Kommission zum Studium des „Frauendiakonats“ in der frühen Kirche errichtet


(Rom) Am ver­gan­ge­nen 12. Mai hat­te Papst Fran­zis­kus sie ange­kün­digt, nun wur­de die Stu­di­en­kom­mis­si­on zum „Dia­ko­nat der Frau“ gebil­det. Trotz der Zeit, die seit der Ankün­di­gung ver­gan­gen ist, herrscht auch unter kirch­li­chen Medi­en­ver­tre­tern ein begriff­li­ches Durcheinander. 

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Von einer Kom­mis­si­on zur wis­sen­schaft­li­chen Erfor­schung des „Dia­ko­nats der Frau“ beson­ders in der frü­hen Kir­che, heißt es im Tages­bul­le­tin des Hei­li­gen Stuhls. Gemeint sind damit die früh­kirch­li­chen Dia­ko­nis­sen, die kei­nen Anteil am Wei­he­sa­kra­ment hat­ten. Einen sol­chen täuscht die Ver­wen­dung des Begriffs Dia­ko­nat vor. Er erin­nert an den Dia­kon, der ersten Stu­fe des sakra­men­ta­len Wei­he­am­tes. Es gilt als unzwei­fel­haft, daß es sich bei die­ser Begriffs­un­schär­fe zum Teil um man­geln­de Kennt­nis han­delt, zum Teil aber um bewuß­te Zwei­deu­tig­keit. In bestimm­ten, femi­ni­sti­schen Kir­chen­krei­sen ist der Drang zum Wei­he­sa­kra­ment nach wie vor leben­dig. Mit der päpst­li­chen Ankün­di­gung, eine Kom­mis­si­on zu bil­den, wur­de ihm neue Nah­rung verschafft.

Jeden­falls hat­ten zahl­rei­che Medi­en die Papst-Wor­te im Sin­ne einer „Öff­nung für Dia­ko­nin­nen“ aus­ge­legt. Auf dem Rück­flug aus Arme­ni­en beklag­te sich Papst Fran­zis­kus dar­über gegen­über Jour­na­li­sten. Die Stu­di­en­kom­mis­si­on habe nicht die even­tu­el­le Zulas­sung von Frau­en zur Dia­ko­nen­wei­he zu prü­fen, son­dern zu unter­su­chen, wel­che Rol­le Dia­ko­nis­sen in der frü­hen Kir­che spiel­ten, so der Papst. Er sei „ein wenig wütend auf die Medi­en“ gewe­sen, weil sie mit „fal­schen Schlag­zei­len“ auf eine „fal­sche Fähr­te gelenkt“ hät­ten, wie Radio Vati­kan, Deut­sche Sek­ti­on, berich­tet. Da die­se Dia­ko­nis­sen der frü­hen Kir­che seit den 70er Jah­ren erheb­li­che Auf­merk­sam­keit gefun­den hät­ten, wer­de es „nicht schwer sein, das zu erhel­len“, mein­te der Papst im Juni. Im Mai hat­te er zu den Gene­ral­obe­rin­nen der katho­li­schen Frau­en­or­den noch betont, sich per­sön­lich zu die­sem The­ma nicht auszukennen.

Kardinal Müller: „Für Diakoninnen keine Grundlage, für Diakonissen kein Bedarf“

Priesterinnen und Bischöfinnen: Was sich einige nach lutherischem und anglikanischem Vorbild mit der Diskussion über das Frauendiakonat wünschen
Prie­ste­rin­nen und Bischö­fin­nen: Was sich eini­ge nach luthe­ri­schem und angli­ka­ni­schem Vor­bild mit der Dis­kus­si­on über das Frau­en­dia­ko­nat wünschen

Bereits unter Papst Johan­nes Paul II. hat­te sich die Inter­na­tio­na­le Theo­lo­gi­sche Kom­mis­si­on aus­drück­lich mit dem Dia­ko­nat und sei­ner Ent­wick­lung in der Kir­che befaßt und 2003 das Doku­ment „Der Dia­ko­nat: Ent­wick­lung und Per­spek­ti­ven“ vor­ge­legt. Ein Doku­ment, das Papst Fran­zis­kus bis­her nicht erwähn­te. Dem The­ma „Dia­ko­nis­sen“ wur­de dar­in ein eige­nes Kapi­tel gewid­met, mit dem die zu klä­ren­den Fra­gen eigent­lich bereits geklärt wur­den. Unter ande­rem heißt es darin:

„Die Kon­sti­tu­tio­nen [um 380] bestehen dar­auf, daß die Dia­ko­nis­sen kei­ner­lei lit­ur­gi­sche Funk­ti­on haben.“

Eben­so wur­de Epi­pha­ni­us von Sala­mis (um 375) zitiert:

„Wenn es auch für die Kir­che den Stand der Dia­ko­nis­sen gibt, ist er jedoch nicht für den prie­ster­li­chen Dienst, auch nicht für eine Auf­ga­be die­ser Art ein­ge­setzt wor­den, son­dern um der Wür­de der Frau wil­len für die Zeit des Taufbades.“

Kar­di­nal Mül­ler, der Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, stell­te im Juni 2013, am Beginn des Pon­ti­fi­kats von Papst Fran­zis­kus, zu einem bun­des­deut­schen Vor­stoß zum Frau­en­dia­ko­nat fest, daß es für Dia­ko­nin­nen kei­ne Grund­la­ge und für Dia­ko­nis­sen kei­nen Bedarf gebe.

