„Wenn ein Papst zurücktritt, weil er nicht am WJT teilnehmen kann, stimmt etwas nicht“


Petersdom: der lastende Amtsverzicht
Petersdom: der lastende Amtsverzicht

„Wenn ein Papst zurück­tritt, weil er nicht mehr am Welt­ju­gend­tag teil­neh­men kann, dann stimmt etwas nicht.“

Fran­cis­co Fer­nan­dez de la Cigo­ña über die im Inter­view von Elio Guer­ri­e­ro gemach­te Aus­sa­ge, mit der Bene­dikt XVI. sei­nen Amts­ver­zicht begründete.

Bild. Wiki­com­mons

 

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23 Kommentare

  1. Dafür hät­te man doch eine Lösung fin­den kön­nen. Ich fin­de das alles auch sehr eigen­ar­tig. Etwas scheint nicht zu stimmen.

  2. Dies war auch mein erster Gedanke.
    Als Begrün­dung für einen Rück­tritt reicht die Tat­sa­che, nicht mehr zum Welt­ju­gend­tag rei­sen zu kön­nen, jeden­falls nicht aus.
    Denn gei­stig war Papst Bene­dikt ja voll auf der Höhe.
    Es wird mehr dahin­ter­stecken, auch wenn wir es nicht oder nie erfah­ren werden.

    • Lie­be Marienzweig,
      wenn man sich ein­ge­hen­der mit dem theo­lo­gi­schen Den­ken von Joseph Ratz­in­ger befasst, wird man fest­stel­len, dass der Rück­tritt kein so gro­ßes Geheim­nis ist, wie man­che ver­mu­ten. Man muss daher nicht so absur­de Gerüch­te in die Welt set­zen, dass Papst Bene­dikt erpresst wor­den sei. Papst Bene­dikt spür­te, dass er den enor­men Anstren­gun­gen nicht mehr gewach­sen sein wür­de. Gera­de eine sol­che Schwä­che eines Pap­stes könn­te von sub­ver­si­ven Kräf­ten in der Kir­che aus­ge­nutzt wer­den. Auch für die Zukunft stellt das ein ern­stes Pro­blem dar und hier woll­te der Theo­lo­ge Ratz­in­ger noch aus der Auto­ri­tät des Pap­stes her­aus eine kla­re Ant­wort geben, dass eben auch ein Rück­tritt ein mög­li­cher Weg sein kann, nicht muss!

      Es ging also bei die­sem Schritt des Pap­stes nicht nur um eine per­sön­li­che Ent­schei­dung, son­dern dar­um, für die Zukunft den Weg frei­zu­ma­chen, wenn ein Papst spürt, dass er sei­ne Auf­ga­be nicht mehr in der erfor­der­li­chen Wei­se aus gesund­heit­li­chen Grün­den erfül­len kann. Es war also klar eine theo­lo­gi­sche Ent­schei­dung. Papst Bene­dikt hat dies auch immer sehr deut­lich erklärt, nur will man ihm hier nicht zuhö­ren, weil eben Ver­schwö­rungs­theo­rien inter­es­san­ter sind. Betrach­tet man sich die feind­li­chen Kräf­te inner­halb der Kir­che, dann muss man wirk­lich hof­fen, dass der Papst immer im Voll­be­sitz sei­ner Kräf­te ist. Ein kör­per­lich schwa­cher Papst könn­te zum Spiel­ball des Bösen werden.

      • Lie­ber Suarez!
        Ich fin­de es schön, dass Sie so sehr die dama­li­ge Situa­ti­on des Pap­stes Bene­dikt berück­sich­ti­gen zur Zeit sei­nes Rücktrittes. 

