Der geplatzte Traum von der priesterlichen Karriere als Großinquisitor

Kirchenbeschimpfung findet Förderer
Kir­chen­be­schimp­fung fin­det Förderer

Er bringt selbst Indi­zi­en für bio­gra­phi­sche Fehl­ent­wick­lun­gen. Schon als Schü­ler habe er voll Über­ei­fer als höch­stes Ziel ange­strebt, in die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ein­zu­tre­ten. „Ich träum­te davon, Groß­in­qui­si­tor zu wer­den.“ Er sei als Jugend­li­cher „über­trie­ben pedan­tisch“ gewe­sen – viel­leicht der Grund, „dass man­che mich unaus­steh­lich fan­den“. Sein Allein­sein als Ado­les­zent habe er vor sich damit gerecht­fer­tigt, dass er Prie­ster wer­den woll­te. Prie­ster­tum hieß für ihn, „Stre­ben nach einem Leben in Ein­sam­keit, einem Leben, das dem Ler­nen und der Leh­re gewid­met war. Das beherrsch­te mich ganz und gar.“

Aus die­sen Selbst­be­kennt­nis­sen ergibt sich, dass Cha­ram­sa sein Prie­ster­tum als kirch­li­chen Kar­rie­re­auf­stieg ver­stand – mit dem Stre­ben nach Ein­sam­keit als Mit­tel oder Preis dafür. Bei sol­chen Moti­ven kann der Zöli­bat „um des Him­mel­rei­ches Wil­len“ und im Dienst für die Gläu­bi­gen aller­dings nicht trag­fä­hig sein auf die Dauer.

Bischof Vitus Huon­der hat kürz­lich bei einer Prie­ster­wei­he erklärt: Die Wei­he­stu­fen des Prie­ster­tums ver­sinn­bil­den einen Auf­stieg im Leben der Gna­de und der Hei­li­gung. Zugleich ist der Weg des Prie­sters ein abstei­gen­der Pfad zu Dienst und Demut im inkar­na­to­ri­schen Gei­ste Jesu Chri­sti. Von die­sem katho­li­schen Prie­ster­bild tren­nen Cha­rams­as Kar­rie­re-Prie­ster­tum Welten.

Verketzerung des Pontifikats von Papst Benedikt XVI.

Wei­ter berich­tet der Ex-Mon­si­gno­re, wie er Unmen­gen von Büchern von und über Homo­se­xu­el­le „ver­schlun­gen“ und sich deren Per­spek­ti­ven ange­eig­net habe. Sei­ne Urtei­le über die Kir­che und Päp­ste wir­ken dann auch wie abge­klatscht von Pro­pa­gan­da­for­meln der Homo-Lob­by: „Homo­pho­ber Hass“ sei das Grund­mo­tiv der Kir­che, ihr Han­deln rich­te sich gegen die mensch­li­che „Natur“. Die kirch­li­che Leh­re von Sün­de und Umkehr wäre „unmensch­lich“, „gei­sti­ge Skla­ve­rei und Gefan­gen­schaft“. Die Kir­che wür­de Homo­se­xu­el­le „psy­cho­lo­gisch töten“. Die Hal­tung der Kir­che stän­de dem „isla­mi­sti­schen Fun­da­men­ta­lis­mus näher als der Ver­nunft“. Ins­be­son­de­re das Pon­ti­fi­kat Papst Bene­dikts habe homof­eind­li­che „Unge­heu­er geboren“.

Als Kar­di­nal Ratz­in­ger als Chef der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on 2003 eine Schrift zur theo­lo­gisch-ethi­schen Bewer­tung von Homo­se­xua­li­tät ver­fasst hat­te, zog er den „geball­ten Zorn der Schwu­len und Les­ben“ auf sich. Seit­her wird er von Homo-Orga­ni­sa­tio­nen pau­schal als „Hass­pre­di­ger“ gebrand­markt. Kei­ner der Homo-Eife­rer hat sich mit den ratio­na­len Argu­men­ta­tio­nen des spä­te­ren Pap­stes aus­ein­an­der­ge­setzt, auch nicht Cha­ram­sa. Im Gegen­teil. Die­se und ande­re kirch­li­che Ver­laut­ba­run­gen zu Homo­se­xua­li­tät ein­schließ­lich des Kate­chis­mus ver­ket­zert er pau­schal als „belei­di­gend, abscheu­lich, dis­kri­mi­nie­rend“. Er ver­langt kate­go­risch die Annul­lie­rung aller die­ser Doku­men­te. Sogar die Bibel soll nach sei­nen Vor­stel­lun­gen schwu­len­freund­lich neu­in­ter­pre­tiert werden.