Obwohl Papst Fran­zis­kus bereits in der Ver­gan­gen­heit zu erken­nen gab, daß Frau­en kei­nen Anteil am Wei­he­sa­kra­ment haben, rich­te­te er eine in der Sache über­flüs­si­ge Stu­di­en­kom­mis­si­on ein. Beob­ach­ter sehen dar­in einen wei­te­ren Erfolg der „deut­schen Bischö­fe“. Ihrem Druck habe der Papst nachgegeben.

Den Vor­sitz in der neu­en Kom­mis­si­on wird Kuri­en­erz­bi­schof Luis Fran­cis­co Lada­ria Fer­rer SJ, der Sekre­tär der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, inne­ha­ben. Erz­bi­schof Lada­ria Fer­rer ist unter ande­rem für die päpst­li­chen Pre­dig­ten und Bot­schaf­ten zustän­dig. Sei­ne Auf­ga­be wäre es, die Tex­te theo­lo­gisch zu prü­fen, um Miß­ver­ständ­nis­se oder Irr­tü­mer zur Glau­bens­leh­re zu ver­mei­den. Eine durch die Jahr­hun­der­te im Vati­kan geüb­te Pra­xis, die durch die „Spon­ta­nei­tät“ von Papst Fran­zis­kus jedoch fak­tisch zum Erlie­gen gekom­men ist.

Die Mitglieder der Studienkommission

Aus dem deut­schen Sprach­raum wur­den der aus Nie­der­sach­sen stam­men­de Prie­ster und eme­ri­tier­te Pro­fes­sor für Dog­ma­tik an der Uni­ver­si­tät Bonn, Karl Heinz Men­ke, und die aus Bay­ern stam­men­de Pro­fes­so­rin für Spi­ri­tua­li­tät an der Uni­ver­si­tät Wien, Mari­an­ne Schlos­ser, in die Kom­mis­si­on beru­fen. Sowohl Mene­ke als auch Schlos­ser sind Mit­glie­der der Inter­na­tio­na­len Theo­lo­gi­schen Kom­mis­si­on.

Ins­ge­samt gehö­ren der Kom­mis­si­on 12 Theo­lo­gen an, sechs davon sind Frau­en. Neben Men­ke und Schlos­ser sind das:

Sr. Nuria Calduch“‘Benages MHSFN, Mit­glied der Päpst­li­chen Bibelkommission;

Prof. Fran­ce­s­ca Coc­chi­ni, Uni­ver­si­tät La Sapi­en­za und Patri­sti­sches Insti­tut Augu­sti­nia­num in Rom;

Msgr. Pie­ro Coda, Rek­tor des Uni­ver­si­tä­ren Insti­tuts Sophia der Foko­lar-Bewe­gung in Lop­pia­no und Mit­glied der Inter­na­tio­na­len Theo­lo­gi­schen Kommission;

P. Robert Doda­ro OSA, Rek­tor des Patri­sti­schen Insti­tuts Augu­sti­nia­num in Rom und Dozent für Patristik;

P. Sant­ia­go Madri­gal Ter­razas SJ, Dozent für Ekkle­sio­lo­gie, Päpst­li­che Uni­ver­si­tät Comil­las in Madrid;

Sr. Mary Melo­ne SFA, Rek­to­rin der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Anto­nia­num in Rom;

P. Aima­ble Mus­o­ni SDB, Dozent für Ekkle­sio­lo­gie, Päpst­li­che Uni­ver­si­tät der Sale­sia­ner in Rom;

P. Ber­nard Pot­tier SJ, Dozent am Insti­tut d’E­tu­des Théo­lo­gi­ques in Brüs­sel und Mit­glied der Inter­na­tio­na­len Theo­lo­gi­schen Kommission;

Prof. Miche­li­na Ten­ace, Dozent für Fun­da­men­tal­theo­lo­gie an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Gre­go­ria­na in Rom;

Prof. Phyl­lis Zaga­no, Autorin und Dozen­tin für Reli­gi­ons­wis­sen­schaf­ten an der Hof­stra Uni­ver­si­ty, Hemp­stead, New York.

Unter den Mit­glie­dern sticht wegen ihrer Posi­tio­nen vor allem die femi­ni­sti­sche Theo­lo­gin Phyl­lis Zaga­no her­aus, die Master in Kom­mu­ni­ka­ti­on, Lite­ra­tur und Theo­lo­gie vor­wei­sen kann. In der Ver­gan­gen­heit mach­te sie sich publi­zi­stisch für das Frau­en­dia­ko­nat als Teil des Wei­he­sa­kra­men­tes stark. Im pro­gres­si­ven Natio­nal Catho­lic Repor­ter ist sie regel­mä­ßi­ge Kolumnistin.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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1 Kommentar

  1. Bil­dung von Kom­mis­sio­nen zum Abwin­ken bis der Arzt kommt!!! – Erfor­schen, wo es längst nichts mehr zu erfor­schen gibt, weil es bis zum geht nicnt mehr erforscht ist!! – Und aus­ge­rech­net P.F. will uns die Armut vor­le­ben und der Kir­che das Spa­ren beibringen?!!! 

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