Fatima und das Dritte Geheimnis: Zeuge bestätigt Dollinger – „Ich kann mir das Dementi Roms nicht erklären“


Fatima und das Dritte Geheimnis: "Dollinger erzählte mir bereits im Herbst 2000 die Worte von Kardinal Ratzinger: Das Dritte Geheimnis wurde nicht vollständig veröffentlicht".
Fatima und das Dritte Geheimnis: "Dollinger erzählte mir bereits im Herbst 2000 die Worte von Kardinal Ratzinger: Das Dritte Geheimnis wurde nicht vollständig veröffentlicht".

Am 26. Juni 2000 fand im Vati­kan eine Pres­se­kon­fe­renz statt. Vor die Pres­se tra­ten der Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re, Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger, und der Sekre­tär die­ser Kon­gre­ga­ti­on, Kuri­en­erz­bi­schof Tar­cis­io Ber­to­ne SDB. Im Auf­trag von Papst Johan­nes Paul sol­len sie das soge­nann­te Drit­te Geheim­nis, bes­ser gesagt den drit­ten Teil des „Geheim­nis­ses von Fati­ma“ „im Wort­laut“ ver­öf­fent­li­chen. Der Moral­theo­lo­ge Ingo Dol­lin­ger sag­te 2016 unter Beru­fung auf Bene­dikt XVI., daß damals „nicht das gan­ze“ Drit­te Geheim­nis ver­öf­fent­licht wur­de. Es kam zu einem Zwi­schen­fall. Rom demen­tier­te rüde. Nun bekommt Dol­lin­gers Aus­sa­ge Unterstützung.

Die Pressekonferenz vom Juni 2000

Anzei­ge

Was die bei­den höch­sten Ver­tre­ter der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on im Juni 2000 vor­leg­ten, war nicht ein­fach der „Wort­laut“ des „Drit­ten Geheim­nis­ses“, son­dern eine umfas­sen­de Dokumentation.

Die Pressekonferenz im Juni 2000: Kardinal Ratzinger und der spätere Kardinal Bertone (links).
Die Pres­se­kon­fe­renz im Juni 2000: Kar­di­nal Ratz­in­ger und der spä­te­re Kar­di­nal Ber­to­ne (links).

Dazu gehört eine aus­führ­li­che Ein­füh­rung, die von Kuri­en­erz­bi­schof Ber­to­ne unter­zeich­net ist.

Der erste und zwei­te Teil des „Geheim­nis­ses“ samt Facsi­mi­le, wie es Schwe­ster Lucia in der „Drit­ten Erin­ne­rung“ am 31. August 1941 auf­ge­zeich­net und für den Bischof von Lei­ria-Fati­ma bestimmt hat.

Der drit­te Teil des „Geheim­nis­ses“ samt Facsi­mi­le der hand­schrift­li­chen Auf­zeich­nun­gen von Sr. Lucia.

Dazu eine „Deu­tung des ‚Geheim­nis­ses“ bestehend aus einem Schrei­ben von Papst Johan­nes Paul II. vom 19. April 2000 an Sr. Lucia (wie­der­um das Facsi­mi­le des Ori­gi­nals und die Über­set­zung); dem Gesprächs­pro­to­koll der Begeg­nung zwi­schen Johan­nes Paul II. und Sr. Lucia am 27. April 2000 im Kar­mel von Coim­bra, bei dem auch Erz­bi­schof Ber­to­ne anwe­send war; der von Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Ange­lo Sod­a­no am 13. Mai 2000 am Ende der von Johan­nes Paul II. in Fati­ma zele­brier­ten Mes­se ver­le­se­nen „Mit­tei­lung“.

Abschlie­ßend noch ein aus­führ­li­cher Kom­men­tar zum Geheim­nis von Fati­ma von Joseph Kar­di­nal Ratzinger.

Die Zweifel und der Hickson-Bericht

Bald nach der Pres­se­kon­fe­renz wur­den Zwei­fel laut, die sich auf zwei Punk­te bezo­gen. Erstens, ob der drit­te Teil des „Geheim­nis­ses“ wirk­lich voll­stän­dig ver­öf­fent­licht wor­den war. Zwei­tens, ob die Deu­tung des „Drit­ten Geheim­nis­ses“ rich­tig ist, daß sich die von den Hir­ten­kin­dern geschau­te Visi­on eines „weiß­ge­klei­de­ten Bischofs“, der „getö­tet“ wur­de, auf Johan­nes Paul II. und das letzt­lich miß­lun­ge­ne Atten­tat bezo­gen hat, das am 13. Mai 1981 vom Tür­ken Meh­met Ali Agca auf dem Peters­platz ver­übt wor­den war.

