Aussage des Rota-Dekans „korrigiert“: „Franziskus wird Kardinalswürde nicht aberkennen“


Interview von Msgr. Pinto, Dekan der Rota Romana, wurde revidiert.
Interview von Msgr. Pinto, Dekan der Rota Romana, wurde "revidiert".

(Madrid) Am ver­gan­ge­nen Diens­tag, dem 29. Novem­ber, schlug ein Bericht von Reli­gi­on Con­fi­den­cial wie eine Bom­be ein – und führ­te zu einem erheb­li­chen Image­pro­blem für Papst Fran­zis­kus. Nun erfolg­te eine „Rich­tig­stel­lung“, mit der das Image­pro­blem kor­ri­giert wird. Die Kri­tik an den vier Kar­di­nä­le wur­de hin­ge­gen nicht zurückgenommen.

Anzei­ge

Msgr. Pio Vito Pin­to, der Dekan der Rota Roma­na, eines der Ober­sten Gerichts­hö­fen der katho­li­schen Kir­che, hielt sich am Tag zuvor zu einer Tagung über das neue Ehe­nich­tigskeits­ver­fah­ren in Madrid auf. Bei die­ser Gele­gen­heit gab er der spa­ni­schen Nach­rich­ten­sei­te Reli­gi­on Con­fi­den­cial ein Inter­view. Dar­in wur­de mit den Wor­ten zitiert, daß Papst Fran­zis­kus den vier Kar­di­nä­len Brand­mül­ler, Bur­ke, Caf­farra und Meis­ner die Kar­di­nals­wür­de ent­zie­hen könn­te, weil sie durch die Ver­öf­fent­li­chung ihrer Dubia (Zwei­fel) zum umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia „schwer­wie­gen­des Ärger­nis“ gege­ben hätten.

Die Wor­te des Rota-Dekans, gepaart mit wei­te­rer Kri­tik an den vier Dubia-Ein­brin­gern, wur­den als Dro­hung und Ein­schüch­te­rungs­ver­such verstanden.

Die alte und die neue Fassung

Inzwi­schen ver­öf­fent­lich­te Reli­gi­on Con­fi­den­cial (RC) eine „Rich­tig­stel­lung“ ver­öf­fent­licht, die mehr eine Prä­zi­sie­rung ist. RC teil­te dar­in mit, daß Msgr. Pin­to die Fra­gen auf ita­lie­nisch beant­wor­te­te und die Über­set­zung ins Spa­ni­sche „nicht kor­rekt“ gewe­sen sei. Der neue Titel des RC-Inter­views lau­tet nun: „Unter einem ande­ren Papst könn­ten die vier Kar­di­nä­le, die ihm geschrie­ben haben, ihre Kar­di­nals­wür­de verlieren“.

Zunächst hat­te RC fol­gen­de Ant­wort von Msgr. Pin­to veröffentlicht:

„Wel­che Kir­che ver­tei­di­gen die­se Kar­di­nä­le? Der Papst ist der Leh­re Chri­sti treu. Was sie getan haben, ist ein sehr schwer­wie­gen­des Ärger­nis, das den Hei­li­gen Vater dazu brin­gen könn­te, ihnen den Kar­di­nals­hut abzu­er­ken­nen, wie es in der Ver­gan­gen­heit bereits in ande­ren Momen­ten der Kir­che gesche­hen ist.“

Die revi­dier­te Stel­le lau­tet nun:

„ ‚Wel­che Kir­che ver­tei­di­gen die­se Kar­di­nä­le? Der Papst ist der Leh­re Chri­sti treu. Was sie getan haben, ist ein sehr schwer­wie­gen­des Ärger­nis.‘ Er füg­te hin­zu, daß Papst Fran­zis­kus jedoch nicht ein Papst der Ver­gan­gen­heit ist, der ihnen den Kar­di­nals­hut aberken­nen könn­te, wie es Pius XI. tat mit dem berühm­ten fran­zö­si­schen Jesui­ten­theo­lo­gen Lou­is Bil­lot. ‚Fran­zis­kus wird das nicht tun‘, prä­zi­sier­te er.“

Befürchteter Imageschaden läßt zurückrudern – Kritik an den vier Kardinälen bleibt jedoch

Nach­dem die Aus­sa­ge von Msgr. Pin­to, wie sie zunächst von RC ver­brei­tet wur­de, für welt­wei­tes Auf­se­hen sorg­te, scheint es zu ent­spre­chen­den Inter­ven­tio­nen gekom­men zu sein, um die Stel­le abzu­schwä­chen. Die ursprüng­li­che Aus­sa­ge ver­mit­tel­te einen denk­bar schlech­ten Ein­druck einer wenig „barm­her­zi­gen“ Amts­füh­rung von Papst Fran­zis­kus. Das Bild eines Pon­ti­fi­kats, in dem sogar höch­ste Wür­den­trä­ger schwer bestraft wer­den, nur weil sie Fra­gen stel­len, ent­spricht einem Imagevernichter.

Es fällt auf, daß die Erst­fas­sung durch­ge­hend als Aus­sa­ge von Msgr. Pin­to aus­ge­wie­sen war, wäh­rend in der revi­dier­ten Fas­sung die umstrit­te­ne Stel­le nur mehr indi­rekt wie­der­ge­ge­ben wird. RC berich­tet von einem Über­set­zungs­feh­ler. Man kommt der Sache näher, wenn man zur Kennt­nis nimmt, daß die von Mgsr. Pin­to am ver­gan­ge­nen Mon­tag erzeug­te Droh­ku­lis­se in Rom eini­gen wegen des dar­aus erwach­sen­den Image­scha­dens doch zu weit ging. Die Kri­tik an den vier Kar­di­nä­len wur­de durch die „Rich­tig­stel­lung“ nicht abgeschwächt.

Die auf­recht­erhal­te­ne Aus­sa­ge von Msgr. Pin­to lau­tet: Das Ver­hal­ten der vier Kar­di­nä­le ist so schwer­wie­gend, daß sie es ver­die­nen wür­den, die Kar­di­nals­wür­de zu ver­lie­ren, doch zu ihrem Glück, regiert Papst Fran­zis­kus und nicht „ein ande­rer Papst“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Reli­gi­on Con­fi­den­cial (Screen­shot)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!