Unausgereifte Missbrauchsprävention – Lehrplanmängel (6)


Sexualisierung von Grundschülern fördert Missbrauch
Sexualisierung von Grundschülern fördert Missbrauch

Der hes­si­sche Kul­tus­mi­ni­ster R. Alex­an­der Lorz sag­te auf der Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung am 2. 12. 2016 in Ful­da, die Ein­fü­gung von Prä­ven­ti­ons­the­men in allen vier Schü­ler-Alters­stu­fen sei ein wich­ti­ges Anlie­gen sei­nes Mini­ste­ri­ums. Aber die Aus­füh­run­gen dazu sind unaus­ge­reift. Sie zei­gen päd­ago­gi­sche und sach­li­che Mängel.

Anzei­ge

Ein Gast­bei­trag von Hubert Hecker.

Die erste Prä­ven­ti­on vor Miss­brauch geschieht gewöhn­lich von Sei­ten der Eltern mit den tra­di­tio­nel­len Regeln:
Lass dich nicht von Frem­den anspre­chen. Kein/​e Fremde/​r darf dich anfas­sen, egal wo. Zu einer wich­ti­gen Schutz­hal­tung führt die Scham-Erzie­hung: Nicht ent­blö­ßen, zei­gen oder spie­len an Pipi, Schei­de und Po. Die­se klas­si­schen Eltern­re­geln müs­sen heu­te ergänzt wer­den durch fol­gen­den Hin­weis: Auch wenn Leh­rer, Trai­ner oder gute Bekann­te von uns dich (am Scham­be­reich) anfas­sen (wol­len), dann erzäh­le uns das sofort.

Mängel und Grenzen von subjektiver Missbrauchsprävention

Schu­li­sche Prä­ven­ti­on setzt heu­te in erster Linie dar­auf, Kin­der gegen­über Ver­füh­rern und Ver­füh­rungs­si­tua­tio­nen wehr­haft und wider­stän­dig zu machen. „Ich sage NEIN“ heißt es im hes­si­schen Sexu­al­erzie­hungs­lehr­plan für Grund­schu­len. Die­sem Ansatz folgt auch die hes­si­sche „Hand­rei­chung zum Umgang mit sexu­el­len Über­grif­fen im schu­li­schen Kon­text“ von 2010, die im Janu­ar 2017 leicht über­ar­bei­tet herauskam.

Frühsexualisierung fördert Missbrauch
Früh­sexua­li­sie­rung för­dert Missbrauch

Doch sol­che ein­fach gestrick­ten Prä­ven­ti­ons­me­tho­den sind unzu­rei­chend. Sie berück­sich­ti­gen nicht, dass die mei­sten Miss­bräu­che im Rah­men von Ver­trau­ens­an­bah­nung, Bekannt­heit und Nähe sowie Abhän­gig­keit gesche­hen – durch Fami­li­en­be­kann­te, Betreu­er, Trai­ner etc. Auch die Intui­ti­ons­re­gel: „Ver­traue dei­nem Selbst­ge­fühl, was dir ange­nehm und unan­ge­nehm ist“, kann von miss­brau­chen­den Erwach­se­nen leicht unter­lau­fen oder gar genutzt wer­den. Auch in der neu auf­ge­leg­ten Hand­rei­chung zum Umgang mit sexu­el­len Über­grif­fen ist ein ent­spre­chen­des Lern­ziel auf­ge­stellt. Den Kin­dern soll ver­mit­telt wer­den: „Recht auf eige­ne Bewer­tun­gen von: – guten und schlech­ten Gefüh­len; – guten und schlech­ten Berührungen“.

Unwirksamkeit und Ambivalenz

Sol­che Regeln kön­nen sogar kon­tra­pro­duk­tiv sein, indem sie für die Anbah­nung einer Miss­brauchs­hand­lung genutzt wer­den.  Des­halb ist das Unbe­ha­gen von Eltern durch­aus berech­tigt, wenn Grund­schü­ler auf Kör­per­zeich­nun­gen sol­che ange­neh­men und unan­ge­neh­men Stel­len anzeich­nen sol­len. Dage­gen ist die alte Eltern­re­gel kla­rer und effek­ti­ver: „Kei­ner­lei Berüh­run­gen von Frem­den und Bekann­ten!“ Auch die oben genann­te klas­si­sche Scham-Erzie­hung ist eine bes­se­re Schutz­bar­rie­re gegen Miss­brauch als die „guten und schlech­ten Berührungen“.

Schon in einer Stu­die aus dem Jahr 2000 wur­de die Kri­tik laut, dass bei die­ser sub­jek­ti­ven Miss­brauchs­prä­ven­ti­on die Ver­ant­wor­tung für poten­ti­el­len Miss­brauch auf die Kin­der abge­scho­ben wird. Die Kin­der aber sind dar­in völ­lig über­for­dert. So belegt eine ame­ri­ka­ni­sche Stu­die das Unver­mö­gen von Kin­dern, sich vor­zu­stel­len, von Erwach­se­nen, die sie gut ken­nen, miss­braucht zu wer­den. Dazu kom­men die Viel­falt und Raf­fi­nes­se der Täter­stra­te­gien, gegen­über denen die Kin­der immer unter­le­gen sind. Nach Ein­schät­zung des erfah­re­nen hol­län­di­schen Täter­the­ra­peu­ten Ruud Bul­lens ist es „für ein Kind prak­tisch unmög­lich, sich gegen den sexu­el­len Miss­brauch von Erwach­se­nen zu weh­ren“. Das sind Ergeb­nis­se von Erfah­run­gen und struk­tu­rel­len Über­le­gun­gen. Dar­über hin­aus gibt es kei­ne empi­ri­sche Stu­die oder Bele­ge dafür, dass Pro­gram­me sub­jek­ti­ver Miss­brauchs­prä­ven­ti­on bei Kin­dern wirk­sam sind. Zita­te und The­sen in die­sem Abschnitt sind der Über­sichts­stu­die von Ani­ta Hei­li­ger aus dem Jahr 2000 ent­nom­men: „Chan­cen und Gren­zen von Opfer- und Täterprävention“.