Eine sexualisierte Neukirche?

Cha­ram­sa träumt von einer ver­schwul­ten Kir­che und Prie­ster­schaft. Er begrün­det das sakri­le­gisch aus sei­nen sexu­el­len Erleb­nis­sen: In den Armen eines ande­ren Prie­sters habe er „Gott erblickt, der mich lieb­te, mich umarm­te, mich akzep­tier­te.… Ich hat­te Gott gese­hen“. Auch für den Bruch sei­nes prie­ster­li­chen Zöli­bats­ver­spre­chens glaubt er sich „der Lie­be Got­tes gewiss“ zu sein. Die Zustim­mung sei­ner Schwe­ster zu sei­nem Outing nennt er ein „Sakra­ment der Gna­de“. Als schwu­ler Ex-Prie­ster füh­le er sich „katho­li­scher als je zuvor“. Im extre­men Gegen­satz zu Wort­be­deu­tung und Leh­re der Katho­li­zi­tät meint er damit aber sei­ne selbst­ge­ba­stel­te Eigen­kir­che, „mei­ne Kir­che“ – mit aus­drück­li­chem Bezug auf die Protestanten.

Die ideo­lo­gi­sche Basis für Cha­rams­as sexua­li­sier­te Neu­kir­che scheint eine Natur­re­li­gi­on der Sexua­li­tät zu sein. Die „wah­re Frei­heit im Glau­ben“ – wie bei den „evan­ge­li­schen Brü­dern und Schwe­stern“ – besteht für ihn dar­in, sexu­el­le Bedürf­nis­se aus­zu­le­ben. Die sexu­el­len Ori­en­tie­run­gen und Iden­ti­tä­ten sei­en „Natur des Men­schen“. Des­halb wäre die sexu­el­le Betä­ti­gung ein Men­schen­recht, ein­schließ­lich des Rechts auf Zivil­ehe für Per­so­nen sexu­el­ler Min­der­hei­ten. Schließ­lich plä­dier­te er für die kirch­li­che Akzep­tanz von Gen­der Stu­dies und die For­de­run­gen nach „repro­duk­ti­ver Gesund­heit“. Hin­ter die­sem Code-Wort ver­birgt die  inter­na­tio­na­le Abtrei­bungs­lob­by  ein ver­meint­li­ches Recht auf vor­ge­burt­li­che Kindstötung.

Verdrehung der Jesusworte

Mit der sexua­li­sier­ten Neu­in­ter­pre­ta­ti­on der Bibel fängt der schwu­le Ex-Prie­ster schon bei dem Buch­ti­tel an. „Der erste Stein“ bezieht sich auf die neu­te­sta­ment­li­che Geschich­te, in der Jesus die dama­li­ge jüdi­sche Pra­xis der Stei­ni­gung von Ehe­bre­che­rin­nen eben­so zurück­weist wie die über­heb­li­che Selbst­ge­rech­tig­keit der Pha­ri­sä­er. Die ent­schei­den­de Wei­sung Jesu an die Ehe­bre­che­rin lau­tet dann: „Gehe hin und sün­di­ge fort­an nicht mehr“. Die­se Mah­nung zur Abkehr von einem sün­di­gen Leben wird viel­fach bewusst unter­schla­gen, um das vor­her­ge­hen­de Jesus­wort in den Mit­tel­punkt zu stel­len: „Auch ich will dich nicht ver­ur­tei­len“ wegen dei­nes Ehe­bruchs. Das Dik­tum wird von heu­ti­gen Ehe- und Zöli­bats­bre­chern gern als Ent­schul­di­gung für ihre fort­ge­setz­te Sün­de ange­nom­men. Sie ver­dre­hen damit das ulti­ma­ti­ve Gebot zur Umkehr von einem sün­di­gen Weg ins Gegenteil.

Text: Hubert Hecker
Bild: Verlage/​stern (Screen­shots)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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8 Kommentare

  1. Die­ser Herr will eine Natur­re­li­gi­on der Sexua­li­taet, das lese ich hier oben. Aber alle Natur­re­li­gio­nen die ich ken­ne dre­hen um Frucht­bar­keit und Fort­pflan­zung und sind des­halb vor Heterosexualitaet.

