Botschaft: Palästinenserfahne soll nicht von islamistischen Gruppen mißbraucht werden


(Jakar­ta) Die palä­sti­nen­si­sche Bot­schaft in Indo­ne­si­en ver­warn­te isla­mi­sche Bewe­gun­gen des süd­ost­asia­ti­schen Lan­des, nicht die Palä­sti­nens­er­fah­ne bei ihren Kund­ge­bun­gen zu zei­gen. Mit einer offi­zi­el­len Note, die am Mitt­woch der indo­ne­si­schen Regie­rung und den Medi­en des Lan­des über­mit­telt wur­de, pro­te­stier­te die diplo­ma­ti­sche Ver­tre­tung Palä­sti­nas gegen den „Miß­brauch“ der Fah­ne durch isla­mi­sche Bewe­gun­gen wie jüngst bei den Kund­ge­bun­gen in Jakar­ta gegen den Gou­ver­neur der Haupt­stadt, Bas­uki Tha­ha­ja Pur­na­ma. Die Kund­ge­bun­gen waren von isla­mi­sti­schen Grup­pen initi­iert wor­den. Der Gou­ver­neur wird der Belei­di­gung des Islams beschuldigt.

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„Eine sol­che miß­bräuch­li­che Ver­wen­dung ist nicht tole­rier­bar und kann nicht akzep­tiert wer­den“, so die Botschaft.

In Indo­ne­si­en, wie ande­ren isla­mi­schen, aber auch west­li­chen Staa­ten, wird Palä­sti­na mit dem Islam gleich­ge­setzt. Palä­sti­na war in den ver­gan­ge­nen bald 1400 Jah­ren, seit dem Auf­tre­ten des Islams, jedoch Hei­mat von Mus­li­men, Juden und Chri­sten. Bis über die Kreuz­zü­ge hin­aus, also zumin­dest bis 1300 stell­ten die Chri­sten sogar die Bevöl­ke­rungs­mehr­heit. Die Fah­ne Palä­sti­nas sym­bo­li­siert daher nicht nur die mus­li­mi­schen Ara­ber, son­dern auch die christ­li­chen. Die 1964 gegrün­de­te Palä­sti­nen­si­sche Befrei­ungs­or­ga­ni­sa­ti­on (PLO) wur­de maß­geb­lich von ara­bi­schen Chri­sten gegrün­det. Der lang­jäh­ri­ger Anfüh­rer, Jas­sir Ara­fat, war mit einer palä­sti­nen­si­schen Chri­stin verheiratet.

In isla­mi­schen Staa­ten wird der Kampf für einen Staat Palä­sti­na als Kampf für den Islam ver­stan­den. Aus die­sem Grund wird bei zahl­rei­chen isla­mi­sti­schen Kund­ge­bun­gen in ver­schie­de­nen Staa­ten ger­ne die Fah­ne Palä­sti­nas gezeigt. Isla­mi­sti­sche Orga­ni­sa­tio­nen orga­ni­sie­ren Geld­samm­lun­gen für Palä­sti­na im Namen der „Soli­da­ri­tät mit den isla­mi­schen Brü­dern“. Dabei wer­den die Palä­sti­nen­ser, die in der Regel mit Mus­li­men gleich­ge­setzt wer­den, als „Opfer“ der Israe­lis dargestellt.

Palä­sti­nens­er­fah­nen tauch­ten jüngst bei den Kund­ge­bun­gen zur Unter­stüt­zung von Rizieq Shi­hab, den Vor­sit­zen­der der Isla­mi­schen Ver­tei­di­gungs­front (FPI) auf, gegen den wegen der Angrif­fe auf die Indo­ne­si­sche Zen­tral­bank (BI) ermit­telt wird.

Die Bot­schaft Palä­sti­nas nennt in der Note kei­ne bestimm­ten Grup­pen. In der indo­ne­si­schen Öffent­lich­keit besteht jedoch kein Zwei­fel, daß damit isla­mi­sti­sche Orga­ni­sa­tio­nen gemeint sind. Dafür sorg­te die indo­ne­si­sche Regie­rung. Luk­man Hakim Sai­fud­din, Mini­ster für Reli­gi­ons­an­ge­le­gen­hei­ten, begrüß­te die Note der Bot­schaft, die „von allen Indo­ne­si­ern, ein­schließ­lich der mus­li­mi­schen Grup­pen, zu respek­tie­ren ist“.