        Als ich 2004 infol­ge äusserst dra­ma­ti­scher Umstän­de zum katho­li­schen Glau­ben zurück­fin­den durf­te, war ich dar­über so glück­lich, wie ich es nicht beschrei­ben kann.
        Ich erleb­te die letz­ten Jah­re des Pap­stes Johan­nes Paul II. mit und sei­nen zuse­hends gesund­heit­li­chen Zerfall.
        Aber hat er nicht auch gera­de dadurch sehr vie­le Her­zen berührt?
        Papst Bene­dikt habe ich ver­ehrt und als er mehr und mehr in die Kri­tik geriet, oft­mals auf gera­de­zu hämi­sche Art nie­der­ge­macht wur­de, da lieb­te ich ihn dafür umso­mehr. Dabei hat­te ich immer den Ein­druck, er könn­te ‑wenn er denn woll­te- sei­ne Kri­ti­ker alle­samt locker in die Tasche stecken.
        Bei sei­nem Besuch in Frei­burg ‑es war beim Mün­st­er­ge­bet- kam er ganz nahe an mir vor­bei und ich war unge­mein berührt von sei­ner Aus­strah­lung, die von Demut und gro­ßer Beschei­den­heit geprägt war.
        Sein Rück­tritt hat mir dann fast den Boden unter den Füßen weggezogen.
        Heu­te füh­le ich mich zer­ris­sen, was Papst Bene­dikt XVI. betrifft. Mir ist klar, dass er ein gro­ßer Theo­lo­ge ist. Dass er ein­mal zum Kir­chen­leh­rer ernannt wer­den könn­te, kann ich mir gut vor­stel­len und wür­de mich dar­über freuen.
        Was ich nicht ver­ste­he ist der Zeit­punkt sei­nes Rück­tritts. Lag er mei­ner Erin­ne­rung nach nicht
        so, dass z.B. Kar­di­nal Kas­per dadurch noch die Mög­lich­keit gege­ben wur­de, den neu­en Papst mitzubestimmen?
        Bene­dikt muss­te doch wis­sen, wie moder­ni­stisch und pro­gres­siv eben die­ser Kar­di­nal war.
        Und kann ein Papst wirk­lich sein von Gott gege­be­nes Amt in der Wei­se abge­ben, als han­del­te es sich um den Rück­tritt des in die Jah­re gekom­me­nen Chefs eines Fami­li­en­un­ter­neh­mens, um sei­nem Sohn Platz zu machen?
        Ist nur ein kör­per­lich gesun­der Papst akzeptabel?
        Ist es denn viel­mehr nicht die gei­sti­ge Prä­senz, die unab­ding­bar ist?
        Womit ich auch Pro­ble­me habe ist sein Ver­hält­nis zu Papst Fran­zi­kus. Sieht er denn nicht, wie der amtie­ren­de Papst so häu­fig Ver­wir­rung schafft?
        Im neu­en Buch von Herrn See­wald ist aber aus­drück­lich zu lesen, dass sich Bene­dikt ganz hin­ter Papst Fran­zis­kus stellt.
        Passt also doch kein Blatt Papier zwi­schen beide?
        Es ist alles so ver­wir­rend und mei­ne ganz zu Beginn erwähn­te Freu­de am Glau­ben und Mit­glied der katho­li­schen Kir­che zu sein, ist einer see­li­schen Not gewichen.
        Ent­schud­li­gen Sie bit­te die Län­ge mei­ner Ant­wort an Sie, lie­ber Suarez!

      • Eine nicht unwich­ti­ge Prä­zi­sie­rung mei­ner­seits, lie­ber Suarez.
        Die „see­li­sche Not“ bezog sich nicht auf mei­nen Glau­ben, son­dern auf den Zustand der katho­li­schen Kir­che in unse­rer Zeit. Nicht dass etwa ein fal­scher Ein­druck entsteht.

      • Sie machen es ja noch schlim­mer! Die Heil­sam­keit der Katho­li­schen Kir­che hängt nicht an der Gesund­heit des Pap­stes, schon gar nicht an des­sen phy­si­scher. Im Leid hat uns der Herr errettet.
        Ihre all­zu welt­li­che und rein mate­ria­li­sti­sche Betrach­tung ist kenn­zeich­nend für das, was heut­zu­ta­ge anstel­le der Wahr­heit geglaubt wird. Da gehe ich nicht mit.
        Und man braucht auch kei­ne Verw­schwö­rungs­theo­rie bemü­hen, so ver­nünf­tig ein sol­ches Vor­ge­hen ange­sichts unge­zähl­ter Ver­schwö­run­gen auch ist: Bene­dikt mag das ein­zig mög­li­che getan haben, um mit ihm noch den alten Glau­ben, das alte Papst­tum sicht­bar zu hal­ten. Tat­säch­lich redet er aller­dings so, wie Ent­führ­te und Gefan­ge­ne spre­chen, zu spre­chen gehal­ten sind: Mir geht es gut, macht Euch kei­ne Sor­gen. Ich wer­de gut behan­delt – und so wei­ter und so fort.

