Warum Mexiko der Erosion durch evangelikale Gruppen standhält


Guadalupe: Katholische Kirche in Mexiko

(Mexi­ko-Stadt) Bis zum Don­ners­tag wird Papst Fran­zis­kus noch Mexi­ko besu­chen. Es han­delt sich um den sieb­ten Besuch eines Pap­stes im größ­ten mit­tel­ame­ri­ka­ni­schen Land. Papst Johan­nes Paul II. besuch­te es fünf­mal, Bene­dikt XVI. ein­mal und nun zum ersten Mal Papst Fran­zis­kus. Latein­ame­ri­ka gilt als katho­li­scher Kon­ti­nent. evan­ge­li­ka­le und pfingst­le­ri­sche Frei­kir­chen, die ihren Aus­gang aus den USA nah­men, zeh­ren jedoch in vie­len Län­dern an der Sub­stanz der katho­li­schen Kir­che. Mexi­ko ist das Land, das die­ser Offen­si­ve am besten standhielt.

Das Land der Cristeros

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Als Mexi­ko 1810/​1821 von Spa­ni­en unab­hän­gig wur­de, umfaß­te es noch ganz Mit­tel­ame­ri­ka und ein gutes Vier­tel der heu­ti­gen USA. Mexi­ko ist heu­te das katho­lisch­ste Land Latein­ame­ri­kas. Das Land der Cri­ste­ros erleb­te seit der Unab­hän­gig­keit meh­re­re Kir­chen­ver­fol­gun­gen, beson­ders bru­tal in der ersten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts zwi­schen 1917 und 1934. Eine Ver­fol­gung, die unter dem libe­ra­len, frei­mau­re­ri­schen Staats­prä­si­dent Plut­ar­co Elà­as Cal­les zur anti­ka­tho­li­schen Guer­ra Cri­ste­ra von 1926–1929 führte.

Laut dem Washing­to­ner Pew Rese­arch Cen­ter beken­nen sich 81 Pro­zent der Mexi­ka­ner zur katho­li­schen Kir­che. Das ist, laut einer jüng­sten Stu­die, des auf reli­gi­ons­so­zio­lo­gi­sche Fra­gen spe­zia­li­sier­ten Insti­tuts, der höch­ste Anteil in ganz Latein­ame­ri­ka, wo pro­te­stan­ti­sche Frei­kir­chen der katho­li­schen Kir­che zu schaf­fen machen. In der Papst-Hei­mat Argen­ti­ni­en beken­nen sich nur mehr 71 Pro­zent der Bevöl­ke­rung als Katho­li­ken. Im benach­bar­ten Uru­gu­ay und in Hon­du­ras sol­len es weni­ger als die Hälf­te sein.

Was unter­schei­det Mexi­ko von den ande­ren latein­ame­ri­ka­ni­schen Staa­ten, daß der katho­li­sche Glau­ben dort stär­ker ver­wur­zelt ist?

Lateinamerikas Unabhängigkeit durch antiklerikale Kräfte geprägt

Mexi­ko hält dem mas­si­ven Expan­si­ons­drang einer Myria­de von pro­te­stan­ti­schen Grup­pie­run­gen evan­ge­li­ka­ler und pfingst­le­ri­scher Prä­gung stand, die mit bewun­derns­wer­tem mis­sio­na­ri­schen Eifer eine reli­giö­se Vari­an­te des Ame­ri­can Way of Life expor­tie­ren. Sie haben beson­ders in Bra­si­li­en und in ande­ren mit­tel­ame­ri­ka­ni­schen Staa­ten Fuß gefaßt. In Bra­si­li­en, das vor weni­gen Jahr­zehn­ten noch fast in sei­ner Gesamt­heit ein katho­li­sches Land war, beken­nen sich nur mehr 61 Pro­zent zur katho­li­schen Kir­che. In Hon­du­ras sol­len es nur mehr 46 Pro­zent sein, in Gua­te­ma­la, El Sal­va­dor und Nika­ra­gua nur mehr die Hälf­te. In Mexi­ko fin­det eine Ero­si­on nur im Süden des Lan­des statt, im Chia­pas, wo an der Gren­ze zu Gua­te­ma­la die indi­ge­nen Völ­ker stark sind.

