Juden und Muslime stellen Bedingungen, unter denen der Vatikan die Piusbruderschaft anerkennen darf?


Priesterweihe bei der Piusbruderschaft
Priesterweihe bei der Piusbruderschaft

(Rom) Die Nach­rich­ten­platt­form Vati­can Insi­der läßt in einem Auf­satz das Ame­ri­can Jewish Comit­tee (AJC) sagen, „was ver­han­del­bar ist und was nicht“ auf dem Weg zur „Ver­söh­nung der Lefeb­vria­ner mit der katho­li­schen Kir­che“. Die  „Bedin­gun­gen“ unter­schei­den sich deut­lich von jenen, die der für die Gesprä­che zustän­di­ge Kuri­en­erz­bi­schof Gui­do Poz­zo nannte.

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Der Auf­satz, unter­zeich­net von Lisa Pal­mie­ri-Bil­lig, der „Reprä­sen­tan­tin des Ame­ri­can Jewish Comit­tee beim Hei­li­gen Stuhl“, wur­de am 28. Juli ver­öf­fent­licht. Dar­in erklä­ren das Ame­ri­can Jewish Comit­tee und der Islam-Ver­tre­ter Yahya Pal­la­vici­ni, unter wel­chen Bedin­gun­gen die katho­li­sche Kir­che die Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. aner­ken­nen könne.

Als Anlaß für den Arti­kel wird das Inter­view von Kuri­en­erz­bi­schof Gui­do Poz­zo mit der Bei­la­ge Christ und Welt (Aus­ga­be 32/​2016) genannt. Erz­bi­schof Poz­zo ist als Sekre­tär der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei offi­zi­ell mit den Gesprä­chen mit der Pius­bru­der­schaft betraut.

Wird der Vatikan Konzilsdokumente für Piusbruderschaft „opfern“?

Die Autorin faßt zusam­men, daß aus dem Inter­view her­vor­geht, daß die „Bru­der­schaft nicht mehr exkom­mu­ni­ziert, aller­dings noch nicht kano­nisch reinte­griert ist, und trotz eini­ger anfäng­li­cher Zuge­ständ­nis­se wei­ter­hin eini­ge wich­ti­ge Doku­men­te des Zwei­ten Vati­ca­num ablehnt.“ Das wer­fe „wei­te­re Fra­gen“ auf, so Pal­mie­ri-Bil­lig.  Die „nahe­lie­gend­ste“, aber bis­her nicht gestell­ten Fra­gen seien:

„Zu wel­chen kon­kre­ten Punk­ten ist der Vati­kan zu Kom­pro­mis­sen bereit?“ und „Wäre der Vati­kan bereit, die maß­geb­li­che Natur eini­ger Doku­men­te des Zwei­ten Vati­ca­num zu opfern, die – obwohl kein Dog­ma – wert­vol­le Instru­men­te für den inter­re­li­giö­sen Dia­log gewor­den sind?“

American Jewish Comittee
Ame­ri­can Jewish Comittee

Zwei zen­tra­le Berei­che sei­en dabei im Spiel. Der erste Bereich betref­fe den „sehr star­ken Wunsch von Papst Fran­zis­kus nach pasto­ra­ler Ein­heit inner­halb der Kir­che und nach Ver­söh­nung der theo­lo­gi­schen Brü­che.“ Dem ste­he der zwei­te Bereich ent­ge­gen, näm­lich „die wich­ti­gen Aus­wir­kun­gen auf die Zukunft grund­le­gen­der Doku­men­te des Zwei­ten Vati­can­ums“. Pal­mie­ri-Bil­lig nennt dazu aus­drück­lich die Doku­men­te Nost­ra Aet­a­te, beson­ders „das Ver­hält­nis der katho­li­schen Kir­che zum jüdi­schen Volk“, und Dignita­tis Hum­a­nae über die Religionsfreiheit.

