Das Kapitell von Vézelay: Papst Franziskus in der Schule von Eugen Drewermann?


Das Kapitell von Vézelay: Papst Franziskus wiederholt haltlose Behauptung von Eugen Drewermann
Das Kapitell von Vézelay: Papst Franziskus wiederholt haltlose Behauptung von Eugen Drewermann

(Rom) Auf dem Rück­flug aus Aser­bai­dschan nach Rom stell­te sich Papst Fran­zis­kus am ver­gan­ge­nen Sonn­tag, dem 2. Okto­ber, wie gewohnt den Fra­gen der ihn beglei­ten­den Jour­na­li­sten. Das größ­te Auf­se­hen erreg­te sei­ne Kri­tik an der Gen­der-Ideo­lo­gie. Was sag­te Fran­zis­kus wört­lich? Was sag­te er zur Schei­dung und Amo­ris lae­ti­tia? Und was hat es mit dem Kapi­tell von Vézelay auf sich? Geht der Papst beim von Rom ver­ur­teil­ten und von sei­nem Prie­ster­tum sus­pen­dier­ten, moder­ni­sti­schen Theo­lo­gen Eugen Dre­wer­mann in die Schule?

Geschlechtsumwandlung ist das eine, Mentalitätsumwandlung etwas anderes

Anzei­ge

Die Fra­ge zur Gen­der-Theo­rie kam von Joshua McEl­wee vom Flagg­schiff des katho­li­schen Pro­gres­sis­mus in den USA, dem Natio­nal Catho­lic Repor­ter (NCR), der eine homo­phi­le Posi­ti­on ver­tritt. Der Vati­ka­nist McEl­wee gehört zum NCR Edi­to­ri­al Staff, das am 28. Dezem­ber 2015 zwei homo­se­xu­el­le Män­ner, die nach dem Urteil des Ober­sten Gerichts­ho­fes der USA vom 26. Juni 2015 eine „Homo-Ehe“ ein­ge­gan­gen waren, zu den „Men­schen des Jah­res“ kürte.

Joshua McEl­wee: Dan­ke, Hei­li­ger Vater. In Ihrer gest­ri­gen Rede in Geor­gi­en haben Sie, wie schon in zahl­rei­chen ande­ren Län­dern, über die Gen­der-Theo­rie gespro­chen und gesagt, daß sie der gro­ße Feind ist, eine Bedro­hung gegen die Ehe. Ich möch­te aber fra­gen: Was wür­den Sie einer Per­son sagen, die jah­re­lang mit ihrer Sexua­li­tät gelit­ten hat und wirk­lich fühlt, daß es ein bio­lo­gi­sches Pro­blem gibt, daß ihr phy­si­sches Äuße­res nicht mit dem über­ein­stimmt, was er oder sie als ihre sexu­el­le Iden­ti­tät betrach­tet? Wie wür­den Sie als Hir­te und Prie­ster die­se Per­so­nen begleiten?

Papst Franziskus auf dem Rückflug von Baku
Papst Fran­zis­kus auf dem Rück­flug von Baku