Jüngste PEW-Erhebung: Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung
Jüng­ste PEW-Erhe­bung: Anteil der Katho­li­ken an der Gesamtbevölkerung

Zudem hat Mexi­ko bes­ser der poli­tisch oktroy­ier­ten Säku­la­ri­sie­rung stand­ge­hal­ten, die ihr von einer meist anti­kle­ri­ka­len, häu­fig frei­mau­re­risch gepräg­ten Poli­ti­ker­klas­se auf­ge­zwun­gen wur­de. Das hat mit der latein­ame­ri­ka­ni­schen Unab­hän­gig­keits­be­we­gung zu tun, die vom libe­ral-repu­bli­ka­ni­schen, kir­chen­feind­li­chen Teil der his­pa­ni­schen Ober­schicht ange­führt wur­de, die sich mit Gewalt gegen den meist spa­ni­en­treu­en, mon­ar­chi­sti­schen, katho­li­schen Teil durchsetzte.

„Uru­gu­ay ist das Land, in dem die katho­li­sche Kir­che am mei­sten unter den Fol­gen der lan­gen Herr­schaft einer poli­ti­schen Klas­se und eines Bür­ger­tums zu lei­den hat, die stark anti­kle­ri­kal und frei­mau­re­risch geprägt sind“, so der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster. Es sei daher kein Zufall, daß dort heu­te der Katho­li­ken­an­teil mit 42 Pro­zent unter allen latein­ame­ri­ka­ni­schen Staa­ten am gering­sten ist.

Widerstand gegen die Kirchenverfolgung verwurzelte den Glauben im Boden

Im Gegen­satz dazu ist der Katho­li­ken­an­teil in Mexi­ko fast dop­pelt so groß, obwohl Mexi­ko einer noch viel län­ge­ren und rück­sichts­lo­se­ren kir­chen­feind­li­chen, frei­mau­re­ri­schen Offen­si­ve aus­ge­setzt war. Als in Mexi­ko die Klö­ster geschlos­sen, die Prie­ster zu Frei­wild erklärt wur­den und die Kir­che regel­recht aus­ge­löscht wer­den soll­te, grif­fen die Katho­li­ken zu den Waf­fen, um sich zu ver­tei­di­gen. Das Gna­den­bild der Got­tes­mut­ter von Gua­d­a­lu­pe wähl­ten sie sich zu ihrem Sym­bol. „Viva Cri­sto Rey“ (Es lebe Chri­stus König) wur­de ihr Schlachtruf.

Der 15jährige José Sanchez del Rio wur­de 2005 zusam­men mit zwölf Gefähr­ten von Papst Bene­dikt XVI. selig­ge­spro­chen. Das Dekret für sei­ne Hei­lig­spre­chung wur­de von Papst Fran­zis­kus bereits unter­zeich­net. Noch in die­sem Jahr wird die Kano­ni­sie­rung statt­fin­den. Sein Schick­sal bil­de­te 2012 die Grund­la­ge zum Spiel­film Cri­stia­da, der vom Film­ver­leih jedoch der­ma­ßen boy­kot­tiert wur­de, daß er in Euro­pa bis heu­te kaum zu sehen war. Eine Wür­di­gung des katho­li­schen Frei­heits­kamp­fes gegen die Bru­ta­li­tät eines frei­mau­re­ri­schen Libe­ra­lis­mus ist offen­sicht­lich uner­wünscht, wäh­rend fast täg­lich in Kinos und im Fern­se­hen Fil­me mit anti­ka­tho­li­schen Sei­ten­hie­ben gezeigt werden.