      • Lie­be Marienzweig,
        Papst Bene­dikt steht fest auf dem Boden des Vati­ca­num II. Er war an der Aus­ar­bei­tung der Kon­zils­tex­te maß­geb­lich betei­ligt. Vor dem Kon­zil konn­te kein Bischof und Kar­di­nal zurück­tre­ten, die Eme­ri­tie­rung wur­de erst ab dem Kon­zil mög­lich. Sie beruh­te, dies hat Papst Bene­dikt in ver­schie­de­nen Vor­trä­gen und Auf­sät­zen zum Kon­zil sehr genau aus­ge­führt, auf der Erfah­rung, dass durch Alter schwer geschwäch­te Bischö­fe und Kar­di­nä­le vor dem Kon­zil ihr Hir­ten­amt in Teils wohl wirk­lich nicht mehr akzep­ta­bler Wei­se aus­üb­ten bzw. es eben fak­tisch nicht mehr aus­üben konn­ten. Inso­fern über­trug Papst Bene­dikt die­sen Gedan­ken, dass ein Hir­te sei­nem Amt durch Alter und Krank­heit nicht mehr gewach­sen sein kann, kon­se­quent auch auf das Papst­amt. Sein Rück­tritt ist also nur aus der Logik des Kon­zils ver­ständ­lich. Natür­lich war Papst Bene­dikt gei­stig noch vol­ler Kraft, aber kör­per­lich nicht mehr. Ich erin­ne­re mich noch sehr gut dar­an, wie sehr er kör­per­lich sicht­bar ver­fiel und man fast sei­nen bal­di­gen Tod erwar­ten muss­te. Da Papst Bene­dikt schon immer ein Mensch von gro­ßer Ent­schluss­kraft war und er die grund­sätz­li­che, also von sei­ner Per­son unab­hän­gi­ge Gefahr sah, dass ein Papst in eine gesund­heit­li­chen Zustand gera­ten kann, der die Aus­übung sei­nes Amtes unmög­lich macht, hat er eben im Voll­be­sitz sei­ner gei­sti­gen Kraft den Weg frei gemacht. Es war also ein bewuss­ter Schritt des Pap­stes, der eben nicht auf Repres­si­on beruh­te, son­dern aus einer tie­fen Über­zeu­gung. Man muss tat­säch­lich beden­ken, dass ein Papst so sehr gesund­heit­lich ver­fal­len kann, dass er nur noch ein Spiel­ball der nicht immer lau­te­ren Inter­es­sen im Vati­kan wer­den könn­te. Hier woll­te Papst Bene­dikt einen Weg schaf­fen, der dem bei Bischö­fen und Kar­di­nä­len gleicht.

        Was ich an Papst Bene­dikt immer bewun­de­re, ist sei­ne tie­fe Demut und damit sein völ­li­ges Ver­trau­en in Got­tes Han­deln. Natür­lich hät­te er tak­tisch sei­nen Rück­tritt noch ver­zö­gern kön­nen, doch damit hät­te er aus sei­ner Sicht Gott ins Hand­werk gepfuscht und das woll­te er ganz sicher nicht. Man ver­steht Papst Bene­dikt und sei­ne Theo­lo­gie nicht, wenn man über­sieht, dass er immer wie­der her­vor­hebt, dass Gott ein per­so­na­ler, also han­deln­der Gott ist, der durch­aus die Geschicke die­ser Welt in Hän­den hält und dem Men­schen doch die Frei­heit der Ent­schei­dung lässt. Dar­um woll­te er bezo­gen auf das Kon­kla­ve nicht selbst in die Hand neh­men, was Gott sowie­so lenkt. 

        Ich glau­be in der Tat auch, dass Papst Bene­dikt Papst Fran­zis­kus schätzt, wobei er sicher auch vie­les an dem, wie Papst Fran­zis­kus vor­geht, so selbst nie machen wür­de. Aber Papst Bene­dikt bleibt auch hier sei­ner Grund­über­zeu­gung treu, dass der klei­ne Mensch die Kir­che ohne­hin nicht ret­ten kann, wenn Gott ihm nicht unter­stüt­zend hilft. Dass sol­che Hil­fe uns nicht immer sicht­bar ist, gehört wohl zum Geheim­nis Gottes

      • Lie­be Marienzweig,
        noch eine klei­ne Über­le­gung zu Ihren Gedanken.

