Höhepunkt des Bruder-Klaus-Jubiläumsjahres ein „Ökumenischer Festgottesdienst“?


Die Pfarrkirche von Sachsen über dem Sarner See. In ihr befindet sich das Grab des Nikolaus von Flüe, eines Heiligen, der 20 Jahre seines Lebens ausschließlich von der heiligen Eucharistie lebte. Dennoch wird als Höhepunkt des Bruder-Klaus-Jubiläumsjahres die Heilige Messe durch einen "Ökumenischen Festgottesdienst" ersetzt und damit das Allerheiligste Altarsakrament verdunkelt.
Die Pfarrkirche von Sachsen über dem Sarner See. In ihr befindet sich das Grab des Nikolaus von Flüe, eines Heiligen, der 20 Jahre seines Lebens ausschließlich von der heiligen Eucharistie lebte. Dennoch wird als Höhepunkt des Bruder-Klaus-Jubiläumsjahres die Heilige Messe durch einen "Ökumenischen Festgottesdienst" ersetzt und damit das Allerheiligste Altarsakrament verdunkelt.

(Luzern) 2017 ist das Gedenk­jahr des Hei­li­gen Bru­der Klaus (1417–1487), der vor 600 Jah­ren gebo­ren wur­de. Durch die Gna­de der frü­hen Geburt blieb Niko­laus von Flüe die Kir­chen­spal­tung des 16. Jahr­hun­derts erspart. Das ist auch der Grund, wes­halb der 21. März, sein Todes­tag vor 530 Jah­ren, ein evan­ge­li­scher und auch ein katho­li­scher (nicht gebo­te­ner) Gedenk­tag ist. In den Deutsch­schwei­zer Bis­tü­mern wird das Geden­ken an Bru­der Klaus am 25. Sep­tem­ber als Fest I. Klas­se began­gen, als Hoch­fest. Im angren­zen­den öster­rei­chi­schen Bis­tum Feld­kirch am sel­ben Tag als gebo­te­ner Gedenk­tag, im Erz­bis­tum Salz­burg als nicht­ge­bo­te­ner Gedenk­tag am 23. September.

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Im Gedenk­jahr 2017 gibt es zahl­rei­che Ver­an­stal­tun­gen. Am 30. April fand ein Staats­akt im Geden­ken an Bru­der Klaus statt. Zahl­rei­che Initia­ti­ven gibt es auch in Flüeli und im Ranft für die Wall­fah­rer, die zum Grab des Hei­li­gen nach Sach­seln und an sei­ne Lebens- und Wirk­stät­ten kom­men, und ins­ge­samt, um den Men­schen die tie­fe, gläu­bi­ge Got­ter­kennt­nis des Niko­laus von Flüe zugäng­lich zu machen.

Vier gro­ße, kirch­li­che Etap­pen gibt es im Kalen­der des Jubi­lä­ums­jah­res: der 530. Todes­tag am 21. März, der bereits began­gen wur­de; der 70. Jah­res­tag sei­ner Hei­lig­spre­chung am 25. Mai; als Höhe­punkt die kirch­li­chen Gedenk­ta­ge vom 23.–25. Sep­tem­ber und der 550. Jah­res­tag sei­nes „Gan­ges in die Ein­sam­keit“, der am 15. Okto­ber began­gen wird.

„Ökumenischer Festgottesdienst“ – Störsignal im Gedenkjahr?

Jubiläumsprogramm Bruder Klaus
Jubi­lä­ums­pro­gramm

Aus dem Rah­men des reich­hal­ti­gen Gedenk­pro­gram­mes fällt der 24. Sep­tem­ber. Das ist nicht der Tag des Hoch­fe­stes, aber ein Sonn­tag. Ein­deu­ti­ger Höhe­punkt des Jubi­lä­ums­jah­res ist Mon­tag, 25. Sep­tem­ber mit dem „Fest­got­tes­dienst“, der von Kar­di­nal Kurt Koch in der Pfarr­kir­che von Sach­seln zele­briert wird. Was aber ist mit dem Sonn­tag davor?

An jedem Sonn­tag wer­den in der Pfarr­kir­che von Sach­seln, wo sich das Grab des Hei­li­gen befin­det, zwei Hei­li­ge Mes­sen zele­briert, eine um 8.30 Uhr und eine zwei­te um 10 Uhr. Für den 24. Sep­tem­ber ist anläß­lich des Bru­der-Klaus-Gedenk­jah­res um 10 Uhr, statt der Hei­li­gen Mes­se, ein „Öku­me­ni­scher Fest­got­tes­dienst“ geplant. Dabei han­delt es sich offen­bar um einen Höhe­punkt der Gedenk­ver­an­stal­tun­gen, denn die­sem Ereig­nis kommt die größt­mög­li­che Sicht­bar­keit zu. Das kommt durch die Bezeich­nung als „Fest­got­tes­dienst“ zum Aus­druck, wie sonst im Jubi­lä­ums­jahr nur noch die oben erwähn­te Hei­li­ge Mes­se am 25. Sep­tem­ber bezeich­net wird, und durch die Direkt­über­tra­gung des Schwei­zer Rund­funks (SRF/​RTS/​RSI und Radio SRF 1) in Fern­se­hen und Radio.