Die Autorin beklagt in den Aus­sa­gen von Erz­bi­schof Gui­do Poz­zo „das völ­li­ge Feh­len irgend­ei­nes Bezugs“ zu den histo­ri­schen Wur­zeln die­ser Doku­men­te des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils und „damit zu den Grün­den, wes­halb sie Johan­nes XXIII., Paul VI. und die Kon­zils­vä­ter sie für wich­tig hiel­ten“. Kon­kret geht es Pal­mie­ri-Bil­lig um den „Para­graph 4 von Nost­ra Aet­a­te über die Bezie­hun­gen der katho­li­schen Kir­che zum jüdi­schen Volk“. Die­ses „Ver­säum­nis“ sei um so schwer­wie­gen­der wegen des „anschei­nend ein­ge­fleisch­ten theo­lo­gi­schen Anti­se­mi­tis­mus“ der Piusbruderschaft.

„Verzerrte Indoktrinierung“ und „eingefleischten theologischen Antisemitismus“

Die Reprä­sen­tan­tin des Ame­ri­can Jewish Comit­tee führt dann aus, daß Nost­ra Aet­a­te von Johan­nes XXIII. gewollt war, um „end­lich die ver­zerr­te Indok­tri­nie­rung“ der Ankla­ge des „Got­tes­mor­des“ „aus­zu­lö­schen“, eine Anschul­di­gung, die „bereits wäh­rend des Kon­zils von Tri­ent für falsch und absurd erklärt wor­den war“.  Die „Not­wen­dig­keit die­ser Ent­schei­dung“ sei Johan­nes XXIII. durch „eine Begeg­nung mit Jules Isaac, einem Über­le­ben­den des Holo­caust bewußt gewor­den“. Isaac habe den Papst davon über­zeugt, daß „die­se in Euro­pa zir­ku­lie­ren­de Rhe­to­rik das geeig­ne­te Umfeld für die Ent­wick­lung wil­der anti­se­mi­ti­scher Ste­reo­ty­pe geschaf­fen hat­te, die ihrer­seits den Haß nähr­ten, der die Sho­ah mög­lich machte“.

AJC nennt Bedingungen für kanonische Anerkennung der Piusbruderschaft
AJC nennt Bedin­gun­gen für kano­ni­sche Aner­ken­nung der Piusbruderschaft

Dann kommt das Ame­ri­can Jewish Comi­tee zur Sache: Soll­te die Pius­bru­der­schaft kano­nisch aner­kannt wer­den, „bevor“ die Gesprä­che „über die Gül­tig­keit“ von Nost­ra Aet­a­te „eine zufrie­den­stel­len­de Lösung“ gefun­den haben, „wür­den ern­ste Fra­gen entstehen“.

Pal­mie­ri-Bil­lig zitiert dazu aus­führ­lich Ober­rab­bi­ner David Rosen, den Inter­na­tio­na­len Direk­tor des Ame­ri­can Jewish Comit­tee für die inter­re­li­giö­sen Bezie­hun­gen mit den Worten:

„Ich habe voll­stes Ver­trau­en in die Erklä­rung von Kar­di­nal Kurt Koch, Vor­sit­zen­der des Päpst­li­chen Rats zur För­de­rung der Ein­heit der Chri­sten, der erklär­te, daß die Annah­me von Nost­ra Aet­a­te als ver­bind­li­ches Doku­ment durch die Pius­bru­der­schaft ein not­wen­di­ger Schritt ist, damit die Mit­glie­der der Bru­der­schaft for­mal vom Hei­li­gen Stuhl aner­kannt wer­den kön­nen; und ich kann nicht glau­ben, daß Papst Fran­zis­kus weni­ger als das akzep­tie­ren könn­te. Zudem will ich hof­fen, daß der Hei­li­ge Stuhl zusätz­lich zur Aner­ken­nung der Leh­re des Magi­steri­ums bezüg­lich des Juden­tums und des jüdi­schen Vol­kes auch auf die Ver­leug­nung des Anti­se­mi­tis­mus beharrt, der Teil der Kul­tur der Pius­bru­der­schaft war. Es ging nicht nur um ‚Bischof‘ Wil­liam­son und ein Paar ande­re Per­so­nen: Die Inter­net­sei­ten der Orga­ni­sa­ti­on waren in der Ver­gan­gen­heit voll von anti­jü­di­scher Rhe­to­rik. Ich will hof­fen, daß es eine for­ma­le Aner­ken­nung der Aus­sa­ge von Papst Fran­zis­kus in Ein­klang mit sei­nen Vor­gän­gern gibt, die fest­stellt, daß es unmög­lich ist, ein wah­rer Christ zu sein, wenn man anti­se­mi­ti­sche Mei­nun­gen hat.“

