Christliche Vertreter Syriens bezweifeln Giftgas-Behauptungen und kritisieren US-Luftschlag


(Damas­kus) Kri­ti­sche Töne zum US-Luft­an­griff in Syri­en kom­men von den christ­li­chen Bischö­fen des betrof­fe­nen Landes. 

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„Beson­ders befrem­dend ist im Zusam­men­hang mit dem Angriff der USA in Syri­en die Schnel­lig­keit, mit der die­se mili­tä­ri­sche Ope­ra­ti­on beschlos­sen und umge­setzt wur­de, ohne daß vor­her ange­mes­se­ne Ermitt­lun­gen zu dem tra­gi­schen Angriff mit Gift­gas in der Pro­vinz Idlib statt­fin­den konnten.“

Die Wor­te stam­men von Bischof Geor­ges Abou Kha­zen OFM von Alep­po nach dem Angriff der US-ame­ri­ka­ni­schen Armee gegen die syri­sche Luft­waf­fen­ba­sis in Shay­rat in der Pro­vinz Homs. Der Bischof weiter:

„Die­se mili­tä­ri­sche Ope­ra­ti­on, eröff­net neue und beun­ru­hi­gen­de Schau­plät­ze für uns alle. Ich sehe, daß auch Erdo­gan die Inter­ven­ti­on begrüßt, bei der kei­ner­lei For­de­rung nach einer unab­hän­gi­gen Unter­su­chung über die Ereig­nis­se in Idlib berück­sich­tigt wur­de. Alles wur­de aus dem von den inter­na­tio­na­len Medi­en trans­por­tier­ten Impuls her­aus ent­schie­den. Nie­mand hört den Papst und den Hei­li­gen Stuhl. Denn es gibt die­je­ni­gen, die die­sen schmut­zi­gen Krieg fort­set­zen wollen.“

Georges Aleppo Bischof
Bischof Geor­ges Abou Kha­zen von Aleppo

In den frü­hen Mor­gen­stun­den des 7. April grif­fen Kampf­flug­zeu­ge der US-Mili­tär­ba­sis im Mit­tel­meer den syri­schen Luft­waf­fen­stütz­punkt an. Nach Ansicht der USA sei­en dort die Flug­zeu­ge sta­tio­niert gewe­sen, die für den Gift­gas­an­griff am Diens­tag, den 4. April auf die Stadt Khan Shai­kun in der Pro­vinz Idlib ver­ant­wort­lich sind.

Nach dem mili­tä­ri­schen Ein­grei­fen der Regie­rung Trump, for­der­te Ruß­land eine Son­der­sit­zung des UN-Sicher­heits­rats der Ver­ein­ten Natio­nen und bezeich­ne­te den US-ame­ri­ka­ni­schen Angriff auf die syri­sche Luft­waf­fen­ba­sis als „unüber­legt“.

Inof­fi­zi­ell wird noch deut­li­cher Kri­tik geübt. Beden­ken gibt es vor allem wegen der unsi­che­ren Quel­len­la­ge zum Gift­gas­an­griff. Es gilt als „höchst unwahr­schein­lich“, daß die Regie­rung von Syri­ens Staats­prä­si­dent Assad, die bereits am Beginn des Syri­en-Krie­ges wegen eines angeb­li­chen Gift­gas­ein­sat­zes im Kreuz­feu­er der Kri­tik stand, einen so leicht­fer­ti­gen Schritt gewagt hät­te, der sie die Exi­stenz kosten könn­te, aber mili­tä­risch nichts bringt.

Dies um so mehr, da laut den­sel­ben Quel­len, die der Assad-Regie­rung die Ver­ant­wor­tung für den Gift­gas­an­griff zuschrei­ben, die­sem Angriff rund 80 Men­schen zum Opfer gefal­len sind, wovon der größ­te Teil Frau­en und Kin­der waren. Mili­tär­ex­per­ten und Geo­stra­te­gen dis­ku­tie­ren, wel­chen mili­tä­ri­schen oder stra­te­gi­schen Sinn ein Gift­gas­ein­satz hät­te, der „nur“ 80 Todes­op­fer for­dert, zudem Frau­en und Kin­der, aber die garan­tier­te Äch­tung durch die inter­na­tio­na­le Staa­ten­ge­mein­schaft nach nicht zieht.

Auch aus den christ­li­chen Gemein­schaf­ten Syri­ens wer­den Zwei­fel an den Behaup­tun­gen geäu­ßert, die von den USA zur Grund­la­ge für den schnel­len Luft­an­griff genom­men wur­den. Erklä­run­gen wie jene von Bischof Kha­zen wur­den in den ver­gan­ge­nen Tagen von meh­re­ren Bischö­fen abgegeben.

Text: Andre­as Becker
Bild: Fides/​Youtube (Screen­shots)

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7 Kommentare

  1. Einer der Kron­zeu­gen für west­li­che Medi­en ist ein Dr. Islam, der in Eng­land wegen kri­mi­nel­ler Ver­strickun­gen sei­ne Arzt­zu­las­sung ver­lor und als fana­ti­scher Dji­ha­dist bekannt ist.
    http://​www​.breit​bart​.com/​l​o​n​d​o​n​/​2​0​1​7​/​0​4​/​0​7​/​s​y​r​i​a​n​-​c​h​e​m​i​c​a​l​-​a​t​t​a​c​k​-​d​o​c​t​o​r​-​t​r​i​e​d​-​j​i​h​a​d​i​s​t​-​uk/

    Zwei­fels­oh­ne bedeu­ten die US Angrif­fe eine wei­te­re Stär­kung der mör­de­ri­schen Ban­den und hat zwei­fels­oh­ne eine Eska­la­ti­on des Nah­ost­krie­ges zum Ziel.

