„Fatima: Nicht alles wurde enthüllt“ – Auch Saverio Gaeta wird zum „Fatimisten“: „Entscheidung liegt beim Papst“


Die drei Seherkinder von Fatima: Die Gottesmutter offenbarte ihnen eine Höllenvision, Krieg und Vernichtung und übergab ihnen für die Menschheit das "Geheimnis von Fatima". In einem neuen Buch sagt nun auch einer der bekanntesten und einflußreichsten katholischen Journalisten Italiens, daß im Jahr 2000 der dritte Teil des "Geheimnisses" vom Vatikan nicht vollständig veröffentlicht wurde.
Die drei Seherkinder von Fatima: Die Gottesmutter offenbarte ihnen eine Höllenvision, Krieg und Vernichtung und übergab ihnen für die Menschheit das "Geheimnis von Fatima". In einem neuen Buch sagt nun auch einer der bekanntesten und einflußreichsten katholischen Journalisten Italiens, daß im Jahr 2000 der dritte Teil des "Geheimnisses" vom Vatikan nicht vollständig veröffentlicht wurde.

(Fati­ma) Ein neu­es Buch von Save­r­io Gaeta über Fati­ma kün­digt „Neu­es“ an, das in Wirk­lich­keit nicht ganz so neu ist. Neu ist aller­dings, daß ein aner­kann­ter Vati­ka­nist die The­se wie­der­holt, daß im Jahr 2000 der drit­te Teil des Geheim­nis­ses von Fati­ma (Drit­tes Geheim­nis) nicht voll­stän­dig ver­öf­fent­licht wor­den sei, und daß er das im größ­ten katho­li­schen Ver­lag Ita­li­ens tun kann. Zudem lie­fert er auch eini­ge neue Details.

Saverio Gaeta wird, was Kardinal Bertone abschätzig „Fatimisten“ nannte

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Kar­di­nal Tar­cis­io Ber­to­ne nann­te die Ver­tre­ter die­ser The­se abschät­zig „Fati­mi­sten“. Save­r­io Gaeta gehört nun auch zu den „Fati­mi­sti“. In sei­nem soeben erschie­ne­nen Buch „Fati­ma tut­ta la veri­tà “ (Fati­ma – Die gan­ze Wahr­heit. Die Geschich­te, die Geheim­nis­se, die Wei­he) schreibt Gaeta:

„Nicht alles wur­de enthüllt“.

Es gebe einen „Anhang“, der „nie gezeigt wur­de“. Die­ser „Anhang“ ent­hal­te die Erklä­run­gen von Sr. Lucia zu den Mari­en­er­schei­nun­gen von 1917.

Saverio Gaeta: "Fatima - Die ganze Wahrheit"
Save­r­io Gaeta: „Fati­ma – Die gan­ze Wahrheit“

Save­r­io Gaeta gehört zu den bekann­te­sten und ein­fluß­reich­sten katho­li­schen Jour­na­li­sten Ita­li­ens. 1958 in Nea­pel gebo­ren, stu­dier­te er Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaf­ten und lehrt Jour­na­li­stik an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät der Sale­sia­ner in Rom. Seit dem 20. Lebens­jahr ist er jour­na­li­stisch tätig, zuerst als Redak­teur der Kir­chen­zei­tung von Nea­pel, dann als Spre­cher zwei­er Erz­bi­schö­fe die­ser Stadt. Er wur­de Redak­teur der füh­ren­den Tages­zei­tung von Nea­pel (Il Mat­ti­no), dann des Osser­va­to­re Roma­no und der Monats­zeit­schrift Jesus des Jesui­ten­or­dens. Seit 1999 ist er Chef­re­dak­teur des Wochen­ma­ga­zins Fami­glia Cri­stia­na, die mit einer hal­ben Mil­li­on weit­aus auf­la­gen­stärk­ste katho­li­sche Zei­tung Ita­li­ens mit gemä­ßigt pro­gres­si­vem Einschlag.

Fami­glia Cri­stia­na erscheint im Ver­lag Edi­zio­ni Pao­li­ne der „Pau­lus­fa­mi­lie“, wie die Orden zusam­men­fas­send genannt wer­den, die sich auf den gemein­sa­men Grün­der, den seli­gen Prie­ster Gia­co­mo Alber­io­ne (1884–1971), zurückführen.

Im sel­ben Ver­lag erschien nun auch Gaet­as neu­es Fati­ma-Buch und sichert sich damit seit dem 9. März größ­te Sicht­bar­keit im ita­lie­ni­schen Buch­han­del. Da der Ver­lag in zahl­rei­chen Län­dern aktiv ist, sind Über­set­zun­gen in ande­re Spra­chen nicht ausgeschlossen.

„Schreib, was ich Dir anordne, nicht was Dir gegeben ist, zu verstehen“

Gaeta sag­te in einem Inter­view mit der Nach­rich­ten­agen­tur AskNews zur Buchvorstellung:

„Das Drit­te Geheim­nis wur­de erst 2000 bekannt­ge­ge­ben, nach sehr vie­len Jah­ren, obwohl wir wis­sen, daß die Got­tes­mut­ter zu Sr. Lucia gesagt hat­te, daß es bereits 1960 ent­hüllt wer­den hät­te kön­nen. 40 Jah­re spä­ter ist das Drit­te Geheim­nis­ses nur zum Teil ver­öf­fent­licht wor­den, weil die Got­tes­mut­ter selbst, 1944, als sie Lucia sag­te, dem Bischof zu schrei­ben, ihr anord­ne­te: ‚Schreib, was ich Dir dik­tie­re, aber nicht, was Dir gege­ben ist, zu verstehen.“

Gaeta sam­mel­te, wie er selbst erklär­te, eine Viel­zahl von Indi­zi­en, die er akri­bisch ord­ne­te. Das Ergeb­nis führ­te ihn zum Schluß, daß das Drit­te Geheim­nis 2000 „tat­säch­lich nicht voll­stän­dig“ ver­öf­fent­licht wor­den sei.