Erfahrungen aus der Nikotin- und Drogenprävention

Neben der spe­zi­fi­schen, also geziel­ten Miss­brauchs­prä­ven­ti­on steht eine zwei­te unspe­zi­fi­sche Prä­ven­ti­ons­phi­lo­so­phie. Die han­delt nach der For­mel: „Kin­der stark machen“. Sol­che Erzie­hungs­zie­le wie „Ich-Stär­ke, Selbst­be­wusst­sein, Selbst­be­stimmt­heit“ wür­den das Selbst­wert­ge­fühl der Kin­der heben und damit „wesent­lich zur Ver­mei­dung sexu­el­ler Über­grif­fe bei­tra­gen“, heißt es in der neu­en bay­ri­schen Richt­li­nie zur Fami­li­en- und Sexu­al­erzie­hung. Ähn­lich for­mu­liert es die hes­si­sche Hand­rei­chung: „Die Kin­der sind gegen mög­li­ches Unrecht zu wapp­nen, indem ihnen eige­ne Bedürf­nis­se, Wer­te und Recht bewusst gemacht wer­den und dadurch ihr Selbst­be­wusst­sein und ihre Selbst­si­cher­heit gestärkt werden…“

Schützt unsere Kinder vor der exzessiven Sexualpädagogik der Vielfalt
Schützt unse­re Kin­der vor der exzes­si­ven Sexu­al­päd­ago­gik der Vielfalt

Ein sol­ches all­ge­mein-päd­ago­gi­sches Pro­gramm zur Stär­kung der Kin­der ist selbst­ver­ständ­lich sinn­voll. Aber dass eine unspe­zi­fi­sche Basis-Päd­ago­gik zur Ver­mei­dung sexu­el­ler Über­grif­fe „wesent­lich“ bei­tra­gen wür­de, ist eine Illu­si­on und eben­falls nie durch eine Stu­die belegt wor­den. Dabei ist das Kon­zept der Indi­vi­du­al- und Lebens­kom­pe­tenz schon seit 40 Jah­ren bekannt. In den 90er Jah­ren setz­te man dar­auf bei der Niko­tin- und Dro­gen­prä­ven­ti­on. Aber es bewähr­te sich nicht: Gera­de selbst­be­wuss­te Jugend­li­che fühl­ten sich stark genug, in den Genuss von Tabak- und Can­na­bis-Rau­chen oder begrenz­ten Dro­gen­kon­sum ein­zu­stei­gen. Die Ambi­va­lenz die­ser Stra­te­gie ist auch für die Miss­brauchs­prä­ven­ti­on anzunehmen.

Frühsexualisierung als Missbrauchsprävention? Verstörung statt Stärkung der Kinder

Mit dem Ansatz zu grö­ße­rer Selbst­kom­pe­tenz ist viel­fach eine drit­te Prä­ven­ti­ons­stra­te­gie ver­bun­den: die umstrit­te­ne Früh­auf­klä­rung der Kin­der ab der Kita bis zur Latenz­zeit in der Grund­schu­le. Die Gene­ral­for­mel die­ser Sexu­al­erzie­hungs­phi­lo­so­phie lau­tet: Nur Kin­der mit Kennt­nis­sen und Spra­che über sexu­el­le Vor­gän­ge könn­ten sich ange­mes­sen weh­ren oder gege­be­nen­falls Miss­bräu­che mit­tei­len. Auch im hes­si­schen Grund­schul­lehr­plan ist Miss­brauchs­prä­ven­ti­on mit dem Früh­sexua­li­sie­rungs­the­ma „kind­li­ches Sexu­al­ver­hal­ten“ ver­bun­den. Aus der For­mu­lie­rung, dass Kin­der sich „weh­ren“ sol­len, zeigt sich der Bezug zur oben erör­ter­ten Überforderungs-Prävention.

Bei die­ser Prä­ven­ti­ons­phi­lo­so­phie durch Früh­sexua­li­sie­rung kom­men zu den bis­he­ri­gen Kri­tik­punk­ten neue hinzu:

  • vor­pu­ber­tä­re Kin­der kön­nen von sich aus „sexu­el­le Vor­gän­ge“ gar nicht verstehen.
  • Die Sexu­al-Fokus­sie­rung ist ambi­va­lent-ver­füh­re­risch: Wenn Päd­ago­gen bei vor­pu­ber­tä­ren Kin­dern aus­führ­lich das Inter­es­se auf Geschlechts­tei­le sowie sexu­el­le The­men und Prak­ti­ken len­ken, kann das durch­aus för­der­lich sein für pädo­phi­le Anbahnungen.
  • Die Früh­sexua­li­sie­rung nach den Leh­ren der Kent­ler-Sie­lert-Tui­der-Schu­le ist mit ihren Grenz­über­schrei­tun­gen selbst dem Vor­wurf des Kin­des­miss­brauchs aus­ge­setzt. (Aus­führ­lich wird auf das ange­spro­che­ne The­ma im 12. Teil die­ser Serie eingegangen.)