Knackpunkt Piusbruderschaft oder Dominus Iesus?

Pal­mie­ri-Bil­lig zeigt sich im wei­te­ren besorgt über den unter­schied­li­chen Grad an dog­ma­ti­scher Ver­bind­lich­keit, die den ver­schie­de­nen Kon­zils­do­ku­men­ten zukom­me, wie Kuri­en­erz­bi­schof Poz­zo in sei­nem Inter­view aus­führ­te. Poz­zo berief sich dabei auf den Wil­len der Kon­zils­vä­ter. Am 18. Novem­ber 1964 erklär­te der Sekre­tär für die Ein­heit der Chri­sten zu Nost­ra Aet­a­te, daß sein Sekre­ta­ri­at kei­ne Absicht habe, dog­ma­ti­sche Erklä­run­gen über die nicht-christ­li­chen Reli­gio­nen son­dern nur prak­ti­sche und pasto­ra­le Nor­men zu erlas­sen, wes­halb Nost­ra Aet­a­te kei­ne dog­ma­ti­sche Ver­bind­lich­keit habe. Es sei daher, so Kuri­en­erz­bi­schof Poz­zo, nicht mög­lich von jemand zu ver­lan­gen, die­ses Doku­ment als „ver­bind­lich“ anzuerkennen.

Imam Yahya Pallavicini
Imam Yahya Pallavicini

Anstoß nimmt die Ame­ri­can Jewish Comit­tee-Reprä­sen­tan­tin auch an der Fest­stel­lung von Erz­bi­schof Poz­zo, daß jede Aus­le­gung von Nost­ra Aet­a­te, die der Erklä­rung Domi­nus Iesus über die Ein­zig­keit und die Heils­uni­ver­sa­li­tät Jesu Chri­sti und der Kir­che von 2000 wider­spre­che, „ohne Fun­da­ment und daher abzu­leh­nen“ sei. Der Sekre­tär von Eccle­sia Dei warn­te in die­sem Zusam­men­hang aus­drück­lich vor einer fal­schen Inter­pre­ta­ti­on des „Gei­stes von Assisi“.

Dem stellt Pal­mie­ri-Bil­lig die Aus­sa­gen von Imam Yahya Pal­la­vici­ni, dem Vize-Prä­si­den­ten der ita­lie­ni­schen Isla­mi­schen Reli­gi­ons­ge­mein­schaft (COREIS) ent­ge­gen, den sie als „inter­na­tio­nal aner­kann­ten Ver­tre­ter eines ‚gemä­ßig­ten‘ tra­di­tio­nel­len Islams“ bezeich­net. Pal­la­vici­ni hat­te sei­ner­seits dem Vati­kan die Rute ins Fen­ster gestellt:

