Pater Cavalcoli: „Papst Franziskus ist nicht häretisch. Er umgibt sich aber mit falschen Freunden und schlechten Ratgebern“


Pater Giovani Cavalcoli: "Die Desinformation ist groß. Zeichen einer verwirrten Kirche. Es scheint ein freimaurerischen Manöver gegen Radio Maria im Gange zu sein."
Pater Giovani Cavalcoli: "Die Desinformation ist groß. Zeichen einer verwirrten Kirche. Es scheint ein freimaurerisches Manöver gegen Radio Maria im Gange zu sein."

(Rom) Am ver­gan­ge­nen Sams­tag, dem 5. Novem­ber, trenn­te sich Radio Maria Ita­li­en von Pater Gio­van­ni Caval­co­li, einem der bekann­te­sten Dog­ma­ti­ker Ita­li­ens, der Papst Bene­dikt XVI. nahe­steht. Der Vati­kan distan­zier­te sich öffent­lich von Aus­sa­gen des Domi­ni­ka­ners, die die­ser, so, gar nicht getä­tigt hat­te. Ihm wur­de unter­stellt, behaup­tet zu haben, die Erd­be­ben in Mit­tel­ita­li­en sei­en die Stra­fe Got­tes für die Lega­li­sie­rung der „Homo-Ehe“.

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Die katho­li­sche Online-Tages­zei­tung La Fede Quo­ti­dia­na (LFQ) sprach mit dem 75 Jah­re alten Prie­ster über die Kri­tik aus dem Vati­kan. Der Dog­ma­ti­ker fand deut­li­che Wor­te der Miß­bil­li­gung für das vati­ka­ni­sche Vor­ge­hen. Das Staats­se­kre­ta­ri­at hat­te ihm öffent­lich „wider­spro­chen“ und die Vati­kan-Medi­en für die welt­wei­te Ver­brei­tung die­ses Tadels gesorgt.

Pater Caval­co­li hat­te in der Ver­gan­gen­heit nicht öffent­li­che Kri­tik an Papst Fran­zis­kus geübt. Viel­mehr ver­tei­dig­te er Papst Fran­zis­kus gegen eine „zu schnel­le“ Kri­tik, die „man­chen katho­li­schen Krei­sen von den Lip­pen geht“. Den­noch wur­de er Opfer sei­ner Treue zum kirch­li­chen Lehramt.

„Ich bestä­ti­ge alles, was ich zum Erd­be­ben gesagt habe. Wofür soll­te ich mich ent­schul­di­gen? Wenn schon hät­ten sich jene zu kor­ri­gie­ren, und um Ver­ge­bung zu bit­ten, die den Häre­ti­ker Luther auf­ge­wer­tet haben.“

LFQ: Pater Caval­co­li, bereu­en Sie?

Pater Gio­van­ni Caval­co­li: Nein. Auf mich haben sich vie­le mit wil­den Metho­den gestürzt, ein­schließ­lich vie­ler Jour­na­li­sten, und das beweist, wie groß die Des­in­for­ma­ti­on und die Unkennt­nis von Theo­lo­gie, Leh­re und Kate­chis­mus sind. Wir sind am Punkt ange­langt, wo der für Auf­se­hen und Empö­rung sorgt, der die­se Kate­go­rien beach­tet. Zei­chen einer ver­wirr­ten Kirche.

„Niemand ist autorisiert die Lehre und die Schrift zu ändern“

LFQ: Schickt Gott Stra­fen oder nicht?

Pater Gio­van­ni Caval­co­li: Der Kate­chis­mus, die Hei­li­ge Schrift und die Dok­trin sind klar, und nie­mand ist auto­ri­siert sie zu ändern. Gott schickt Stra­fen, und das Erd­be­ben steht wie jede Kata­stro­phe für unse­re Sün­den vor unse­ren Augen. Die Stra­fe Got­tes ist eine Ant­wort auf das Han­deln des Men­schen. Ein ein­fa­ches Bei­spiel: Wenn ich zehn Liter Likör trin­ke und dann ster­be, habe ich mir das selbst zuzu­schrei­ben, das ist mei­ne Stra­fe. Die Hei­li­ge Schrift ist voll von Stra­fen Gottes.“

Interview mit Pater Cavalcoli
Inter­view mit Pater Cavalcoli

LFQ: Sie haben von den Zivil­unio­nen (Homo-Ehe) gesprochen …

Pater Gio­van­ni Caval­co­li: Ich wur­de miß­ver­stan­den, oder viel­leicht habe ich mich falsch aus­ge­drückt. Ich habe mich nicht auf die­ses Gesetz im enge­ren Sinn bezo­gen. Ein expli­zi­ter Zusam­men­hang mit einer bestimm­ten  Hand­lung ist nie mit letz­ter Sicher­heit her­stell­bar. Es geht aber um Laster und sünd­haf­tes und unge­ord­ne­tes Ver­hal­ten wie die Homo­se­xua­li­tät. Gott schickt die Stra­fe dem, der sün­digt und weiß, was er tut, indem er bewußt gegen das Gesetz Got­tes handelt.

