Bischöfe und Klerus bekämpften den NS-Rassismus


Die Kir­che war im Drit­ten Reich weit­ge­hend immun gegen natio­nal­so­zia­li­sti­sches Gedan­ken­gut. Auf allen Ebe­nen stell­te sie sich gegen die ras­si­sti­sche Ideo­lo­gie der Nazis.

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Ein Gast­bei­trag von Hubert Hecker.

Bei den soge­nann­ten Erbit­te­rungs­wah­len im Sep­tem­ber 1930 hat­te die NSDAP im Reichs­durch­schnitt 18 Pro­zent der Stim­men bekom­men. Die Hit­ler-Par­tei war zu einem gesell­schaft­li­chen Fak­tor gewor­den, mit dem sich die Kir­che aus­ein­an­der­set­zen musste.

Klassenhass und Rassenhass sind unchristlich und unheilvoll

Bis 1932 wur­den in allen deut­schen Diö­ze­sen Erklä­run­gen publi­ziert, die eine Unver­ein­bar­keit von natio­nal­so­zia­li­sti­scher Ideo­lo­gie und katho­li­scher Leh­re fest­stell­ten. Unüber­brück­bar waren die  Gegen­sät­ze in der NS-Ras­sen­leh­re und Kul­tur­po­li­tik. Den Katho­li­ken war es von Sei­ten der Bischö­fe aus­drück­lich ver­bo­ten, Mit­glied der NSDAP zu sein. In einem Hir­ten­wort an den Kle­rus vom 7. Sep­tem­ber 1932 erklär­ten die baye­ri­schen Bischö­fe: Klas­sen­hass und Ras­sen­hass sind unchrist­lich und unheil­voll. In ein­drucks­vol­ler Geschlos­sen­heit lehn­ten Kle­rus und Kir­chen­volk die NS-Ras­sen­ideo­lo­gie ab – und damit auch den natio­nal­so­zia­li­sti­schen Antisemitismus.

(Oben) Katholischer Bevölkerungsanteil, (unten) NDSAP-Stimmen 1932
(Oben) Katho­li­scher Bevöl­ke­rungs­an­teil, (unten) NDSAP-Stim­men 1932

Die­se Ableh­nungs­hal­tung zeig­te sich in den reichs­wei­ten Abstim­mun­gen. Bei den Mai- und Novem­ber-Wah­len 1932 erreich­te die NSDAP im Reichs­durch­schnitt 37 bzw. 33 Pro­zent der Stim­men. Die katho­li­sche Zen­trums­par­tei und ihre bay­ri­sche Schwe­ster­par­tei BVP blie­ben sta­bil bei 15 Pro­zent. In Regio­nen mit über­wie­gend katho­li­scher Bevöl­ke­rung lag die Quo­te der Hit­ler­par­tei 24 Pro­zent, die des Zen­trums zwi­schen 40 und 90. In zahl­rei­chen katho­li­schen Wester­wald­dör­fern wur­de die NSDAP unter 5 Pro­zent gedrückt.

Dage­gen erhielt die Hit­ler­par­tei in den fünf vor­wie­gend von Pro­te­stan­ten bewohn­ten Dör­fern des Krei­ses Lim­burg im Durch­schnitt 60 Pro­zent der Stim­men. Im Reichs­durch­schnitt bekam die NSDAP in evan­ge­li­schen Gebie­ten 42 Pro­zent. Der über­pro­por­tio­na­le Anteil der pro­te­stan­ti­schen NS-Wäh­ler im gesam­ten Reich  lag vor allem dar­an, dass sich vie­le evan­ge­li­sche Kir­chen­lei­tun­gen als Par­tei-Mit­glie­der oder Sym­pa­thi­san­ten für das Nazi-Pro­gramm erklär­ten – auch mit sei­nen anti­se­mi­ti­schen Implikationen.