Als Papst Johan­nes Paul II. 1979 erst­mals Mexi­ko besuch­te, waren noch Geset­ze in Kraft, die der Kir­che jede öffent­li­che Prä­senz ver­bo­ten. Auch gab es noch kei­ne diplo­ma­ti­schen Bezie­hun­gen zwi­schen Mexi­ko und dem Hei­li­gen Stuhl. Das Volk emp­fing das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt aber mit sol­cher Begei­ste­rung und Anhäng­lich­keit, daß der Besuch zur Initi­al­zün­dung für die Schritt­wei­se Abschaf­fung der anti­ka­tho­li­schen Geset­ze wur­de. Die jahr­zehn­te­lan­ge Unter­drückung der Kir­che, scheint wesent­lich zur Bewah­rung der katho­li­schen Iden­ti­tät Mexi­kos bei­getra­gen zu haben.

Trauma verhindert politische Partizipation

Kurz bevor Papst Fran­zis­kus zu sei­ner Mexi­ko-Rei­se auf­brach, sag­te Pater Arman­do Flo­res Navar­ro, der Rek­tor des Päpst­li­chen Mexi­ka­ni­schen Kol­legs in Rom: „Das Trau­ma ist noch nicht voll­stän­dig über­wun­den.“ Die Bischö­fe wür­den die jun­gen Katho­li­ken auf­for­dern, die Lücken in der öffent­li­chen Prä­senz der Kir­che zu schlie­ßen und das Volk ant­wor­te mit bemer­kens­wer­ter Teil­nah­me. „Die Katho­li­ken zei­gen eine spon­ta­ne und außer­ge­wöhn­li­che Soli­da­ri­tät. Vom poli­ti­schen Leben aber, hal­ten sie sich noch immer ein biß­chen fern.“

Mit ande­ren Wor­ten: Die Poli­tik und die Füh­rung im Staat wer­den nicht­ka­tho­li­schen Kräf­ten über­las­sen, weit­ge­hend jenen Kräf­ten, die seit 100 Jah­ren die Katho­li­ken von der Regie­rung fern­hal­ten. Offen­bar wur­de die Lek­ti­on den Katho­li­ken in meh­re­ren Gene­ra­tio­nen so ein­ge­bleut, daß sie sich sicher­heits­hal­ber selbst unter ver­än­der­ten Bedin­gun­gen noch selbst dar­an halten.

Das bedeu­tet auch, daß die Katho­li­ken Mexi­kos gesell­schafts­po­li­ti­schen Pro­gram­men, die der natür­li­chen und der gött­li­chen Ord­nung wider­spre­chen, wie Schei­dung und „Homo-Ehe“, kaum Wider­stand ent­ge­gen­set­zen. Anders als in Euro­pa sind die Mexi­ka­ner aber zugleich mehr­heit­lich gegen die Auf­he­bung des Prie­ster­zö­li­bats. Wo im deut­schen Sprach­raum sat­te Mehr­hei­ten bei Umfra­gen es allen Ern­stes für eine bös­wil­li­ge Dis­kri­mi­nie­rung hal­ten, daß die Kir­che ihren Prie­stern kei­ne sexu­el­len Freu­den gön­ne, denn schließ­lich lebe man ja nur ein­mal, fin­det sich der­glei­chen nicht in Mexiko.

Dabei hat­ten Zöli­bats­geg­ner im Vor­feld der Papst-Rei­se gera­de Mexi­ko, das Expe­ri­ment des „Indi­ge­nen Kle­rus“ und den Prie­ster­man­gel ins Feld geführt und die Hoff­nung gehegt, der Papst könn­te in einem Hand­streich ver­hei­ra­te­te Dia­ko­ne zu Prie­stern wei­hen und ein­fach voll­ende­te Tat­sa­chen schaffen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Pew/​MiL (Screen­shots)

 