        Sie fra­gen: „Und kann ein Papst wirk­lich sein von Gott gege­be­nes Amt in der Wei­se abge­ben, als han­del­te es sich um den Rück­tritt des in die Jah­re gekom­me­nen Chefs eines Fami­li­en­un­ter­neh­mens, um sei­nem Sohn Platz zu machen?“

        Bit­te ver­ges­sen Sie nicht, das Papst Bene­dikt bei sei­nem Rück­tritt sag­te, er wer­de wei­ter­hin der Kir­che im Gebet die­nen und zwar mit gan­zem Her­zen und mit sei­ner gan­zen Kraft. Er ist nicht Pri­va­tier wie ein Fir­men­chef gewor­den, der nun sei­nen Ruhe­stand genießt, son­dern ist wei­ter­hin Hir­te, nur eben in einer zurück­ge­zo­ge­ne­ren Rol­le. Es ist wirk­lich die Fra­ge, wie ein Papst , des­sen Kräf­te schwin­dend Gott am besten dient, ob die­ses Die­nen für alle sicht­bar sein muss, im Sin­ne eines öffent­li­chen Dien­stes oder doch auch im Ver­bor­ge­nen sich voll­zie­hen kann.

      • @MisterX

        Die Heil­sam­keit der Katho­li­schen Kir­che hängt zual­ler­erst am Hei­li­gen Geist. Wo man Gott als Han­deln­den aus dem Spiel lässt, hängt man einer all­zu welt­li­chen und rein mate­ria­li­sti­schen Betrach­tung an. Das soll­ten Sie viel­leicht ein­mal bedenken.

        „Tat­säch­lich redet er aller­dings so, wie Ent­führ­te und Gefan­ge­ne spre­chen, zu spre­chen gehal­ten sind…“

        Sie mei­nen Satan tri­um­phie­re schluss­end­lich doch über die Kirche?

  3. Aber ich wer­de Papst Bene­dikt immer lie­ben ‚was auch pas­siert ist oder pas­sie­ren wird.Ich bin sei­ne treue Verehrerin.

  4. „Mei­ne Kraft ist in den Schwa­chen mäch­tig“, schreibt Pau­lus; hät­te Papst Bene­dikt nicht wie sein Vor­gän­ger es auch getan hat, mehr auf die Kraft und den Bei­stand des all­mäch­ti­gen GOTTES ver­trau­en müs­sen? Mit­hil­fe sei­nes kom­pe­ten­ten und vor allem loya­len Sekre­tärs hät­te er die Her­aus­for­de­run­gen des lan­gen Pon­ti­fi­kats mei­stern kön­nen. In bestimm­ten Fäl­len, wie z.B. auch beim Welt­ju­gend­tag, wäre es mög­lich gewe­sen, einen Kar­di­nals-Stell­ver­tre­ter zu schicken. Alle Welt hät­te es ihm nach­ge­se­hen. Natür­lich wären sei­ne Geg­ner und Kri­ti­ker dann auch laut­stark auf den Plan getre­ten und hät­ten sei­ne Abdan­kung ver­langt. Dem woll­te er wahr­schein­lich vorbeugen.

  5. @Marienzweig: Nar­ur­lich braucht ein Papst nicht koer­per­lich gesund zu sein,das ist auch unmoeg­lich da Paep­ste mei­stens ael­te­re Maen­ner sind die nor­ma­ler­wei­se bis ihren Tod Papst geble­ben sind. Und die sind doch nicht alle gesund gestorben!Ich finde,ein (heiliger)Vater bleibt immer Vater,gesund oder krank!

    • Ein eme­ri­tier­ter Bischof bleibt auch Bischof und ein eme­ri­tier­ter Papst bleibt eben auch ein Papst. 

      Papst Bene­dikt hat ja aus­drück­lich betont, dass man nicht vom Papst­amt ein­fach wie­der in einen ande­ren Stand wech­seln kann. Dar­um ja auch der Titel „Sum­mus Pon­ti­fex eme­ri­tus“ mit der Anre­de „Hei­li­ger Vater“.