Auch nach der NS-Regierungsbeteiligung bleibende Verurteilung der Rassenideologie

Mit der Ernen­nung des NSDAP-Füh­rers zum Reichs­kanz­ler im Janu­ar 1933 trat für die Kir­che eine neue Kon­stel­la­ti­on ein. Einer­seits waren die Ver­tre­ter der bis­her geäch­te­ten Par­tei nun­mehr recht­mä­ßig ein­ge­setz­te Staats­au­tori­tä­ten. Ande­rer­seits rück­te Hit­ler in sei­ner Regie­rungs­er­klä­rung vom 24. 3. 1932 von sei­nen chri­sten- und kir­chen­feind­li­chen Pro­gramm­punk­ten ab. Er mach­te der Kir­che weit­ge­hen­de kul­tur­po­li­ti­sche Zuge­ständ­nis­se. Die Bischö­fe ant­wor­te­ten auf die­ses Frie­dens­an­ge­bot Hit­lers, indem sie in der Ful­da­er Erklä­rung vom 28. März 33  das Ver­bot für Katho­li­ken, Mit­glied der NSDAP zu sein, aufhoben:

Ohne die in den unse­ren frü­he­ren Maß­nah­men lie­gen­den Ver­ur­tei­lun­gen bestimm­ter reli­gi­ös-sitt­li­cher Irr­tü­mer auf­zu­ge­ben, glaubt daher der Epi­sko­pat das Ver­trau­en hegen zu kön­nen, dass die vor­be­zeich­ne­ten all­ge­mei­nen Ver­bo­te und War­nun­gen nicht mehr als not­wen­dig betrach­tet zu wer­den brauchen.

Die­se Erklä­rung und die damit im Zusam­men­hang ste­hen­de Zustim­mung der Zen­trums­par­tei für Hit­lers Ermäch­ti­gungs­ge­setz ist viel­fach kri­ti­siert wor­den. Auch der ‚Deutsch­land­ken­ner’ und dama­li­ge päpst­li­che Staats­se­kre­tär Euge­nio Pacel­li stell­te die Eil­fer­tig­keit der Erklä­rung in Fra­ge. Bei der Bewer­tung ist aber die schwie­ri­ge poli­ti­sche Kon­stel­la­ti­on jener Mona­te zu berück­sich­ti­gen, in der sich etwa die SPD-Frak­ti­on im Reichs­tag gezwun­gen sah, bei der Abstim­mung zur Ver­trau­ens­fra­ge im Mai 1933 geschlos­sen für die Hit­ler-Regie­rung den Arm zu heben.

Kritik am NS-Rassismus auf allen kirchlichen Ebenen

Für die anste­hen­de Fra­ge­stel­lung ist die Pas­sa­ge ent­schei­dend, dass die deut­schen Bischö­fe ihre frü­he­ren Ver­ur­tei­lun­gen bestimm­ter reli­gi­ös-sitt­li­cher Irr­tü­mer des Natio­nal­so­zia­lis­mus auf­recht­erhiel­ten. Dazu gehör­te ins­be­son­de­re die 1930 publi­zier­te NS-ideo­lo­gi­sche Pro­gramm­schrift Der Mythos des 20. Jahr­hun­derts von Alfred Rosen­berg. Das war eine glei­cher­wei­se anti­jü­di­sche und anti­christ­li­che Hetz­schrift. Das jüdisch ver­seuch­te Chri­sten­tum soll­te durch eine hel­di­sche Reli­gi­on der nor­di­schen Ras­se ersetzt wer­den. Das Indi­vi­du­um soll­te im Ras­se-Kol­lek­tiv auf­ge­hen und sich dort ver­ewi­gen. Der im Füh­rer mani­fe­stier­te Volks­wil­le müss­te über jeder Moral stehen.