LFQ: Das Staats­se­kre­ta­ri­at hat dage­gen einen Auf­stand gemacht …

Pater Gio­van­ni Caval­co­li: Ich habe selbst dort gear­bei­tet. Ich sehe mit Bit­ter­keit, daß heu­te alles anders ist. Und daß es dort auch frei­mau­re­ri­sche Infil­tra­tio­nen gibt.

„Freimaurerisches Manöver gegen Radio Maria“

LFQ: Dort bezeich­net man Ihre Über­le­gun­gen als heidnisch …

Pater Gio­van­ni Caval­co­li: Die wah­ren Hei­den sind die, die mich angrei­fen. Ich bin der Ansicht, daß gegen Radio Maria, das stört, ein frei­mau­re­ri­sches Manö­ver im Gan­ge ist, und der Sen­der wahr­schein­lich gefähr­det ist. Satan ist längst in die Kir­che ein­ge­drun­gen und auch in den Vati­kan. Der Papst ist nicht häre­tisch, aber er umgibt sich mit fal­schen Freun­den und schlech­ten Rat­ge­bern wie Kas­per, Rava­si, Bian­chi, Ron­chi und Can­tal­am­es­sa. [1]Kar­di­nal Wal­ter Kas­per, Kar­di­nal Gian­fran­co Rava­si (Vor­sit­zen­der des Päpst­li­chen Kul­tur­ra­tes), der Laie Enzo Bian­chi (Pri­or des öku­me­ni­schen Klo­sters von Bose), der Ser­vi­ten­pa­ter Ermes Ron­chi … Con­ti­n­ue rea­ding

„Zu entschuldigen hätten sich jene, die zuletzt Luther aufgewertet haben“

LFQ: Wer­den Sie kor­ri­gie­ren, oder sich entschuldigen?

Pater Gio­van­ni Caval­co­li: Ich den­ke nicht dar­an, und bestä­ti­ge alles, was ich gesagt habe. Wenn schon hät­ten sich jene bei den Katho­li­ken zu ent­schul­di­gen, die zuletzt Luther, der auch Gutes getan haben mag, aber ein Häre­ti­ker ist, auf­ge­wer­tet haben, und damit Ver­wir­rung gestif­tet haben. Ich bin ein ernst­haf­ter Domi­ni­ka­ner mit einem gera­den Rück­grat und nicht ein Stiefellecker.

LFQ: Und wenn Radio Maria Sie end­gül­tig ent­las­sen sollte?

Pater Gio­van­ni Caval­co­li: Dann wer­de ich mei­ne Schlüs­se dar­aus zie­hen. Aber ich den­ke nicht. Ich ände­re jeden­falls nicht mei­ne Ortho­do­xie. Hier geht es dar­um, daß ein Gut­men­schen­tum und ein „Miser­i­cor­dis­mus“ [2]Miser­i­cor­dis­mus: Barm­her­zig­keit als Ideo­lo­gie. ver­brei­tet wer­den, aber die Gerech­tig­keit ver­nach­läs­sigt wird. Das ist ein Scha­den. Gott ist unend­lich gut, aber Er ver­langt von uns Reue und weiß zu stra­fen, wenn das nicht geschieht. Die Barm­her­zig­keit im Gieß­kan­nen­prin­zip,  von der sie uns erzäh­len, ist eine Täu­schung luthe­ri­scher Prä­gung. Ich den­ke nicht, daß sie mich noch wei­ter angrei­fen wer­den, oder mich ins Abseits stel­len. Ich habe brei­te Schul­tern. Das wer­den sie sich zwei­mal überlegen.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Con​vent​o​san​do​me​ni​co​.org/La Fede quo­ti­dia­na (Screen­shots)

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1 Kar­di­nal Wal­ter Kas­per, Kar­di­nal Gian­fran­co Rava­si (Vor­sit­zen­der des Päpst­li­chen Kul­tur­ra­tes), der Laie Enzo Bian­chi (Pri­or des öku­me­ni­schen Klo­sters von Bose), der Ser­vi­ten­pa­ter Ermes Ron­chi (Papst Fran­zis­kus beauf­trag­te ihn, der Römi­schen Kurie die Fasten­ex­er­zi­ti­en 2016 zu pre­di­gen)  und der Kapu­zi­ner­pa­ter Ranie­ro Can­tal­am­es­sa (Pre­di­ger des Päpst­li­chen Hauses).
2 Miser­i­cor­dis­mus: Barm­her­zig­keit als Ideologie.
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