  6. Die Ent­schei­dung von Papst Bene­dikt bleibt rät­sel­haft, beson­ders der Zeit­punkt. Weni­ge Wochen spä­ter hät­ten sei­ne kirch­li­chen Fein­de und Has­ser kei­ne Chan­ce mehr gehabt. Die Kir­che war auf gutem Weg: Beginn von neu­em Wachs­tum, „Gene­ra­ti­on Bene­det­to“, Beru­fun­gen jun­ger Män­ner und Frau­en, Ent­ste­hung neu­er geist­li­cher, erfolg­ver­spre­chen­der Gemein­schaf­ten. Nach 3 Jah­ren ist fast alles wie­der zer­stört. Freu­de und anhal­ten­der Bei­fall kommt nur von Geg­nern und Zer­stö­rern der Kir­che. Der post­kon­zi­lia­re Nie­der­gang beschleu­nigt sich rapi­de. Beschimp­fung, Ver­wir­rung und Auf­lö­sung der Gläu­bi­gen allenthalben.

    • Nach­dem Papst Bene­dikt im Kon­kla­ve 2005 schon mit­er­le­ben muss­te, wie sei­ne Dau­er­geg­ner Kas­per und Co., ihren Favo­ri­ten Jor­ge Mario Berg­o­glio durch­zu­drücken ver­such­ten, hät­ten bei ihm die Alarm­glocken längst läu­ten müs­sen! Er wäre ver­pflich­tet gewe­sen, in einem wei­te­ren Kon­kla­ve nach sei­nem Rück­tritt, die­sem Ansin­nen vor­zu­beu­gen! „Jeder, der einen Turm baut setzt sich zuerst hin und rech­net aus, ob sei­ne Mit­tel dafür rei­chen…“ Auch in die­sem Fall wäre eine sol­che Berech­nung, „wer darf mei­nen Nach­fol­ger mit­wäh­len und wer nicht“, eine für die Kir­che Not wen­den­de Ent­schei­dung gewe­sen, um dem Libe­ra­li­sie­rungs- und Rela­ti­vie­rungs­trend kei­ne Lob­by zu geben. Mei­ner Mei­nung nach, die letz­te Schul­dig­keit eines frei­wil­lig aus­schei­den­den Papstes!

  7. Wenn ich zu der The­ma­tik noch einen Gedan­ken hin­zu­fü­gen darf:
    der Rück­tritt oder hal­be Rück­tritt von Papst Bene­dikt XVI. wirft eine gan­ze Rei­he von Fra­gen auf. Aber wenn er gemerkt hat, daß es mit sei­nen kör­per­li­chen Kräf­ten nicht mehr gut bestellt ist, ist so ein Rück­tritt auch gut nachvollziehbar.

    Viel­leicht ein Hin­weis zur Apo­stel­ge­schich­te: Simon Petrus war ja das Ober­haupt der Kir­che. Im Jah­re 42 aber fand eine gro­ße Ver­fol­gung der Kir­che statt, aus­ge­löst von den poli­ti­schen Macht­ha­bern und den reli­giö­sen Füh­rern. Jako­bus der Älte­re wur­de ent­haup­tet und man warf Petrus ins Gefäng­nis wo er durch einen Engel Got­tes befreit wur­de. Er muß­te sogleich die Flucht ergrei­fen und ging an einen „ande­ren Ort“; nach der Tra­di­ti­on war es Rom. Jeru­sa­lem aber blieb zu die­ser Zeit selbst­ver­ständ­lich der Mit­tel­punkt und Haupt­ort der jun­gen Chri­sten­heit, und der Apo­stel Jako­bus der Jün­ge­re war Bischof. Es ist anzu­neh­men, daß Jako­bus d.J. dann auch das Ober­haupt der Kir­che war (wahr­schein­lich zusam­men mit Johan­nes), daß er also den akti­ven Part des Petrus­am­tes soz. über­nom­men hat­te wäh­rend Petrus das gei­sti­ge Ober­haupt blieb.
    Man darf hier wohl auf einen soz. geteil­ten Papst­dienst schlie­ßen, ähn­lich wie heute.
    Viel­leicht zum Beweis: beim Apo­stel­kon­zil in Jeru­sa­lem, Jah­re spä­ter, sprach Petrus, aber nach ihm aus­führ­lich Jako­bus d.J. und sei­ne Vor­schlä­ge wur­den von allen übernommen.

