„Kirche, die Moden heiratet, wird morgen schon Witwe sein“ – Interview mit Don Nicola Bux


Interview mit Don Nicola Bux: "Kirche, die sich mit der Mode einläßt, ist morgen schon Witwe"

(Rom) „Die Kir­che schließt sich den Moden an. Des­halb ris­kiert sie bald Wit­we zu wer­den.“ Die­se Wor­te stam­men vom inter­na­tio­nal bekann­ten Lit­ur­gi­ker Don Nico­la Bux. Der Jour­na­list Camil­lo Lan­go­ne ver­öf­fent­licht in der Tages­zei­tung Il Giorn­a­le die Rei­he „Inter­views eines per­ple­xen Katho­li­ken“. Heu­te erschien sein Inter­view mit Don Bux, der unter Papst Bene­dikt XVI. Con­sul­tor des Amtes für die Lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes war.

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„Das letz­te Inter­view eines per­ple­xen Katho­li­ken muß zwangs­läu­fig mit einem Prie­ster sein. Über die Katho­li­zi­tät zu dis­ku­tie­ren, ohne einen Prie­ster ein­zu­be­zie­hen, wäre ein biß­chen so, als wür­de man die Rech­nung ohne den Wirt machen. Zudem woll­te ich nicht den Ein­druck einer Reli­gi­on Mar­ke Eigen­bau ver­mit­teln: Im christ­li­chen Feld wur­de die Mitt­ler­lo­sig­keit bereits von Luther aus­pro­biert, und das Ergeb­nis ist ein ein­stür­zen­des Babel.
Don Nico­la Bux arbei­te­te in den 70er Jah­ren mit Don Giu­s­sa­ni [Grün­der von Comu­nio­ne e Libe­ra­zio­ne – CL] zusam­men. Heu­te lehrt er Lit­ur­gie, ist Con­sul­tor eini­ger vati­ka­ni­scher Kon­gre­ga­tio­nen und Autor von Büchern mit elo­quen­ten Titeln wie: ‚Wie man zur Mes­se geht, ohne den Glau­ben zu ver­lie­ren‘, ‚Der Tanz um das gol­de­ne Kalb‘ (zusam­men mit Kar­di­nal Bur­ke“ und sein jüng­stes ‚Mit den Sakra­men­ten spaßt man nicht‘. Er ist ein Mann der Gewiß­hei­ten und damit genau der Typ von Theo­lo­ge, den es in die­ser Zeit dok­tri­nel­ler Ver­wir­rung braucht“, so Lan­go­ne in sei­ner Einleitung.

Lan­go­ne: Die erste Fra­ge ist für alle Inter­view­part­ner gleich. Seit ein Imam vom Ambo der Kathe­dra­le von Par­ma spre­chen und die Lüge von Moham­med als Mann des Frie­dens ver­brei­ten durf­te, besu­che ich im Dom nicht mehr die Hei­li­ge Mes­se: Ist das gut oder schlecht?

Don Nico­la Bux: Ich neh­me an, daß Sie die­se Ent­schei­dung getrof­fen haben, weil Sie der Mei­nung sind, daß die­ser Vor­fall den Dom pro­fa­niert hat. Wenn am Ort, wo die Eucha­ri­stie zele­briert wird, ein Nicht-Christ Ver­se vor­ge­le­sen und Wor­te gespro­chen hat, die von der isla­mi­schen Reli­gi­on inspi­riert sind, laut der Gott kei­nen ein­ge­bo­re­nen Sohn hat, und die über jene spot­ten, die an die­se Wahr­heit glau­ben, dann haben Sie gut getan. Die Igno­ranz von jenem Teil des Kle­rus, der eine sol­che Hand­lung zuge­las­sen hat, macht betrof­fen. Es ist aber nicht erst seit jetzt, daß in den Prie­ster­se­mi­na­ren nicht mehr gelehrt wird, wel­ches die wah­re Reli­gi­on ist: näm­lich die katholische.

