„Willkommenskultur“, Islamisierung, Meinungsfreiheit: Der zensurierte Artikel von Dominik Kardinal Duka im Wortlaut


Dominik Kardinal Duka: Sein Kommentar im Wortlaut zu Masseneinwanderung, Islamisierung und Meinungsfreiheit
Dominik Kardinal Duka: Sein Kommentar im Wortlaut zu Masseneinwanderung, Islamisierung und Meinungsfreiheit

Wie auf die­ser Sei­te unter dem Titel „Kar­di­nal Duka übt Kri­tik an „Will­kom­mens­po­li­tik“ und Isla­mi­sie­rung und wird von eige­ner Zei­tung zen­su­riert“ berich­tet, hat sich der Erz­bi­schof von Prag, Domi­nik Kar­di­nal Duka, kri­tisch über die „Will­kom­mens­kul­tur“, aber auch über den Umgang mit Rede- und Mei­nungs­frei­heit in Kir­che und Gesell­schaft in die­sem Zusam­men­hang geäu­ßert. Die Tat­sa­che, daß Katolickའtà½denà­k, fak­tisch die Kir­chen­zei­tung für die gesam­te Tsche­chi­sche Repu­blik, die Ver­öf­fent­li­chung des Arti­kels ver­wei­gert hat, macht deut­lich, wie berech­tigt die Sor­gen des Kar­di­nals sind. Der Arti­kel ist auf der Face­book-Sei­te Kar­di­nal Dukas erschie­nen und P. Mar­tin Pastrňák OCr, Pro­vin­zi­al für Deutsch­land und Öster­reich der Kreuz­her­ren mit dem Roten Stern, auch Böh­mi­sche Kreuz­her­ren genannt, war so freund­lich, den Text ins Deut­sche zu übertragen:

Sie wollen uns den Gott des Todes verkünden

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Von Domi­nik Kar­di­nal Duka OP

Nach meh­re­ren ter­ro­ri­sti­schen Anschlä­gen, vor allem in Frank­reich und Deutsch­land, haben wir auch einen Angriff auf einen Prie­ster erlebt, der gera­de die Mes­se gele­sen hat. Die­se Tat ist eine War­nung an alle Men­schen, die die vor­aus­ge­gan­ge­nen Anschlä­ge baga­tel­li­siert und auf kran­ke und fru­strier­te Täter zurück­ge­führt haben. Für uns Katho­li­ken wiegt die­ser Mord umso schwe­rer, als es sich um Kir­chen­schän­dung han­delt. Doch ich beto­ne: Das Durch­schnei­den der Keh­le des hoch­be­tag­ten Prie­sters Jac­ques Hamel rich­tet sich nicht nur gegen das Prie­ster­tum. Viel­mehr stellt die­ser Mord den Höhe­punkt einer gan­zen Serie von Anschlä­gen dar. Und wer über die tat­säch­li­chen Hin­ter­grün­de die­ser Tat schweigt oder Lügen ver­brei­tet, betei­ligt sich am Selbst­mord des Abendlandes.

Ich ken­ne die Doku­men­te des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils und weiß, wozu die Kon­zils­kon­sti­tu­ti­on Nost­ra aet­a­te auf­ruft. Ich ken­ne die Erklä­run­gen des Päpst­li­chen Rates [für den inter­re­li­giö­sen Dia­log, Anm. d. Übers.] vom ver­gan­ge­nen Jahr. Ich tre­te für den Dia­log zwi­schen den Reli­gio­nen ein und stim­me mit Papst Fran­zis­kus über­ein, man kön­ne Islam und Ter­ro­ris­mus nicht gleich­set­zen. Ich erin­ne­re aber auch an den Wort­laut des Inter­views, das Papst Fran­zis­kus der fran­zö­si­schen Zeit­schrift La Croix (laut Radio Vati­kan) gege­ben hat. „Es ist nicht mög­lich, die Tore unüber­legt zu öff­nen“, sag­te Papst Fran­zis­kus, als es um Flücht­lin­ge ging. So zeigt er, wie wich­tig es ist, zuerst die Fra­ge nach dem „War­um“ zu stel­len, also war­um es zu die­ser Migra­ti­on gekom­men ist und war­um Mil­lio­nen Men­schen auf der Flucht sind.

