(Lissabon) Das Presseamt des Heiligtums von Fatima organsierte für heute eine Pressekonferenz (die derzeit noch im Gange ist), auf der die brasilianische Familie über das Wunder berichtet, dessen Anerkennung durch den Heiligen Stuhl die Heiligsprechung der beiden Seherkinder von Fatima, Francisco und Jacinta Marto, möglich macht. Die Heiligsprechung wird Papst Franziskus am 13. Mai in Fatima vornehmen, wo er morgen erwartet wird. Anlaß für den Papst-Besuch ist der 100. Jahrestag der ersten Marienerscheinung am 13. Mai 1917. Damals erschien die Gottesmutter drei Hirtenkindern: den Geschwistern Francisco und Jacinta Marto und ihrer Cousine Lucia dos Santos.
Die beiden Geschwister erkrankten bald nach den Erscheinungen am Spanischen Fieber, das damals in Portugal wütete. Francisco starb im 11. Lebensjahr am 4. April 1919, Jacinta am 20. Februar 1920 kurz vor ihrem 10. Geburtstag.
Am 13. Mai 2000 wurden sie von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Am vergangenen 23. März erkannte Papst Franziskus ein Wunder an, das der Fürsprache der beiden seligen Seherkinder zugeschrieben wird.
Das Wunder
Das Wunder, das Franziskus im Zuge des Heiligsprechungsverfahrens anerkannte, geschah an einem Jungen, der zum Zeitpunkt des Wunders im Jahr 2013 noch keine sechs Jahre alt war. Die Pressekonferenz in Fatima begann um 16.00 Mitteleuropäischer Zeit. Erst kurz zuvor machte Stefania Falasca, Journalistin des Avvenire, der Tageszeitung der Italienischen Bischofskonferenz, den Namen des heute zehn Jahre alten Jungen bekannt. Es handelt sich um Lucas Maeda de Oliveira.
Das Wunder ereignete sich in der Diözese Campo Mourao im Staat Paranà . Am 3. März 2013 spielte das Kind im Haus des Großvaters, als es plötzlich aus dem Fenster fiel und sechseinhalb Meter hinunterstürzte. Dabei erlitt Lucas schwerste Verletzungen an Kopf und Gehirn. Teile der Gehirnmasse waren irreversibel ausgetreten. Bewußtlos und in akuter Lebensgefahr wurde er in das Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte quoad vitam einen chirurgischen Eingriff vornahmen. Der Grad der Verletzungen war so schwerwiegend, daß die Ärzte selbst im besten Fall mit einem Dauerkoma oder schweren neurologischen und kognitiven Schäden rechneten.
In Wirklichkeit konnte der Junge bereits nach wenigen Tagen bei vollständiger Genesung, ad integrum, aus dem Krankenhaus entlassen werden, ohne daß irgendwelche therapeutischen Maßnahmen erfolgt waren und ohne irgendwelche Schäden.
Die Heilung des Jungen wird in der Positio super miraculo wie folgt zusammengefaßt:
„Heilung von Lucas Maeda de Oliveira, Opfer eines Sturzes aus 6,5 Metern Höhe, bei dem er ein schweres, offenes Schädel-Hirn-Trauma mit Verlust von Gehirnsubstanz, schweres Koma und diffuses axonales Schertrauma erlitt mit ernster Todesgefahr oder schwerwiegenden Konsequenzen.“
Medizinisch unerklärbar
Am 2. Februar 2017 stellte der medizinische Fachbeirat der Heiligsprechungskongregation in seiner Schlußabstimmung einstimmig fest, daß die Heilung medizinisch unerklärbar ist.
Der zu Hilfe geeilte Vater rief damals die Fürsprache der beiden seligen Seherkinder von Fatima an. Noch in derselben Nacht baten die Familienangehörigen und eine Gemeinschaft von Karmelitinnen der strengen Klausur, denen das Gebetsanliegen vorgebracht wurde, die Hirtenkinder von Fatima um ihre Fürbitte für den um sein Leben ringenden Lucas.
Das Kind ist bis heute bei völliger Gesundheit. Gleich nach der Entlassung aus dem Krankenhaus konnte Lucas wieder den normalen Lebenswandel aufnahm, als sei nichts gewesen.
Francisco und Jacinta Marto werden die ersten heiliggesprochen Kinder der katholischen Kirche sein.
„Die Heiligsprechung dieser beiden Kinder wird eine ganz außergewöhnlichen Wert besonders für die Kinder haben und eine Ermutigung für die Familien“,
so Sr. Angela de Fatima Coelho das Silva, die Postulatorin des Heiligsprechungsverfahrens.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va