„Die inter­na­tio­na­le isla­mi­sche Gemein­schaft ver­fol­ge auf­merk­sam die Ent­wick­lung die­ses Annä­he­rungs­pro­zes­ses der Pius­bru­der­schaft zur Wie­der­ein­glie­de­rung in die katho­li­sche Kir­che. Dabei geht es um das Fein­ge­fühl, eine Kohä­renz bezüg­lich der pasto­ra­len Aus­wir­kun­gen der Früch­te des Kon­zils und des Doku­ments Nost­ra Aet­a­te zu fin­den. Denn wäh­rend Papst Fran­zis­kus und die katho­li­sche Kir­che zusam­men mit den geist­li­chen Auto­ri­tä­ten vie­ler ande­rer reli­giö­ser Kon­fes­sio­nen den pro­phe­ti­schen Wert die­ses Kon­zils fei­ern, das auf pro­vi­denzi­el­le Wei­se den histo­ri­schen Zyklus von 50 inten­si­ven Jah­ren des inter­re­li­giö­sen und öku­me­ni­schen Dia­logs ein­ge­lei­tet hat, scheint die Pius­bru­der­schaft zumin­dest die Bedeu­tung die­ses Weges und die­ser Aus­rich­tung her­un­ter­zu­spie­len, um eine tra­di­tio­na­li­sti­sche Inter­pre­ta­ti­on auf­recht­zu­er­hal­ten, die fak­tisch die spi­ri­tu­el­le Not­wen­dig­keit des Respekts und der Brü­der­lich­keit gegen­über den Gläu­bi­gen und den Geschöp­fen ande­rer Bekennt­nis­se des Einen Got­tes leug­net. In einem Moment der dra­ma­ti­schen inter­na­tio­na­len Kri­se, in der die Mani­pu­la­ti­on der Reli­gi­on eine Gei­sel eini­ger fun­da­men­ta­li­sti­scher Grup­pen scheint, die eine ‚recht­mä­ßi­ge‘ Gewalt gegen Mus­li­me, Chri­sten und Juden bean­spru­chen, besorgt uns der Ana­chro­nis­mus und die man­geln­de Sen­si­bi­li­tät von Bewe­gun­gen, die der Gesell­schaft und sogar der Kir­che eine ande­re Wer­te­hier­ar­chie auf­zwin­gen bzw. leh­ren wol­len, als das Kon­zil und der Gehor­sam gegen­über den Hei­li­gen und den Päp­sten fordern.“

„Verunglimpfung und Delegitimierung des ‚Aggiornamento‘-Wunsches von Johannes XXIII.“

Die AJC-Reprä­sen­tan­tin äußert zwar, daß die in 70 Län­dern mit 750 Meß­or­ten ver­tre­te­ne Pius­bru­der­schaft in der „enor­men katho­li­schen Welt“ nur einen „ver­hält­nis­mä­ßig klei­nen Ein­fluß“ habe, „aber nichts, was in die­ser Welt geschieht, ist ohne Aus­wir­kun­gen“. Zuge­ständ­nis­se an die Pius­bru­der­schaft „könn­ten leicht“ zu einer „Rück­kehr der alten Vor­ur­tei­le“ gegen ande­re Bekennt­nis­se füh­ren und sich in eine „kämp­fe­ri­sche Über­zeu­gung ver­wan­deln, den ein­zi­gen wah­ren Weg zu Gott zu besitzen“.

Pallavicini wurde in den vergangenen drei Jahren bereits mehrfach von Papst Franziskus empfangen
Pal­la­vici­ni wur­de in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren bereits mehr­fach von Papst Fran­zis­kus empfangen

Das wäre ein wei­te­rer Schritt zur „Ver­un­glimp­fung und Dele­gi­ti­mie­rung des bren­nen­den Wun­sches von Johan­nes XXIII. nach einem ‚Aggior­na­men­to‘ der katho­li­schen Kir­che und zur Rück­kehr pseu­do­re­li­giö­ser, anti­se­mi­ti­scher Ste­reo­ty­pe, die vie­le Jahr­hun­der­te­lan­ge immenses Leid pro­vo­ziert haben und schließ­lich zu den dia­bo­li­schen Ver­fol­gun­gen und Geno­zi­den des 20. Jahr­hun­derts geführt haben.“

Nach­dem die Autorin die Anti­se­mi­tis­mus­keu­le gegen die Pius­bru­der­schaft nie­der­don­nern ließ, lobt sie „das zutiefst aus­sa­ge­kräf­ti­ge Schwei­gen“ von Papst Fran­zis­kus in Aus­schwitz als „ohren­be­täu­bend“.