Papst Fran­zis­kus: Zual­ler­erst: Ich habe in mei­nem Leben als Prie­ster, als Bischof – auch als Papst – Per­so­nen mit homo­se­xu­el­ler Nei­gung und auch homo­se­xu­el­len Hand­lun­gen beglei­tet. Ich habe sie beglei­tet, ich habe sie zum Herrn hin­ge­führt, eini­ge kön­nen nicht, aber ich habe sie beglei­tet und nie jeman­den im Stich gelas­sen. Das ist das, was zu tun ist. Die Per­so­nen muß man beglei­ten, so wie Jesus sie beglei­tet. Wenn eine Per­son, die die­sen Zustand hat, vor Jesus kommt, wird ihr Jesus nicht sagen: ‚Geh weg, weil du homo­se­xu­ell bist!‘ Nein.
Das, was ich zu der Bös­ar­tig­keit gesagt habe, die man heu­te mit der Indok­tri­nie­rung der Gen­der-Theo­rie macht: Ein fran­zö­si­scher Vater hat mir erzählt, daß sie bei Tisch mit den Kin­dern spra­chen – er katho­lisch, die Frau katho­lisch, die Kin­der katho­lisch, ober­fläch­lich, aber katho­lisch – und er hat den zehn­jäh­ri­gen Sohn gefragt: ‚Und Du, was willst Du machen, wenn Du groß sein wirst?‘ ‚Ein Mäd­chen‘. Und der Vater kam drauf, daß in den Schul­bü­chern die Gen­der-Theo­rie gelehrt wur­de. Das ist gegen die natür­li­chen Din­ge. Eine Sache ist, daß eine Per­son die­se Nei­gung hat, die­se Opti­on, und es gibt auch die Geschlechts­um­wand­lung. Eine ande­re Sache ist, den Unter­richt in den Schu­len auf die­ser Linie durch­zu­füh­ren, um die Men­ta­li­tät zu ändern. Das nen­ne ich ‚ideo­lo­gi­sche Kolonialisierung‘.
Im ver­gan­ge­nen Jahr habe ich den Brief eines Spa­ni­ers erhal­ten, der mir sei­ne Geschich­te als Kind und als Jugend­li­cher erzähl­te. Er war ein Mäd­chen und hat sehr gelit­ten, weil er sich wie ein Jun­ge fühl­te, aber phy­sisch ein Mäd­chen war. Er erzähl­te es der Mut­ter, als er bereits 22 Jah­re alt war. Und er hat ihr gesagt, daß er eine Geschlechts­um­wand­lung und alle die­se Din­ge machen wol­le. Die Mut­ter hat ihn gebe­ten, es nicht zu tun, solan­ge sie lebt. Sie war schon alt und ist bald gestor­ben. Er hat den Ein­griff machen las­sen. Er ist Ange­stell­ter eines Mini­ste­ri­ums in einer spa­ni­schen Stadt. Er ist zum Bischof gegan­gen. Der Bischof hat ihn sehr beglei­tet, ein guter Bischof: er hat viel Zeit ‚ver­lo­ren‘, um die­sen Mann zu beglei­ten. Dann hat er gehei­ra­tet. Er hat sei­ne bür­ger­li­che Iden­ti­tät gewech­selt, hat gehei­ra­tet und hat mir den Brief geschrie­ben, daß es für ihn ein Trost wäre, mich mit sei­ner Frau besu­chen zu dür­fen: er, der eine sie war, aber ein er ist. Und ich habe sie emp­fan­gen. Sie waren zufrie­den. Und im Vier­tel, wo er wohnt, gab es einen alten, acht­zig­jäh­ri­gen Prie­ster, den frü­he­ren Pfar­rer, der dort in der Pfar­rei den Ordens­schwe­stern half … Und es gab den neu­en [Pfar­rer]. Als ihn der Neue sah, hat er ihn auf dem Geh­steig aus­ge­schimpft: ‚Du wirst in die Höl­le kom­men!‘ Wenn er dem Alten begeg­ne­te, sag­te ihm die­ser: ‚Wann warst Du das letz­te Mal beich­ten? Komm, komm mit, ich neh­me Dir die Beich­te ab und so wirst Du zur Kom­mu­ni­on gehen kön­nen.
Hast Du ver­stan­den? Das Leben ist das Leben, und die Din­ge muß man so neh­men wie sie kom­men. Die Sün­de ist die Sün­de. Die Nei­gun­gen oder das hor­mo­nel­le Ungleich­ge­wicht ver­ur­sa­chen gro­ße Pro­ble­me, und wir müs­sen uns in Acht neh­men und dür­fen nicht sagen: ‚Es ist alles gleich, laßt uns fei­ern‘. Nein, das nicht. Aber jeden Fall anneh­men, ihn beglei­ten, ihn stu­die­ren, unter­schei­den und ihn inte­grie­ren. Das ist es, was Jesus heu­te tun würde.
Und, bit­te, sagt nicht: ‚Der Papst wird die Trans hei­lig­spre­chen!‘ Bit­te! Ich sehe schon die Schlag­zei­len der Zei­tun­gen … Nein, Nein.
Gibt es noch Zwei­fel, zu dem was ich gesagt habe? Ich will klar sein. Es ist ein Pro­blem der Moral. Es ist ein Pro­blem. Es ist ein mensch­li­ches Pro­blem. Und man muß es lösen, so gut man es kann, immer mit der Barm­her­zig­keit Got­tes, mit der Wahr­heit, wie wir im Fall der Ehe gesagt haben, indem man das gan­ze Amo­ris lae­ti­tia liest, aber immer so, immer mit dem offe­nen Her­zen. Und ver­geßt nicht jenes Kapi­tell von Vézelay: Es ist sehr schön, sehr schön.“

Das Kapitell von Vézelay und das „komplizenhafte Lächeln“ Jesu?