Noch deutlicher: Schwarz die Gebiete mit hohem Katholikenanteil
Noch deut­li­cher: Schwarz die Gebie­te mit hohem Katholikenanteil

Durch das Reichs­kon­kor­dat vom Sep­tem­ber 1933 war es Kir­che und Kle­rus unter­sagt, poli­ti­sche Äuße­run­gen abzu­ge­ben. Bei dem Rosen­berg-Buch war aber die poli­ti­sche NS-Ideo­lo­gie in reli­gi­ons­mä­ßi­ger Form dar­ge­stellt. Daher kon­zen­trier­ten kirch­li­che Autoren ihre Kri­tik am Natio­nal­so­zia­lis­mus auf die­ses Buch bzw. des­sen ras­si­sti­sche Pro­gram­ma­tik für die NS-Bewegung.

Cle­mens August Graf von Galen, der Bischof von Mün­ster, ließ Anfang 1934 eine kri­ti­sche Stu­die zu Rosen­bergs Ras­sen­ideo­lo­gie als Bei­la­ge zum kirch­li­chen Amts­blatt ver­öf­fent­li­chen. Der Pfarr­kle­rus in vie­len Diö­ze­sen pre­dig­te gegen die­se natio­nal­so­zia­li­sti­sche Ras­se-Reli­gi­on. Die Gläu­bi­gen ver­stan­den die­se Pre­dig­ten durch­aus auch als Kri­tik der prak­ti­schen Ras­sen­po­li­tik des NS-Staa­tes. So muss­te ein Lage­be­richt der Gesta­po vom Dezem­ber 1935 – also nach den Nürn­ber­ger Ras­se­ge­set­zen – eine geschlos­se­ne Ableh­nungs­front der Kir­che feststellen:

Der nie­de­re Kle­rus lehnt das Ideen­gut des Natio­nal­so­zia­lis­mus ab, vor allem den Gedan­ken von Ras­se und Blut. Die Maß­nah­men gegen das Juden­tum und das Ste­ri­li­sa­ti­ons­ge­setz sind daher Gegen­stand von dau­ern­der Het­ze von den Kan­zeln und bei Haus­be­su­chen.

Mit dem Gesetz zur Zwangs­ste­ri­li­sie­rung von „erb­kran­kem Nach­wuchs“ vom 14. Juni 1933 hat­te die Hit­ler-Regie­rung in der Pra­xis ihre Ras­se­po­li­tik gegen das eige­ne Volk begon­nen. Das Datum Mit­te Juni 33 mar­kiert den Beginn der kirch­li­chen Front­stel­lung gegen die ras­sen­hy­gie­ni­schen Maß­nah­men des NS-Regimes. Mit Dut­zen­den Pro­test­schrei­ben ver­ur­teil­ten damals die deut­schen Bischö­fe auf allen poli­ti­schen Ebe­nen die ras­si­stisch moti­vier­ten Ein­grif­fe zur Unfrucht­bar­ma­chung und ab 1935  zur Zwangs­ab­trei­bung von behin­der­ten Kin­dern. Auch in die­sen Kampf gegen die NS-Büro­kra­tie war der Pfarr­kle­rus mit ein­be­zo­gen, wie sich aus dem o. a. Gesta­po-Bericht ergibt.

