(Rom) „Es herrscht große Verwirrung unter dem Himmel“, schrieb der bekannte Vatikanist Sandro Magister zum Rücktritt des Malteser-Großmeisters Fra Matthew Festing, den Papst Franziskus am Dienstag erzwungen hatte. Magisters Aussage läßt sich derzeit auf allerlei in der Kirche anwenden. Wie das vatikanische Amt für Philatelie und Numismatik bekanntgab, wird der Vatikan 2017 eine Briefmarke mit dem Konterfei von Martin Luther herausgeben. Damit wolle man des „500. Jahrestages der protestantischen Reformation gedenken“.
Insgesamt ist für das Jahr 2017 vom philatelistischen Amt des Vatikans die Ausgabe von 17 neuen Briefmarken geplant. Die erste Briefmarke in der Liste der Neuausgaben ist, wie üblich, dem regierenden Papst gewidmet. Eine Auflistung:
Vatikan-Briefmarken 2017
- Papst Franziskus, Anno Domini MMXVII
- Weihnachten (gemeinsam mit dem Fürstentum Monaco)
- Ostern
- Die Reisen von Papst Franziskus in der Welt – 2016
- Europa 2017 „Die Schlösser“
- 450. Geburtstag des heiligen Franz von Sales
- 350. Todestag von Alexander VI. und Francesco Borromini
- 90. Geburtstag von Papst emeritus Benedikt XVI.
- 1950. Jahrestag des Martyriums des heiligen Petrus und des heiligen Paulus
- 100 Jahre Erscheinungen Unserer Frau von Fatima
- 100. Geburtstag von Kardinal Domenico Bartolucci, Leiter des Chores der Sixtinischen Kapelle
- 50. Todestag von Don Lorenzo Milani
- 50. Jahrestag der Enzyklika von Paul VI. Populorum Progressio
- 100. Todestag der hl. Franziska Xaviera Cabrini, Patronin der Emigranten
- 200. Gründungstag des Ordens der Maristen-Schulbrüder
- 500. Jahrestag der protestantischen Reformation
- 600. Jahrestag der Gründung des Bistums Samogitien (gemeinsam mit Litauen)
Im vergangenen Oktober wurde in der großen Audienzhalle des Vatikans eine Luther-Statue aufgestellt, als Papst Franziskus deutsche Pilger begrüßte, die unter dem Motto „Mit Luther zum Papst“ nach Rom reisten.
Die Reverenz ist ungewöhnlich und widersprüchlich, da Luther vor 496 Jahren, im Januar 1521, von Papst Leo X. exkommuniziert wurde.
Papst Franziskus ließ im Zusammenhang mit Luthers „Reformation“ mit mehreren Aussagen aufhorchen, die Katholiken mit etwas Glaubenswissen und historischen Grundkenntnissen konsternieren müssen:
„Es ist nicht erlaubt, jemand zu deinem Glauben zu überzeugen. Der Proselytismus ist das stärkste Gift gegen den ökumenischen Weg.“
„Ich glaube, daß die Absichten Luthers nicht falsch waren. Er war ein Reformer.“
„Heute sind wir Protestanten und Katholiken uns einig über die Rechtfertigungslehre: zu diesem wichtigen Punkt lag er nicht falsch. Er machte eine Medizin für die Kirche.“
„Durch unsere Taufe bilden wir einen einzigen Leib.“
„Am Ende dieses Monats [Oktober 2016] werde ich in Lund (Schweden) sein. Wir werden nach 500 Jahren der Reformation von Luther gedenken und Gott für 50 Jahre Dialog zwischen Lutheranern und Katholiken danken.“
„In Lund wurde daran erinnert, daß es vor 500 Jahren die Absicht Martin Luthers war, die Kirche zu erneuern, nicht zu spalten.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)