  2. Ich stim­me Herrn Heckers sehr gutem Arti­kel voll­um­fäng­lich zu. Aller­dings möch­te ich aus eige­ner leid­vol­ler Erfah­rung ergän­zen, dass tat­säch­lich ein hoher Anteil der Semi­na­ri­sten in den diö­ze­sa­nen Semi­na­ren homo­se­xu­ell ist bzw. ein gestör­tes Ver­hält­nis zur eige­nen Sexua­li­tät hat. Die Kir­che ver­langt (ich zitie­re sinn­ge­mäß eines der für die Prie­ster­aus­bil­dung maß­geb­li­chen kirch­li­chen Doku­men­te), dass die Kan­di­da­ten für die Hei­li­gen Wei­hen über eine „inte­grier­te Sexua­li­tät“ ver­füg­ten, was als ein Kri­te­ri­um einer ihrer per­sön­li­chen Rei­fe nach für das Prie­ster­tum geeig­ne­ten Per­son gilt. Lei­der wird die­ser Anfor­de­rung der Kir­che m.E. nur sehr unzu­rei­chend Genü­ge getan. Homo­se­xu­el­len-Netz­wer­ke exi­stie­ren tat­säch­lich, und zwar auch und gera­de in den Semi­na­ri­en. Die­se umfas­sen zum Teil nicht nur in Stu­di­um und Aus­bil­dung befind­li­che Semi­na­ri­sten, son­dern auch bereits Geweih­te und mit­un­ter sogar Aus­bil­dungs­ver­ant­wort­li­che. Es schmerzt, so etwas schrei­ben zu müs­sen, doch es ist eine Wahr­heit, die ich (und mit mir auch Ande­re) bezeu­gen kön­nen. Die Fol­gen sol­cher Zustän­de (sowohl die bereits ein­ge­tre­te­nen auch die auf­grund sol­cher Umstän­de zu erwar­ten­den) lie­gen auf der Hand. Ein recht bekann­ter Kri­ti­ker der nach­kon­zi­lia­ren Kir­che brach­te es in einem Vor­trag über den „Prie­ster­man­gel“ ein­mal auf den Punkt: Das römisch-katho­li­sche Prie­ster­tum befin­de sich weit­hin nicht mehr auf der sitt­li­chen Höhe, auf der es einst stand. Die Zustän­de, auf die ich oben ver­wies, sind nur ein Sym­ptom der Glau­bens- und Kir­chen­kri­se, aller­dings ein sehr schwerwiegendes.

    • Kom­plett richtig.
      Der frü­he­re lang­jäh­ri­ge Direk­tor des Groß­se­mi­nars von Brüg­ge C.B. gab selbst zu, daß er „ein sehr leib­li­cher Mensch sei“(?);
      und da kamen in 2015 plötz­lich Kla­gen und Insi­nua­tio­nen von jün­ge­ren Prie­stern über das nicht ange­paß­te Ver­hal­ten die­ses Man­nes (mit bis zu 16 Jah­ren Ver­spä­tung, cfr. „Mut“ und „outen“).
      Der Typ war übri­gens bis 2015 Kon­takt­per­son für die „Ruf­wil­li­ge“ im Bis­tum Brügge.
      Kon­se­quenz: C.B. wur­de wie­der in dem Unter­richt ein­ge­setzt, aber nur in einer Mäd­chen­schu­le (wahr­schein­lich ist er dort unge­fähr­lich weil anders „gepolt“).
      Das Bis­tum Brüg­ge ist kom­plett abgewrackt.

    • Wer­ter Pancratius,ja was Sie schrei­ben ist manch­mal wahr. In der ver­gan­gen­heit bin ich mit einem Prie­ster­stu­dent befreun­det gewesen,und der hat mir erzaehlt dass bei ihm in der Aus­bil­dung es nur 2 Hete­ro­se­xu­el­le gege­ben hat, er und einer der Dozente.Aber man hat dort klar gemacht dass der Zoe­li­bat auch fuer Homo­se­xu­el­le ist,obwohl nicht alle das gleich ver­stan­den hatten.

    • Vie­len Dank für Ihre Offen­heit, die frei ist von einem modi­schen, zuneh­mend anti­christ­li­chen LGBT-Loby­is­mus, der immer absur­de­re Züge annimmt bis hin zu der mon­strö­sen Idee, der Mensch kön­ne sein Geschlecht frei bestimmen.
      Die Sexua­li­tät, ganz gleich wel­cher Aus­prä­gung, gehört zu den mäch­tig­sten Natur­kräf­ten, die einer gei­sti­gen Durch­drin­gung bedür­fen, damit sie mensch­lich wer­den kön­nen. Die bei­den Begrif­fe „Kul­tur“ und „Kul­tus“ sind ja nicht ohne Grund mit­ein­an­der verwandt.
      Wird die genann­te Glau­bens­kri­se über­wun­den, wird auch die aktu­el­le sexu­el­le Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit über­wun­den werden.

