Blutiger Palmsonntag für Kopten – Appell an Papst Franziskus: Bei Ägypten-Besuch Christen nicht vergessen


Koptische Kirche nach dem Attentat
Koptische Kirche nach dem Attentat

Von Giu­sep­pe Nardi

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(Kai­ro) Am Palm­sonn­tag kam es zu zwei „ver­hee­ren­den Bom­ben­an­schlä­gen“ (Focus) auf Chri­sten in Ägyp­ten. Bei den Spreng­stoff­at­ten­ta­ten auf kop­ti­sche Kir­chen wur­den min­de­stens 44 Men­schen getö­tet. Appell an Papst Fran­zis­kus bei sei­nem Ägyp­ten­be­such am kom­men­den 28. und 29. April die ägyp­ti­schen Chri­sten nicht zu vergessen.

Zwei Bomben, zwei Kirchen, mindestens 44 Tote und 130 Verletzte

Eine erste Bom­be explo­dier­te gestern in der nord­ägyp­ti­schen Stadt Tan­ta. Kurz dar­auf folg­te eine zwei­te Explo­si­on in Alex­an­dria. Bei­de Atten­ta­te rich­te­ten sich gezielt gegen die kop­ti­schen Chri­sten, die sich in den Kir­chen des Lan­des zur Fei­er des Palm­sonn­ta­ges ver­sam­melt hat­ten. In Tan­ta wur­den nach offi­zi­el­len ägyp­ti­schen Anga­ben min­de­stens 27 Men­schen getö­tet und mehr als 80 ver­letzt. Die Bom­be war wäh­rend der Hei­li­gen Lit­ur­gie gezün­det worden.

Nur weni­ge Stun­den spä­ter kam es zu einem Selbst­mord­at­ten­tat in der ägyp­ti­schen Mit­tel­meer­me­tro­po­le Alex­an­dria, dem histo­ri­schen Zen­trum der ägyp­ti­schen Chri­sten­heit. Der Atten­tä­ter woll­te in die Kir­che ein­drin­gen, wo sich die Chri­sten gera­de zur Meß­fei­er ver­sam­mel­ten. Als ihm das von Sicher­heits­kräf­ten ver­wehrt wur­de, spreng­te er sich vor der Kir­che in die Luft. Dabei töte­te er min­de­stens 17 Men­schen, wäh­rend wei­te­re 50 ver­letzt wurden.

Am Nach­mit­tag bekann­te sich die Dschi­had-Miliz Isla­mi­scher Staat (IS) zu bei­den Atten­ta­ten und droh­te wei­te­re Angrif­fe an. An der Echt­heit des Bekennt­nis­ses bestehen nicht wirk­li­che Zwei­fel. Die Isla­mi­sten­mi­liz ist bekannt dafür, sich nur zu jenen Gewalt­ta­ten zu beken­nen, die tat­säch­lich auf ihr Kon­to gehen.

Die Kopten, Ägyptens Christen

Ägyp­tens Staats­prä­si­dent Abd al-Fattah As-Sisi ord­ne­te eine erhöh­te Wach­sam­keit und ver­stärk­te Siche­rung „gefähr­de­ter Zie­le“ an. Der erste aus­län­di­sche Staats­chef, der das Atten­tat ver­ur­teil­te, war Ruß­lands Prä­si­dent Wla­di­mir Putin. „Die Ter­ro­ri­sten ver­su­chen nicht nur, die Men­schen ein­zu­schüch­tern, son­dern wol­len auch Zwie­tracht zwi­schen den Ver­tre­tern ver­schie­de­ner Kon­fes­sio­nen säen“, so Putin in einem Schreibn an As-Sisi.

Ägyp­ten gehört zu den ersten Län­dern der Erde, die christ­lich wur­den. Im 7. Jahr­hun­dert wur­de es jedoch von den isla­mi­schen Ara­bern über­rannt. Seit­her regiert in Ägyp­ten der Islam. Fast 1.400 Jah­re spä­ter wird die Gesamt­zahl der Chri­sten noch immer auf bis zu 20 Pro­zent der Gesamt­be­völ­ke­rung geschätzt. Der größ­te Teil davon sind Kop­ten, die einer eigen­stän­di­gen alt­ori­en­ta­li­schen Kir­che ange­hö­ren. Sie woll­te der Isla­mi­sche Staat (IS) mit den bei­den Atten­ta­ten vom Palm­sonn­tag tref­fen. Neben der ortho­do­xen kop­ti­schen Kir­che gibt auch ein klei­ne mit Rom unier­te kop­ti­sche Kirche.