  8. @Suarez am 18. Sep­tem­ber 2016 at 13:41

    Sie schrei­ben in Ihrem Kommentar:
    “ … hat er eben im Voll­be­sitz sei­ner gei­sti­gen Kraft den Weg frei gemacht.“

    Frei gemacht wofür?
    Wirk­lich tief­gläu­bi­ge, eher tra­di­tio­nell ori­en­tier­te Katho­li­ken fühl­ten sich schon viel­fach durch Äusse­run­gen Papst Fran­zis­kus vor den Kopf gesto­ßen, gar an den Pran­ger gestellt, wäh­rend ganz der Welt zuge­wand­te Men­schen inner­halb und ausser­halb der Kir­che ihm zujubeln.
    Dass Sie es wich­tig fin­den, dass ein Papst gei­stig und kör­per­lich gesund sein soll­te, um sein Amt gut aus­fül­len zu kön­nen, ist nach­voll­zieh­bar und Ihr Argu­ment, „dass er nur noch ein Spiel­ball der nicht immer lau­te­ren Inter­es­sen im Vati­kan wer­den könn­te,“ ist ja nicht ganz von der Hand zu weisen.
    Doch kann kör­per­li­che Gesund­heit das ein­zi­ge Merk­mal eines guten Pon­ti­fi­kats sein?
    Auch einem gesun­den Papst kann gescha­det wer­den, wenn es inter­es­sier­te Krei­se gezielt dar­auf anle­gen, dies zu tun. 

    Hät­te Papst Bene­dikt sich radi­kal zurück­ge­zo­gen, sich mehr oder weni­ger unsicht­bar gemacht oder wäre er wie­der zum Kar­di­nal gewor­den, hät­te er das wei­ße Gewand aus­ge­zo­gen und wür­de er nicht wei­ter­hin als Hei­li­ger Vater ange­spro­chen wer­den – es wäre leich­ter für vie­le von uns, sei­nen Rück­tritt inner­lich anzunehmen.
    Denn beten, lie­ber Sua­rez, kann man auch im Verborgenen.

    Es ist wahr, wir wis­sen nicht um Got­tes Absich­ten. Wir haben die Zusa­ge Jesu Chri­sti, dass er stets Sei­ner Kir­che den Bei­stand schenkt. Aber die­se Zusa­ge muss ja nicht zwangs­läu­fig die katho­li­sche Kir­che der „west­li­chen“ Art betreffen.
    Es ist also durch­aus mög­lich, dass sie an die Wand gefah­ren wird und es zukünf­tig Bischö­fe braucht, die die größ­ten Schä­den zu ver­hin­dern suchen bzw. sie rück­gän­gig zu machen.

    • Lie­be Marienzweig,
      ich habe schon oft mein Unver­ständ­nis über Aus­sa­gen und Ent­schei­dun­gen von Papst Fran­zis­kus geäu­ßert. Ich bin wie Sie zutiefst betrübt über die lehr­amt­li­che Schwä­che die­ses Pon­ti­fi­ka­tes. Gleich­wohl soll­te man aber die Ent­schei­dung von Papst Bene­dikts zum Rück­tritt nicht allein auf die Fra­ge der direk­ten Nach­fol­ge fokussieren.

      Wenn ich die Kri­tik­punk­te vie­ler tra­di­tio­na­li­sti­scher Katho­li­ken ein­mal zusam­men­fas­sen darf, dann erge­ben sich fol­gen­de Punkte:

      1.) Der Papst ist von Gott ein­ge­setzt und kann daher nicht von sei­nem Amt zurücktreten

      2.) Gesund­heit­li­che Grün­de stel­len allein kei­nen Grund für einen Rück­tritt dar

      3.) Papst Bene­dikt war zwar gesund­heit­lich ange­schla­gen, dafür aber gei­stig fit genug, um wei­ter­hin das Pon­ti­fi­kat auszuüben

      4.) Der Papst hät­te noch mit sei­nem Rück­tritt war­ten müs­sen, um den Ein­fluss von Kar­di­nä­len, wie Kas­per, zu beschnei­den, die kurz vor der Eme­ri­tie­rung standen

      5.) Papst Bene­dikt hät­te um die Gefahr eines pro­gres­si­ven Nach­fol­gers wis­sen müssen

      6.) Der Papst hät­te wie­der in den Bischofs­rang zurück­keh­ren müssen

      Wer die­se 6 Haupt­punk­te (man könn­te sicher noch eini­ge zufü­gen) im Gan­zen über­blickt, dem wird sofort auf­fal­len, dass sich hier Wider­sprü­che fin­den, die schon deut­lich machen, dass die Dis­kus­si­on stark emo­tio­nal bela­den ist. 