Kirche und Klerus waren resistent gegen die NS-Ideologie

In den dog­ma­ti­schen Innen­raum der Kir­che konn­te – im Gegen­satz zu den pro­te­stan­ti­schen Gemein­schaf­ten – das natio­nal­so­zia­li­sti­sche Gedan­ken­gut nicht ein­drin­gen. Ins­be­son­de­re der Kle­rus blieb wei­test­ge­hend immun gegen die NS-Ideo­lo­gie von Blut und Ras­se. Von den damals etwa 40.000 deut­schen Welt- und Ordens­geist­li­chen waren gan­ze 116 Par­tei­mit­glie­der. Die­ser Anteil von drei Pro­mil­le zeigt die NS-Resi­stenz der katho­li­schen Kir­che – beson­ders deut­lich im Ver­gleich mit ande­ren Berufs­grup­pen: Im Bereich der Pro­te­stan­ten gehör­ten bis zu zwei Drit­tel der Pasto­ren zu den natio­nal­so­zia­li­stisch infi­zier­ten Deut­schen Chri­sten. Davon waren eini­ge tau­send Par­tei­mit­glie­der mit viel­fach fana­ti­schem Anti­se­mi­tis­mus im Rück­griff auf Mar­tin Luthers Juden­hass. Luthe­ri­sche Lai­en-Bischö­fe recht­fer­tig­ten die zahl­rei­chen Nazi-Maß­nah­men gegen die Juden von den Ras­se­ge­set­zen über den Juden­stern bis zu den Depor­ta­tio­nen. Noch ekla­tan­ter zeig­te sich die extrem mar­gi­na­le NS-Anfäl­lig­keit katho­li­scher Geist­li­cher im Ver­gleich zur Par­tei­quo­te von Leh­rern und Tech­ni­kern, Ange­stell­ten und Bau­ern. Bei Ärz­ten hat­ten fast 80 Pro­zent ein NSDAP-Parteibuch.

Schwarz: hoher NSDAP-Wähleranteil 1932
Schwarz die Gebie­te mit vie­len NSDAP-Wäh­lern 1932. Der Gegen­satz ist offensichtlich.

Etwa ein Drit­tel der katho­li­schen Geist­li­chen, ca. 12.000 Kle­ri­ker, stan­den in irgend­ei­ner Wei­se im akti­ven Kon­flikt mit dem tota­li­tä­ren NS-Staat. Sie wur­den von Poli­zei, Gesta­po und Gerich­ten mit will­kür­li­chen Schi­ka­nen, Ver­hö­ren und Urtei­len über­zo­gen wegen NS-kri­ti­schen Pre­dig­ten, Jugend­ar­beit, Beflag­gungs­ver­ge­hen etc. Der Pfar­rer von Nie­der-Hada­mar wur­de acht Mal von der Gesta­po vor­ge­la­den, weil er in Pre­dig­ten und Gesprä­chen die Eutha­na­sie­mor­de von Hada­mar ange­pran­gert hatte.

Allein im KZ Dach­au befan­den sich 2752 katho­li­sche Prie­ster (und etwa 120 evan­ge­li­sche Pasto­ren). Hier sind die gefan­ge­nen Prie­ster aus den KZs Bör­ger­moor, Sach­sen­hau­sen, Buchen­wald und Maut­hau­sen-Gusen (Öster­reich) noch nicht mit­ge­zählt, da nicht alle in das KZ Dach­au über­stellt wurden.

Das gehör­te viel­leicht zu den besten Ergeb­nis­sen des Kon­kor­dats vom Juli 1933: Die Kir­che muss­te zwar den ‚poli­ti­schen Katho­li­zis­mus‘ auf­ge­ben. Aber eine poli­ti­sche Oppo­si­ti­on oder Gegen­macht war in dem tota­li­tä­ren NS-System sowie­so nicht auf­recht­zu­er­hal­ten, was man an den sozi­al­de­mo­kra­ti­schen und libe­ra­len Par­tei­en oder den Gewerk­schaf­ten sehen konn­te. Dage­gen konn­te die Kir­che ihre inne­re Struk­tur sowie Pasto­ral und Ver­kün­di­gung legal auf­recht­erhal­ten. Aus die­ser ‚inne­ren Burg‘ her­aus kri­ti­sier­te und bekämpf­te sie den nazi­sti­schen Ras­sis­mus wie kei­ne ande­ren der dis­si­den­ten Groß­grup­pen der dama­li­gen Zeit.