Aktu­ell pro­te­stie­ren zahl­rei­che Eltern in Öster­reich gegen die dort an Schu­len prak­ti­zier­te Metho­de: Miss­brauchs­prä­ven­ti­on durch Früh­sexua­li­sie­rung. Die seit 2015 ange­lau­fe­ne (Früh-) „Sexua­li­tät der Viel­falt“ führt zu mas­si­ven Ver­stö­run­gen der Kinder.

Übergriffe auch von Kindern und Jugendlichen

Die mei­sten Prä­ven­ti­ons­pro­gram­me berück­sich­ti­gen nicht – so auch der hes­si­sche Lehr­plan und die Hand­rei­chun­gen – die sexu­el­len Grenz­ver­let­zun­gen und Über­grif­fe zwi­schen Kin­dern und/​oder Jugend­li­chen. Auf die­sen Kom­plex mach­te kürz­lich die Ber­li­ner Cha­ri­té auf­merk­sam. Dort wer­den Miss­brauchs­tä­tern zwi­schen 12 und 18 Jah­ren The­ra­pien ange­bo­ten. „Das Durch­schnitts­al­ter liegt bei 15 Jah­ren“ (FAZ 22.2.2017).

Da sich bei sexu­el­lem Miss­brauch durch Kin­der oder Jugend­li­che die Gren­zen von kör­per­li­cher, ver­ba­ler und sexu­el­ler Gewalt ver­wi­schen und ver­mi­schen, müss­ten die ent­spre­chen­den Vor­beu­gungs­maß­nah­men ein­ge­bet­tet wer­den in ein brei­ter ange­leg­tes Pro­gramm von Gewaltprävention.

Gegen­de­mo 30. 10.: Auf­for­de­rung zum Missbrauch

Alle die­se Über­le­gun­gen zei­gen die sub­stan­ti­el­len Män­gel sub­jek­ti­ver Prä­ven­ti­on auf, nach der die Kin­der die Haupt­ak­teu­re bei der Ver­hin­de­rung von Miss­brauch sein sol­len. Kürz­lich deck­te ein Bericht des SPIEGELS (Nr. 2/​2017) schlag­ar­tig das Unzu­rei­chen­de die­ses Ansat­zes auf: „Der neun­jäh­ri­ge Tim hat mehr­fach zu sei­nem Fuß­ball­trai­ner ‚Stopp!’ gesagt“. Tim konn­te den fort­ge­setz­ten Miss­brauch nicht auf­hal­ten. Erst als er sei­ner Mut­ter sag­te: „Ich habe kei­ne Lust mehr auf Fuß­ball, weil der Trai­ner mich immer anfasst“, konn­ten Eltern, Poli­zei und Staats­an­walt dem Miss­brauchs­trai­ner das Hand­werk legen.

Auf sol­chen Erfah­run­gen beruht die Kri­tik an der bis­he­ri­gen Prä­ven­ti­on, die von Sei­ten des Unab­hän­gi­gen Beauf­trag­ten für Fra­gen des sexu­el­len Kin­des­miss­brauchs, Johan­nes-Wil­helm Röh­rig, geübt wird. Der hat­te Mit­te Sep­tem­ber 2016 eine Infor­ma­ti­ons­bro­schü­re für alle Schu­len vor­ge­stellt. Röh­rig geht davon aus, dass in Deutsch­land mit jähr­lich 100.000 Miss­brauchs­fäl­len gerech­net wer­den müss­te. Das heißt, in jeder Schul­klas­se sei­en „ein oder zwei Mäd­chen und Jun­gen von sexu­el­ler Gewalt betroffen“.

Erwachsene und Lehrpersonen sind hauptverantwortlich für die Prävention

Eine Ver­tre­te­rin aus dem Betrof­fe­nen­rat beton­te laut FAZ-Mel­dung vom 14. 9.: Die Erwach­se­nen – in der Schu­le die Lehr­per­so­nen – müss­ten sich klar machen, „dass allein in ihren Hän­den die Ver­ant­wor­tung für die Ver­hin­de­rung, Unter­bre­chung oder Hil­fe bei sexu­el­ler Gewalt lie­ge.“ Den Schul­ver­ant­wort­li­chen wie Kul­tus­mi­ni­ste­ri­en, Schul­trä­ger und Schu­len wird ein abge­stuf­tes Pro­gramm für die­se Auf­ga­be emp­foh­len – ange­fan­gen vom Leit­bild der Schu­le, Inter­ven­ti­ons­re­geln und vor allem Fort­bil­dung der Lehr­kräf­te für das Erken­nen und den Umgang mit Fäl­len sexu­el­ler Gewalt.

Korrekturempfehlungen auch für den hessischen Lehrplan

Kürz­lich hat sich Hes­sen die­ser Initia­ti­ve „Schu­le gegen sexu­el­le Gewalt“ ange­schlos­sen. Aber schon aus der Pres­se­mit­tei­lung konn­te man erse­hen, dass dem Kul­tus­mi­ni­ste­ri­um die Män­gel der bis­he­ri­gen Prä­ven­ti­ons­kon­zep­te nach Lehr­plan und Hand­rei­chung gar nicht bewusst sind:

Von den Exper­ten der Bun­des­stel­le gegen Kin­des­miss­brauch ist ein Per­spek­ti­ven­wech­sel ange­mahnt. Die bis­he­ri­ge Kon­zen­tra­ti­on der Miss­brauchs­prä­ven­ti­on auf Abwehr­stra­te­gien der Kin­der (sub­jek­ti­ve Prä­ven­ti­on) muss grund­le­gend über­ar­bei­tet wer­den. Der Schwer­punkt des Schutz- und Hil­fe­kon­zep­tes soll­te in der Ver­ant­wor­tung der Lehr­kräf­te lie­gen, wie oben aufgezeigt.