Unter dem Ein­druck des jüdisch-mus­li­mi­schen Kamp­fes um das Hei­li­ge Land ist auch in christ­li­chen und west­li­chen Staa­ten kaum bekannt, daß es neben die­sen bei­den Grup­pen auch eine ein­hei­mi­sche christ­li­che Gemein­schaft gibt, die unun­ter­bro­chen seit bald 2000 Jah­ren im Land lebt, und deren Kern kon­ver­tier­te Juden­chri­sten und Hei­den­chri­sten bil­de­ten. Am Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges, vor dem UN-Tei­lungs­plan für Palä­sti­na 1947, der zur Aus­ru­fung des Staa­tes Isra­el führ­te (1948), waren rund 30 Pro­zent der Ein­woh­ner zwi­schen Jor­dan und Mit­tel­meer ein­hei­mi­sche, palä­sti­nen­si­sche Chri­sten. Nach 70 Jah­ren Nah­ost­kon­flikt sind es nur mehr weni­ger als drei Pro­zent, auf­ge­rie­ben zwi­schen Juden und Mus­li­men und meist sogar von den ande­ren Chri­sten ver­ges­sen, die Isra­el mit den Juden und Palä­sti­na mit den Mus­li­men gleich­set­zen. Die Lage im Hei­li­gen Land ist jedoch um eini­ges komplexer.

1948 waren 85 Pro­zent der Ein­woh­ner Beth­le­hem, der Stadt in der Jesus gebo­ren wur­de, Chri­sten. Heu­te sind es nur mehr 12 Pro­zent. Wäh­rend Isra­el den Palä­sti­nen­sern den Boden strei­tig macht, machen die Mus­li­me inner­halb der Palä­sti­nen­ser den Chri­sten den Boden streitig.

Im Staat Isra­el sind nur mehr 1,4 Pro­zent der Ein­woh­ner Chri­sten. In den Palä­sti­nen­ser­ge­bie­ten sind es noch fünf Pro­zent. Im Gaza­strei­fen hat die dort regie­ren­de radi­kal­is­la­mi­sche Hamas das Chri­sten­tum fast völ­lig aus­ge­löscht. Nur mehr 0,7 Pro­zent sind dort Chri­sten. Am stärk­sten ist der Anteil der Chri­sten mit acht Pro­zent noch im West­jor­dan­land, das unter der Kon­trol­le der PLO geführ­ten Palä­sti­nen­ser­be­hör­de steht, der auch die Bot­schaft in Indo­ne­si­en unter­steht. Die Mehr­heit der palä­sti­nen­si­schen Chri­sten lebt inzwi­schen, nach einem durch den Nah­ost­kon­flikt erzwun­ge­nen Exodus, außer­halb Palästinas.

Text: Andre­as Becker
Bild: MiL

 

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1 Kommentar

  1. Die Bezeich­nung »ara­bi­sche Chri­sten« ist eine Ver­ein­nah­mung die­ser Volks­grup­pe für die isla­mi­sche Agen­da. Bis zur Expan­si­on des Islams gab es kei­ne Ara­ber in Palä­sti­na. Es wer­den auch kaum Chri­sten aus Ara­bi­en nach Palä­sti­na gezo­gen sein, da die­se unter den moham­me­da­ni­schen Feld­zü­gen nahe­zu voll­stän­dig zwangs­is­la­mi­siert wurden.

    Auch wenn Chri­sten in Isra­el meist ara­bisch spre­chen, sind sie der Abstam­mung nach ara­mäi­sche Chri­sten wie übli­cher­wei­se im Nor­den und Osten der Regi­on. Byzan­ti­ni­sche Zuflüs­se und die aus Kreuz­fah­rer­zeit muß man ver­ein­fa­chend dem syro­ara­mäi­schen Kon­text zuschla­gen, wenn man schon am Ende von einer christ­li­chen Volks­grup­pe spre­chen will.

    Es wird zudem kaum in Palä­sti­na zuwan­der­te mus­li­mi­sche Ara­ber geben, die eine Kon­ver­si­on zum Chri­sten­tum gewagt und über­lebt haben. Auch das macht die Bezeich­nung »ara­bi­sche Chri­sten in Isra­el« zu einem poli­tisch moti­vier­ten Kunst­be­griff, den die Chri­sten dort jedoch nach jahr­tau­sen­de­lan­ger Unter­drückung im Dhim­mi-Sta­tus man­gels Eman­zi­pa­ti­on immer noch akzeptieren.

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