Bischof Schneider: „Msgr. Lefebvre würde heute Anerkennung der Piusbruderschaft als Personalprälatur akzeptieren“


Bischof Schneider über das Verhältnis zwischen der Piusbruderschaft und dem Heiligen Stuhl: "Zu lange Selbständigkeit ist eine Gefahr"
Bischof Schneider über das Verhältnis zwischen der Piusbruderschaft und dem Heiligen Stuhl: "Zu lange Selbständigkeit ist eine Gefahr"

(Rom) In einem Inter­view mit der spa­ni­schen Nach­rich­ten­platt­form Adel­an­te la Fe wur­de Weih­bi­schof Atha­na­si­us Schnei­der zum Ver­hält­nis zwi­schen der von Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re 1970 gegrün­de­ten Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. (FSSPX) und dem Hei­li­gen Stuhl befragt.

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Adel­an­te la Fe war unter ande­rem vom tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Bischof Roge­l­io Livi­e­res Pla­no von Ciu­dad del Este unter­stützt wor­den, den Papst Fran­zis­kus 2014 ohne Nen­nung von Grün­den absetzte.

Bischof Schnei­der besuch­te Anfang 2015 zwei Prie­ster­se­mi­na­re der Pius­bru­der­schaft und berich­te­te dar­über nach Rom. Im Anschluß an sei­ne Visi­ta­tio­nen sprach er sich für eine kir­chen­recht­li­che Aner­ken­nung der Bru­der­schaft aus. Die „Pius­bru­der­schaft soll­te aner­kannt wer­den, so wie sie ist“, lau­te­te im August 2015 sei­ne Emp­feh­lung an den Hei­li­gen Stuhl.

Adel­an­te la Fe frag­te nun Bischof Schnei­der, ob er die Schrit­te der Annä­he­rung „posi­tiv bewer­tet“, ob die „Umstän­de“ für eine vol­le Ein­heit der Pius­bru­der­schaft mit Rom gege­ben sei­en, und falls ja, ob eine sol­che Ein­heit dem Wil­len von Msgr. Lefeb­v­re ent­spre­chen würde.

Bischof Atha­na­si­us Schnei­der: „Ja. Ich bin über­zeugt, daß Msgr. Lefeb­v­re unter den der­zei­ti­gen Umstän­den ohne Zwei­fel den kano­ni­schen Vor­schlag einer Per­so­nal­prä­la­tur akzep­tie­ren würde.“

„Laut dem, was ich über das Leben von Msgr. Lefeb­v­re und sei­ne Schrif­ten lese, war er ein sehr spi­ri­tu­el­ler Mensch, aber auch ein sehr prak­ti­scher, ein Mann von tie­fem sen­sus eccle­siae“, des­halb sei er über­zeugt, daß Msgr. Lefeb­v­re – „so wie er sich unter den dama­li­gen Umstän­den mora­lisch gezwun­gen sah, die Bischofs­wei­hen gegen den Wil­len des Pap­stes durch­zu­füh­ren, unter den jet­zi­gen Umstän­den sei­nem Gewis­sen fol­gend“ das römi­sche Ange­bot einer Per­so­nal­prä­la­tur akzep­tie­ren würde.

Die Bischofs­wei­hen damals sei­en „ein extre­mer Akt“ gewe­sen, unter dem er „gelit­ten“ habe. Er wäre heu­te daher der Mei­nung, daß nicht wei­te­re Zeit ver­strei­chen sollte.

„Wenn eine Gemein­schaft zuviel Zeit ver­strei­chen läßt, in der sie kano­nisch auto­nom und selb­stän­dig ist, ist das eine Gefahr, eine Gefahr sich zu ver­selb­stän­di­gen und eine typisch katho­li­sche Cha­rak­te­ri­stik zu ver­lie­ren, die dar­in besteht, der Auto­ri­tät des Pap­stes, des Stell­ver­tre­ters Chri­sti zu unter­ste­hen. Wir kön­nen unse­re Unter­wer­fung unter den Stell­ver­tre­ter Chri­sti nicht von der Per­son des Pap­stes abhän­gig machen. Das wäre nicht Glau­ben, das wäre die Wahl einer Par­tei. Der Stuhl Petri ist immer der­sel­be, die Päp­ste wech­seln, so kann man nicht sagen: In die­sen Papst jetzt habe ich kein Ver­trau­en, ich will mich ihm nicht unter­wer­fen, son­dern hof­fen, daß bald ein neu­er Papst folgt. Das ist für mich kei­ne katho­li­sche Hal­tung, es ist nicht über­na­tür­lich, son­dern sehr mensch­lich. Es fehlt gera­de die Über­na­tür­lich­keit und das gro­ße Ver­trau­en in die Gött­li­che Vor­se­hung, daß Gott es ist, der die Kir­che lei­tet. Das ist eine Gefahr für die Bru­der­schaft St. Pius X., wenn sie zu lan­ge selb­stän­dig ist. Es gibt bereits eini­ge Zei­chen die­ser nega­ti­ven Phä­no­me­ne der Selb­stän­dig­keit, über die ich auch mit Msgr. Fel­lay gespro­chen habe, die kei­ne wei­te­re Ver­zö­ge­rung erlau­ben. Wenn nun der Hei­li­ge Stuhl eine Struk­tur vor­schlägt, dann kön­nen sie akzep­tie­ren, sofern der Hei­li­ge Stuhl nicht Din­ge ver­langt, die gegen ihre Iden­ti­tät sind. Ja, es ist not­wen­dig, zu akzep­tie­ren und auf die Gött­li­che Vor­se­hung zu ver­trau­en, und nicht jetzt auf hun­dert­pro­zen­ti­ge Gewiß­hei­ten zu hof­fen. Das geht nicht. Ich wün­sche sehr, daß die Pius­bru­der­schaft so bald als mög­lich aner­kannt und als nor­ma­le Struk­tur der Kir­che eta­bliert wer­den kann. Das wäre zum Nut­zen aller, für sie sel­ber und für uns, und sie wäre wirk­lich eine neue Kraft beson­ders in die­sem gro­ßen Kampf für die Rein­heit des Glau­bens in der Kir­che, was ich auch Msgr. Fel­lay gesagt habe: ‚Exzel­lenz, wir brau­chen Eure Gegen­wart, damit wir zusam­men mit allen guten Kräf­ten in der Kir­che einen gro­ßen Zusam­men­schluß haben, um heu­te den Glau­ben unse­rer Väter, der Apo­stel, zu ver­tei­di­gen und ihn den näch­sten Gene­ra­tio­nen wei­ter­zu­ge­ben. Das ist unse­re Beru­fung, die Gott von uns heu­te ver­langt. Mit Lie­be zur Kir­che, mit Lie­be zum Papst – immer mit Lie­be zum Papst und für ihn betend -, aber ohne eine Art von Papo­la­trie zu prak­ti­zie­ren, das nicht, son­dern den Papst über­na­tür­lich zu lie­ben, für ihn zu beten und zu glau­ben, daß er Vica­ri­us Chri­sti ist, Ser­vus Ser­vor­um Dei. Des­halb bete und hof­fe ich, daß das Werk von Msgr. Lefeb­v­re, das er in der Kir­che hin­ter­ließ, aner­kannt wird und vie­le Früch­te trägt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Adel­an­te la Fe (Screen­shot)

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