Zuvor hat­te Papst Fran­zis­kus auf eine Fra­ge der Jour­na­li­stin Maria Ele­na Ribez­zo der Nach­rich­ten­agen­tur La Pres­se geant­wor­tet und dabei über ein Kapi­tell der Basi­li­ka Sain­te-Marie-Made­lei­ne im bur­gun­di­schen Vézelay gespro­chen. Die Basi­li­ka wur­de nach einem Brand im Jahr 1120 wie­der auf­ge­baut und 1140 geweiht. Aus die­ser Zeit stam­men auch die welt­be­rühm­ten Kapi­tel­le. Vézelay ist eines der her­aus­ra­gend­sten roma­ni­schen Bau­wer­ke Frank­reichs und gehör­te im Mit­tel­al­ter zu den bedeu­tend­sten Wallfahrtsorten.

Vézelay: der erhängte Judas
Vézelay: der erhäng­te Judas

Maria Ele­na Ribez­zo: „Guten Abend Hei­lig­keit: Hören Sie, gestern haben Sie von einem Welt­krieg gespro­chen, der gegen die Ehe statt­fin­det, und in die­sem Krieg haben Sie star­ke Wor­te gebraucht gegen die Schei­dung: Sie haben gesagt, daß sie das Abbild Got­tes beschmutzt, wäh­rend in den ver­gan­ge­nen Mona­ten, auch wäh­rend der Syn­ode, von einem Anneh­men der Geschie­de­nen die Rede war. Ich woll­te wis­sen, ob sich die­se Ansät­ze ver­ei­nen las­sen und auf wel­che Weise.“