Briefmarke der Schweizer Post zum 600. Geburtsjahr des Heiligen
Brief­mar­ke der Schwei­zer Post zum 600. Geburts­jahr des Heiligen

Daß es sich um den Höhe­punkt des Jubi­lä­ums­jah­res han­delt, wird auch dadurch unter­stri­chen, daß der „Öku­me­ni­sche Fest­got­tes­dienst“ auf katho­li­scher Sei­te vom Schwei­zer Kuri­en­kar­di­nal Kurt Koch, Vor­sit­zen­der des Päpst­li­chen Rates zur För­de­rung der Ein­heit der Chri­sten, gehal­ten wird. Auf pro­te­stan­ti­scher Sei­te steht ihm Gott­fried Locher, Prä­si­dent des Schwei­ze­ri­schen Evan­ge­li­schen Kir­chen­bun­des (SEK), gegen­über. Der SEK ist ein Zusam­men­schluß der refor­mier­ten Lan­des­kir­chen und der Evan­ge­li­schen-Metho­di­sti­schen Kir­che in der Schweiz. Kar­di­nal Koch hat zwar kei­ne Juris­dik­ti­on in der Schweiz, war aber Bischof von Basel und ist rang­höch­ster Schwei­zer Kir­chen­ver­tre­ter sowie „Öku­me­n­emi­ni­ster“ des Vatikans.

Nun ist Niko­laus von Flüe ein eini­gen­des Band für die Schweiz, denn die Geschich­te vor der Refor­ma­ti­on ist für alle gleich. Gleich­zei­tig ist er aber auch ein Hei­li­ger der katho­li­schen Kir­che. Die Refor­mier­ten leh­nen Hei­li­ge und Hei­li­gen­ver­eh­rung ent­schie­den ab. Soll der gemein­sa­me „Fest­got­tes­dienst“ die Refor­mier­ten an die katho­li­sche Kir­che her­an­füh­ren? Das könn­te man mei­nen, wür­de das Ereig­nis nicht an einem Sonn­tag stattfinden.

Katholiken von Sonntagspflicht abhalten?

Der „Öku­me­ni­sche Fest­got­tes­dienst“ ver­drängt näm­lich die Hei­li­ge Mes­se, die nor­ma­ler­wei­se um 10 Uhr in der Pfarr­kir­che von Sach­seln zele­briert wird – und zwar ersatz­los. Damit geschieht, was die katho­li­sche Kir­che nach gel­ten­den Vor­schrif­ten aus­drück­lich unter­sagt. Für Katho­li­ken gilt der Besuch der Hei­li­gen Mes­se als Sonn­tags­pflicht, von der nur ent­bun­den ist, ohne sich schul­dig zu machen, wenn aus gesund­heit­li­chen oder ande­ren trif­ti­gen Grün­den ein Meß­be­such nicht mög­lich ist. Auch eine Mit­fei­er an Radio und Fern­seh­ge­rät ersetzt den Meß­be­such nicht, außer für kran­ke, alte, gefan­ge­ne und ande­re Men­schen, die am Meß­be­such gehin­dert sind. Die Uhr­zeit des „Öku­me­ni­schen Fest­got­tes­dienst“ ver­mit­telt jedoch den Ein­druck eines Meßersatzes.

500 Jahre Reformation, 600 Jahre Nikolaus von Flüe: Zusammenpressen, was nicht zusammengehört?
500 Jah­re Refor­ma­ti­on, 600 Jah­re Niko­laus von Flüe: Zusam­men­pres­sen, was nicht zusammengehört?

In Sach­seln wird auf die zwei­te Sonn­tags­mes­se um 8.30 Uhr ver­wie­sen. Katho­li­ken kön­nen also auch am 24. Sep­tem­ber ihre Sonn­tags­pflicht erfül­len. Ist damit alles geklärt? Wohl kaum, oder mei­nen die Ver­ant­wort­li­chen ernst­haft, daß die Gläu­bi­gen, die einer­seits aktiv zum „Öku­me­ni­sche Fest­got­tes­dienst“ gela­den wer­den, davor oder danach zusätz­lich noch eine Hei­li­ge Mes­se besu­chen? Wozu soll­ten sie dann den öku­me­ni­schen Got­tes­dienst besu­chen, der aus­drück­lich als „Fest­got­tes­dienst“ über die ande­ren Got­tes­dien­ste im Bru­der-Klaus-Jubi­lä­ums­jahr gestellt wird (außer jenem am 25. Sep­tem­ber). Oder sind die kirch­li­chen Ver­ant­wort­li­chen, auf wel­cher Ebe­ne immer, der Mei­nung, daß nur Refor­mier­te und Metho­di­sten zum „Öku­me­ni­schen Fest­got­tes­dienst“ in einer katho­li­schen Kir­che kom­men (sol­len)?