Am 15. Mai 2016 berich­te­te Mai­ke Hick­son bei One­Pe­ter­Fi­ve über ein Tele­fon­ge­spräch mit dem Prie­ster und Moral­theo­lo­gen Prof. Ingo Dol­lin­ger, einem lang­jäh­ri­gen per­sön­li­chen Freund von Joseph Ratzinger/​Papst Bene­dikt XVI. Prof. Dol­lin­ger, Jahr­gang 1929, ver­bringt sei­nen Ruhe­stand in Wigratz­bad in sei­ner Hei­mat­diö­ze­se Augs­burg verbringt.

Dol­lin­ger bestä­tig­te Hick­son, was bereits 2004 unter Beru­fung auf ihn geschrie­ben wor­den war. Hick­son berich­te­te die Aus­sa­ge wie folgt:

„Nicht lan­ge nach dem Juni 2000, der Ver­öf­fent­li­chung des drit­ten Geheim­nis­ses von Fati­ma durch die Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re, sag­te Kar­di­nal Joseph Ratz­in­ger Dol­lin­ger in einem per­sön­li­chen Gespräch, daß es noch einen Teil des drit­ten Geheim­nis­ses gibt, den sie nicht ver­öf­fent­licht haben! ‚Es ist mehr als das, was wir ver­öf­fent­licht haben‘, sag­te Ratz­in­ger. Er sag­te Dol­lin­ger auch, daß der ver­öf­fent­lich­te Teil des Geheim­nis­ses authen­tisch ist und daß der nicht ver­öf­fent­lich­te Teil des Geheim­nis­ses von ‚einem schlech­ten Kon­zil und einer schlech­ten Mes­se“ spricht, „die in naher Zukunft kom­men soll‘.“

Das Dementi aus Rom

Johannes Paul II. mit Sr. Lucia in Coimbra
Johan­nes Paul II. mit Sr. Lucia in Coimbra

Hick­sons Bericht, der von ande­ren Medi­en auf­ge­grif­fen wur­de, sorg­te im Vati­kan offen­bar für sol­che Unru­he, daß das Pres­se­amt des Hei­li­gen Stuhls am 21. Mai im Tages­bul­le­tin dazu Stel­lung nahm.

„Eini­ge Arti­kel haben jüngst Erklä­run­gen berich­tet, die Ingo Dol­lin­ger zuge­schrie­ben wer­den, laut denen Kar­di­nal Ratz­in­ger nach der Ver­öf­fent­li­chung des drit­ten Geheim­nis­ses von Fati­ma, die im Juni 2000 erfolg­te, ihm anver­traut hät­te, daß die­se Ver­öf­fent­li­chung nicht voll­stän­dig war.
Dies­be­züg­lich teilt Bene­dikt XVI. mit, ‚nie mit Pro­fes­sor Dol­lin­ger über Fati­ma gespro­chen zu haben‘, erklärt in aller Klar­heit, daß die Dol­lin­ger zuge­schrie­be­nen Aus­sa­gen zu die­sem The­ma ‚rei­ne Erfin­dun­gen sind und abso­lut nicht wahr‘, und bekräf­tigt mit Ein­deu­tig­keit, daß ‚die Ver­öf­fent­li­chung des drit­ten Geheim­nis­ses von Fati­ma voll­stän­dig ist‘.“

Die Stel­lung­nah­me wur­de am 22. Mai auch im Osser­va­to­re Roma­no abgedruckt.

Es ist die erste Erklä­rung des eme­ri­tier­ten Pap­stes, die seit sei­nem Amts­ver­zicht vor vier Jah­ren offi­zi­ell vom Pres­se­amt des Hei­li­gen Stuhls ver­brei­tet wur­de. Das unter­streicht die Bedeu­tung, die der Sache vom Vati­kan bei­gemes­sen wird. Die Dis­kre­panz zwi­schen dem ver­öf­fent­lich­ten Inhalt und frü­he­ren Aus­sa­gen höch­ster Kir­chen­ver­tre­ter über den Inhalt des Geheim­nis­ses, auch durch Papst Johan­nes Paul II. und Schwe­ster Lucia, wur­den nicht thematisiert.