Die­se Kor­rek­tur­emp­feh­lung betrifft auch den hes­si­schen Lehr­plan für Sexu­al­erzie­hung. Der ist bei einer Revi­si­on ent­spre­chend umzu­ar­bei­ten. Zum einen müss­ten im Kapi­tel 2 die Lehr­kräf­te dar­auf ori­en­tiert wer­den, dass sie „Ver­ant­wor­tung für die Ver­hin­de­rung, Unter­bre­chung oder Hil­fe“ bei sexu­el­lem Miss­brauch wahr­neh­men. Zum andern soll­te die Inhalts­li­ste (Kapi­tel 3) über­ar­bei­tet wer­den im Sin­ne einer alters­ge­mä­ßen Anwen­dung der klas­si­schen Prä­ven­ti­ons­re­geln. Ins­be­son­de­re im Grund­schul­be­reich müss­te die rei­ne Abwehr­stra­te­gie über­ar­bei­tet und die Ver­bin­dung mit der Früh­sexua­li­sie­rung gekappt werden.

Text: Hubert Hecker
Bild: Privat

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20 Kommentare

  1. Die poli­ti­sche Agen­da ist unsäg­lich. Und die moder­ne Kir­che unter­stützt den üblen Schul­zwang auch noch, genau wie die moder­nen poli­ti­schen Kon­ser­va­ti­ven, in der vagen Hoff­nung, den staat­li­chen Wett­be­werb um den Miß­brauch der Kin­der­see­len „gewin­nen“ zu können.
    Da liegt das Grund­übel. Gäbe es freie Bil­dungs­an­ge­bo­te auch für Kin­der und Jugend­li­che, die der­art durch­po­li­ti­sier­ten und durch­ge­gen­der­ten Staats­schu­len könn­ten nicht mehr existieren.

  2. Je mehr wir über das Phä­no­men der sexu­el­len Aus­beu­tung von Kin­dern spre­chen, es erfor­schen und uns Gedan­ken dazu machen, wie wir Kin­der bes­ser schüt­zen kön­nen, desto wirk­sa­mer wird der sein. Aus dem was bis­her vor­liegt, lei­ten sich Ten­den­zen ab: 

    1. Kin­des­miss­brauch war nie ein Rand­phä­no­men, son­dern so ver­brei­tet, dass wir Men­schen sogar eine Kul­tur zu des­sen Ver­tu­schung und Tabui­sie­rung unter­hal­ten. Die Rate an Men­schen, die in Kind­heit und/​oder Jugend sexu­el­len Miss­brauch erle­ben, ist offen­bar auf der gan­zen Welt ähn­lich, mit regio­na­len und kul­tu­rel­len Schwan­kun­gen. Wie es bei der Ver­brei­tung histo­risch aus­sieht, ist auf­grund der Tabui­sie­run­gen schwer zu ermitteln
    2. Der über­wie­gen­de Teil der Täte­rin­nen und Täter stammt aus dem fami­liä­ren Nah­raum der Kinder
    3. Je offe­ner, tole­ran­ter und rea­li­sti­scher die Hal­tung der ver­ant­wort­li­chen Erwach­se­nen gegen­über Allem, was mit Sexua­li­tät zu tun hat, desto schwe­rer haben es Täte­rin­nen und Täter, Kin­der zu erbeu­ten. Denn die Erwach­se­nen wür­den mer­ken, dass etwas nicht stimmt, mit­ein­an­der dar­über spre­chen und die Kin­der schüt­zen. Von Miss­brauchs­op­fern, die berich­tet haben, was ihnen wider­fah­ren ist wis­sen wir, dass genau an die­sem Punkt ver­sagt wur­de. Unab­hän­gig davon, ob der Miss­brauch in der Fami­lie, in der Schu­le, der Gemein­de oder im Ver­ein geschah
    4. Kin­der ori­en­tie­ren sich schon sehr früh an dem, was Erwach­se­ne ihnen vor­le­ben. Wo Sexua­li­tät ein selbst­ver­ständ­li­cher Bestand­teil des Lebens unter vie­len ande­ren ist, die in ihrer Bedeu­tung min­de­stens gleich­wer­tig sind, haben Täte­rin­nen und Täter wenig Anknüpfpunkte

    Päd­ago­gIn­nen tra­gen, wie alle Mit­ar­bei­te­rIn­nen von Insti­tu­tio­nen die Ver­ant­wor­tung dafür, Kin­der in eben die­sem insti­tu­tio­nel­len Bereich vor Miss­brauch zu schüt­zen. Gleich­zei­tig sind sie gera­de für die Kin­der, die von Ange­hö­ri­gen miss­braucht wer­den, die näch­sten Ansprech­per­so­nen, wenn es dar­um geht, Hil­fe für die­se Opfer zu orga­ni­sie­ren. Des­halb soll­ten Päd­ago­gIn­nen im Hin­blick auf das The­ma „Kin­des­miss­brauch“ über beson­ders viel Wis­sen ver­fü­gen und ihre Hal­tung ste­tig überprüfen. 