      Neh­men wir Punkt 1: Nach der Leh­re der Kir­che ist auch ein Bischof von Gott ein­ge­setzt und den­noch gibt es die kirch­li­che Pra­xis der Eme­ri­tie­rung. Der Papst ist pri­mus inter pares, letzt­end­lich also Bischof von Rom. Sei­ne her­aus­ge­ho­be­ne Stel­lung hebt ihn zwar, was die lehr­amt­li­che Auto­ri­tät angeht, deut­lich von den ande­ren Bischö­fen ab, vom Grun­de her bleibt er aber Bischof wie alle ande­ren Bischö­fe auch. Was also bei den ande­ren Bischö­fen mög­lich ist, muss dann auch bei dem Bischof von Rom mög­lich sein. Papst Bene­dikt ist ja unbe­streit­bar ein gro­ßer Theo­lo­ge, der genau die­ser Logik folgt. 

      Neh­men wir Punkt 2: Natür­lich ist die Gesund­heit der ein­zi­ge Grund einen Rück­tritt zu recht­fer­ti­gen. Das ergibt sich schon dar­aus, dass der Papst Die­ner ist. Wo er nicht mehr die­nen kann, stellt sich ein Pro­blem, dass Ratz­in­ger lösen wollte.

      Zu Punkt 3: Gei­sti­ge Fit­ness ist von kör­per­li­cher Fit­ness nicht wirk­lich zu tren­nen. Nur wo die kör­per­li­chen Kräf­te aus­rei­chen, kann ein Papst auch sei­ne Auto­ri­tät als Papst wah­ren, anson­sten ver­fällt die Autorität.

      Punkt 4 erkennt die Pra­xis der Eme­ri­tie­rung vom Grun­de her an, will sie nur nicht auf den Papst ange­wen­det sehen. Man stel­le sich bit­te ein­mal vor, Kar­di­nä­le, wie Kas­per oder Leh­mann und ande­re könn­ten bis zu ihrem Tod wei­ter mas­si­ven Ein­fluss in der Kir­che neh­men. Hier ist doch jeder tra­di­tio­na­li­sti­sche Katho­lik froh, dass die­se eme­ri­tie­ren mussten.

      Zu Punkt 5: Mög­li­cher­wei­se hat er die Gefahr auch gese­hen, nur ist Papst Bene­dikt ein tief gläu­bi­ger Mensch, der auf Gott ver­traut, auch wenn die Wege zum Heil uns zuwei­len etwas ver­schlun­gen erschei­nen. Zudem woll­te Papst Bene­dikt bewusst und bei kla­rem Ver­stand(!) eine „Grund­satz­ent­schei­dung“ in der Kir­che und damit auch der Leh­re her­bei­füh­ren, die weit über das nach­fol­gen­de Pon­ti­fi­kat hin­aus­wirkt. Man stel­le sich vor, in der Zeit als Papst Johan­nes Paul II. immer stär­ker gesund­heit­lich ver­fiel, hät­te nicht der Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on in Per­son von Joseph Ratz­in­ger an sei­ner Sei­te gestan­den, son­dern z.B. Kar­di­nal Kas­per. Was hät­te dann eine sol­che Kon­stel­la­ti­on für Fol­gen. Die Kir­che braucht einen tat­kräf­ti­gen Papst, gera­de in die­sen stür­mi­schen Zei­ten. Dass Papst Fran­zis­kus, was sei­ne Phy­sis angeht, sehr tat­kräf­tig ist, kann man kaum in Abre­de stel­len, dass er zu recht eigen­wil­li­gen Auf­trit­ten neigt, steht auf einem ande­ren Blatt. Bei aller berech­tig­ten Kri­tik kann man aber Papst Fran­zis­kus nun nicht als den „Refor­mer“ hin­stel­len, den die pro­gres­si­ven Kräf­te in der Kir­che ger­ne in ihm gese­hen hät­ten. Und wenn wir an Got­tes Wir­ken in der Kir­che als tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Chri­sten glau­ben, dann kön­nen wir uns nicht bei die­sem Pon­ti­fi­kat von die­sem Glau­ben dis­pen­sie­ren und nun alles wie­der in Men­schen­hand legen wollen. 