„Ich habe alle abwei­chen­den Aspek­te zusam­men­ge­tra­gen, die zei­gen, wie die Kar­di­nä­le, der Pres­se­spre­cher der Päp­ste, hohe Per­sön­lich­kei­ten des Vati­kans unter­schied­li­che Zeit­an­ga­ben zu den glei­chen Ereig­nis­sen machen, unter­schied­li­che Anga­ben zur Grö­ße des Umschlags, unter­schied­li­che Anga­ben zur Grö­ße der Blät­ter. Das alles läßt dar­an den­ken, daß es etwas gibt, was – soweit wir es ver­ste­hen kön­nen – vom Vati­kan nicht direkt der Got­tes­mut­ter zuge­schrie­ben wur­de, son­dern viel­mehr den Erklä­run­gen von Sr. Lucia, und daß man es des­halb viel­leicht vor­ge­zo­gen hat, die­se geheimzuhalten.“

Gaeta schreibt den „unver­öf­fent­lich­ten“ Teil des Drit­ten Geheim­nis­ses nicht direkt, son­dern indi­rekt der Bot­schaft der Got­tes­mut­ter zu. Sr. Lucia habe eine direk­te Bot­schaft erhal­ten und eine erklä­ren­de  Erläu­te­rung dazu, um die Bot­schaft zu ver­ste­hen. Laut dem ita­lie­ni­schen Jour­na­li­sten und Buch­au­tor gehe es beim vom Vati­kan zurück­ge­hal­te­nen Abschnitt „wahr­schein­lich“ um den erläu­tern­den Teil, mit dem die Got­tes­mut­ter Lucia die Bot­schaft ver­ste­hen ließ.

Entscheidung über fehlenden Teil „steht nur dem Papst zu“

Die­ser „Anhang“ oder „Zusatz“ von Sr. Lucia las­se sich in eini­gen Tex­ten fin­den, die erst vor einem Jahr von ihren Mit­schwe­stern in Coim­bra ver­öf­fent­licht wur­den, „ohne daß ihnen viel­leicht deren Bedeu­tung bewußt war“. In einer Bio­gra­phie, die sie über Sr. Lucia her­aus­brach­ten, publi­zier­te sie meh­re­re, bis­her völ­lig unbe­kann­te, unver­öf­fent­lich­te Briefe.

„Einer von ihnen aus dem Jahr 1937 und einer aus dem Jahr 1944, die völ­lig unbe­kannt waren, ent­hül­len uns, was Sr. Lucia dem Bischof erzähl­te. Sie erzählt, ein immenses Licht gese­hen zu haben, das Gott ist, und in die­ser Schau­ung fünf Flüs­se gese­hen zu haben, die über die Ufer tra­ten, das Meer, das alles über­schwemm­te, ein Erd­be­ben, das die Erde erschüt­ter­te, etwas, das wie eine flam­men­de Sache vom Him­mel auf die Erde stürz­te, wir könn­ten an einen Meteo­ri­ten oder so etwas den­ken, und einen zer­stö­re­ri­schen Krieg.“

Auf die Fra­ge von AskNews, wo sich die­ser unver­öf­fent­lich­te Teil des Drit­ten Geheim­nis­ses von Fati­ma befin­det, ant­wor­te­te Gaeta:

„Wenn es exi­stiert, wie ich anneh­me, befin­det es sich irgend­wo im Vati­kan und die Ent­schei­dung dar­über steht nur dem Papst zu.“

Saverio Gaeta
Save­r­io Gaeta

Damit deu­tet Gaeta an, daß Bene­dikt XVI., der 2000 an der von Johan­nes Paul II. gewünsch­ten Ver­öf­fent­li­chung des „Drit­ten Geheim­nis­ses“ mit­wirk­te, seit sei­nem auf­se­hen­er­re­gen­den Amts­ver­zicht von 2013 nicht mehr befugt sei, zum „Geheim­nis von Fati­ma“ Stel­lung zu neh­men. Die Deutsch­ame­ri­ka­ne­rin Mai­ke Hick­son hat­te Bene­dikt auf­ge­for­dert, den feh­len­den Teil zu veröffentlichen.

Im ver­gan­ge­nen Jahr hat­te der Augs­bur­ger Moral­theo­lo­ge Ingo Dol­lin­ger wie­der­holt, was er seit 2000 mehr­fach erklär­te hat­te: Der dama­li­ge Glau­bens­prä­fekt Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger habe ihm unmit­tel­bar nach der Ver­öf­fent­li­chung des soge­nann­ten „Drit­ten Geheim­nis­ses“ gesagt, daß die­se Ver­öf­fent­li­chung nicht voll­stän­dig war. Kurz dar­auf demen­tier­te der Vati­kan, indem das Pres­se­amt im Namen Bene­dikts XVI. eine Erklä­rung ver­öf­fent­lich­te, laut der die­ser „nie“ mit Dol­lin­ger über Fati­ma gespro­chen habe.

Stimmt Gaet­as Dar­stel­lung und nimmt man die Pres­se­er­klä­rung im Namen Bene­dikts XVI. dazu, dann ist dar­aus zu schlie­ßen, daß der Vati­kan der­zeit kei­ne Absicht zu haben scheint, noch ein­mal zum „Drit­ten Geheim­nis“ Stel­lung zu nehmen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​AskNews (Screen­shot)

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