Papst Fran­zis­kus: Alles ist ent­hal­ten, alles was ich gestern gesagt habe – denn gestern habe ich frei und etwas spon­tan gespro­chen – alles fin­det sich mit ande­ren Wor­ten in Amo­ris lae­ti­tia, alles. Wenn man von der Ehe als Ver­bin­dung zwi­schen dem Mann und der Frau spricht, wie es Gott getan hat, als Abbild Got­tes, ist es Mann und Frau. Das Abbild Got­tes ist nicht der Mann: Es ist der Mann mit der Frau. Zusam­men. Die ein Fleisch sind, wenn sie sich in der Ehe ver­ei­nen. Das ist die Wahrheit.
Es ist wahr, daß in die­ser Kul­tur die Kon­flik­te und die vie­len Pro­ble­me nicht gut gehand­habt sind, und es gibt auch Phi­lo­so­phien des Heu­te: ‚Ich gehe die­se [Ehe] ein, wenn sie mich ermü­det, gehe ich eine ande­re ein, und dann eine drit­te, und dann eine vier­te‘ Das ist der ‚Welt­krieg‘ gegen die Ehe, von der Sie gespro­chen haben. Wir müs­sen auf­pas­sen, die­se Ideen nicht ein­drin­gen zu las­sen. Vor allem aber: Die Ehe ist das Abbild Gottes.
Dann spricht Amo­ris lae­ti­tia davon, wie jene Fäl­le zu behan­deln sind, wie die ver­letz­ten Fami­li­en zu behan­deln sind, und da kommt die Barm­her­zig­keit ins Spiel. Es gibt ein wun­der­schö­nes Gebet der Kir­che, das wir letz­te Woche gebe­tet haben. Es ging so: ‚Gott, der Du so wun­der­bar die Welt erschaf­fen hast und noch wun­der­ba­rer neu gemacht hast‘, also mit der Erlö­sung und der Barm­her­zig­keit. Die ver­letz­te Ehe, die ver­letz­ten Paa­re: dort kommt die Barm­her­zig­keit ins Spiel.
Das Prin­zip ist das: es exi­stie­ren die mensch­li­chen Schwä­chen, es exi­stie­ren die Sün­den, das letz­te Wort hat aber nicht die Schwach­heit, das letz­te Wort hat nicht die Sün­de: das letz­te Wort hat die Barm­her­zig­keit! Mir gefällt es, zu erzäh­len – ich weiß nicht, ob ich es schon gesagt habe, weil ich es oft wie­der­ho­le – daß es in der Kir­che zur Hei­li­gen Maria Mag­da­le­na in Vézelay ein wun­der­schö­nes Kapi­tell gibt, unge­fähr von 1200. Die Men­schen des Mit­tel­al­ters mach­ten mit den Skulp­tu­ren der Kathe­dra­len Kate­che­se. Auf einer Sei­te des Kapi­tel­ls ist Judas, erhängt, mit er Zun­ge her­au­ßen, die Augen her­aus­hän­gend. Und auf der ande­ren Sei­te des Kapi­tel­ls ist Jesus, der Gute Hir­te, der ihm ver­gibt und ihn mit sich nimmt. Und wenn wir das Gesicht Jesu gut anschau­en, sind die Lip­pen Jesu auf der einen Sei­te trau­rig, aber auf der ande­ren Sei­te mit einem klei­nen kom­pli­zen­haf­ten Lächeln. Die haben ver­stan­den, was die Barm­her­zig­keit ist! Mit Judas! Und des­halb: In Amo­ris lae­ti­tia ist die Rede von der Ehe, vom Fun­da­ment der Ehe, so wie es ist, doch dann kom­men die Pro­ble­me. Wie sich auf die Ehe vor­be­rei­ten, wie die Kin­der erzie­hen. Und dann, im ach­ten Kapi­tel, wenn die Pro­ble­me kom­men, wie man sie löst. Man löst sie mit vier Kri­te­ri­en: die ver­letz­ten Fami­li­en auf­neh­men, jeden Fall beglei­ten, unter­schei­den und inte­grie­ren, neu­ma­chen. Das wäre die Art, an die­ser ‚zwei­ten Schöp­fung‘ mit­zu­wir­ken, in die­ser wun­der­ba­ren Rekrea­ti­on, die der Herr mit der Erlö­sung gemacht hat. Ver­steht man das? Ja, wenn man nur einen Teil nimmt, funk­tio­niert es nicht!
Amo­ris lae­ti­tia – das will ich sagen: Alle gehen zum ach­ten Kapi­tel. Nein, nein. Man muß es vom Anfang bis zum Schluß lesen. Und was ist der Mit­tel­punkt? Aber … das hängt vom ein­zel­nen ab. Für mich ist der Mit­tel­punkt von Amo­ris lae­ti­tia, der Kern, das vier­te Kapi­tel, das man das gan­ze Leben braucht. Man muß aber das Gan­ze lesen und das Gan­ze noch ein­mal lesen und das Gan­ze dis­ku­tie­ren, es ist ein Gan­zes. Es gibt die Sün­de, es gibt den Bruch, es gibt aber auch die Barm­her­zig­keit, die Erlö­sung, die Hei­lung. Habe ich mich ver­ständ­lich gemacht?

Das Kapitell von Vézelay und Eugen Drewermann: Wenn der Papst Christus mit einem Dämon verwechselt

Erst Ende des 20. Jahr­hun­dert behaup­te­te erst­mals der moder­ni­sti­sche Theo­lo­ge Eugen Dre­wer­mann, daß es sich um den „Guten Hir­ten“ hand­le und stell­te einen Zusam­men­hang zwi­schen den bei­den Dar­stel­lun­gen des Kapi­tel­ls her. Er behaup­te­te, Chri­stus tra­ge Judas Iska­ri­ot auf sei­nem Rücken. Ein Sym­bol dafür, daß auch der im Selbst­mord geen­de­te Chri­stus-Ver­rä­ter geret­tet ist. Dre­wer­mann wur­de wegen häre­ti­scher Leh­ren 1992 vom Prie­ster­tum sus­pen­diert, gilt als „durch die Tat selbst“ exkom­mu­ni­ziert und erklär­te 2005 selbst den Kirchenaustritt.