Der Papst-Besuch für den „Dialog mit dem Islam“

Mit­te März hat­te Papst Fran­zis­kus bekannt­ge­ge­ben, daß er Ägyp­ten besu­chen wird. Am 28. und 29. April wird das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt dem Land am Nil einen Besuch abstat­ten. Grund für die Rei­se ist aller­dings nicht ein Besuch bei den geschun­de­nen und dis­kri­mi­nier­ten Chri­sten des Lan­des, son­dern der „Dia­log mit dem Islam“.

Am 28. April wird Fran­zis­kus Staats­prä­si­dent As-Sisi einen Höf­lich­keits­be­such abstat­ten. Anschlie­ßend fol­gen die bei­den Haupt­pro­gramm­punk­te: ein Tref­fen mit dem Groß­i­mam von Al-Azhar und eine Rede des Pap­stes auf der Inter­na­tio­na­len Friedenskonferenz.

Am 29. April wird der Papst am Vor­mit­tag eine Hei­li­ge Mes­se zele­brie­ren. Nähe­res zu Ort und Form wur­de noch nicht bekannt­ge­ge­ben. Anschlie­ßend folgt ein Mit­tag­essen mit den katho­li­schen Bischö­fen Ägyp­tens und spä­ter eine Begeg­nung mit dem Kle­rus und den Seminaristen.

Für die mas­si­ven Angrif­fen aus­ge­setz­ten Chri­sten Ägyp­tens, die Kop­ten, sieht das Besuchs­pro­gramm ledig­lich am Nach­mit­tag des 28. April einen „Höf­lich­keits­be­such“ beim kop­ti­schen Kir­chen­ober­haupt Tawa­dros II. vor, den die Kop­ten auch als „Papst“ bezeichnen.

Appell an Papst Franziskus, die Christen Ägyptens nicht zu vergessen

Der weit­aus größ­te Teil der Kop­ten sind kei­ne Katho­li­ken. Sie bil­den jedoch die am mas­siv­sten ange­grif­fe­ne christ­li­che Gemein­schaft des Lan­des. Die Kop­ten erlei­den seit Jah­ren ein regel­rech­tes Mar­ty­ri­um. Im Som­mer 2013 koste­te der Sturz des ersten Staats­prä­si­den­ten aus den Rei­hen der Mus­lim­brü­der etli­che Chri­sten das Leben, Dut­zen­de Kir­chen wur­den niedergebrannt.

Die min­de­stens 44 Toten des Palm­sonn­ta­ges 2017 sind Mär­ty­rer ihres Glau­bens. Sie sind gestor­ben, weil sie Chri­stus bekannt haben. Sie alle waren Kop­ten, sie alle waren Christen.

Der Dia­log ist wich­tig. Papst Fran­zis­kus soll­te aber die Chri­sten des Lan­des nicht ver­ges­sen, wenn er Ägyp­ten besucht. Der Dia­log mit dem Islam ist sicher ein Gebot der Stun­de. Das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt soll­te aber gera­de des­halb jeden Ein­druck ver­mei­den, nur oder fast exklu­siv für den Groß­i­mam und den Dia­log mit isla­mi­schen Gelehr­ten der Al-Azhar nach Ägyp­ten zu rei­sen. Wer stellt sich vor die Chri­sten Ägyp­tens, vor die Kop­ten, wenn es nicht der Papst tut?