    Ange­li­ka Oet­ken, Ber­lin-Köpe­nick, eine von 9 Mil­lio­nen Erwach­se­nen in Deutsch­land, die in ihrer Kind­heit und/​oder Jugend Opfer schwe­ren sexu­el­len Miss­brauchs wurden

    • Nun ist ja die hier kri­ti­sier­te soge­nann­te Sexu­al­auf­klä­rung selbst über­grif­fig und damit Kin­des­miß­brauch und Seelenschändung.
      Man schützt Opfer eben nicht – und schon gar nicht Kin­der – indem man die Ver­ant­wor­tung auf die­se abwälzt und die Schu­le gar vor­sätz­lich und mas­sen­wei­se zum Tat­ort macht. Sco­lae bedeu­tet Ruhe‑, Muße‑, Schutz­raum. Den zu schaf­fen, das haben Erwach­se­ne zu lei­sten. Sie haben die Kin­der zu schüt­zen, um Über­grif­fe mög­lichst aus­zu­schlie­ssen. Dies ist nicht auf die poten­ti­el­len Opfer abwälz­bar, schon gar nicht bei Kin­dern und ande­ren Schutzbefohlenen!
      Schutz bedeu­tet im Ernst­fall, sich schüt­zend zwi­schen Täter und Opfer zu stel­len, den Täter in Gren­zen zu wei­sen. Ein Ver­gleich: Sie schüt­zen Hof und Wohn­statt mit Schloß und Rie­gel, mit Gemäu­er – und nicht mit ste­ti­gen Bewußt­seins­übun­gen eines Sich­stark­ma­chen gegen alle mög­li­chen und unmög­li­chen Täter.

      • Was den Schutz­auf­trag angeht, stim­me ich Ihnen zu @MisterX. Gera­de in Schu­len ste­hen die Schul­ver­ant­wort­li­chen vor einer schwie­ri­gen Auf­ga­be. Einer­seits soll die Schu­le auch für Per­so­nen offen ste­hen, die nicht dem Kol­le­gi­um ange­hö­ren und sich mit dem jewei­li­gen Sozi­al­raum ver­net­zen. Stich­wor­te „Gemein­de­nä­he“ und „Kiez­schu­le“. Ande­rer­seits wird so die Kon­trol­le dar­über, wer Umgang mit den Kin­dern hat schwie­ri­ger. Um so wich­ti­ger sind Leit­li­ni­en, Schu­lun­gen, die Mög­lich­keit, sich offen, aber in einem geschütz­ten Rah­men aus­zu­tau­schen und abzustimmen. 

        Wel­che „Sexu­al­auf­klä­rung“ kri­ti­sie­ren Sie eigent­lich genau?

        • Einer­seits soll die Schu­le auch für Per­so­nen offen ste­hen, die nicht dem Kol­le­gi­um ange­hö­ren und sich mit dem jewei­li­gen Sozi­al­raum vernetzen.…
          Nein, dem wider­spre­che ich ganz ent­schie­den- Schul­frem­de Per­so­nen wie „pro fami­lia“, „Les­ben-Schwu­len­grup­pen“, Islam-Ver­tre­ter etc. haben in den Schu­len nichts zu suchen; eben­so­we­nig „Besu­che“ bei sol­chen Grup­pen. Die Schu­le soll Lesen, Schrei­ben, Rech­nen unter­rich­ten und kei­ne Gesell­schafts­po­li­tik betrei­ben. Die Schu­le muss Kon­trol­le dar­über haben, wer in dem Schul­ge­bäu­de, beson­ders in den Toi­let­ten Kon­takt mit Kin­dern hat! Und sie muss auch Kon­trol­le dar­über haben, wer ideo­lo­gi­siert und aggres­siv ist von den Schü­lern und Leh­rern und die der Schu­le verweisen.

          • Gemeint hat­te ich Aus­hilfs­kräf­te, Ehren­amt­ler (z.B. Lese­pa­ten), Kurs­lei­ter, Pro­jekt­lei­ter, Prak­ti­kan­tIn­nen usw. 

            Was die Sicher­heit von Kin­dern angeht, bin ich der Mei­nung, dass ver­schlos­se­ne Tore mit Ein­lass­kon­trol­len not­wen­dig sind. Wer sich nicht ange­mel­det hat und sich nicht aus­wei­sen kann, hat in einer Schu­le nichts ver­lo­ren. Auch Eltern haben das Schul­ge­län­de nur nach vor­he­ri­ger Anmel­dung zu betre­ten. Nur dann kann das Kol­le­gi­um für Sicher­heit sorgen. 

            Die Unter­richts­fä­cher soll­ten Wis­sen und Fer­tig­kei­ten ver­mit­teln, die auf ein Leben in einer moder­nen Gesell­schaft vor­be­rei­ten. Dazu gehö­ren auch Kennt­nis­se zu Welt­an­schau­ungs­fra­gen. Poli­ti­sche oder reli­giö­se Inter­es­sen­la­gen sind mei­ner Mei­nung nach dage­gen Pri­vat­sa­che und kön­nen des­halb kein Unter­richts­in­halt sein.