Benedikts Aussagen von 2010 zu Fatima

Am 13. Mai 2010 sag­te Papst Bene­dikt XVI. in Fatima:

„Wer glaubt, daß die pro­phe­ti­sche Mis­si­on Fati­mas been­det sei, der irrt sich.“

Auf dem Rück­flug von Por­tu­gal nach Rom sag­te er in einem Inter­view zum Drit­ten Geheimnis:

„So, wür­de ich sagen, wer­den auch hier über die gro­ße Visi­on des Lei­dens des Pap­stes hin­aus, die wir in erster Linie auf Papst Johan­nes Paul II. bezie­hen kön­nen, Rea­li­tä­ten der Zukunft der Kir­che auf­ge­zeigt, die sich nach und nach ent­fal­ten und zei­gen. Daher ist es rich­tig, dass man über den in der Visi­on gezeig­ten Moment hin­aus die Not­wen­dig­keit eines Lei­dens der Kir­che sieht, das sich natür­lich in der Per­son des Pap­stes wider­spie­gelt, aber der Papst steht für die Kir­che, und daher wer­den Lei­den der Kir­che angekündigt.“

Dol­lin­ger zeig­te sich ver­wun­dert über die römi­sche Reak­ti­on, bestä­tig­te Hick­son jedoch sei­ne Aus­sa­ge. Die Histo­ri­ke­rin Mai­ke Hick­son schrieb Bene­dikt XVI. einen offe­nen Brief und bat ihn, den „feh­len­den Teil des Geheim­nis­ses von Fati­ma“ zu ver­öf­fent­li­chen. Die­ses Mal gab es kei­ne Reak­ti­on aus dem Vatikan.

Ungereimtheiten der römischen Reaktion

Kardinal Ratzinger in Fatima (1998)
Kar­di­nal Ratz­in­ger in Fati­ma (1998)

Erstaun­lich an der römi­schen Reak­ti­on ist zunächst das Tem­po des Vati­kans, der es anson­sten in den ver­gan­ge­nen vier Jah­ren mit Demen­tis nicht so eilig hat und zu man­chen, oft schwer­wie­gen­den The­men sol­che ver­mis­sen läßt. Da Bene­dikt XVI. kein Inter­net nützt, muß ihn jemand auf den Hick­son-Bericht auf­merk­sam gemacht haben. Jemand, der wahr­schein­lich auch auf eine Stel­lung­nah­me im Sin­ne eines Demen­ti gedrängt hat. Da es sich um die erste und bis­her ein­zi­ge Stel­lung­nah­me die­ser Art seit dem Amts­ver­zicht von Bene­dikt XVI. han­del­te, der selbst erklär­te, außer­halb des Klo­sters Mater Eccle­siae nur das zu tun, wor­um ihn Papst Fran­zis­kus ersu­che, erscheint es nahe­lie­gend, anzu­neh­men, daß der Wunsch nach einem Demen­ti von höch­ster Stel­le gekom­men ist.

Daß es sich um ein gewünsch­tes Demen­ti han­delt und nicht um eine per­sön­li­che Stel­lung­nah­me von Bene­dikt XVI. legt die Behaup­tung „nie mit Pro­fes­sor Dol­lin­ger über Fati­ma gespro­chen zu haben“ nahe. Daß Dol­lin­ger nicht nur den Inhalt des Gesprächs falsch wie­der­ge­ben, son­dern gleich das gan­ze Gespräch erfun­den haben soll, ja daß Kar­di­nal Ratzinger/​Benedikt XVI. über­haupt „nie“ mit ihm über Fati­ma gespro­chen haben soll, das erscheint höchst unglaub­wür­dig. Die bei­den sind seit Jahr­zehn­ten befreun­det und das The­ma Fati­ma ist für Prä­lat Dol­lin­ger wie ins­ge­samt für die katho­li­sche Chri­sten­heit von aus­rei­chen­der Bedeu­tung, als daß er aus­ge­rech­net mit dem seit 1981 als Glau­bens­prä­fekt in Rom täti­gen Ratz­in­ger nie über Fati­ma gespro­chen haben sollte.

