Abgesetzter Großmeister des Malteserordens überraschend nach Rom zurückgekehrt


Der von Papst Franziskus zum Rücktritt gezwungene ehemalige Großmeister des Malteserordens, Fra Matthew Festing, ist überraschend nach Rom zurückgekehrt und entschlossen, an der Wahl seines Nachfolgers teilzunehmen, ob das Franziskus und der päpstliche Kommissar wollen oder nicht.
Der von Papst Franziskus zum Rücktritt gezwungene ehemalige Großmeister des Malteserordens, Fra Matthew Festing, ist überraschend nach Rom zurückgekehrt und entschlossen, an der Wahl seines Nachfolgers teilzunehmen, ob das Franziskus und der päpstliche Kommissar wollen oder nicht.

(Rom) Wäh­rend Papst Fran­zis­kus sich mas­siv in die am 29. April anste­hen­de Wahl des neu­en Groß­mei­sters des Sou­ve­rä­nen Mal­te­ser­or­dens ein­mischt, berich­te­te Asso­cia­ted Press gestern abend, daß der von ihm abge­setz­te ehe­ma­li­ge Groß­mei­ster Fra Matthew Fest­ing „über­ra­schend“ aus Groß­bri­tan­ni­en nach Rom zurück­ge­kehrt ist, „um am Sams­tag, ent­ge­gen den Wün­schen des Pap­stes, sei­ne Stim­me abzugeben“.

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Für heu­te abend 19 Uhr hat Papst Fran­zis­kus 15 Spit­zen­ver­tre­ter des Mal­te­ser­or­dens nach San­ta Mar­ta ein­ge­la­den. Die Ein­la­dung wird als letz­ter Ver­such der direk­ten Ein­fluß­nah­me auf die Wahl gese­hen. Mor­gen früh fliegt Fran­zis­kus für zwei Tage nach Ägypten.

Am 24. Janu­ar hat­te Fran­zis­kus von Groß­mei­ster Fest­ing den Rück­tritt erzwun­gen und am 4. Febru­ar einen mit allen Voll­mach­ten aus­ge­stat­te­ten Kom­mis­sar für den Orden ernannt. Der Kom­mis­sar, Kuri­en­erz­bi­schof Ange­lo Becciu vom vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­at, teil­te in einem vom Kar­sams­tag datier­ten Brief, dem abge­setz­ten Fest­ing im Namen des Pap­stes mit, daß sei­ne Teil­nah­me bei der Wahl des neu­en Groß­mei­sters nicht erwünscht sei, ja nicht ein­mal, daß er am Wahl­tag in Rom anwe­send ist.

AP: Festing "überraschend" nach Rom zurückgekehrt
AP: Fest­ing „über­ra­schend“ nach Rom zurückgekehrt

Becciu for­der­te Fest­ing zu einem „Akt des Gehor­sams“ auf, damit die Wahl „har­mo­nisch“ ablau­fen kön­ne. Die­se gering­schät­zi­ge Behand­lung des 79. Groß­mei­sters des Ordens löste unter den Rit­tern gro­ße Empö­rung aus. So groß, daß Fran­zis­kus heu­te zum Tref­fen in San­ta Mar­ta lädt, um die Stim­mung zu beru­hi­gen, aber wohl auch, um letz­te Instruk­tio­nen für die Wahl zu ertei­len und Par­tei­gän­gern wie Kri­ti­kern sei­ner Inter­ven­ti­ons­po­li­tik zu ver­deut­li­chen, daß er die Wahl des neu­en Groß­mei­sters zur Chef­sa­che gemacht hat.

Groß­mei­ster Fest­ing hat­te bereits in dem um Groß­kanz­ler Boe­se­la­ger ent­brann­ten Kon­flikt zwi­schen dem Orden und dem Hei­li­gen Stuhl sei­ne Stand­haf­tig­keit und Unab­hän­gig­keit bewie­sen. Der vom Vati­kan ein­ge­setz­te Gefäl­lig­keits­kom­mis­si­on warf er „Befan­gen­heit“ vor, da sie mehr­heit­lich aus Boe­se­la­ger-Ver­trau­ten bestand, die direkt mit die­sem in die Affai­re einer myste­riö­sen Mil­lio­nen­spen­de ver­wickelt sind. Die Kom­mis­si­on lie­fer­te prompt das erwar­te­te Gefäl­lig­keits­gut­ach­ten, mit dem Fran­zis­kus die Wie­der­ein­set­zung Boe­se­la­gers als Groß­kanz­ler ver­lang­te. Auch in die­sem Punkt wider­stand der Groß­mei­ster dem Papst von Ange­sicht zu Ange­sicht, von Staats­ober­haupt zu Staats­ober­haupt. Als Fran­zis­kus jedoch sei­ne gan­ze Auto­ri­tät als Kir­chen­ober­haupt aus­spiel­te und Fest­ings Rück­tritt ver­lang­te, zog die­ser ent­täuscht die Konsequenzen.

An das Teil­nah­me- und Anwe­sen­heits­ver­bot des päpst­li­chen Kom­mis­sars will sich der ehe­ma­li­ge Groß­mei­ster jeden­falls nicht hal­ten. Eine Stun­de nach AP mel­de­te auch Reu­ters die Ankunft Fest­ings in Rom: Ein Ordens­spre­cher bestä­tig­te, daß Fra Fest­ing den Orden infor­miert habe, an der Wahl sei­nes Nach­fol­gers teil­neh­men zu wollen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Reuters/​AP (Screen­shots)

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