„Das Mädchen steckte die konsekrierte Hostie in ihre Handtasche“ – Der Umgang mit dem Allerheiligsten


Ehrfürchtiger oder sorgloser Umgang mit dem Allerheiligsten ist eine Frage der Erziehung durch Eltern, Priester, Katechisten
Ehrfürchtiger oder sorgloser Umgang mit dem Allerheiligsten ist eine Frage der Erziehung durch Eltern, Priester, Katecheten

(Rom) Das Mäd­chen steck­te die hei­li­ge Eucha­ri­stie in ihre Hand­ta­sche und ver­such­te sie aus der Hei­li­gen Mes­se mitzunehmen.

Anzei­ge

Der schwer­wie­gen­de Vor­fall ereig­ne­te sich am Sonn­tag, dem 9. Okto­ber in der römi­schen Pfar­rei zur hei­li­gen Fran­ce­s­ca Cab­ri­ni an der Piaz­za Bolo­gna. An jenem Sonn­tag wur­de in der Pfar­rei durch einen Bischof das Sakra­ment der Fir­mung gespen­det. Der Zwi­schen­fall hat, ohne zuviel hin­ein­in­ter­pre­tie­ren zu wol­len, grund­sätz­lich mit dem Umgang mit dem Aller­hei­lig­sten zu tun. Die Hal­tung der Gläu­bi­gen gegen­über dem Leib Chri­sti ändert sich, wenn der Opfer­cha­rak­ter zurück­ge­drängt und in der Beto­nung durch ein Mahl­hal­ten ersetzt wird. Die Ehr­furcht vor dem Leib Chri­sti ist das Ergeb­nis der Erzie­hung durch Eltern, Prie­ster und Katecheten.

Pfarrer ermahnte mehrfach zur Ruhe

Der Pfar­rer, der sich offen­sicht­lich über das Ver­hal­ten sei­ner Pfarr­kin­der und deren Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen vor dem Bischof genier­te, ermahn­te die Anwe­sen­den mehr­fach zur Ruhe. Tau­fe, Hoch­zeit, Erst­kom­mu­ni­on und Fir­mung sind Fami­li­en­fe­ste und locken vie­le dem Chri­sten­tum ent­wöhn­te Getauf­te oder auch Nicht-Getauf­te in die Kir­chen. Ent­spre­chend laut ist der Lärm­pe­gel, und unru­hig ist es im „Ver­an­stal­tungs­saal“, den die Anwe­sen­den nur bedingt als Kir­chen­schiff wahr­neh­men. Im Vor­der­grund steht das Fest mit Ver­wand­ten und Freun­den, das Grup­pen­fo­to, das Wie­der­se­hen und vor allem viel Spaß. Die Hei­li­ge Mes­se bil­det nur den Auf­takt zu den eigent­li­chen Fest­lich­kei­ten. Sie ist jeden­falls für vie­le nicht der wich­tig­ste Teil.

Eine Jugend­li­che trat bei der Kom­mu­ni­on vor. Sie fiel durch ein demon­stra­tiv gelang­weil­tes und läs­si­ges Ver­hal­ten auf. Den Leib Chri­sti ließ sie sich auf die Hand spen­den, von wo er ihr absicht­lich oder nicht auf den Boden fiel. Selbst wenn kei­ne Absicht dahin­ter­steck­te, war es zumin­dest Sorg­lo­sig­keit oder Gleich­gül­tig­keit im Umgang mit dem Herrn. Der Lai­en­kom­mu­ni­ons­pen­der bemerk­te nichts von dem sakri­le­gi­schen Akt. Ande­re Gläu­bi­ge hat­ten die Sze­ne jedoch beob­ach­tet, weil die Jugend­li­che mit ande­ren Mäd­chen über ihr „Miß­ge­schick“ lach­te, offen­bar Freun­din­nen, die sich eben­falls zum Kom­mu­nion­emp­fang begaben.

