Das Drehbuch des Weltjugendtages, das Schweigen des Papstes und Lourdes


Lourdes - der "andere" Weltjugendtag
Lourdes - der "andere" Weltjugendtag

(Kra­kau) Ich fol­ge dem Welt­ju­gend­tag gelang­weilt, weil ich nur das Abspu­len des übli­chen Dreh­buchs erle­be: hoch­ge­ju­bel­te Steg­reif-Pre­dig­ten, Knall­ef­fek­te, die bis ins Detail von Hof­re­gis­seu­ren durch­stu­diert sind – von Les­bos bis zu den monat­li­chen „Vide­os des Pap­stes“. Statt­des­sen habe ich etwas wun­der­ba­res erlebt, aber ganz woan­ders, das ich berich­ten muß.

Anzei­ge

Von Lau­ra Fabbricino

Die päpst­li­chen Video­clips schei­nen etwas zu suchen, das es gar nicht gibt, außer viel­leicht in einer Art von Sam­mel­zwang für urtüm­li­che Armut. In die­sem Monat sind gera­de die indi­ge­nen Völ­ker die Haupt­dar­stel­ler. Die übli­che Lita­nei über „Brücken“ und über „huma­ni­tä­re Hilfe“.

Licht­jah­re ent­fernt schei­nen die außer­ge­wöhn­li­chen Wor­te von Papst Johan­nes Paul II., der den Jugend­li­chen ihre inne­re Unru­he erklär­te: „Es ist Jesus Chri­stus, den ihr in Wirk­lich­keit sucht!“ Damals began­nen die Her­zen vie­ler zu bren­nen, auch mei­nes. Nun erhal­ten die Jugend­li­chen auf ihre Unru­he die Ant­wort, noch mehr „Unru­he“, „Cha­os“ und „Wir­bel“ zu machen.

WJT Krakau 2016
Papst Fran­zis­kus und der WJT 2016

Hin­zu kom­men noch ein Kud­del­mud­del in der Glau­bens­leh­re und ein bibli­sches Cha­os sowie die ethi­sche Prü­gel­stun­de – für die Bösen. Nur, wer sind eigent­lich die Bösen?

Und dann gibt es noch den Clip zur Sho­ah, die – bei allem Respekt für das, was vor mehr als 70 Jah­ren gesche­hen ist – sich heu­te und jetzt im Dra­ma der ver­folg­ten Chri­sten in vie­len Län­dern der Welt  vor unse­ren Augen wie­der­holt, doch es wird kei­ne „Brücke“ geschla­gen, um das Gesche­hen zu begrei­fen. Man erstarrt im histo­ri­schen Geden­ken, postu­liert ein „Nie­mals ver­ges­sen, damit es sich nie wie­der­holt“ ohne Rea­li­täts­be­zug zur Aktualität.

Dazu gehört auch das Dra­ma des Schwei­gens von Papst Fran­zis­kus, der nicht über die heu­ti­ge „Sho­ah“ spre­chen will, jene die heu­te und jetzt an den Chri­sten (und Nicht-Chri­sten) began­gen wird. An den Chri­sten, die ihr Leben ver­lie­ren, ohne daß irgend­ei­ne „Brücke“ ihnen zu Hil­fe kommt, die ihnen Ret­tung vor dem isla­mi­schen Hen­ker verschafft.

Es ist das­sel­be Schwei­gen, das Papst Fran­zis­kus auch zum Dra­ma des Mas­sen­mor­des an unge­bo­re­nen Kin­dern ein­nimmt. Wer behaup­tet, man ler­ne etwas aus der Geschich­te, hat vom Men­schen ohne Chri­stus nichts verstanden.

Doch, Gott sei Dank, gibt es Maria!

Ich muß es berich­ten, weil es ein wirk­li­ches Wun­der ist, das ich vor kur­zem an einem ganz ande­ren Ort, näm­lich in Lour­des erle­ben durf­te. Etwas, das über die übli­chen Mas­sen von Jugend­li­chen hin­aus­geht, die man bei Welt­ju­gend­ta­gen sieht.

Ich sah Jugend­li­che, Hun­der­te und Aber­hun­der­te von Jugend­li­chen, von Kin­dern, von jun­gen Fami­li­en, von Men­schen allen Alters, die zusam­men mit ihren Prie­stern, ganz vie­le davon in Sou­ta­ne, auf dem blo­ßen Asphalt und dem nack­ten Zement knie­ten und bete­ten. Es ist zu wie­der­ho­len: die kniend auf Asphalt und Zement beteten.

