Kardinal Hummes: „Unterstütze Amoris laetitia voll und ganz“ – Die Synodenlegende


Die Kardinäle Hummes und Bergoglio (hinten links) beim "extra omnes" am Beginn des Konklaves 2013.
Die Kardinäle Hummes und Bergoglio (hinten links) beim "extra omnes" am Beginn des Konklaves 2013.

(Rom) Der Berg­o­glia­ner And­res Bel­tra­mo Alva­rez von der ultra­ber­go­glia­ni­schen Sei­te Vati­can Insi­der ver­öf­fent­lich­te ein Inter­view mit dem bra­si­lia­ni­schen Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes, der Papst Fran­zis­kus beson­ders nahesteht.

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Zur Kri­tik an der Amts­füh­rung von Fran­zis­kus mein­te der Kar­di­nal lapi­dar, daß „jede Reform Wider­stän­de aus­löst“. Hum­mes, der Fran­zis­kus nach der Wahl den Papst­na­men emp­foh­len hat­te, han­delt seit 2014 als größ­ter Auf­wieg­ler gegen den Prie­ster­zö­li­bat. In offen­bar enger Tuch­füh­lung mit Papst Fran­zis­kus arbei­tet Hum­mes in sei­ner „Ama­zo­nas-Werk­statt“ an einem neu­en Prie­ster­tum. Papst Fran­zis­kus leg­te hin­ter den Kulis­sen der Dop­pel­syn­ode über die Fami­lie Hand an das Ehe­sa­kra­ment und auch an das Altar­sa­kra­ment und das Buß­sa­kra­ment. Es gibt Hin­wei­se, daß die über­näch­ste Bischofs­syn­ode dem Prie­ster­tum wird, und damit Hand an das Wei­he­sa­kra­ment gelegt wird. Das Wei­he­sa­kra­ment berührt wie­der­um alle Sakra­men­te außer die Taufe.

„Ich stehe voll und ganz hinter Amoris laetitia“

Bel­tra­mo frag­te Hum­mes auch zu Amo­ris lae­ti­tia:

Bel­tra­mo: Viel­leicht ist der Papst von sei­nen Kri­ti­kern nicht ganz ver­stan­den wor­den? Zum Bei­spiel das Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia: Wur­de er nicht rich­tig verstanden?

Kar­di­nal Hum­mes: Ich möch­te nicht beson­ders auf die­ses Argu­ment ein­ge­hen, der Kon­text ist bereits aus­rei­chend auf­ge­wühlt. Ich unter­stüt­ze das Apo­sto­li­sche Schrei­ben voll und ganz. Man darf nicht ver­ges­sen, daß zwei Syn­oden abge­hal­ten wur­den, die das Lehr­amt des Pap­stes stützen.

Ob da viel­leicht Kar­di­nal Hum­mes etwas nicht ganz rich­tig ver­stan­den haben könn­te? In den Schluß­be­rich­ten der Syn­oden, die eine vor­ge­schrie­be­ne Unter­stüt­zung von zwei Drit­teln fan­den, fin­det sich nichts, das die umstrit­te­nen Pas­sa­gen von Amo­ris lae­ti­tia stüt­zen wür­de. Aus­sa­gen von Syn­oden­vä­tern bekräf­tig­ten viel­mehr, daß von gut zwei Drit­tel der Syn­oda­len die Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne, die wei­ter­hin im Zustand schwe­rer Sün­de leben, als „unmög­lich“ abge­lehnt wur­de. Papst Fran­zis­kus selbst setz­te jedoch die aben­teu­er­li­che Les­art in Umlauf, alles was in Amo­ris lae­ti­tia ste­he, sei von einer Zwei­drit­tel­mehr­heit der Syn­ode gebil­ligt worden.

Die „unmögliche Revolution“

Syn­oden-Son­der­se­kre­tär Bru­no For­te ent­hüll­te Anfang Mai 2016, daß ihm Papst Fran­zis­kus aus­drück­lich den Auf­trag erteilt hat­te, im Schluß­be­richt die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen nicht zu erwäh­nen, weil die Syn­oda­len sonst „einen Wir­bel“ machen. Die Ableh­nung des Schluß­be­richts lag den­noch in der Luft und hät­te einen schwer­wie­gen­den Image­scha­den für Papst Fran­zis­kus bedeu­tet. Die Spal­tung der Kir­che wäre vor der Welt­öf­fent­lich­keit sicht­bar gewor­den. Im Vor­feld der zwei­ten Bischofs­syn­ode und wäh­rend die­ser war wie­der­holt von einem dro­hen­den Schis­ma und einer „unmög­li­chen Revo­lu­ti­on“ von Papst Fran­zis­kus die Rede gewe­sen. Die­ses Kri­sen­sze­na­rio, das auf bei­den Sei­ten von maß­geb­li­chen Ver­tre­tern ver­mie­den wer­den woll­te, führ­te in den letz­ten Syn­oden­stun­den zu einer fre­ne­ti­schen Kom­pro­miß­su­che, nach­dem der ursprüng­li­che Schluß­be­richt ver­wor­fen wor­den war.

Nach Abschluß der Syn­ode zeig­te sich Kar­di­nal Kas­per, Wort­füh­rer der „neu­en Barm­her­zig­keit“, mit dem Ergeb­nis „sehr zufrie­den“. Sei­ne Zufrie­den­heit begrün­de­te er damit, daß der Syn­oden­schluß­be­richt die Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen nicht aus­drück­lich ver­wor­fen hat­te. Was nicht ver­wor­fen sei, kön­ne wie­der auf­ge­grif­fen und doch noch umge­setzt wer­den. Die­sen Part über­nahm dann, laut den Ent­hül­lun­gen von Erz­bi­schof For­te, Papst Fran­zis­kus mit dem umstrit­te­nen Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia. Seit­her herrscht Cha­os in der katho­li­schen Kir­che, das Fran­zis­kus nicht been­den will.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: CTV/​Youtube (Screen­shot)

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