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11 Kommentare

  1. Die Kir­che in Mexi­ko ist noch fest im katho­li­schen Glau­ben, anders als in Euro­pa und Ame­ri­ka. Zwar gibt es auch hier Irr­lich­ter, aber die Mehr­heit ist und bleibt im Kern dem rei­nen katho­li­schen Glau­ben treu. Nicht zuletzt ist das auf die Erschei­nung der “ Mut­ter­got­tes von Gua­d­a­lu­pe “ zurück­zu­füh­ren. Des­halb ist das Volk auch gegen die Abschaf­fung des Zöli­bats, gegen Ehe­schei­dung und Homo-Bewe­gung. Dar­über hin­aus haben die evan­ge­li­ka­len und pfingst­le­ri­schen Grup­pen hier kaum Zulauf.

  2. Es bleibt der Zweifel.„Darüber hin­aus haben die evan­ge­li­ka­len und pfingst­le­ri­schen Grup­pen hier kaum Zulauf.“ Mag ja sein,aber es fragt sich wie für lan­ge noch.Zumal der „Papst“ ja in herz­li­chem Dia­log mit die­sen Kir­chen steht und sie „pflegt“.

    • Berg­o­gli­os Besu­che in einem katho­li­schen Land die­nen nur dazu, even­tu­ell noch vor­han­de­ne Reste des Katho­li­zis­mus zu unter­mi­nie­ren und sie in sei­ne neue Welt­ein­heits­re­li­gi­on des Anti­chri­sten zu überführen.

  3. Mexi­ko fest im katho­li­schen glau­ben? Um was gehts hier?? Um die vor­machts­stel­lung der katho­li­ken auf der welt?? Es soll­te uns um got­tes wil­len und die bibel gehen und nicht dar­um wo wie­viel pro­zent katho­li­ken oder pro­te­stan­ten leben. Gehts auf die­ser sei­te noch um gott oder die „ach so bösen pro­te­stan­ten“ und die „hei­li­gen katho­li­ken­über­men­schen“? Bin pro­te­stant, und damit in erster linie christ. Ihr katho­li­ken seid auch chri­sten. Von woher rührt denn euer hass und miss­trau­en gegen­über eben ande­ren chri­sten? Gott rich­tet, nicht der mensch.

    • @Mike.
      Sie sind Pro­te­stant. War ich auch 33 Jah­re lang. Mei­ne Frau isr refor­miert und wird es bleiben.
      Es geht hier nicht um Hass oder böse. „Extra eccle­sia nulla salus“. Der Weg zum Heil führt über die katho­li­sche Kir­che. So ist´s unse­re Auffassung.
      Außer­dem ist die christ­li­che Reli­gi­on per defi­ni­tio­nem eine Mis­si­ons­re­li­gi­on. Wir wol­len, daß mög­lichst vie­le Men­schen dar­an teil­ha­ben. Also freu­en wir uns, wenn vie­le Leu­te Chri­sten und, jawohl, Katho­li­ken sind. Denn der Weg der Pfingst­ler ist ein unvoll­kom­me­ner Weg.
      Die Pfingst­ler sehen das genau­so. Sonst wür­den sie ja nicht missionieren.

    • Es geht nicht um Vor­macht, son­dern um Wahr­heit! Im Gegen­satz zur hei­li­gen, römi­schen katho­li­schen und apo­sto­li­schen Kir­che, die von unse­rem Herrn Jesus Chri­stus auf das Fun­da­ment der Apo­stel gebaut wur­de, ist Ihre Sek­te das Werk eines ent­sprun­ge­nen apo­sta­ti­schen Mön­ches und sei­ner mehr als zwei­fel­haf­ten ket­ze­rei­schen Gefolg­schaft , die sich bis heu­te jene Unfehl­bar­keit anmaßt, die sie dem röm. Pon­ti­fex und der uni­ver­sa­len, von Chri­stus gestif­te­ten Kir­che vehe­ment bestrei­tet. Bit­te beden­ken Sie: Die hl. Schrift ist nicht das Buch Luthers, son­dern das der Kir­che. Ohne uns hät­ten Sie ja gar kei­nen Kanon der hei­li­gen Schrif­ten! Und weil sich die Pro­te­stan­ten von der allein­se­lig­ma­chen­den Kir­che getrennt haben, sind sie ja auch in tau­sen­de sek­tie­re­ri­sche Grüpp­chen zer­fal­len! Den­ken Sie ein­mal dar­über nach, was Karl V. Ihrem Ket­zer­für­sten auf dem Reichs­tag zu Worms sag­te: „Es ist wahr­schein­li­cher, daß ein Bru­der irrt, als die gan­ze Chri­sten­heit seit 1500 Jahren!“

