(Mostar) Der päpstliche Sondergesandte Erzbischof Henryk Hoser, Bischof von Warschau-Praga, ist nach Medjugorje aufgebrochen. „Medjugorje ist heute ein charismatischer Ort, wo die Leute mit Privatwallfahrten hinkommen.“ Mit diesen Worten trat der ehemalige Kurienerzbischof gestern seine eigene Reise in den kleinen herzegowinischen Ort an, an dem seit 36 Jahren die Gottesmutter Maria erscheinen soll. Dies berichtete SIR, die Presseagentur der Italienischen Bischofskonferenz.
„Die Tatsache, daß aus aller Welt rund 2,5 Millionen Pilger im Jahr hinkommen, und diese ohne Zweifel einen geistlichen Nutzen daraus ziehen, darf nicht übersehen oder verschwiegen werden.“
Papst Franziskus hatte den polnischen Pallottiner zum Sondergesandten für Medjugorje ernannt mit dem Auftrag, ihm bis zum Ende des Sommers Vorschläge zur Lösung von pastoralen Fragen im Zusammenhang mit dem herzegowinischen Ort zu unterbreiten.
Erzbischof Hoser erinnerte gestern noch einmal daran, daß sein Auftrag eine Ergänzung zur doktrinellen Untersuchungskommission darstellt, die 2010 von Papst Benedikt XVI. unter der Leitung von Kardinal Camillo Ruini errichtet worden war. Der Abschlußbericht der Kommission wurde 2014 Papst Franziskus übergeben. Seine Aufgabe sei es nicht, so Msgr. Hoser, über die Echtheit zu ermitteln, sondern Vorschläge „zum Wohl der Pilger“ zu erarbeiten, damit „die pastoralen Aktivitäten auf lokaler Ebene [also in Medjugorje selbst] verbessert und angemessener koordiniert werden“.
Seine Vorschläge wird Hoser dem Heiligen Stuhl in einem Sonderbericht vorlegen. Dieser werde dann die ihm angemessen erscheinenden Entscheidungen treffen.
Die internationale Untersuchungskommission unter Kardinal Ruini war nicht zum Schluß gelangt, einen übernatürlichen Charakter des Phänomens anerkennen zu können. Seither wird über die Einstufung von Medjugorje als Gebetsstätte spekuliert, die weiterhin vom Franziskanerorden betreut, aber direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt werden könnte.
„Für den Fall, daß Medjugorje zu einer von den Erscheinungen losgelösten Gebetsstätte erklärt würde, könnten die sechs Seher nicht mehr die ‚Botschaften‘ der Gottesmutter unter den Pilgern verbreiten“, so der Pressedienst SIR.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: bitno (Screenshot)