Jesus, der Judas rettet oder ein Dämon, der Judas verschleppt?
Jesus, der Judas ret­tet oder ein Dämon, der Judas verschleppt?

In Wirk­lich­keit ist das Kapi­tell von Vézelay nicht eine mit­tel­al­ter­li­che Vor­weg­nah­me einer moder­ni­sti­schen Theo­lo­gie des aus­ge­hen­den 20. Jahr­hun­derts. Auf der „Rück­sei­te“ des Judas-Selbst­mor­des ist nicht Chri­stus dar­ge­stellt, son­dern wahr­schein­lich ein Dämon, der Judas ver­schleppt. Ein Ver­gleich mit tat­säch­li­chen Dar­stel­lun­gen des „Guten Hir­ten“ zeigt, daß die­ser in der christ­li­chen Kunst immer ganz anders dar­ge­stellt wur­de. Kein mit­tel­al­ter­li­cher Künst­ler hät­te Jesus zum Bei­spiel ohne Bart dar­ge­stellt und mit einem so ver­zerrt ent­stell­tem Gesicht. Zudem gab es zu jener Zeit über­haupt kei­ne Dar­stel­lun­gen des „Guten Hirten“.

Papst Fran­zis­kus sprach am ver­gan­ge­nen 16. Juni erst­mals von dem Kapi­tell von Vézelay und ver­mit­tel­te den Ein­druck, als sei dort Chri­stus dar­ge­stellt, der Judas Iska­ri­ot auf dem Rücken trägt und ret­tet. Der katho­li­sche Jour­na­list Anto­nio Soc­ci schrieb damals: „Es ist auf­se­hen­er­re­gend – für einen Papst – den Teu­fel mit Jesus zu verwechseln.“

Die Ver­wechs­lung sei, so Soc­ci, zwar „wahr­schein­lich einem ober­fläch­li­chen Ghost­wri­ter geschul­det“, aber den­noch „emble­ma­tisch für die­ses Pon­ti­fi­kat“. Jesus und den Teu­fel theo­lo­gisch zu ver­wech­seln, das aller­dings kom­me direkt vom Papst, der damit zu ver­ste­hen geben will, daß „nicht ein­mal Judas in der Höl­le ist, son­dern (ohne zu bereu­en) geret­tet wurde.“

Ob ein Ghost­wri­ter oder der Papst selbst, wer auch immer, jemand im Vati­kan liest offen­bar Eugen Drewermann.

Papst Fran­zis­kus hielt damals zur Eröff­nung der Kir­chen­ta­gung „Die Freu­de der Lie­be“ der Diö­ze­se Rom eine Anspra­che in der Late­ran­ba­si­li­ka, in deren Mit­tel­punkt das umstrit­te­ne nach­syn­oda­le Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia stand.

Auf die Fra­ge eines Kate­che­ten, wie die Jugend heu­te zur Schön­heit der Ehe erzo­gen wer­den kön­ne, ant­wor­te­te Papst Fran­zis­kus mit der erstaun­li­chen Aus­sa­ge, daß „eine gro­ße Mehr­heit unse­rer sakra­men­ta­len Ehen nich­tig“ sei. In der spä­te­ren offi­zi­el­len Ver­öf­fent­li­chung der Anspra­che durch den Vati­kan wur­de die „gro­ße Mehr­heit“ mit „teils“ ersetzt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Basi­li­que Sain­te Marie Made­lei­ne (Screen­shot)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