Aus den bis­her ver­öf­fent­lich­ten Hin­wei­sen ist kei­ne Beleh­rung für die katho­li­schen Gläu­bi­gen zu erken­nen, daß sie mit der Teil­nah­me ihre Sonn­tags­pflicht nicht erfül­len. Gehen die kirch­li­chen Ver­ant­wort­li­chen davon aus, daß dies jeder Katho­lik ohne­hin weiß, obwohl es ihm nicht gesagt wird?

Bruder Klaus: Heiliger aus der Eucharistie

Die Ver­drän­gung der Hei­li­gen Mes­se durch einen Wort­got­tes­dienst ist zudem bedenk­lich, weil gera­de Bru­der Klaus ein Mysti­ker und ein Frie­dens­stif­ter war, aber vor allem auch ein gro­ßer Hei­li­ger der Eucha­ri­stie. Auf sei­nem Grab­stein in Sach­seln wur­de verzeichnet:

„Anno 1467 ist der seli­ge Bru­der Klaus gegan­gen von Weib und Kin­dern in die Wild­nis. Dien­te Gott 20 Jah­re und ein hal­bes ohne leib­li­che Spei­se. Ist gestor­ben am St. Bene­dikts­tag anno 1487. Hier liegt er begraben.“

Bruder Klaus, Heiliger der Eucharistie
Bru­der Klaus, Hei­li­ger der Eucharistie

Mehr als 20 Jah­re lang nahm er weder Spei­se noch Trank zu sich, son­dern nur ein­mal im Monat die Hei­li­ge Eucha­ri­stie. Er leb­te, wis­sen­schaft­lich uner­klär­lich, im wahr­sten Sin­ne des Wor­tes ganz aus der Eucharistie.

Ende der 1960er Jah­re wur­den vom Anthro­po­lo­gi­schen Insti­tut der Uni­ver­si­tät Zürich Kno­chen-Reli­qui­en des Hei­li­gen unter­sucht. Die Wis­sen­schaft­ler wuß­ten dabei nichts über die Her­kunft der Kno­chen. In ihrem Gut­ach­ten stell­ten sie fest, daß die Kno­chen von einem Mann stam­men, der zum Zeit­punkt des Todes 40–60 Jah­ren alt war. Der Hei­li­ge war 70 Jah­re alt, als er starb. Anhand sei­ner Kno­chen ist es so, als wäre er in den letz­ten 20 Jah­ren sei­nes Lebens nicht geal­tert, in denen er nur vom gele­gent­li­chen Emp­fang des Altar­sa­kra­ments lebte.

Sein Wun­der­fa­sten, das von der kirch­li­chen wie welt­li­chen Auto­ri­tät zu Leb­zei­ten genau unter­sucht und bestä­tigt wur­de, gehört zu den größ­ten Zeug­nis­sen für die Real­prä­senz Jesu Chri­sti in den kon­se­krier­ten Hosti­en. Genau die­se Real­prä­senz wird von den refor­mier­ten Kir­chen abge­lehnt, die nur von einer „Ide­al­prä­senz“ spre­chen und daher statt der Eucha­ri­stie einen Abend­mahls­got­tes­dienst als sym­bol­haf­te Gedächt­nis­fei­er begehen.

Die kirch­li­chen Ver­ant­wort­li­chen wer­den die Fra­gen zu beant­wor­ten haben, war­um sie eine Ver­dun­ke­lung des Altar­sa­kra­ments för­dern und Katho­li­ken impli­zit von der Erfül­lung ihrer Sonn­tags­pflicht abhal­ten. Es stellt sich auch die Fra­ge nach den Prio­ri­tä­ten. Ist eine Fern­seh­über­tra­gung zusam­men mit den Refor­mier­ten wich­ti­ger als die Eucha­ri­stie? Wel­che Signa­le wer­den und will man durch den „Öku­me­ni­schen Fest­got­tes­dienst“ im Jubi­lä­ums­pro­gramm aussenden?

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

 

 

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1 Kommentar

  1. Dem „Gol­de­nen Öku­me­ne-Kalb“ wer­den nicht nur in der Schweiz, land­auf und ‑abwärts auch noch die letz­ten katho­li­schen Tra­di­tio­nen geop­fert wer­den, ist man doch in Rom gera­de dabei eine „Mes­se für alle“ zu kon­stru­ie­ren. – Der hl. Bru­der Klaus – oder bes­ser gesagt – sei­ne hl. Reli­qui­en – dre­hen sich im Gra­be um!
    Wo sind die guten Hir­ten, die die Her­de vor den Wöl­fen schüt­zen? – Inzwi­schen ist es so weit, dass man ohne die fehl­ge­lei­te­ten Hir­ten viel bes­ser fährt!

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