Der Papst pran­gert das öko­no­mi­sche System die­ser Welt an, das auf der Macht des Gel­des beruht. Er for­dert von den Euro­pä­ern, sich zu bemü­hen, eine Ghet­toi­sie­rung der Migran­ten zu ver­hin­dern. „Das Zusam­men­le­ben von Chri­sten und Mus­li­men ist mög­lich“, sagt der Papst.
Ich glau­be nicht, daß die Men­schen pri­mär Angst vor dem Islam haben son­dern vor dem Isla­mi­schen Staat und sei­nem Krieg, der aber doch zum Teil im Islam gründet.
„Es ist rich­tig“, so der Papst wei­ter, „die Idee, ande­re Staa­ten zu beset­zen, gehört zum Geist des Islam. Aber man könn­te das Ende des Mat­thä­us­evan­ge­li­ums ana­log inter­pre­tie­ren, wo Jesus sei­ne Apo­stel zu allen Natio­nen sen­det.“ Soweit der Papst. Für ihn folgt dar­aus die Not­wen­dig­keit, zu über­le­gen, wie man das Modell west­li­cher Demo­kra­tie auf Län­der wie den Irak oder Liby­en anwen­den könnte.

Es ist wich­tig, sich klar zu machen, daß die­se Aus­sa­gen des Pap­stes kei­nen geschlos­se­nen Text bil­den, son­dern Ad-hoc-Äuße­run­gen waren. Wenn er sagt, „die Idee, ande­re Staa­ten zu beset­zen, gehört zum Geist des Islam“, dann ist es not­wen­dig, den Islam genau mit dem Ende des Mat­thä­us­evan­ge­li­ums zu ver­glei­chen, wo Jesus zu den Apo­steln sagt: „Dar­um geht zu allen Völ­kern und macht alle Men­schen zu mei­nen Jün­gern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Gei­stes, und lehrt sie, alles zu befol­gen, was ich euch gebo­ten habe“ (Mt 28,19–20). Jesus hat sei­nen Jün­gern nicht die Erobe­rung der Welt gebo­ten, son­dern die Ver­kün­di­gung der Fro­hen Bot­schaft, die der Sohn Got­tes bringt: das Gebot der Got­tes- und der Nächstenliebe.

Ich ken­ne Kar­di­nal Vingt-Trois [Erz­bi­schof von Paris, Anm. d. Übers.] per­sön­lich und sei­ne Mei­nun­gen sehr gut. Der Islam birgt tat­säch­lich gewalt­tä­ti­ge Ten­den­zen in sich. Es ist daher sehr wich­tig, nicht nur die Men­schen, die eine ande­re Auf­fas­sung ver­tre­ten, zu ermu­ti­gen, son­dern auch die streng­gläu­bi­gen Moham­me­da­ner. Bis­wei­len kön­nen wir nicht nach­voll­zie­hen, wie Men­schen reagie­ren, die mit­ten unter sol­chen Gläu­bi­gen leben, ohne die­sen Glau­ben per­sön­lich zu praktizieren.

Als ich die Pre­digt von Erz­bi­schof Lebrun anläß­lich des Begräb­nis­ses von Abbé Hamel gehört habe, woll­te ich gern den Auf­ruf zur Fein­des­lie­be beja­hen, wie ihn Jesus for­mu­liert hat: Nein, wir sind nicht rach­süch­tig und wol­len nicht Böses mit Bösem ver­gel­ten oder Aggres­si­on mit Aggres­si­on begeg­nen. Aber wenn wir über die Lie­be spre­chen, müs­sen wir Gott auch um die Gna­de der  Ein­sicht und des Rates bitten.