Ein Vorkämpfer gegen das antisemitische Programm der Nazis

Michael Kardinal von Faulhaber, Erzbischof von München-Freising (1917-1952)
Micha­el Kar­di­nal von Faul­ha­ber, Erz­bi­schof von Mün­chen-Frei­sing (1917–1952)

Der Mün­che­ner Kar­di­nal Micha­el von Faul­ha­ber hat­te zu ver­schie­de­nen gesell­schaft­lich-poli­ti­schen The­men durch­aus umstrit­te­ne Posi­tio­nen ein­ge­nom­men. Aber von Anfang an nahm er ein­deu­tig gegen das ras­si­sti­sche und anti­se­mi­ti­sche Pro­gramm der Nazis Stel­lung. Schon in der Aller­see­len­pre­digt 1923, weni­ge Tage vor dem Hit­ler­putsch, wand­te sich Faul­ha­ber öffent­lich gegen den wach­sen­den Anti­se­mi­tis­mus und die will­kür­li­che Aus­wei­sun­gen pol­ni­scher Juden. In der 1926 in Rom gegrün­de­ten Prie­ster­ver­ei­ni­gung ‚Amici Isra­el‘ hat­te Faul­ha­ber eine füh­ren­de Rol­le inne. Die Grup­pe setz­te sich unter ande­rem dafür ein, die For­mu­lie­rung ‚per­fi­dis‘ – ‚treu­los‘ – in der Kar­frei­tags­für­bit­te zu ver­än­dern. Wegen wei­ter­ge­hen­der Zie­le wur­de die Ver­ei­ni­gung spä­ter von Papst Pius XI. gerügt und auf­ge­löst. Faul­ha­ber ver­folg­te aber wei­ter die Grund­in­ten­ti­on der Amici, die er auch sei­nen Diö­ze­san­prie­stern ver­mit­tel­te: Man ver­mei­de in den Pre­dig­ten jede anti-juda­isti­sche Tendenz.

Evangelischer "Reichsbischof" und NSDAP-Mitglied Ludwig Müller
Evan­ge­li­scher „Reichs­bi­schof“ und NSDAP-Mit­glied Lud­wig Müller

In den berühm­ten Advents­pre­dig­ten von 1933 hat­te sich Kar­di­nal Faul­ha­ber  gegen die Flut von anti­se­mi­ti­scher Ras­se-Lite­ra­tur gewandt. Die Nazis als füh­ren­de Kraft des Anti­se­mi­tis­mus woll­ten an die Stel­le der jüdi­schen Bibel eine hel­disch-ger­ma­ni­sche Schrift set­zen. Nach der Macht­er­grei­fung hat­te die NS-Par­tei die Het­ze gegen die Schrif­ten des Alten Testa­ments verstärkt.

In der ersten Pre­digt mit dem The­ma „Das Alte Testa­ment und sei­ne Erfül­lung im Chri­sten­tum“ stell­te der Kar­di­nal die heils­ge­schicht­li­che Bedeu­tung des aus­er­wähl­ten jüdi­schen Vol­kes und sei­ner bibli­schen Schrif­ten heraus.

In sei­ner zwei­ten und drit­ten Pre­digt sprach Faulhaber

über die sitt­li­chen und sozia­len Wer­te des AT. Er hob die alt­te­sta­ment­li­chen Vor­bil­der und beson­ders den ‚Füh­rerMoses als leuch­ten­des Bei­spiel der Lie­be zum eige­nen Volk her­vor. Geschickt for­mu­lier­te er: Die Wie­ge der Huma­ni­tät stand in Palä­sti­na – und nicht in Ger­ma­ni­en, wie jeder Zuhö­rer ergän­zen konnte.

Die abschlie­ßen­de vier­te Pre­digt „Der Eck­stein zwi­schen Juden­tum und Chri­sten­tum“ gip­felt in dem Wort: Wir sind nicht mit deut­schem Blut erlöst. Wir sind mit dem kost­ba­ren Blut unse­res gekreu­zig­ten Herrn erlöst – der sei­ner mensch­li­chen Natur nach aus dem Volk der Juden stamm­te, ergänz­te Faul­ha­ber spä­ter in der Enzy­kli­ka von 1937.