Die ein­zi­gen Fah­nen, die zu sehen waren, waren klei­ne Fähn­chen, um die Her­de der Klein­sten, die mit jun­gen Fami­li­en dabei waren, zusammenzuhalten.

Sie haben gebe­tet, gebe­tet, gebetet.
Und dann?
Sie haben in Stil­le ange­be­tet, ange­be­tet, angebetet.
Und dann?
Dann haben sie den Kreuz­weg gebe­tet und Rosenkränze.
Ich sah, wie die Men­schen in die Wan­nen stie­gen, auch ein ganz klei­nes Kind, und ich habe mit eige­nen Augen gese­hen, wel­che Wun­der die lie­ben­de Für­spra­che Mari­ens bewir­ken kann.

Junger Priester in Lourdes
Jun­ger Prie­ster in Lourdes

Da habe ich mir gedacht, vom näch­sten Erspar­ten, schicke ich mei­ne Kin­der auch hin. Nicht zum Welt­ju­gend­tag, son­dern nach Lourdes.
Über den Fluß Gave gibt es vie­le schö­ne Brücken, ech­te Brücken. In Lour­des gibt es eine wun­der­ba­re Hei­li­ge Pfor­te aus Fleisch und Blut und gläu­bi­ger Annah­me, aus der lau­fend neue Kin­der Got­tes her­vor­ge­hen. Dort lehrt Maria das Knien. Hun­der­te sind es stän­dig, Tau­sen­de täg­lich, Ganz ohne Dreh­buch, ohne ein­stu­dier­te Effek­te und ohne Fernsehkameras.
Und auch ohne Smart­phones und Selfies!
Die Erwach­se­nen mögen wel­che gehabt haben, aber die Kin­der nicht. Aus Lie­be zur Mutter.

Ich sah dort mehr jun­ge Men­schen als Kranke.
Das sagt schon alles.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: krakow2016/​laportelatine/​

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

1 Kommentar

  1. Auf dem WJT in Kra­kau haben die Jugend­li­chen nicht nur gebe­tet, getanzt und gesun­gen, son­dern vor allem auch ange­be­tet, ange­be­tet und noch­mals – den HERRN – ange­be­tet! Tag und Nacht war in vie­len Kir­chen das Aller­hei­lig­ste aus­ge­setzt. – Das Lob GOTTES stieg unauf­hör­lich zum Him­mel empor. Unsäg­li­che Strö­me von Gna­den sind in die­ser Woche in der Stadt des geöff­ne­ten Her­zens JESU geflos­sen, in der sich die gan­ze Welt­kir­che getrof­fen hat. Dar­un­ter auch Tau­sen­de von Orden­leu­ten, sogar soche, die sonst in stren­ger Klau­sur leben. Die Gna­de war förm­lich spür- und mess­bar: Nicht nur die Pfor­ten der BARMHERZIGKEIT, son­dern der gan­ze Him­mel stand offen und fei­er­te mit!
    Nicht zu ver­ges­sen, die vie­len, vie­len, gro­ßen Opfer die die Jugend­li­chen und jung geblie­be­nen in die­sen Tagen des Aus­nah­me­zu­stands brach­ten: Sen­gen­de Hit­ze und strö­men­der Regen wech­seln­den sich ab, über­all nicht enden wol­len­de War­te­schlan­gen, lan­ge Fuß­maer­sche mit schwe­rem Gepäck, über­füll­te Kate­che­sen ohne beque­me Sitz­ge­le­gen­hei­ten. Har­te Gedulds­pro­ben for­der­ten das Äußer­ste ab – manch­mal bis zur Gren­ze der Belast­bar­keit – und trotz­dem – über­all nur Freu­de, Freu­de, über­schäu­men­de Freu­de und gegen­sei­ti­ge Rück­sicht­nah­me mit wun­der­ba­ren Begeg­nun­gen und Lob­preis ohne Ende.
    Wer einen Vor­ge­schmack des Him­mels haben möch­te, der muss den WJT besu­chen – man kann es nicht beschrei­ben, man muss es erlebt haben!

Kommentare sind deaktiviert.