Neokardinal Cupich: „Meine Interpretation von Amoris Laetitia ist die von Papst Franziskus“


Interpretationsreigen: Erzbischof Cupich erklärt, dieselbe Interpretation von Amoris Laetitia zu vertreten, die auch Papst Franziskus vertritt, der wiederum sagte, dieselbe Interpretation von Amoris Laetitia zu vertreten, die Kardinal Christoph Schönborn am 8. April 2016 in Rom vertreten hat ...
Interpretationsreigen: Erzbischof Cupich erklärt, dieselbe Interpretation von Amoris Laetitia zu vertreten, die auch Papst Franziskus vertritt, der wiederum sagte, dieselbe Interpretation von Amoris Laetitia zu vertreten, die Kardinal Christoph Schönborn am 8. April 2016 in Rom vertreten hat ...

(Washing­ton) Der Kar­di­nal in spe, Bla­se Cupich, Erz­bi­schof von Chi­ca­go, erklär­te in einem Inter­view, daß sei­ne Inter­pre­ta­ti­on des umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­bens Amo­ris lae­ti­tia „die­sel­be von Papst Fran­zis­kus“ ist.

Als progressiver Außenseiter zum einflußreichen Kirchenfürsten

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Msgr. Cupich war 2014 nicht nur Bischof der klei­nen Diö­ze­se Spo­ka­ne im Staat Washing­ton, son­dern auch der pro­gres­si­ve Außen­sei­ter in der Ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. Den­noch, oder gera­de des­halb, wie Beob­ach­ter sagen, ernann­te ihn Papst Fran­zis­kus zum Erz­bi­schof von Chi­ca­go, einem der gewich­tig­sten Bischofs­stüh­le der Welt. Seit­her setzt der argen­ti­ni­sche Papst auf Bla­se Cupich, der den US-Epi­sko­pat auf Berg­o­glio-Kurs brin­gen, oder zumin­dest ein lästi­ger Sta­chel im Fleisch eines zuletzt ziem­lich kom­pak­ten Epi­sko­pats sein soll.

Nach­dem die ame­ri­ka­ni­schen Bischö­fe Cupich wegen sei­ner libe­ra­len Linie nicht zum Syn­oda­len für die Bischofs­syn­ode über die Fami­lie wähl­ten, ernann­te ihn Papst Fran­zis­kus per­sön­lich dazu.

Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag gab das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt bekannt, Cupich am 19. Novem­ber mit der Kar­di­nals­wür­de aus­zu­zeich­nen. Zwei Diö­ze­san­bi­schö­fe der USA wer­den Pur­pur erhal­ten. Unter ihnen fin­det sich kein „Kon­ser­va­ti­ver“, die im päpst­li­chen Gefol­ge nicht weni­ger ver­schrien sind, als die „Tra­di­tio­na­li­sten“.

Cupich erwies sich des päpst­li­chen Ver­trau­ens „wür­dig“ und zeich­ne­te sich in Chi­ca­go und Rom als Ver­tre­ter der „Neu­en Barm­her­zig­keit“ aus. Die katho­li­sche Online-Tages­zei­tung Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na schrieb von „Del­i­ra­men­ta eines Papst-Ver­trau­ten“. Gemeint ist damit Cupich Beto­nung des „sub­jek­ti­ven Gewissens“.

Das „unantastbare“ subjektive Gewissen

Die „Neue Barm­her­zig­keit“ stellt, wo sie in Wider­spruch zur über­lie­fer­ten kirch­li­chen Leh­re gerät, die­ser das „per­sön­li­che Gewis­sen“ gegenüber.

Am 16. Okto­ber 2015 wie­der­hol­te Erz­bi­schof Cupich die­se alt-pro­gres­si­ve The­se gegen­über Jour­na­li­sten, um sei­ne Unter­stüt­zung für die Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ner zur Kom­mu­ni­on zu erklä­ren: „Wenn die Men­schen zu einer Gewis­sens­ent­schei­dun­gen gelan­gen, dann ist es unse­re Auf­ga­be, ihnen dabei zu hel­fen, wei­ter­zu­ge­hen und die­se zu respek­tie­ren. Das Gewis­sen ist unver­letz­lich und wir müs­sen es respek­tie­ren, wenn sie ihre Ent­schei­dung tref­fen, und ich habe das immer getan.“

Wer A sagt, sagt auch B, daher gilt der­sel­be Maß­stab, laut Cupich, auch für die Homo­se­xu­el­len. Das sub­jek­ti­ve Gewis­sen als „unan­tast­ba­re“ und „zu respek­tie­ren­de“ Letzt­in­stanz, das hat­te auch der Doy­en des lin­ken Jour­na­lis­mus in Ita­li­en, der aus frei­mau­re­ri­schem Haus stam­men­de Euge­nio Scal­fa­ri Papst Fran­zis­kus in den Mund gelegt, ohne daß der Vati­kan dies demen­tier­te hätte.

Vati­can Insi­der ver­öf­fent­lich­te ein Inter­view, das der päpst­li­che Hof­va­ti­ka­nist Andrea Tor­ni­el­li mit Cupich zu sei­ner Erhe­bung in den Kar­di­nals­rang führ­te. Gestern erschie­nen bereits die eng­li­sche und spa­ni­sche Fas­sung, heu­te auch die italienische.

Tor­ni­el­li: Eines der am mei­sten dis­ku­tier­ten The­men der ver­gan­ge­nen Mona­te war die Inter­pre­ta­ti­on des ach­ten Kapi­tels der Exho­ra­tio Amo­ris Lae­ti­tia bezüg­lich der wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen. Es gab ver­schie­de­ne Inter­pre­ta­tio­nen: Es gibt sol­che, die sagen, daß nichts geän­dert hat, und sol­che, die hin­ge­gen sagen, daß sich etwas geän­dert hat. Was ist Ihre Posi­ti­on diesbezüglich?

Erz­bi­schof Cupich: Mei­ne Posi­ti­on ist die­sel­be von Papst Fran­zis­kus, der dar­auf ver­wies, daß die kor­rek­te Inter­pre­ta­ti­on von Amo­ris Lae­ti­tia von Kar­di­nal Chri­stoph Schön­born dar­ge­legt wur­de. Und erneut von den Bischö­fen Argen­ti­ni­ens, zu der der Papst fest­stell­te, daß „kei­ne wei­te­ren Inter­pre­ta­tio­nen erfor­der­lich sind“. Des­halb: Wenn jemand wis­sen will, was ich den­ke, muß er sich an die­se Quel­len hal­ten. Ich möch­te zudem die Auf­merk­sam­keit auf einen schö­nen, von Pro­fes­sor Roc­co But­tig­li­o­ne im Osser­va­to­re Roma­no vom 19. Juli die­ses Jah­res len­ken, den ich in unse­rer Diö­ze­san­zei­tung nach­ge­druckt habe. Pro­fes­sor But­tig­li­o­ne leg­te über­zeu­gen­de Argu­men­te vor, was die Kon­ti­nui­tät zu die­sen The­men zwi­schen der Leh­re von Papst Fran­zis­kus und sei­nen Vor­gän­gern und mit dem Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che betrifft.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­can Insi­der (Screen­shot)

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