Im vati­ka­ni­schen Demen­ti wur­de nicht gesagt, Ratz­in­ger habe mit Dol­lin­ger nie über das Drit­te Geheim­nis gespro­chen, son­dern er habe „nie“ mit ihm über Fati­ma gespro­chen. Und das ist sehr unwahr­schein­lich und zieht die gesam­te Stel­lung­nah­me des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes vom 21. Mai in Zwei­fel. Nicht zuletzt, weil Kar­di­nal Ratzinger/​Benedikt XVI. es weder 2004 noch 2009 für not­wen­dig erach­te­te, Dol­lin­ger zu demen­tie­ren, als bereits damals sei­ne Aus­sa­ge berich­tet wurde.

Gottfried Kiniger: „Dollinger hat es mir im Herbst 2000 so erzählt“

Nun stützt ein wei­te­rer Zeu­ge die Aus­sa­ge Dol­lin­gers. Er kann nicht das Gespräch zwi­schen Dol­lin­ger und Kar­di­nal Ratz­in­ger bezeu­gen, aber die Schil­de­rung Dol­lin­gers dar­über, und das bereits im Jahr 2000.

Gottfried Kiniger mit seiner Frau (2009)
Gott­fried Kini­ger mit sei­ner Frau (2009)

Gott­fried Kini­ger ist Hut­ma­cher in dem klei­nen Tiro­ler Berg­dorf Sil­li­an in Öster­reich. Ein Hand­werk, das seit Gene­ra­tio­nen in der Fami­lie aus­ge­übt wird und das er 1955 beim Tod sei­nes Vaters über­nom­men hat und zur Per­fek­ti­on beherrscht. Kini­ger ist in sei­ner Hei­mat kein Unbe­kann­ter. Der kai­ser­treue Mon­ar­chist und ehe­ma­li­ge Bezirks­vor­sit­zen­de der Pan­eu­ro­pa-Bewe­gung, „für Kron­prinz Otto“ (von Habs­burg), stand, wann immer es dar­um ging, den katho­li­schen Glau­ben und die Kir­che zu ver­tei­di­gen, manch­mal auch gegen deren eige­ne Ver­tre­ter, zuvor­derst an der Front. Mit Mar­tin Humer kämpf­te er gegen blas­phe­mi­sche Fil­me, Thea­ter­stücke und Kunst und gegen die Über­schwem­mung des Lan­des und Kor­rum­pie­rung des Vol­kes durch Por­no­gra­phie. Bei Wah­len konn­te er in sei­nem Ost­ti­rol bis zu 15 Pro­zent der Wäh­ler­stim­men bewe­gen. 2009 fei­er­ten er und sei­ne Frau die Gol­de­ne Hoch­zeit. Inzwi­schen ist es, seit er auf die 90 zugeht, etwas ruhi­ger um den streit­ba­ren Katho­li­ken gewor­den. Mit Prä­lat Dol­lin­ger traf er erst­mals in den 90er Jah­ren in Salz­burg zusam­men. Dar­aus wur­de eine Freund­schaft. „Wir haben uns jedes Jahr min­de­stens zwei­mal getrof­fen“, so Kini­ger. Seit Dol­lin­ger in Wigratz­bad lebt, traf man sich meist dort. Erst in den letz­ten Jah­ren sei das alters­be­dingt nicht mehr möglich.

Der Hutmacher
Der Hut­ma­cher

Zwei Pro­to­kol­le von Gesprä­chen mit Kini­ger lie­gen uns vor. Das erste Gespräch fand am 21. Dezem­ber 2016 statt, das zwei­te, mit Ton­auf­zeich­nung, am 17. Janu­ar. Beim ersten Besuch kam das Gespräch zufäl­lig auf den Hick­son-Bericht, den Kini­ger, der kein Inter­net nutzt, nicht kann­te. Bei der Schil­de­rung der römi­schen Demen­tie­rung geriet Kini­ger in Auf­re­gung. Daß Bene­dikt XVI. eine sol­che abge­ge­ben habe soll, das konn­te er sich nicht erklä­ren, denn was Hick­son berich­tet hat­te, das habe ihm Dol­lin­ger „schon 2000“ gesagt. Aus die­sem Grund fand dann ein zwei­tes Gespräch statt, bei der Kini­gers Schil­de­rung auf­ge­zeich­net wur­de. Er erklär­te sich bereit, sein Wis­sen zu berich­ten und gab die Zustim­mung, daß es auch ver­öf­fent­licht wer­den kann.