Lan­go­ne: Ich bin seit­her ein wan­dern­der Katho­lik: Ich zie­he umher von Kir­che zu Kir­che, aber die Pre­digt ähnelt sich jeden Sonn­tag. Jedes Mal beschul­digt der Prie­ster die Anwe­sen­den des For­ma­lis­mus: „Es genügt nicht zur Mes­se zu kom­men! Glaubt nicht, bes­ser zu sein, als jene, die nicht kom­men!“ Ich hin­ge­gen glau­be, bes­ser zu sein, als jene, die im Namen Allahs töten. Bin ich anmaßend?

Don Nico­la Bux: Jesus erhob den Anspruch zu bekräf­ti­gen: Ich bin die Wahr­heit, ich bin das Licht der Welt … Er sag­te eben­so zu den Jün­gern: Ihr seid das Licht, das Salz … Sie sind also nicht anma­ßend. Die Igno­ranz oder der theo­lo­gi­sche Rela­ti­vis­mus brin­gen Prie­ster und Chri­sten dazu, zu mei­nen, daß das Chri­sten­tum und der Isla­mis­mus das­sel­be sei­en. Mir scheint, daß der Prie­ster, der eine sol­che Anschul­di­gung erhebt, den Meß­be­such für einen For­ma­lis­mus hält und nicht für die lie­ben­de Befol­gung des Ersten und des Drit­ten Gebots, abge­se­hen davon, daß es auch ein Gebot der Kir­che ist.

Lan­go­ne: Ich wen­de mich an den Lit­ur­gie-Exper­ten: Ist es zuläs­sig wäh­rend der Pre­digt zu dösen? Das wür­de es mir näm­lich erspa­ren, anti­ka­pi­ta­li­sti­sche Pre­dig­ten wie jene des Bischofs von Nuo­ro oder jene des Bischofs von Rie­ti anhö­ren zu müs­sen, laut dem die Erd­be­ben­to­ten vom Mensch ver­schul­det sind.

Don Nico­la Bux: Vitto­rio Mess­o­ri woll­te, daß der Titel eines mei­ner Bücher lau­tet: „Wie man sich in der Mes­se nicht lang­weilt“. Joseph Ratz­in­ger sag­te in einem Inter­view: der Beweis für den gött­li­chen Ursprung des Chri­sten­tums ist, daß es so vie­len faden Pre­dig­ten stand­hält. Was die Toten des Erd­be­bens wie auch ande­rer Kata­stro­phen betrifft: Heu­te will man den Grund nur beim Men­schen suchen. Man ver­gißt, daß auch die Natur unvoll­kom­men ist („die gesam­te Schöp­fung seufzt bis zum heu­ti­gen Tag und liegt in Geburts­we­hen“, Röm 8,22), und erst recht, daß Gott der Herr des Uni­ver­sums ist. Er läßt das also zu, eben­so wie die Ver­su­chun­gen, um uns zu prü­fen und zu ermah­nen. „Ihr alle wer­det genau­so umkom­men, wenn ihr euch nicht bekehrt“, sagt Jesus im Evan­ge­li­um [Lk 13,3].

Lan­go­ne: Was ist mit der lit­ur­gi­schen Auf­merk­sam­keit Bene­dikts XVI.? Mit dem Motu pro­prio, das die latei­ni­sche Mes­se wie­der zuge­las­sen hat? Täu­sche ich mich, oder ist das für die Bischö­fe toter Buch­sta­be? Täu­sche ich mich, oder ist Kar­di­nal Sarah allein, der sagt, daß „wir mit dem alten Mis­sa­le bes­ser ver­ste­hen, daß die Mes­se eine Hand­lung Chri­sti und nicht der Men­schen ist?

