(Bern) Am 1. Juni fand die Eröffnung des St. Gotthard-Basistunnels, des mit 57 Kilometern längsten Eisenbahntunnels der Welt statt. Zu Recht sind die Schweizer stolz auf diese Leistung. Die Gesamtkosten lagen am Ende nur 20 Prozent über der anfangs veranschlagten Summe. Eine vorbildliche Leistung. Zur Eröffnung hatte sich ein Großteil der europäischen Politprominenz eingefunden von Lichtensteins Regierungschef Adrian Hasler über Bundeskanzlerin Angela Merkel (Berlin), Bundeskanzler Christian Kern (Wien), bis François Hollande (Paris) und Matteo Renzi (Rom).
Befremdlich hingegen war das Schauspiel, das als Teil der Eröffnungsfeierlichkeiten aufgeführt wurde, dessen Sinnhaftigkeit sich aber nicht erschließen will. Von einer „Anbetung der Dämonen“ schrieb InfoVaticana. Das Spektakel habe „satanische und sexuelle Anspielungen“ enthalten, so die spanische Internetzeitung.
Europas Entscheidungsträger sahen eine dämonische Gestalt mit Hörnern, die nicht als Bündner Steinbock ausgegeben werden konnte, da der Basistunnel den Kanton Graubünden nicht berührt. Diese Gestalt stieß gräßliche Laute aus, während sie sexuelle Handlungen an verschiedenen männlichen und weiblichen Schauspielern simulierte.
Schweizer Medien schrieben von einer „bizarren“ Eröffnungseinlage, mit der laut Angaben des bundesdeutschen Theaterregisseurs Volker Hesse die Geschichte des Gotthards nachgestellt werden sollte. Von „Stechschritt, Schwermut und gespielter Freude“ schrieb der Schweizer Tagesanzeiger über das Hesse-Spektakel. Wollte Hesse durch die Flucht in ein ambivalentes Schwanken zwischen einem ordnungslosen, instinktgeleiteten Chaos und mechanischen, geistlos wirkenden Massen das Ende des Kulturschaffens anzeigen?
Bekanntlich kommt das Regietheater nicht ohne „Dekonstruktion“ des Schönen und Guten und nicht ohne Sex aus. Volker Hesse erhält seit Jahren lukrative Engagements in der Schweiz.
So inszenierte er 2000 und 2007 als Einsiedler Welttheater. Selbst dem damaligen Einsiedler Abt, Martin Werlen, wurde es zuviel. In einem offenen Brief warf er Hesse vor, daß sein „Welttheater“ nur so davon triefe, was gerade „in“ sei, insgesamt aber „ohne Hoffnung und Zuversicht“ sei. Die Menschen kämen mit „ihrer Verzweiflung, ihrer Angst, ihrer Gottlosigkeit und ihrer Hoffnungslosigkeit“ auf den Klosterplatz nach Einsiedeln, bekämen dort aber eine Inszenierung geboten, die „zu düster und zu hoffnungslos“ sei. Volker Hesse sei daher, so der Abt, wohl nicht der richtige Mann „für eine solche Inszenierung“.
Ob er der „richtige Mann“ für die Inszenierung zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels war, darf ebenso bezweifelt werden.
Text: Andreas Becker
Bild: InfoVaticana