Koor­di­na­tor von Vati­can Insi­der ist der päpst­li­che Hof­va­ti­ka­nist Andrea Tor­ni­el­li, wes­halb sei­nen Arti­keln und den von sei­ner Platt­form ver­öf­fent­lich­ten Arti­keln beson­de­re Auf­merk­sam­keit zukommt. Das gilt auch für die­sen Arti­kel der AJC-Reprä­sen­tan­tin beim Hei­li­gen Stuhl, mit der Tor­ni­el­li Juden und Mus­li­me die Bedin­gun­gen benen­nen läßt, unter denen der Hei­li­ge Stuhl eine kano­ni­sche Aner­ken­nung der Pius­bru­der­schaft durch­füh­ren kön­ne. Im Umkehr­schluß bedeu­tet das: Soll­ten die­se Bedin­gun­gen nicht erfüllt wer­den, wür­den sich „ern­ste Fra­gen“ auf­tun. Eine Aus­sa­ge im Arti­kel des Ame­ri­can Jewish Comit­tee, die jemand auch als Dro­hung lesen könn­te. Jeden­falls bot Tor­ni­el­li am Ame­ri­can Jewish Comit­tee und dem Isla­mi­schen Reli­gi­ons­rat die Gele­gen­heit, dem Vati­kan die Rute ins Fen­ster zu stel­len. Eine „unge­wöhn­li­che Vor­gangs­wei­se“, denn schließ­lich gehe es „um inner­kirch­li­che Ange­le­gen­hei­ten“, die auch inner­kirch­lich zu klä­ren sei­en. Eine „Ein­mi­schung“ von außen müs­se allein schon aus „grund­sätz­li­chen Erwä­gun­gen zurück­ge­wie­sen“ wer­den, so Mes­sa in Lati­no.

Zwei­fel­haft sei zudem, daß das Ame­ri­can Jewish Comit­tee und der Isla­mi­sche Reli­gi­ons­rat an einem Strang zie­hen, um die katho­li­sche Kir­che vor einer „Rück­kehr“ zu ihrem über­lie­fer­ten Anspruch zu war­nen, daß ihr von Jesus Chri­stus der „ein­zi­ge Weg zum Heil“ anver­traut wurde.

Lisa Palmieri-Billig und Yahya Pallavicini

Lisa Pal­mie­ri-Bil­lig wur­de in Wien gebo­ren. Mit ihrer jüdi­schen Fami­lie emi­grier­te sie 1938 als Klein­kind nach New York. Wäh­rend des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils arbei­te­te sie in der römi­schen Nie­der­las­sung des Jüdi­schen Welt­kon­gres­ses (WJC). Sie war 25 Jah­re lang stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de der Euro­päi­schen Sek­ti­on der 1961 mit Sitz in New York gegrün­de­ten World Con­fe­rence of Reli­gi­ons for Peace (WCRP) und ist noch heu­te Vor­sit­zen­de der Ita­lie­ni­schen Sek­ti­on die­ser Orga­ni­sa­ti­on. Seit 2005 ist die jüdi­sche Vati­kan-Exper­tin AJC-Reprä­sen­tan­tin in Ita­li­en und beim Hei­li­gen Stuhl.