      Wir wis­sen nicht, wel­chen Sinn die­ses Pon­ti­fi­kat kon­kret für die Kir­che und die Gläu­bi­gen hat, viel­leicht die­sen, den Glau­ben inso­fern zu stär­ken, als der ein­zel­ne Christ sich gera­de durch die Wider­sprü­che inten­siv mit sei­nem Glau­ben aus­ein­an­der­set­zen muss. 

      Zu Punkt 6: Da der Papst der Bischof von Rom ist, kann er auch nicht in einen Bischofs­rang (Kar­di­nals­rang) zurück­keh­ren, da er ja Bischof von Rom ist und bleibt. Ein eme­ri­tier­ter Bischof bleibt ja auch Bischof.

      • Sie haben schon recht mit Ihrem Gedan­ken­gang, was das für Fol­gen hät­te haben kön­nen, wenn statt Joseph Ratz­in­ger als Glau­bens­prä­fekt Kar­di­nal Kas­per an der Sei­te des sehr kran­ken Papst Johan­nes Paul II. gestan­den wäre.
        Ihre 6 Punk­te habe ich gele­sen, ich muss sie noch überdenken.
        Lei­der haben wir eine etwas unter­schied­li­che Sicht auf die dama­li­gen Ereig­nis­se, wie auch schon @Franzel11 recht gut beschreibt.
        Aber wie er schon schreibt ist dies bei einem solch ein­schnei­den­den Ereig­nis ja auch gar nicht anders möglich.
        Die Sicht­wei­se von @Pia (vom 19., 10.56 Uhr) ist auch die meine.
        Sehen Sie, lie­ber Sua­rez, es geht ja nicht um Tak­tik, son­dern um Klug­heit. Klug­heit also, um einen evtl. Scha­den von der Kir­che mög­lichst gering zu halten.
        Sich zurück­zu­zie­hen, ohne womög­lich die Fol­gen zu bedenken …
        Bit­te ver­ste­hen Sie uns, die wir damit Schwie­rig­kei­ten haben!

  9. Wenn man sich die Kom­men­ta­re so durch­liest, stellt man fest, daß es zum Rück­tritt von Papst Bene­dikt XVI. unter­schied­li­che Mei­nun­gen und Deu­tun­gen gibt und das ist auch normal.
    Man muß sei­ne Ent­schei­dung und den Grund dafür, mei­ne ich, zunächst ein­mal ohne wenn und aber akzep­tie­ren und respek­tie­ren. Aber dann geht‚s los und die Ein­las­sun­gen von Herrn EB Gäns­wein und auch des Pap­stes eige­nen im Inter­view mit Peter See­wald geben immer neu­en Über­le­gun­gen und Spe­ku­la­tio­nen reich­lich Raum.

    Es war ledig­lich ein hal­ber Rück­tritt, denn auch ein Papst em. ist etwas anders als ein Bischof em. Der Papst eme­ri­tiert sich selbst und ein Bischof hat zu eme­ri­tie­ren. Papst Bene­dikt XVI. begreift sich ja sel­ber so, daß er doch eigent­lich Papst geblie­ben ist und ledig­lich die Amts­ge­schäf­te abge­ge­ben hat. Was heißt das für sei­nen Nach­fol­ger (egal was er sagt und tut) und für „uns“, die Her­de? Wem ist zu fol­gen, wer hat wirk­lich das Sagen?
    Es gibt einen geteil­ten Dienst, ein geteil­tes Papst­amt. Das wäre nicht so schlimm, wenn bei­de am sel­ben Strang zie­hen wür­den. Ist AL bspw. zur Gän­ze auch im Sin­ne von Papst Bene­dikt XVI. oder gilt nicht mehr, was vor­her galt? Klar, Papst Bene­dikt könn­te nichts soz. Nach­tei­li­ges über sei­nen (hal­ben oder wie) Nach­fol­ger sagen.
    Aber da er sich schon (halb­wegs?) posi­tiv? geäu­ßert hat, sind auch sol­che Aus­sa­gen ein Stück weit ver­wir­rend. Mehr und mehr ver­la­gert sich somit die Dis­kus­si­on auf Papst em. Bene­dikt XVI., ob er das woll­te oder nicht.

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