    • Ich glau­be, Sie ken­nen weder die mei­sten heu­ti­gen Eltern, noch die mei­sten heu­ti­gen Kin­der. Die heu­ti­gen Eltern sind oft selbst hyper­se­xua­li­siert und scham­los, zudem arbei­ten bei­de ganz­tags, „lie­ben“ nur ihr Smart­phone, ihr TV, sie hören den Kin­dern kaum zu, sie brin­gen sie nur ins Bett; die mer­ken gar nichts, denn sie beob­ach­ten ihre Kin­der nicht, reden kaum mit ihnen und haben kei­ne Empa­thie. Den heu­ti­gen Kin­dern wur­de schon von der Krip­pe an, das Ver­trau­en zu ihren Eltern bewusst genom­men. Wie sol­len Kin­der zu Eltern Ver­trau­en haben, die mani­pu­liert wur­den, dass Eltern, die Fleisch essen, die in die mit­tel­al­ter­li­che Kir­che gehen, die ihnen nicht gestat­ten im Sand und Was­ser nackt zu sein, die nicht bei frem­den Fami­li­en über­nach­ten dür­fen, usw. böse sind? Sol­che Kin­der ver­trau­en nie­man­dem mehr auf der Welt. Beob­ach­ten Sie doch mal Kin­der und Eltern – die Tat­sa­chen sind erschreckend.
      Wir haben heu­te so viel gestör­te Kin­der wie noch nie. Dies wer­den alles gestör­te Erwachsene.

      • Ich lebe mit­ten in der Welt @bellis und habe sowohl beruf­lich wie ehren­amt­lich viel mit ganz ver­schie­de­nen Men­schen zu tun. Unser bei­der Bewer­tungs­maß­stä­be sind aber ganz sicher­lich sehr unter­schied­lich. Denn ich bin nicht reli­gi­ös und auch nicht katho­lisch geprägt.

  3. Zwei gesell­schaft­li­che Vor­an­nah­men über das Zustan­de­kom­men von Kin­des­miss­brauch soll­ten unbe­dingt über­dacht werden:
    1. die kind­li­chen Opfer hät­ten durch bestimm­te Ver­hal­tens­wei­sen dazu bei­getra­gen, dass sie miss­braucht wurden
    2. Täte­rin­nen und Täter miss­brau­chen aus einer beson­de­ren Trieb­haf­tig­keit, als Syn­onym für sexu­el­le Potenz heraus

    Bei­des ist falsch. Weder die ganz nor­ma­le kind­li­che Neu­gier, was Kör­per­lich­keit und Sexua­li­tät angeht, noch die für Kin­der typi­sche Auf­ge­schlos­sen­heit und Zutrau­lich­keit bie­ten Anlass für Miss­brauch. Im Gegen­teil: wirk­lich sicher wäre ein Kind nur, wenn es kei­nen Kon­takt mehr zu poten­ti­el­len Täte­rin­nen und Tätern hät­te, also iso­liert leb­te. Da es nur weni­ge für Lai­en erkenn­ba­re Täter­merk­ma­le gibt und sexu­ell über­grif­fi­ge Ele­men­te ganz nor­ma­le Bestand­tei­le unse­rer tra­di­tio­nel­len Kul­tur sind, kön­nen wir letzt­lich für nie­man­den die Hand ins Feu­er legen, uns selbst ein­ge­schlos­sen. Es gibt ver­schie­de­ne Täter­ty­pen, aber gemein­sam haben alle, dass die Men­schen, die Kin­der miss­brau­chen psy­cho­so­zi­al ver­wahr­lost oder schwer psych­ia­trisch krank sind. Oft kommt sogar bei­des zusam­men. Das zu erken­nen und ent­spre­chend zu han­deln liegt an uns Erwach­se­nen. Wir kön­nen nicht den Kin­dern die Ver­ant­wor­tung zuschie­ben. Also müs­sen wir etwas tun, wenn wir erken­nen, dass eine in ihrer Sexua­li­tät beschä­dig­te Per­son in unse­rer Mit­te lebt. Egal ob es sich um ein Fami­li­en­mit­glied, jeman­den aus unse­rer Gemein­de, der Schu­le oder einem Ver­ein handelt.

    • sexu­ell über­grif­fi­ge Ele­men­te ganz nor­ma­le Bestand­tei­le unse­rer tra­di­tio­nel­len Kul­tur sind, kön­nen wir letzt­lich für nie­man­den die Hand ins Feu­er legen, uns selbst ein­ge­schlos­sen – unglaub­lich. Sexu­ell über­grif­fi­ge Ele­men­te sind nicht nor­mal, son­dern krank und wer hier für sich selbst nicht die Hand ins Feu­er legen kann ist eben­falls krank.
      Psy­cho­so­zia­le Ver­wahr­lo­sun, sexu­el­le Ver­wahr­lo­sung und schwer psych­ia­trisch Kran­ke neh­men auf­grund der Gott­lo­sig­keit in bekla­gens­wer­tem Maße zu. Hel­fen kön­nen denen nur Fach­kräf­te, wir kön­nen uns nur fern­hal­ten und schüt­zen und uns gegen die Gott­lo­sig­keit einsetzen.

      • Dann hof­fe ich mal, dass Ihr Gott gut auf Sie auf­passt. Im Ernst: schon zu glau­ben, man sei jetzt und in Zukunft frei vor sexu­ell über­grif­fi­gen Impul­sen, ist Teil des der Miss­brauchs­kul­tur zu Grun­de lie­gen­den Pro­blems, näm­lich der aus Igno­ranz gebo­re­nen Selbstüberschätzung.

        • Bin jetzt 67 Jah­re völ­lig frei von wie Sie es nen­nen sexu­ell über­grif­fi­gen Impul­sen und wer­de das auch blei­ben und zwar ohne Selbst­über­schät­zung. Schon merk­wür­dig, was Sie ande­ren unterstellen-

          • Ich unter­stel­le ande­ren nichts. Möch­te aber dar­auf hin­wei­sen, dass letzt­lich nie­mand davor gefeit ist, irgend­wann sexu­ell grenz­über­schrei­ten­des Ver­hal­ten zu zei­gen. Und das unter­liegt nicht immer der frei­en Wil­lens­ent­schei­dung. Geben Sie in der Such­ma­schi­ne doch mal „Pick-Syn­drom“ ein.

