„Vatikan besorgt über Maßnahmen Trumps“ – Für New York Times eine Schlagzeile für die Titelseite


Kardinal Peter Turkson: "Maßnahmen von Präsident Trump zu Migration und Klima besorgen" Kritik an Trump
Kardinal Peter Turkson: "Maßnahmen von Präsident Trump zu Migration und Klima besorgen".

(New York) Der Feind mei­nes Fein­des ist mein Freund? Das scheint spä­te­stens seit der Wahl von Donald Trump zum US-Prä­si­den­ten zu gel­ten, und zwar ganz kon­kret für das Ver­hält­nis zwi­schen dem libe­ra­len und lin­ken Main­stream auf der einen und Papst Fran­zis­kus und dem von ihm geführ­ten Vati­kan auf der ande­ren Sei­te. Die New York Times und die Washing­ton Post sind die Leit­me­di­en par excel­lan­ce jener Alli­anz aus Libe­ra­len und Lin­ken, die seit dem Ende des Ost­blocks im Zuge einer uner­war­te­ten und letzt­lich para­do­xen Ent­wick­lung die Mei­nungs­füh­rer­schaft an sich rei­ßen konnte. 

Die Allianz und Liberalen und Linken und der päpstliche Schulterschluß

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Bei­de füh­ren heu­te einen har­ten Krieg gegen Donald Trump, in dem sie Stich­wort­ge­ber und Ein­peit­scher sind. Kurz nach der Wahl wur­de Papst Fran­zis­kus von ihnen zum „Anti-Trump“ sti­li­siert. Das Wall­street Jour­nal sprach sogar vom neu­en „Anfüh­rer der glo­ba­len Lin­ken“. Papst Fran­zis­kus hat­te sich zum Jah­res­be­ginn 2016 zwei­mal unge­wöhn­lich deut­lich in den Vor­wahl­kampf in den USA ein­ge­mischt und bei­de Male Schiff­bruch erlit­ten. Er gab zu ver­ste­hen, am lieb­sten Ber­nie San­ders im Wei­ßen Haus zu sehen und jeden­falls nicht Donald Trump. Letz­te­rem sprach er, der „Wer bin ich, um zu urtei­len“, sogar das Christ­sein ab.

Nun lie­fer­te der Vati­kan erneut eine Schlag­zei­le, die der New York Times ein Platz auf der Titel­sei­te wert ist. Gegen Trump wur­den auf poli­ti­schem Par­kett vom Hei­li­gen Stuhl  die Gepflo­gen­hei­ten diplo­ma­ti­scher Zurück­hal­tung weit­ge­hend über Bord gewor­fen. Die Liste der offe­nen und har­ten Angrif­fe gegen den amtie­ren­den US-Prä­si­den­ten wird immer län­ger. Der so unge­wöhn­li­che Ton­fall kommt von Kir­chen­ver­tre­tern, die nicht dem Diplo­ma­ti­schen Corps des Vati­kans ange­hö­ren. Das läßt um so mehr stau­nen, zumal er sich kaum von dem der poli­ti­schen Geg­ner Trumps unter­schei­det. Die Kir­che ach­te­te gera­de im 20. Jahr­hun­dert mit beson­de­rer Auf­merk­sam­keit dar­auf, die not­wen­di­ge Distanz zu Ideo­lo­gien und poli­ti­schen Strö­mun­gen zu bewah­ren, die nicht mit dem christ­li­chen Men­schen­bild und dem Auf­trag der Kir­che in Ein­klang zu brin­gen sind. Das Jahr 1937 brach­te bezeich­nen­der­wei­se eine Ver­ur­tei­lung sowohl des Kom­mu­nis­mus als auch des Natio­nal­so­zia­lis­mus. Der zer­set­zen­de Libe­ra­lis­mus war bereits frü­her ver­ur­teilt wor­den. Einer der zahl­rei­chen von Papst Fran­zis­kus betrie­be­nen Para­dig­men­wech­sel betrifft eine ange­mes­se­ne und not­wen­di­ge Ver­tei­di­gung der kirch­li­chen Eigen­stän­dig­keit. Statt­des­sen sucht er einen ein­sei­ti­gen Schul­ter­schluß mit jener libe­ra­len und lin­ken Alli­anz (die Posi­tio­nen zwi­schen Libe­ra­len und Lin­ken, sind seit Ende der 90er Jah­re kaum mehr zu unter­schei­den), die bis in Details hin­ein exer­ziert wird, wie der der­zeit prak­ti­zier­te neue Kampf­sport Catch the Trump zeigt.