  3. Das alt­be­kann­te sexu­al-thea­tra­li­sche Ver­hal­ten, para­dies­vo­gel­ar­tig auf­ge­schmückt und breit­me­di­al herausposaunt.
    Äusserst langweilig.
    Man kann nur Bedau­ern haben für die­se Men­schen: abge­fal­len vom Glau­ben, hyste­risch gei­fernd gegen die Kir­che, in Ego- und Ero­to­ma­nie ver­steift, den geschwo­re­nen Eid verbrechend.
    Übri­gens reich­te der Pro­zent­satz von 40–50% nicht bei dem CPRL in Ant­wer­pen (1985–1999) und spä­ter auch nicht im dem Groß­se­mi­nar von Brüg­ge (vanG­he­lu­we-DeKesel).

  4. Unver­geß­lich Palm­sonn­tag 2012:
    da tauch­te doch plötz­lich die Nach­richt auf, daß ein Semi­na­rist aus dem Groß­se­mi­nar von Brüg­ge, noch ein­ge­tre­ten unter dem pädo­phi­len „Bischof“ vanG­he­lu­we, spä­ter unter DeKesel stu­die­rend, einen Freund gesucht hat­te mit einer Anzei­ge auf „www​.gay​-romeo​.be“.
    2 Jah­re nach der Ent­mas­ke­rung von vanG­he­lu­we, 1 Jahr nach des­sen Wie­der­auf­tre­ten in der Öffent­lich­keit und im Fern­se­hen, mit­ten in der Rei­ni­gungs­of­fen­si­ve in Nord­bel­gi­en, war die­ser Blöd­sinn fatal.
    Der sphy­nx­ar­ti­ge Vikar-Gene­ral, lang­jäh­ri­ger Pro­fes­sor und Direk­tor des Groß­se­mi­nars und Ex-admi­ni­stra­tor des Bis­tums, zugleich gro­ßer Freund von vanG­he­lu­we, Koen­raad van Hout­te, reagier­te auf die­se knacki­ge Nach­richt mit einem dünn­lip­pi­gen: „Wenn dies stimmt, muß er dann doch sei­ne Sachen packen“.

    Und seit­dem tota­le Stille.
    Von den Ermitt­lun­gen wur­de nichts gesagt, von dem jun­gen Mann auch nicht.
    Und jetzt wur­de es lächerlich:
    die Anzei­ge wur­de natür­lich medi­al herumgepostet;
    die Web­site „gay-romeo“ hat­te sich immer gebrü­stet, „bei ihr sei alles beson­ders anti-fake“.
    (Von wegen „hacken“).
    Der Semi­na­rist war natür­lich rasch bekannt im klei­nen West­flan­dern- er war, ziem­lich gut spre­chend und nicht unin­tel­li­gent, des öfte­ren vor dem (frei­mau­re­risch inspi­rier­ten) Fern­se­hen gewe­sen als Kom­men­ta­tor bei sog. Rei­bungs­punk­ten“ mit dem Vati­kan und der kirch­li­chen Lehre.
    Das Bis­tum ver­sucht im Inter­net zu dele­ten was gin­ge, Omer­tà über­all; nur tauch­te der Name und ande­re Fotos des dama­li­gen Semi­na­ri­sten in Nord­frank­reich („Ver­brü­de­rung zwi­schen den Semi­na­ren“) im Netz auf.
    In 2015 fing der Ex-semi­na­rist, nach etwas Stu­di­um an der Uni­ver­si­tät Löwen inzwi­schen arbeits­los, eine eige­ne Blog­si­te an und oute­te sich- „sehr glück­lich und zufrie­den und stolz auf sei­ne Mut“.
    Bei sei­ner vie­len Frei­zeit hat er dann auch noch die Orts­ab­tei­lung der christ­lich­de­mo­kra­ti­schen Par­tei neu belebt und ist dort Vorsitzende.
    Soviel Brim­bo­ri­um und war­me Luft, und soviel Unwahrachtigkeit.
    Soviel Angst, Zwei­fel und Ver­tu­schung- statt wirk­lich direkt zu sagen und zu tun, was Sache ist, und mutig die Kon­se­quen­zen zu ziehen.

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