„Das genau Datum weiß ich nicht mehr“, so Kini­ger, „aber es war noch im Jahr 2000, des­sen bin ich mir sicher. Ich sehe noch die Pres­se­kon­fe­renz in Rom vor mir, wie sie damals im Fern­se­hen gezeigt wur­de. Im Herbst habe ich wie gewohnt Dol­lin­ger besucht, mit dem ich seit Jah­ren befreun­det bin. Bei die­ser Gele­gen­heit erzähl­te er, bald nach der Pres­se­kon­fe­renz mit Kar­di­nal Ratz­in­ger, damals Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, zusam­men­ge­trof­fen zu sein. Er kon­ze­le­brier­te damals sogar mit ihm, etwas was Dol­lin­ger nor­ma­ler­wei­se nicht tut, aber Ratz­in­ger hat­te ihn dazu ein­ge­la­den. Im Anschluß an die Zele­bra­ti­on hat Dol­lin­ger den Kar­di­nal auf Fati­ma und das Drit­te Geheim­nis ange­spro­chen. Ratz­in­ger sag­te zu ihm: ‚Was wir ver­öf­fent­licht haben, ist nicht das gan­ze Geheim­nis‘. In der Sakri­stei waren noch wei­te­re, teils hoch­ran­gi­ge Prie­ster anwe­send, denen sich der Kar­di­nal zwi­schen­durch zuwen­den muß­te. Er kam dann aber auf Dol­lin­ger zurück und sag­te ihm: ‚Es ist uns so auf­ge­tra­gen wor­den‘. Die­sen Satz hat Dol­lin­ger wie­der­holt. ‚Es ist uns so auf­ge­tra­gen worden.‘
Er hat die Wor­te so gedeu­tet, daß Johan­nes Paul II. es so gewollt und ange­ord­net hat­te. Bei dem Tref­fen, als mir Dol­lin­ger das erzählt hat, waren auch ande­re Per­so­nen zuge­gen, dar­un­ter auch mei­ne Begleiter.
Die­se Epi­so­de hat Dol­lin­ger in den Jah­ren danach noch mehr­fach bei unse­ren Begeg­nun­gen wie­der­holt. Auch dabei waren meist wei­te­re Per­so­nen anwe­send. Es war kein Geheim­nis, nichts was er geheim­hielt. So hat­te es ihm der Kar­di­nal gesagt, so gab er es wei­ter. Manch­mal saßen Prie­ster und Semi­na­ri­sten vom Semi­nar der Petrus­bru­der­schaft in Wigratz­bad am Tisch. Ich ken­ne ihre Namen nicht. Jeden­falls haben die­se Schil­de­rung im Lau­fe der Jah­re zahl­rei­che Leu­te gehört. Ich per­sön­lich kann die Schil­de­rung seit dem Herbst 2000 bezeu­gen, als Dol­lin­ger sie mir das erste Mal erzählt hat. Und ich kann bezeu­gen, daß er sie mir genau­so im Lau­fe der Jah­re noch meh­re­re wei­te­re Male erzählt hat. Es besteht für mich kein Zwei­fel, daß Prof. Dol­lin­ger, zu dem ich voll­stes Ver­trau­en habe, die Sache wahr­heits­ge­treu wie­der­ge­ge­ben hat. Wel­chen Grund hät­te er gehabt, so kurz nach der dama­li­gen Pres­se­kon­fe­renz ein sol­ches Gespräch und einen sol­chen Inhalt zu erfin­den und ihn dann auch noch frei und offen jedem zu erzäh­len, der es hören woll­te. Daß Bene­dikt es nach 16 Jah­ren plötz­lich abstrei­tet, kann ich mir ein­fach nicht vor­stel­len. Das scheint mir viel­mehr unglaub­wür­dig. War­um Rom das tut, weiß ich nicht. Ich kann es mir nicht erklä­ren. Es scheint, als möch­te man den Deckel auf Fati­ma dar­auf­set­zen und die Sache abschlie­ßen. Aber das geht nicht. Ich weiß aber nicht, war­um das Rom so getan hat.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: coope­ra­to­res-veri­ta­ti­s/­Fa­mi­glia Cristiana/​movimientomariano/​Marktgemeinde Sil­li­an (Screen­shots)

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