  2. Wer kann abstrei­ten, dass die USA welt­weit der größ­te Kriegs­trei­ber seit 1945 sind? Wer kann wider­le­gen, dass die USA den Nahen und Mitt­le­ren Osten seit Jahr­zehn­ten in eine Höl­le auf Erden ver­wan­delt haben? Für mich tra­gen dem­nach auch die USA die ent­schei­den­de Ver­ant­wor­tung für den lau­fen­den Geno­zid an den ori­en­ta­li­schen Christen.
    An der Fort­set­zung des Krie­ges in Syri­en haben die USA und die Tür­kei das größ­te Inter­es­se, geld­ge­ben­de Vasal­len sind Katar und Sau­di-Ara­bi­en. Die ori­en­ta­li­schen Chri­sten lie­ben nicht unbe­dingt Assad, aber sie wis­sen, dass sie in sei­nem säku­la­ren Staats­mo­dell rela­tiv geschützt leben können.
    Letzt­lich kön­nen wir alle nicht wis­sen, was in Syri­en hin­ter den Kulis­sen gespielt wird, aber dass Assad sich in einer mili­tä­risch zuneh­mend kom­for­ta­ble­ren Lage durch einen tak­tisch und stra­te­gisch völ­lig sinn­lo­sen, zudem mit völ­ker­recht­li­cher Äch­tung ver­bun­de­nen Gift­gas­an­griff selbst tor­pe­diert, ist, mit Men­schen­ver­stand betrach­tet, absurd. Viel­mehr nützt es der das poli­ti­sche Washing­ton fest im Griff hal­ten­den angel­säch­si­schen Frei­mau­re­rei, die das grau­sa­me Kriegs­ge­sche­hen als Pro­pa­gan­da­in­stru­ment benö­tigt, um die­sem als bestän­di­ges Man­tra den soge­nann­ten „Tem­pel der Huma­ni­tät“ zu kon­tra­stie­ren: das Selbst­er­lö­sungs­werk der Chri­stus­fein­de. Sor­os dürf­te dies mit Cham­pa­gner und Kavi­ar fei­ern. Trump hat sich in die­ser erbärm­li­chen Dar­bie­tung inn­ner­halb weni­ger Wochen als will­fäh­ri­ge Mario­net­te entzaubert.

    • Hoch­ver­ehr­ter @ veri­tas, Ihrer Ana­ly­se kann man nur zustim­men. Aber wegen die­ser Selbst­ver­ständ­lich­keit habe ich nicht geant­wor­tet. Viel­mehr möch­te ich mei­ner Freu­de Aus­druck ver­lei­hen, dass Sie nun in die­sem Forum mit­kom­men­tie­ren. Wie Sie wis­sen, zitie­re ich nicht sel­ten Ihre Begeg­nung mit dem ehe­ma­li­gen Jesui­ten­pro­vin­zi­al Kiech­le SJ aus dem Jahr 2010 in Bezug auf das Ver­hält­nis der deut­schen Sek­ti­on des Jesui­ten­or­dens zu Papst Bene­dikt XVI. Vor allem des­sen Schluss­atz gibt mir heu­te mehr denn je zu den­ken: „Wis­sen Sie, manch­mal muss man Leu­te vor sich sel­ber schüt­zen“. Die­sen Satz habe ich kürz­lich aus dem Mun­de eines Justiz­be­am­ten gehört, der mit ihm die Ein­wei­sung einer Per­son in die Psych­ia­trie begrün­de­te. Die­ser Satz muss im Zusam­men­hang mit „Freund­lich­kei­ten“ glei­cher Art gese­hen wer­den, die aus dem Jesui­ten­or­den auch gegen die Bischö­fe Mixa und Mül­ler zu ver­neh­men waren. Mit die­ser Rück­erin­ne­rung möch­te ich schlie­ßen, nicht ohne mich dafür zu ent­schul­di­gen, mich mit mei­nem Bei­trag vom The­ma ent­fernt zu haben – aber mög­li­cher­wei­se nicht zu weit, denn glo­ba­le Ent­schei­dun­gen sind meist inter­es­sens­ge­steu­ert und von lan­ger oder kur­zer Hand geplant.

      • Ver­zei­hung @ veri­tas! Ich habe Sie, was Kiech­le SJ betrifft, mit dem Kom­men­ta­tor @ new­tu­be ver­wech­selt! Ihre Kom­men­ta­re hat­te ich im Zusam­men­hang mit der unge­rech­ten Aus­boo­tung von Bischof Wal­ter Mixa zu schät­zen gelernt – damals unter ande­rem Nick­na­men: Pöttax!

    • Doch, man kann einer Sei­te trauen.
      Assad und Russ­land, dazu gibt es genü­gend Hinweise.

  3. Die Fra­ge muss immer lau­ten, wem nützt es. Die Motivfrage.
    Nüt­zen tut es nur aktu­ell nur und aus­schliess­lich den Anti-Assad Leu­ten. Ange­sichts die­ser Motiv­la­ge, kann man fast sicher sein, dass Assad nicht hin­ter dem Gift­gas Ein­satz steckt. Denn spä­te­stens jetzt, herrscht wie­der Einig­keit in der „Koali­ti­on“ dar­über, dass Assad weg muss.

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