„Vatikan besorgt über Entscheidungen von Präsident Trump“

Die Schlag­zei­le lau­te­te daher: „Vati­kan besorgt über Ent­schei­dun­gen von Prä­si­dent Donald Trump“. Was Kar­di­nal Turk­son, erster Prä­fekt des von Papst Fran­zis­kus im Som­mer 2016 neu­errich­te­ten Dik­aste­ri­ums für die ganz­heit­li­che Ent­wick­lung des Men­schen, sag­te, wur­de von der New York Times eins zu eins auf Papst Fran­zis­kus übertragen.

Der Kar­di­nal kri­ti­sier­te die Ein­wan­de­rungs­po­li­tik des US-Prä­si­den­ten. Im Schlepp­tau des libe­ra­len und lin­ken Main­stream stimm­te er in den Chor jener ein, die ein neu­es „Recht“ auf Migra­ti­on behaup­ten, wonach jeder Mensch sich von einem belie­bi­gen Ort auf der Welt in einen ande­ren bewe­gen und nie­der­las­sen kön­nen soll. Eine For­de­rung, die staat­li­che Sou­ve­rä­ni­tät ad absur­dum führt, um nur eine von zahl­rei­chen Kon­se­quen­zen gigan­ti­schen Aus­ma­ßes zu nen­nen. Die­se Hal­tung einer abstrak­ter Gesin­nung läßt die Wirk­lich­keit außer acht und miß­ach­tet das Rea­li­sti­sche, das Mach­ba­re und Ver­ant­wort­ba­re. Die Postu­lie­rung und Ein­for­de­rung unrea­li­sti­scher Zie­le wur­de von der Kir­che stets als ver­ant­wor­tungs­los bezeich­net. Unter Papst Fran­zis­kus glei­tet sie jedoch zuse­hends in lin­ke und libe­ra­le Phan­ta­sie­ge­bil­de und Wol­ken­kuckucks­hei­me ab.

Kar­di­nal Turk­son äußer­te nicht nur die Hoff­nung, daß Trump eini­ge sei­ner Posi­tio­nen noch ein­mal über­den­ken könn­te, was einer ent­spre­chen­den Auf­for­de­rung gleich­kommt, son­dern sag­te wörtlich:

„Wir zäh­len auch auf die Akti­on der Lob­by der Kir­che in den USA“.

Die Kir­che als „Lob­by“? Als ein Lob­by­ist neben ande­ren Lobbyisten?

Sei­ne Trump-Kri­tik äußer­te Turk­son gestern bei einer Begeg­nung mit Jour­na­li­sten, die im Vor­feld einer  Tagung zu 50 Jah­re Popul­orum pro­gres­sio statt­fand, die sein Dik­aste­ri­um am 3./4. April ver­an­stal­tet. Wört­lich sag­te der Kar­di­nal laut den Nach­rich­ten­agen­tu­ren EFE und ANSA:

„Die Maß­nah­men von Trump in Sachen Migra­ti­on und Kli­ma sind eine Her­aus­for­de­rung, etwas, das besorgt. Es gibt in den USA zum Glück aber Stim­men, die im aus­drück­li­chen Wider­spruch zu den Posi­tio­nen von Trumps sind“.

Das klang bei Kar­di­nal Turk­son schon ein­mal anders. Im Zuge der Bischofs­syn­ode 2012 hat­te Turk­son, damals regier­te noch Bene­dikt XVI., den Syn­oda­len den Doku­men­tar­film „Mus­lim Demo­gra­phics“ gezeigt, der vor Mas­sen­ein­wan­de­rung von Mus­li­men nach Euro­pa warn­te. Der Kar­di­nal ent­schul­dig­te sich nach hef­ti­ger Kri­tik. Seit­her hielt er sich im Hintergrund.

Text: Andre­as Becker
Bild: MiL

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