Yahya Pal­la­vici­ni, Jahr­gang 1965, ist Imam der al-Wahid-Moschee von Mai­land. Sei­ne Mut­ter ist Japa­ne­rin, sein Vater Feli­ce Pal­la­vici­ni aus Mai­land, Abkömm­ling eines Zwei­ges eines bekann­ten ita­lie­ni­schen Adels­ge­schlechts, kon­ver­tier­te 1951 im Alter von 25 Jah­ren in Lau­sanne zum Islam. Er selbst spricht lie­ber von einer „Kon­ver­genz“ und „Neu­aus­rich­tung“. Seit­her nennt er sich Abd al-Wahid und rei­ste 30 Jah­re durch die isla­mi­sche Welt, wo er in Istan­bul, Jeru­sa­lem und schließ­lich in Sin­ga­pur in den isla­mi­schen Sufis­mus ein­ge­führt wur­de. 1980 wur­de er selbst zum Scheich (Mei­ster) und als sol­cher Ober­haupt der Sufi-Bru­der­schaft Aha­ma­di­yyah Idris­si­yyah Shad­hi­li­yyah in Euro­pa. Abd al-Wahid Pal­la­vici­ni ver­tritt eine syn­kre­ti­sti­sche Reli­gi­ons­auf­fas­sung, wonach alle Reli­gio­nen zum „einen Gott“ füh­ren. In einer chro­no­lo­gi­schen Abfol­ge habe sich die­ser offen­bart, wobei der Hin­du­is­mus, laut Pal­la­vici­ni, das erste Glied in die­ser Offen­ba­rungs­ket­te sei, die zu den drei mono­the­isti­schen „abra­ha­mi­ti­schen“ Reli­gio­nen füh­re, deren Voll­endung der Islam sei.
1986 nahm er als Islam-Ver­tre­ter am hef­tig umstrit­te­nen Assi­si-Tref­fen für den Frie­den teil, das von der Gemein­schaft San­t’E­gi­dio unter Teil­nah­me von Papst Johan­nes Paul II. aus­ge­rich­tet wur­de. Sein Sohn wur­de 2009 zu den 500 ein­fluß­reich­sten Mus­li­men der Welt gezählt. 1998 ver­han­del­ten Vater und Sohn als Islam­ver­tre­ter eine Aner­ken­nung der isla­mi­schen Reli­gi­ons­ge­mein­schaft durch die Repu­blik Ita­li­en. 2000 ent­stand dafür die Orga­ni­sa­ti­on namens Isla­mi­sche Reli­gi­ons­ge­mein­schaft (COREIS). Er ist Mit­glied im staat­li­chen Islam­bei­rat des ita­lie­ni­schen Innenministeriums.

Bei­de sind Teil eines eli­tä­ren inter­re­li­giö­sen Establishments.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: fsspx/​ajc/​coreis (Screen­shots)

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1 Kommentar

  1. Ich fin­de es skan­da­lös, daß sich Ver­tre­ter des Islam und des Juden­tums mas­siv in Ange­le­gen­hei­ten der katho­li­schen Kir­che ein­mi­schen, und dabei
    mit gro­ßem publi­zi­sti­schen Tam­tam vor­ge­hen. Die­se Pole­mik der Frau Pal­mie­ri-Bil­lig macht ihrem Namen Ehre. Es ist ein bil­li­ger Ver­such der Ein­fluß­nah­me in die inner­sten Ange­le­gen­hei­ten der Kir­che. Wie Kar­di­nal Poz­zo sehr rich­tig fest­stell­te ist „Nost­rae Aet­a­te“ kein Dog­ma­ti­sches son­dern ein Pasto­ral­do­ku­ment des Kon­zils, eben­so wie alle ande­ren Kon­zils­do­ku­men­te. Daß man da erst jetzt dar­auf in Rom kommt ist doch erstaun­lich. Hat man nicht das II. Vati­ca­num über 50 Jah­re wie ein Super­dog­ma ange­se­hen, wel­chem sich alle Katho­li­ken bedin­gungs­los unter­wer­fen müs­sen? Ganz beson­ders im Fal­le von „Nost­rae Aet­a­te“ und „Gau­di­um et spes“ war und ist dies so.

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