Leib Christi landet in der Handtasche

Die Jugend­li­che hob den Leib Chri­sti auf und mar­schier­te damit auf ihren Platz zurück. Die Mut­ter, eine zum Anlaß fest­lich-ele­gant geklei­de­te Frau, ermahn­te ihre Toch­ter, die ihr die kon­se­krier­te Hostie zeig­te, mit kei­nem Wort. Die Toch­ter öff­ne­te dar­auf ihre Hand­ta­sche und ließ den Leib Chri­sti dar­in ver­schwin­den. Den Ton zur Sze­ne kann man sich nur den­ken: „Die Hostie ist mir auf den Boden gefal­len. Sie ist schmutzig.“

Ehe das Mäd­chen ihre Hand­ta­sche wie­der schlie­ßen konn­te, griff die Hand einer beherz­ten Pfarr­an­ge­hö­ri­gen in die Tasche und hol­te den Leib Chri­sti wie­der her­aus. Sie hat­te den Vor­gang beob­ach­tet und han­del­te blitz­schnell. Die ele­gant geklei­de­te Mut­ter scheint über das Auf­se­hen und den Vor­gang sicht­lich genervt. „Was fällt Ihnen ein“, herrsch­te sie die ein­schrei­ten­de Frau an. Die­se küm­mer­te sich nicht dar­um, son­dern brach­te den zurück­ge­hol­ten Leib Chri­sti in die Sakristei.

Die Mut­ter zeig­te kein Ver­ständ­nis. Ein jun­ger Mann, der den gan­zen Vor­fall beob­ach­tet hat­te, ver­such­te der auf­ge­brach­ten Mut­ter den Sach­ver­halt zu erklä­ren, als müss­te sich die Hosti­en­ret­te­rin recht­fer­ti­gen und nicht das Mäd­chen. „Das ist nur ein Kind“, recht­fer­tig­te die Mut­ter ihre, wie sich her­aus­stel­len soll­te, bereits 16 Jah­re alte Toch­ter. Die­se ver­tei­dig­te sich mit dem Hin­weis, daß die kon­se­krier­te Hostie „schmut­zig“ gewe­sen sei. Weder Mut­ter noch Toch­ter schei­nen prak­ti­zie­ren­de Chri­sten zu sein. Der jun­ge Mann schloß mit den Wor­ten: „Der Bischof ist da, wir kön­nen nach der Mes­se mit ihm spre­chen“. Dann kehr­te auf sei­nen Steh­platz in der Kir­che zurück.

Verkehrte Empörung

Weni­ge Sekun­den spä­ter war er von drei Män­nern umringt, die auf­ge­regt mit ihm dis­ku­tier­ten. Offen­bar han­del­te es sich um Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge von Mut­ter und Toch­ter. Die Meß­ze­le­bra­ti­on wur­de zu Ende geführt. Die Dis­kus­si­on der Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen mit dem jun­gen Mann setz­te sich jedoch nach der Mes­se fort: „Wis­sen Sie, was es heißt, heut­zu­ta­ge etwas vom Boden auf­zu­he­ben, mit all den Kei­men und Bak­te­ri­en …?“, wur­de der jun­ge Mann von einem der Män­ner ange­herrscht, der erklär­te, er wis­se, wovon er spre­che, denn er sei Aka­de­mi­ker „mit Aus­zeich­nung“. Ein ande­rer höchst ele­gant geklei­de­ter Mann, offen­bar eben­falls ein Ver­wand­ter, trat hin­zu und herrsch­te den jun­gen Mann an: „Das näch­ste Mal küm­mern sie sich um ihre eige­nen Ange­le­gen­hei­ten.“ Die Wort­wahl ist geschönt wie­der­ge­ge­ben. Was der Mann wört­lich sag­te, gilt in Rom als Emp­feh­lung, falls man lan­ge leben wolle.

Nach dem Wort­schwall gegen den jun­gen Mann zog die gan­ze Fami­lie des Mäd­chens in die Sakri­stei, um sich empört über den Vor­fall zu beschwe­ren, dann zog der Troß – noch immer sicht­lich erbost – zum eigent­li­chen Fest weiter.

Was in der Sakri­stei geschah, wo sich auch Msgr. Gue­ri­no di Tora, der Weih­bi­schof von Rom auf­hielt, und wohin zuvor bereits die kon­se­krier­te Hostie gebracht wor­den war, ist nicht bekannt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!