1 Kommentar

  1. Ich bin nun schon wie­der­holt mit dem Kapi­tell von Vezelay kon­fron­tiert wor­den. Es ist schon erstaun­lich, was in eine Arbeit eines unbe­kann­ten Stein­met­zen alles heut­zu­ta­ge theo­lo­gisch hin­ein­ge­heim­nist wird, ohne dass das eine biblisch fun­dier­te Grund­la­ge hat.
    Erst­ma­lig sehe ich hier in dem Bei­trag nun auch die ent­spre­chen­den Abbil­dun­gen direkt und kann nur dem Kom­men­ta­tor beipflichten:
    Es ist auch für mich höchst zwei­fel­haft bzw. unwahr­schein­lich, dass in der zwei­ten Dar­stel­lung über­haupt Chri­stus mit dem von ihm weg­ge­tra­ge­nen Judas abge­bil­det ist.
    Der Tra­gen­de hat ein z.T. ein­sei­tig geschwol­le­nes Gesicht, das für eine Chri­stus­dar­stel­lung völ­lig unwahr­schein­lich ist. Ob’s ein Dämon ist, weiß ich nicht, da mir dazu die kunst­ge­schicht­li­chen Kennt­nis­se feh­len, um hier­zu ein Urteil abge­ben zu können.
    Der Getra­ge­ne ist im 2. Bild eben­so nackt wie der erhäng­te Judas im ersten Bild, aber wenn es der tote Judas wäre, müss­te ihm doch wei­ter­hin die Zun­ge aus dem Mun­de hän­gen, nicht wahr?
    Inso­fern bezweif­le ich, dass es sich bei die­ser Figur um Judas handelt.
    Also weder Chri­stus noch Judas sind mei­ner Mei­nung nach in der 2.Darstellung abgebildet. 

    Wie ich schon erwähn­te, wur­de ich schon vor eini­ger Zeit von einem Theo­lo­gie­stu­den­ten mit einer Schil­de­rung der angeb­lich dar­ge­stell­ten Sze­ne kon­fron­tiert, in der angeb­lich Jesus den sich erhängt haben­den Judas vom Baum abnimmt, sich über die Schul­tern legt und „lie­be­voll“ aus dem Bild trägt. Angeb­lich zei­ge der Gestus des Bil­des deut­lich, dass „die­ser lie­be­vol­le und barm­her­zi­ge Chri­stus ihn [Judas] nicht in die ewi­ge Ver­damm­nis son­dern viel­mehr in das ewi­ge Licht trägt, obwohl [Judas zu sei­ner Leb­zei­ten nach sei­nem Ver­rat] nicht auf die Barm­her­zig­keit Got­tes ver­traut hat.“
    Nach mei­nem sei­ner­zei­ti­gen Dis­pu­tan­ten: „Jesus hat Erbar­men mit dem geschei­ter­ten Menschen.“
    Und zwar in JEDEM Falle.

    Welch tröst­li­ches Bild, nicht wahr?

    Eine bedin­gungs­lo­se All-Erlö­sung aller Men­schen durch Jesus Christus?

    Nur ist es lei­der biblisch FALSCH ‑gera­de auch im Fal­le des Ver­rä­ters Judas:

    Der Herr selbst sagt in Lk22,22 war­nend über ihn: „..weh dem Men­schen, durch den er [der Men­schen­sohn] ver­ra­ten wird“ und in Mk14,21 nahe­zu dro­hend: „Für ihn [den Ver­rä­ter] wäre es bes­ser, wenn er nie gebo­ren wäre.“
    Das mögen vie­le gera­de auch in der heu­ti­gen Zeit nicht mehr hören und wahr­ha­ben, aber so sind uns die Wor­te des Herrn oder z.B. in Apg 1,16–20 die des Hl. Petrus von den Evan­ge­li­sten bezeugt und zwar uns zur War­nung und Mahnung:
    Es kommt immer gera­de auch auf unse­ren eige­nen Wil­len zur Umkehr zu Gott an, nicht nur allein auf Got­tes Barmherzigkeit.
    Ich gebe dem Stu­den­ten der Theo­lo­gie dar­in recht, wenn er schrieb: „In Jedem Schei­tern des Men­schen bleibt Gott gegen­wär­tig. Er geht nicht, er wen­det sich nicht ab. Er bleibt.“
    Das ist genau der im Gleich­nis des Herrn vom ver­lo­re­nen abwe­sen­den Sohn (Lk 15,11–32) nach die­sem stets sehn­suchts­voll Aus­schau hal­ten­de Vater, der vol­ler Mit­leid und Erbar­men ist und ihm sogar ent­ge­gen­geht, als der Sohn reu­mü­tig zum Vater zurückkehrt.

    Aber ohne die­se eige­ne Umkehr und Reue des ein­zel­nen Men­schen ist eben die Barm­her­zig­keit Got­tes nicht zu haben.

    Wer etwas ande­res pro­pa­giert, weicht von der bibli­schen Bot­schaft ab und irrt.

Kommentare sind deaktiviert.