In Rom heißt es, die Kop­ten möch­ten gar nicht zuviel päpst­li­che Nähe. Der Wirk­lich­keit näher kommt jedoch, daß der viel­schich­ti­ge und immer neu­en Rück­schlä­gen gepräg­te Dia­log des Vati­kans mit Al-Azhar in der jüng­sten Zeit völ­lig unab­hän­gig und los­ge­löst von den Chri­sten Ägyp­tens geführt wur­de. Die Chri­sten ins­ge­samt, beson­ders die kop­ti­schen Chri­sten bil­den nun, da die Papst-Rei­se im Zusam­men­hang mit dem Dia­log mit dem Islam zustan­de kam, ein ähn­li­ches Bei­werk wie die skan­di­na­vi­schen Katho­li­ken beim Papst-Besuch zum Refor­ma­ti­ons­ge­den­ken am 31. Okto­ber 2016 im schwe­di­schen Lund. Mehr Rück­sicht und väter­li­ches Fein­ge­fühl wären gefragt.

Fest steht: Nicht jeder Mus­lim ist ein Mör­der unse­rer christ­li­chen Brü­der und Schwe­stern, aber alle Mör­der Mus­li­me. Die­se Tat­sa­che kann und darf nicht geleug­net wer­den. Wir appel­lie­ren daher zusam­men mit Fran­cis­co Fer­nan­dez de la Cigo­ña an Papst Fran­zis­kus, beson­ders und in erster Linie den Chri­sten Ägyp­tens sei­ne Nähe zu zei­gen, die gera­de einen Fron­tal­an­griff erlebt haben und kei­nen wirk­sa­men inter­na­tio­na­len Schutz erhal­ten. Die ägyp­ti­schen Chri­sten wur­den nicht irgend­wo getrof­fen, son­dern in ihren Kir­chen, wäh­rend der Hei­li­gen Lit­ur­gie. Sie hat­ten sich ver­sam­melt, um des Ein­zugs Chri­sti in Jeru­sa­lem zu geden­ken, wo Ihn der Kreu­zes­tod erwar­tet. Dut­zen­de Kop­ten haben an die­sem Palm­sonn­tag das Mar­ty­ri­um erlitten.

Hei­li­ger Vater, zei­gen Sie den Chri­sten Ägyp­tens Ihre Nähe und beson­de­re Auf­merk­sam­keit. Zuerst gilt es die eige­nen Brü­der zu stär­ken, selbst wenn sie mono­phy­si­tisch oder laut eige­nen Anga­ben mia­phy­si­tisch und nicht katho­lisch sind. Sie sind Chri­sten, kein Bei­werk. Und: Sie sind Chri­sten, ihre Mör­der nicht.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana/Vatican.va (Screen­shot)

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2 Kommentare

  1. Wie trau­rig ist das denn, wenn an den Papst appel­liert wer­den muss, bei sei­nem kom­men­den Ägyp­ten-Besuch die Chri­sten des Lan­des nicht zu vergessen.
    Was soll ein „Dia­log mit dem Islam“? Nost­ra aet­a­te muss drin­gend kor­ri­giert werden.
    Selbst Jesus hat kei­nen „Dia­log“ geführt, son­dern gesagt „Es steht geschrieben.…“
    Der Moham­me­da­nis­mus ist seit über 1400 Jah­ren der gewalt­tä­ti­ge, hin­ter­li­sti­ge Feind der Chri­sten. Genau­so wie wir heu­te sagen „Nord­afri­ka war blü­hen­des christ­li­ches Land“, wird man über Euro­pa sagen, dass dies ein­mal ein blü­hen­des christ­li­ches Land war. Der ein­zi­ge Unter­schied ist, dass das Chri­sten­tum in Nord­afri­ka haupt­säch­lich durch Angrif­fe des gewalt­tä­ti­gen feind­li­chen Moham­me­da­nis­mus zer­stört wur­de, wäh­rend das einst­mals blühende
    katho­li­sche Euro­pa zuerst durch die Kir­chen­spal­tung, dann durch die Gott­lo­sig­keit der Hedo­ni­sten und ihrer frei­mau­re­ri­schen Hir­ten und nur zum rest­li­chen Teil durch Angrif­fe des gewalt­tä­ti­gen feind­li­chen Moham­me­da­nis­mus zer­stört wird.

  2. „Der Dia­log ist wichtig. “
    Ver­steh ich nicht. Wor­in soll­te die Bedeu­tung die­ses modi­schen Gift­wor­tes liegen?
    Glaubt man, den Islam in sei­ner mör­de­risch­sten (aller­dings höchst genui­nen) Form mit­tels Schwa­fe­lei in den Griff zu kriegen?

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