Am 27. Juli hat Kar­di­nal Vingt-Trois bei der Gedenk­fei­er für den getö­te­ten Prie­ster gesagt: „Die, die sich in den Man­tel des Reli­giö­sen hül­len, nur um im Ver­bor­ge­nen ihre Taten zu pla­nen und uns den Gott des Todes zu ver­kün­den, den Moloch, der Freu­de am Tod des Men­schen hat, und denen den Him­mel ver­kün­den, die töten – die­se Men­schen kön­nen nicht erwar­ten, daß irgend­je­mand ihren Unsinn glaubt.“
Der Kar­di­nal hat wei­ter erklärt, um die ver­zwei­fel­te Bot­schaft des Islam zu über­win­den, müs­se die Bot­schaft des Evan­ge­li­ums ver­kün­det wer­den. Und wei­ter: In der fran­zö­si­schen Gesell­schaft feh­le der Mut, der Bedro­hung durch den Isla­mi­schen Staat zu begegnen.

Ich stel­le mir die Fra­ge, wie wir mit dem Islam oder den Ungläu­bi­gen spre­chen wol­len, wenn wir inner­halb der Kir­che nicht mit­ein­an­der spre­chen. Anstel­le des Dia­lo­ges und der Suche nach Wahr­heit tun wir unser Gegen­über als Ver­rück­te ab, schlie­ßen sie aus der Gesell­schaft aus und ver­leum­den sie als Unmen­schen. Wenn wir ihre Mei­nung ver­ur­tei­len, behan­deln wir sie gera­de so, wie in den natio­nal­so­zia­li­sti­schen oder kom­mu­ni­sti­schen Lagern. Nein! Heu­te rol­len die Köp­fe nicht mehr auf den Richt­stät­ten, und nie­mand wird mehr zu viel­jäh­ri­gen Gefäng­nis­stra­fen ver­ur­teilt, aber wir ver­nich­ten das Leben der Men­schen auf ganz ähn­li­che Weise.
Erin­nern Sie sich, wie durch öffent­li­che Ankla­gen, die sich spä­ter als unge­recht erwie­sen, trotz der spä­te­ren Begna­di­gung und Ent­schul­di­gung das Leben von Men­schen zer­stört wurde?

Gera­de in die­ser Situa­ti­on möch­te ich alle Men­schen guten Wil­lens auf­ru­fen, lie­ber für die Opfer des Ter­rors zu beten, als nach Ent­schul­di­gun­gen und Recht­fer­ti­gun­gen für die Täter zu suchen. Ich möch­te auf­ru­fen, nicht die­je­ni­gen zu dif­fa­mie­ren, die in gutem Glau­ben ihre Sor­ge um unse­re Zukunft bezie­hungs­wei­se bezüg­lich der Ursa­chen des­sen, was Euro­pa wider­fährt, aus­drücken. Es kann gesche­hen, daß, wäh­rend wir uns gera­de in unse­rem eige­nen Innen­hof strei­ten, hin­ter dem Zaun Anschlä­ge sol­chen Aus­ma­ßes ver­übt wer­den, daß wir nicht mehr reagie­ren kön­nen. Wir haben die Pflicht, unse­re Brü­der und Schwe­stern, unser Land und unse­ren Glau­ben zu schützen.

Über­set­zung: P. Mar­tin Pastrňák OCr,
Ein­lei­tung: Giu­sep­pe Nardi

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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2 Kommentare

  1. Nach­dem ich die Über­set­zung gele­sen habe, kann ich nicht erken­nen, was anstö­ßig an den Wor­ten des Kar­di­nal Duka sein sollte.
    Nichts am Inhalt recht­fer­tigt die Nicht­ver­öf­fent­li­chung sei­nes Arti­kels im Kirchenblatt.
    Wenn nicht ein­mal mehr solch ein Bei­trag erschei­nen darf, steht es wahr­haf­tig schlimm um die Rede- und Mei­nungs­frei­heit auch in der katho­li­schen Kirche.

  2. Neu­er­dings kommt in unse­rer Kir­che nur auf den Tisch, was durch den Zeit­geist der poli­ti­cal cor­rect­ness gefil­tert wur­de; alles ande­re muss frü­her oder spä­ter wie­der zurück­ge­nom­men wer­den, will man in Amt und Ehren bleiben.
    Der Hir­te und Wäch­ter ver­kommt immer mehr zum Nick­männ­chen, sprich Ja-Sager der Nation.

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