Kardinal Sarah: Wandlungsworte lauten „für viele“ und nicht „für alle“


(Madrid) Kar­di­nal Robert Sarah, der Prä­fekt der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung äußer­te in Spa­ni­en sei­ne Hoff­nung, daß auch die spa­ni­sche Kir­che „im kom­men­den“ Jahr die Wand­lungs­wor­te pro mul­tis ein­füh­ren wird.

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2006 hat­te Papst Bene­dikt XVI. ein Dekret der Kon­gre­ga­ti­on appro­biert, die Über­set­zung der Wand­lungs­wor­te in die jewei­li­ge Lan­des­spra­che exak­ter an die aus­schla­gen­de latei­ni­sche Kir­chen­spra­che und die Evan­ge­li­en anzupassen.

Kar­di­nal Arin­ze, von 2002–2008 Prä­fekt der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on, schrieb damals an alle Bischofskonferenzen:

„Die Bischofs­kon­fe­ren­zen der Län­der, in denen der­zeit der Wort­laut ‚für alle‘ oder ein Äqui­va­lent dafür im Gebrauch sind, wer­den daher gebe­ten, den Gläu­bi­gen in den näch­sten ein bis zwei Jah­ren die not­wen­di­gen Kate­che­sen über die­ses The­ma zu hal­ten, um sie für die Ein­füh­rung einer genau­en Über­set­zung der Wen­dung pro mul­tis – zum Bei­spiel ‚for many‘, ‚per mol­ti‘, etc. – in die Lan­des­spra­che vor­zu­be­rei­ten. Das wird bei den näch­sten Über­set­zun­gen des Römi­schen Mis­sa­les der Fall sein, wel­che die Bischö­fe und der Hei­li­ge Stuhl für den Gebrauch in den ver­schie­de­nen Län­dern zulas­sen werden.“

Säumige Bischofskonferenzen

Das war vor zehn Jah­ren. Man­che Bischofs­kon­fe­ren­zen reagier­ten, dar­un­ter jene der USA. Der eng­lisch­spra­chi­ge Raum setz­te die Reform zuerst durch. Auch die neue spa­ni­sche Über­set­zung des Mis­sa­les ist längst fer­tig und wur­de von eini­gen Län­dern, dar­un­ter Mexi­ko, bereits umge­setzt. Ande­re Län­der sind säu­mig, dazu gehö­ren Spa­ni­en, Ita­li­en und der deut­sche Sprachraum.

In Spa­ni­en wur­de die Neu­über­set­zung von der Bischofs­kon­fe­renz zwar auch appro­biert. Umge­setzt wur­de sie aber noch nicht. Nörd­lich und süd­li­che der Alpen, im deut­schen und ita­lie­ni­schen Raum scheint man die Wahl von Papst Fran­zis­kus als „Atem­pau­se“ zu ver­ste­hen, die Sache ver­schlep­pen zu können.

Zur Begrün­dung wur­den zunächst Dis­kus­si­on und Beschluß genannt, dann die nöti­ge Fer­tig­stel­lung und Her­aus­ga­be einer neu­en Mis­sa­le-Über­set­zung und schließ­lich „Schwie­rig­kei­ten“, da die Gläu­bi­gen den „Wech­sel“ nicht ver­ste­hen würden.

Die deut­schen Bischö­fe waren so gefin­kelt, daß sie in einem dia­lek­ti­schen Wort­spiel vor­erst jede Umset­zung der päpst­li­chen Anord­nung zum „Unge­hor­sam“ durch Eigen­mäch­tig­keit umin­ter­pre­tier­ten. Eini­ge Prie­ster, denen die Evan­ge­li­en­treue der Wand­lungs­wor­te wich­tig ist, hat­ten näm­lich auf eige­ne Faust die ver­bind­li­che Anwei­sung Bene­dikts umzu­set­zen begonnen.

Wand­lungs­wor­te lauteten„immer pro mul­tis und nie pro omni­bus

Nicht min­der para­dox erscheint die Behaup­tung, das Volk sei nicht aus­rei­chend infor­miert, da die­se Auf­ga­be aus­drück­lich den Bischö­fen über­tra­gen wor­den war. Wenn die Gläu­bi­gen nicht aus­rei­chend unter­rich­tet sind, dann liegt dies an den Bischö­fen. Im deut­schen Sprach­raum wur­den selbst zehn Jah­re nach der für die gesam­te Welt­kir­che ver­bind­li­chen päpst­li­chen Ent­schei­dung kei­ne Anstren­gun­gen dazu unternommen.

In Spa­ni­en scheint es nun doch zu klap­pen. Kar­di­nal Sarah sag­te bei sei­nem jüng­sten Spa­ni­en-Besuch gegen­über Info­Va­ti­ca­na nur soviel:

„Ich hof­fe, daß 2017 auch in Spa­ni­en die hei­li­ge Mes­se mit dem pro mul­tis zele­briert wird.“

Die „exak­te Über­set­zung“ des latei­ni­schen pro mul­tis lau­te „pro muchos“ (für vie­le) und nicht „pro todos“ (für alle). So ist es durch die Evan­ge­li­en über­lie­fert, wes­halb Auf­trag, Ver­pflich­tung und Wunsch sein müs­se, sich dar­an zu halten.

Kar­di­nal Sarah rief dabei in Erin­ne­rung, daß im Römi­schen Ritus „immer pro mul­tis und nie pro omni­bus“ lau­te­ten.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Infovaticana

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