Don Nico­la Bux: Das Den­ken von Joseph Ratz­in­ger hat seit den 70er Jah­ren den in der Welt ver­brei­te­ten Wider­stand, beson­ders unter den jun­gen Prie­stern und Semi­na­ri­sten, gegen die nach­kon­zi­lia­re Lit­ur­gie­re­form erkannt, die in Defor­mie­run­gen an der Gren­ze zum Erträg­li­chen dege­ne­riert ist (bis hin zum Prie­ster, der vor dem Altar tanzt oder dem Bischof, der mit dem Fahr­rad drum­her­um fährt). Er erkann­te, daß die­ser Wider­stand unauf­halt­sam wer­den wür­de, gera­de weil er von den Jun­gen aus­geht, und hat den über­lie­fer­ten Römi­schen Ritus frei­ge­ge­ben, indem er ihn als außer­or­dent­li­che Form, neben dem neu­en Ritus als ordent­li­cher , vor­ge­schla­gen, nicht auf­ge­zwun­gen hat. Das war ein Akt von sel­te­ner Intel­li­genz. Den Bischö­fen wird es nicht gelin­gen, das Motu pro­prio auf­zu­hal­ten, weil jeden Tag Prie­ster, Semi­na­ri­sten, Jun­ge auf­tre­ten, die die­sen Ritus ent­decken, ihn ler­nen und ihn suchen. Ich bin Zeu­ge davon. Wenn man vor zehn Jah­ren nicht ein­mal dar­über gespro­chen hat, wer­den sie in zehn Jah­ren drauf­kom­men, daß sie es nicht ver­stan­den haben, die Zei­chen der Zeit zu lesen, denn die kom­men nie aus der Rich­tung, aus der man sie sich erwar­tet. Kar­di­nal Sarah ist daher nur die Spit­ze des Eisbergs.

Lan­go­ne: Haben Sie ver­stan­den, ob die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen nun ein Recht auf die Kom­mu­ni­on haben? Ich, nach Amo­ris lae­ti­tia und auch nach dem nicht all­zu­sehr pri­va­ten Brief von Papst Fran­zis­kus an die argen­ti­ni­schen Bischö­fe, nicht.

Don Nico­la Bux: Das zwei­deu­ti­ge Lehr­amt erzeugt Irr­tü­mer und Ver­wir­rung. Das schwer­wie­gend­ste Sym­ptom dabei ist die Spal­tung des Wel­tepi­sko­pats. Kann das päpst­li­che Lehr­amt dafür gehal­ten wer­den, wenn es nicht ein Fak­tor der Ein­heit und der Gemein­schaft zuerst zwi­schen den Bischö­fe und dann zwi­schen den Gläu­bi­gen ist? Vor allem: Das Wesens­merk­mal des katho­li­schen Lehr­am­tes ist die Kon­ti­nui­tät mit dem, was über­all und von allen geglaubt wur­de: Die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen haben daher kein Recht auf die Kom­mu­ni­on, auch weil das für nie­man­den ein Recht ist. Pau­lus hat Titus emp­foh­len, sich an die „siche­re, gesun­de und rei­ne Leh­re“ zu hal­ten: Man beach­te die­se drei Attribute.

Lan­go­ne: Sie sind ein Unter­zeich­ner des Treue­be­kennt­nis­ses zur unver­än­der­li­chen Leh­re der Kir­che über die Ehe. Dar­in liest man: „Nie kön­nen Ver­bin­dun­gen zwi­schen zwei Indi­vi­du­en des­sel­ben Geschlechts für mora­lisch legi­tim gehal­ten wer­den“. Wie steht das dann mit Msgr. Galan­ti­no, der den ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaf­ten die Türen geöff­net hat und der behaup­te­te, daß Gott Sodom geret­tet hat?

Don Nico­la Bux: Es wur­de geschrie­ben, daß das Igno­ranz ist: Ich hof­fe, daß es nicht Selbst­ge­fäl­lig­keit ist. Wer das Tote Meer besucht hat, weiß, daß es den Archäo­lo­gen nicht gelun­gen ist, den Stand­ort von Sodom zu fin­den, so tief hat es sich in den Abgrund ver­senkt. Mit der Hei­li­gen Schrift und mit den Sakra­men­ten spaßt man nicht, um sich der Mode anzu­pas­sen. In Frank­reich sagt man: Wer heu­te die Mode hei­ra­tet, ist mor­gen schon Witwer.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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1 Kommentar

  1. Der Spruch ist inspie­riert von dem Phi­lo­so­phen Søren Kier­ke­gaard: „Wer sich mit dem Zeit­geist ver­mählt, wird bald Wit­wer sein!“

Kommentare sind deaktiviert.