Amoris laetitia verstehen – nach Benedikt XVI. und Müller oder Franziskus und Schönborn?


Bischof Nicholas DiMarzio (Brooklyn) und Scott McCaig (Militärbischof von Kanada) und zwei gegensätzliche Interpretationen von Amoris laetitia
Bischof Nicholas DiMarzio (Brooklyn) und Scott McCaig (Militärbischof von Kanada) und zwei gegensätzliche Interpretationen von Amoris laetitia

(New York) Und wei­ter dreht sich das Inter­pre­ta­ti­ons­ka­rus­sell zum umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia von Papst Fran­zis­kus, wie zwei neue Bei­spie­le aus Nord­ame­ri­ka zeigen.

Bischof DiMarzio (Brooklyn): Papst Franziskus und Kardinal Schönborn

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Bischof Nicho­las Antho­ny DiMar­zio ver­öf­fent­lich­te am 22. Febru­ar eine Kolum­ne in der Diö­ze­san­zei­tung The Tablet. DiMar­zio ist Bischof von Brook­lyn, einem Suf­fra­gan­bis­tum der Erz­diö­ze­se New York. In sei­ner wöchent­li­chen Kolum­ne stell­te der Bischof in den ver­gan­ge­nen Wochen Amo­ris lae­ti­tia vor. In sei­ner jüng­sten Kolum­ne schrieb er zusam­men­fas­send, daß Papst Fran­zis­kus „von eini­gen miß­ver­stan­den“ wer­de. „Was ist sei­ne Absicht?“, frag­te der Bischof. Es gehe um die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen. Papst Fran­zis­kus „stützt sich auf die Leh­re sei­ner Vor­gän­ger, indem er die Auf­lös­bar­keit [sic] der Ehe aner­kennt.“ Es gehe um die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, die kei­ne Mög­lich­keit hät­ten, die Nich­tig­keit ihrer Ehe im forum exter­num eines kano­ni­schen Ver­fah­rens fest­stel­len zu las­sen. „Jüngst ver­öf­fent­lich­te Kar­di­nal Fran­ces­co Coc­co­pal­me­rio, Vor­sit­zen­der des Päpst­li­chen Rats für die Geset­zes­tex­te, […] ein klei­nes Buch, in dem er die kano­ni­schen und mora­li­schen Vor­ge­hens­wei­sen auf­zeigt, die not­wen­dig sind, um eine inter­ne Lösung durch­zu­füh­ren. Ich war­te unge­dul­dig, die­ses Buch lesen zu kön­nen, und habe unse­ren Msgr. Cuong Pham, der in die­sem Dik­aste­ri­um in Rom arbei­tet, gebe­ten, mir ein Exem­plar des Buches zu schicken.“ Wie die Pres­se­kon­fe­renz von Kar­di­nal Coc­co­pal­me­rio zur Vor­stel­lung sei­nes Buches gezeigt habe, „kann das Buch jenen hel­fen, die in einem Pro­zeß des forum exter­num nicht defi­ni­tiv die Ungül­tig­keit ihrer Ehe nach­wei­sen konn­ten. Ich glau­be, das kann es sein, was wir in der Diö­ze­se tun werden.

Militärbischof McCaig (Kanada): Papst Benedikt XVI. und Kardinal Müller

Ganz anders das Mili­tär­or­di­na­ri­at von Kana­da. Mili­tär­bi­schof Scott McCaig, der für die katho­li­schen Sol­da­ten Kana­das zustän­dig ist, gab auf der Inter­net­sei­te des Mili­tär­or­di­na­ri­ats bekannt, daß das VIII. Kapi­tel von Amo­ris lae­ti­tia nur in der „Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät“ ver­stan­den und ange­wandt wer­den könne.
Gleich am Beginn sei­ner Aus­füh­run­gen legt Bischof McCaig den „Schlüs­sel“ zum Ver­ständ­nis von Amo­ris lae­ti­tia vor. Dazu ver­weist er auf Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler, den Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, und zitiert den Catho­lic Herald vom 1. Febru­ar, der Kar­di­nal Mül­ler mit den Wor­ten wie­der­gab: Amo­ris lae­ti­tia „muß natür­lich im Licht der gesam­ten Glau­bens­leh­re der Kir­che inter­pre­tiert wer­den“. Das sei, so der Bischof, „was Papst Bene­dikt XVI. die ‚Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät‘ genannt hat. Kon­se­quen­ter­wei­se müs­sen die im Doku­ment gege­be­nen Direk­ti­ven das gesam­te Lehr­amt der Kir­che zu die­sem The­ma berück­sich­ti­gen.“ Eine Zulas­sung zur Kom­mu­ni­on für jemand, der sich im Stand der schwe­ren Sün­de befin­de, dar­un­ter die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, sei unmöglich.

Bischof McCaig ver­weist auf Papst Bene­dikt XVI. und Kar­di­nal Mül­ler, um Amo­ris lae­ti­tia aus­zu­le­gen. Die­sen ste­hen Papst Fran­zis­kus und Kar­di­nal Schön­born gegen­über, nach dem Fran­zis­kus Amo­ris lae­ti­tia inter­pre­tiert wis­sen möch­te. Die­sen Gegen­satz mei­nen die vier Kar­di­nä­le Brand­mül­ler, Bur­ke, Caf­farra und Meis­ner, die im Sep­tem­ber 2016 Dubia (Zwei­fel) zu Amo­ris lae­ti­tia for­mu­lier­ten, wenn sie von der „gro­ßen Ver­wir­rung“ spre­chen, die durch Amo­ris lae­ti­tia in der Kir­che ent­stan­den sei. Papst Fran­zis­kus bekräf­tigt seit­her die­se „Ver­wir­rung“ zusätz­lich, indem er sich wei­gert, auf die Dubia zu antworten.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: dio​ce​se​of​brook​lyn​.org/​J​o​u​r​ney of Bishop (Screen­shots)

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