    • De fac­to kann ich mich des Ein­drucks nicht erweh­ren, dass die The­ma­tik maß­los über­zo­gen ist zwecks Schaf­fung eines Gene­ral­ver­dach­tes gegen jeden und jedes, insb gegen die Fami­lie (und gegen die Kir­che sowie­so). Klar, dass man es Tätern (auf die schwach­sin­ni­ge Innen-Gen­de­rung kann auch dann ver­zich­tet wer­den, wenn die­se zu Lasten der Frau wäre) „nicht ansieht“, dh höchst­wahr­schein­lich in eini­gen Fäl­len nicht anse­hen dürf­te. Dar­aus abzu­lei­ten, dass dies einen Bestand­teil „unse­rer Kul­tur“ aus­ma­chen wür­de, ist decou­vrie­rend. Wer um sei­ne Kin­der Angst hat, wird sie halt heim­un­ter­rich­ten und ein­sper­ren müs­sen. Oder anders­rum: dass Kin­der bei Ver­kehrs­un­fäl­len ums Leben kom­men, lässt sich nur durch Nicht­teil­nah­me am Indi­vi­du­al­ver­kehr mas­siv redu­zie­ren. Man möge mich nicht falsch ver­ste­hen: Nicht, dass ich was dage­gen hät­te, und Heim­un­ter­richt ist unter den herr­schen­den Umstän­den ohne­dies bei­na­he ein Gebot der Stun­de. Nur mit der rea­len Umsetz­bar­keit dürf­te es hapern, sind doch die mei­sten Men­schen mit bei­den Bei­nen im Leben fest ver­an­kert. Auf die blo­ße Mög­lich­keit hin, dass gewis­se Din­ge eben tag­täg­lich pas­sie­ren kön­nen, wer­den die mei­sten Men­schen nicht zu Aus­stei­gern bzw System­ver­wei­ge­rern mutie­ren, und eben­so­we­nig will man eine Schän­dung der Kin­der­see­len durch vor­geb­lich all­zu auf­klä­re­ri­schen „Sexu­al­kun­de­un­ter­richt“, der in noch mehr Fäl­len kon­tra­pro­duk­ti­ve, weil neu­ro­ti­sie­ren­de Fol­gen zei­ti­gen dürfte.
      Die­se Zei­len sind auch lustig:
      „Es gibt ver­schie­de­ne Täter­ty­pen, aber gemein­sam haben alle, dass die Men­schen, die Kin­der miss­brau­chen psy­cho­so­zi­al ver­wahr­lost oder schwer psych­ia­trisch krank sind. Oft kommt sogar bei­des zusam­men. Das zu erken­nen und ent­spre­chend zu han­deln liegt an uns Erwach­se­nen. … Also müs­sen wir etwas tun, wenn wir erken­nen, dass eine in ihrer Sexua­li­tät beschä­dig­te Per­son in unse­rer Mit­te lebt. Egal ob es sich um ein Fami­li­en­mit­glied, jeman­den aus unse­rer Gemein­de, der Schu­le oder einem Ver­ein handelt.“
      Na super. Das ist zwar kein Gene­ral­ver­dacht (die in Betracht kom­men­den Per­so­nen dürf­ten eher außen­sei­ter­haft sein, von „Bestand­teil unse­rer Kul­tur“ ist da eher nicht die Rede), aber doch eine äußerst beklem­men­de Vor­ab­ver­ur­tei­lung. Was macht man also, wenn man einem „in unse­rer Mit­te“ leben­den ver­meint­lich „psy­cho­so­zi­al Ver­wahr­lo­sten“ oder „psych­ia­trisch Kran­ken“ begeg­net? Kran­ke soll man medi­zi­ni­sche Hei­lung zukom­men las­sen, gut und schön, sagt der Haus­ver­stand. Aber dar­über hin­aus, bzw wenn er sich nicht hel­fen las­sen will? Nicht mein eige­nes Kind anver­trau­en? Sagt wohl auch der Haus­ver­stand. So klug sind Eltern eigent­lich schon immer gewe­sen. Aber was dar­über hin­aus? Was soll damit gesagt wer­den, außer Bin­sen­weis­hei­ten, die wir schon immer wuss­ten bzw eine unge­rech­te Vor­ab­ver­tei­di­ung unan­ge­pass­ter Menschen?

      • Es gibt jede Men­ge gutes Info­ma­te­ri­al zum The­ma, Onlin­ever­öf­fent­li­chun­gen, man kann Bera­tungs­stel­len besu­chen oder an Prä­ven­ti­ons­kur­sen teil­neh­men. Damit wird man nicht jeden poten­ti­el­len Kin­des­miss­brau­cher als sol­chen erken­nen, aber man lernt typi­sches Täter­ver­hal­ten zu iden­ti­fi­zie­ren und wird dar­über infor­miert, wie man Kin­dern ggf. hel­fen kann. Im Zwei­fels­fall soll­te man sich dann an eine Fach­be­ra­tungs­stel­le wen­den. Auf der Home­page des Unab­hän­gi­gen Beauf­trag­ten für Fra­gen des sexu­el­len Kin­des­miss­brauchs sind vie­le Hin­wei­se und Adres­se eingestellt.