Als Reak­ti­on auf sei­ne Advents­pre­dig­ten hetz­te der bay­ri­sche Staats­mi­ni­ster Esser sei­ne Par­tei­gar­den zu einem Atten­tats­ver­such gegen den ‚Juden­kar­di­nal‘ auf. Aus den glei­chen Moti­ven setz­ten die SA-Hor­den an Tag nach dem Pogrom von 9./10 Novem­ber 1938 gegen den ‚Juden­freund’ zu einem Sturm auf das Erz­bi­schöf­li­che Palais an.

Gegen den NS-Mas­sen­mord an Behin­der­ten und chro­nisch Kran­ken pro­te­stier­te Faul­ha­ber 1940 mit einem öffent­li­chen Brief an den Reichs­ju­stiz­mi­ni­ster. Als der Mas­sen­mord an den euro­päi­schen Juden ruch­bar wur­de, ver­ur­teil­te der Mün­che­ner Kar­di­nal im Sep­tem­ber 1943 gemein­sam mit den deut­schen Bischö­fen im so genann­ten Deka­log­hir­ten­brief die Tötung von Men­schen frem­der Ras­sen und Abstam­mung.  Sie beton­ten das grund­sätz­li­che Recht auf Leben und kör­per­li­che Unversehrtheit

Tausende jüdischer Menschen vor Terror und Gewalt geschützt

Für die Advents­pre­dig­ten, die 1934 in Druck gin­gen, bekam Faul­ha­ber zahl­rei­che Dank­schrei­ben von Chri­sten und Juden. Ein in Strau­bing auf­ge­wach­se­ner Jude schrieb von Palä­sti­na aus über die Wohl­tat der Advents­pre­dig­ten, die Hun­dert­tau­sen­de deut­scher Juden als Soli­da­ri­täts- und Kraft­quel­le emp­fun­den hätten.

So sah es auch der Lan­des­ver­band der Israe­li­ti­schen Kul­tus­ge­mein­de in Bay­ern. Der schrieb im Jah­re 1949 an Faulhaber:

Als Ver­tre­ter der Baye­ri­schen Kul­tus­ge­mein­den wer­den wir nie ver­ges­sen, wie Sie, ver­ehr­ter Herr Kar­di­nal, in den Jah­ren nach 1933 mit einem Mut son­der­glei­chen die Ethik des Alten Testa­ments von der Kan­zel ver­tei­dig­ten und Tau­sen­de jüdi­scher Men­schen vor dem Ter­ror und der Gewalt geschützt haben.

Text: Hubert Hecker
Bild: Autor/​Wikipedia

 

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2 Kommentare

  1. Herrn Heckers Arti­kel wirft mehr Fra­gen auf als er beant­wor­tet oder zu beant­wor­ten vor­gibt. Das beginnt schon mit der Über­schrift. Was ist eigent­lich Ras­sis­mus? Ist das ein The­ma, das in Deutsch­land frei und unbe­fan­gen erör­tert wer­den darf? Falls nein (wie ich behaup­te), war­um nicht? Was ist bzw. war der „NS“ (Natio­nal­so­zia­lis­mus)? Darf die­ses The­ma frei erör­tert wer­den? Mei­nes Erach­tens eben­falls nein. 

    Heu­te wird der Ras­sis­mus (was immer das sein soll) zur Tod­sün­de erklärt. Ist das nun mora­li­scher als die Treue­bekun­dun­gen zum Füh­rer wäh­rend des soge­nann­ten Drit­ten Reichs?

  2. Die Mut­ter Got­tes­er­schei­nung in Fati­ma im Jah­re 1917 hat uns vor Nazi und Kom­mu­ni­sten gewarnt, war­um haben wir nicht auf die Mut­ter­got­tes gehört?!

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