  4. Bei der der­zei­ti­gen Dis­kus­si­on über die Pädo­phi­lie und die gewalt­sa­me Indok­tri­na­ti­on der Kin­der mit der Gen­der­ideo­lo­gie wird ein Befund nicht genü­gend the­ma­ti­siert: die schlei­chen­de Ent­ta­bui­sie­rung des Nackt­seins, die Sexua­li­sie­rung vie­ler Lebens­be­rei­che, vor allem die Öko­no­mi­sie­rung der Sexua­li­tät und damit die all­ge­gen­wär­ti­ge Obszö­ni­tät der Bil­der und der Spra­che: So ist zum all­ge­mei­nen Para­dig­ma gewor­den, dass Por­no­gra­phie in Wort und Bild nor­mal sei, und sich nie­mand des­sen zu schä­men brau­che, ja sich jeder zu ihrem Gebrauch frei­mü­tig beken­nen kön­ne. Sexua­li­tät sei doch ein Grund­be­dürf­nis, das befrie­digt wer­den müs­se, ja ein Rechts­an­spruch. Kurz­um die Scham­lo­sig­keit ist nun all­ge­gen­wär­tig. Die­se Ent­wick­lung ist von der mei­nungs­bil­den­den Klas­se gedul­det und teil­wei­se mas­siv geför­dert wor­den: Erin­nert sei nur an die Ver­su­che der Grü­nen Par­tei, die Pädo­phi­lie zu entkriminalisieren.
    So ist es eigent­lich nicht ver­wun­der­lich und fol­ge­rich­tig, dass man­cher glaubt, sexu­ell auf sei­ne Kosten kom­men zu dür­fen. Das Objekt sei­ner Begier­de ist nach­ran­gig für den, des­sen Han­deln nur dem eige­nen (Lust)Gewinn dient und des­sen Gewis­sen nicht an objek­ti­ven Nor­men geschärft ist. Die all­ge­gen­wär­ti­ge Scham­lo­sig­keit, zu der die Klein – und Schul­kin­der der­zeit schon erzo­gen wer­den, ist so ein ver­füh­re­ri­scher Weg­wei­ser zum Miss­brauch. Frau Oet­ken hat die­sen Sach­ver­halt unbe­ab­sich­tigt erwähnt: dass Kin­des­miss­brauch kein Rand­phä­no­men sei, dass es eine Kul­tur des Ver­tu­schens gebe, dass er eine Krank­heit im Sin­ne einer psy­cho­so­zia­len Ver­wahr­lo­sung sei. Wenn die all­ge­gen­wär­ti­ge Scham­lo­sig­keit kaum mehr jeman­den stört, auch nicht in den Fami­li­en und eine sol­che vor­ge­lebt wird – Frau Oet­ken spricht hier ver­harm­lo­send : „ wo Sexua­li­tät ein selbst­ver­ständ­li­cher Bestand­teil des Lebens unter vie­len ande­ren ist“-, dann ist in einer sol­chen psy­cho­so­zi­al ver­wahr­lo­sten Atmo­sphä­re der Kin­des­miss­brauch immanent.

    • Dan­ke, sehr schön beleuch­tet. Die Scham­lo­sig­keit ist über­all auf unse­ren Stra­ßen zu sehen, sogar im Win­ter in der Beklei­dung von jun­gen Men­schen und sogar schon von alt-68 ér Frau­en (mei­ne Gene­ra­ti­on, ich bin eine Frau)Nacktheit ist i der gefal­le­nen Welt eben nicht mehr natür­lich, Adam und Eva bedeck­ten sich gleich mit dem „Fei­gen­blatt“, sie waren noch nicht schamlos.

      • Wie das erste Paar des Sapi­ens sapi­ens her­um­ge­lau­fen ist, wis­sen wir nicht. Auf jeden Fall schie­nen aber eini­ge Renais­sance­für­sten bereit gewe­sen zu sein, viel Geld für Bil­der aus­zu­ge­ben, auf denen die Evas nur mit ihrer üppi­gen Haar­pracht und einem Fei­gen­blatt beklei­det dar­ge­stellt sind.

    • Eine Zeit lang haben mich die­se gan­zen com­pu­ter­be­ar­bei­te­ten Per­so­nen und die­se stän­di­gen Anzüg­lich­kei­ten in der Wer­bung auch genervt. Aber seit ich ein­fach nicht mehr hin­gucke und hin­hö­re, wenn sowas ser­viert wird, las­se ich mich nicht mehr davon stö­ren. An mir ver­die­nen die Fir­men mit sol­cher ein­falls- und geschmack­lo­sen Wer­bung nichts. 

      Mei­ne Bemer­kung zur Bana­li­tät der Sexua­li­tät war so gemeint, dass ich der Ansicht bin, dass wir in unse­rer Gesell­schaft dem Bereich des Sexu­el­len ins­ge­samt zu viel Bedeu­tung zumes­sen. Wäh­rend wir für den Kin­der­schutz und die Opfer­hil­fe fast nichts tun.

      • Frau Ange­li­ka, Sie sind aber eines: eine Frau. Für einen Mann ist die omi­ni­prä­sen­te Sexua­li­sie­rung, die Dar­bie­tung jun­ger, attrak­ti­ver, all­zeit­be­rei­ter Weib­lich­keit schon eine ganz ande­re Ver­su­chung als in Ihrem rezi­pro­ken Fall.
        Was mich zu Ihrer Ant­wort auf mei­ne letz­te Mit­tei­lung inter­es­sie­ren wür­de: Das Pro­blem bei der Iden­ti­fi­zie­rung von poten­ti­el­len Tätern liegt doch dar­in, dass die­se eben (noch) kei­ne Täter sind. Hang zur Abar­tig­keit allei­ne ist kein Grund, gegen jeman­den vorzugehen.

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