      • Ver­ges­sen Sie nicht, daß Luther inner­halb und im Auf­trag sei­ner Kir­che gehan­delt hat, als ihr treu­er Die­ner, und nur so zu sei­ner Erkennt­nis und Ein­sicht gelangt ist. Spä­ter wur­de das dann anders.
        Wer bean­sprucht denn die hl. Schrift als Buch Luthers? Er hat sie ins Deut­sche über­setzt und das Lesen in der Bibel dem gemei­nen Mann zuge­stan­den, wäh­rend es in katho­li­schen Krei­sen zumin­dest unüb­lich gewe­sen ist. Hat man nicht im 18.J.im Salz­bur­gi­schen die ket­ze­ri­schen Kryp­top­ro­te­stan­ten gera­de durch den Besitz einer Bibel überführt?
        Was den Kanon angeht, so haben die Luthe­ri­schen doch nicht bei Moses ange­fan­gen, son­dern sich in der augs­bur­gi­schen Con­fes­sio aus­drück­lich gleich im ersten Satz auf das Kon­zil von Nicäa berufen.
        Drit­tens bit­te ich zu beden­ken, daß die vor­triden­ti­ni­sche Kir­che eine ande­re ist als die nach­triden­ti­ni­sche. Das wird gern vergessen.
        Nicht erst nach der Refor­ma­ti­on sind Sepa­ra­ti­sten und Sek­tie­rer auf den Plan getre­ten, es begann gleich mit meh­re­ren Strö­mun­gen. Und sie, die Refor­ma­to­ren, sind sich ja auch in die Haa­re gera­ten (z.B. Mar­burg, Reli­gi­ons­ge­spräch) und es ende­te lei­der damit, daß die Luthe­ra­ner kei­nen ande­ren als ihren „Ersatz­papst“ Luther duldeten.
        Reli­gi­on ist wohl auf Viel­falt ange­legt. Und hät­te die Kir­che nicht ziel­stre­big alle Abweich­ler kalt­ge­stellt und Anders­leh­ren­de nicht der Irr­leh­re bezich­tigt, so hät­te sie sich in ihren Anfän­gen im 4. Jahr­hun­dert nie­mals eta­blie­ren kön­nen. In spä­te­ren Zei­ten ist sie immer und jahr­hun­der­te­lang erfolg­reich gegen­über Abtrün­ni­gen geblie­ben. Bloß die­ser Mönch aus Wittenberg!

  4. @mike
    Sie sind ja ein „lusti­ger“ Zeit­ge­nos­se. Seit wann bedeu­tet es „Hass“, wenn Pro­zen­te genannt wer­den? Was haben Sie für ein Pro­blem mit Katholiken?
    Wenn alle „in erster Linie Chri­sten“ sind, wozu „mis­sio­nie­ren“ dann Pro­te­stan­ten unter Katho­li­ken in Latein­ame­ri­ka so eif­rig? Wäre dann ja nicht not­wen­dig. Sie sehen, ihre pro­te­stan­ti­schen Mit­brü­der wider­spre­chen selbst Ihrer Behaup­tung. Man könn­te dann eben­so­gut wei­ter­fra­gen, wozu über­haupt der Pro­te­stan­tis­mus gut sein soll, Chri­sten waren wir alle, bis sich eini­ge erho­ben und zu pro­te­stie­ren began­nen. Sie sehen, die Grund­la­gen sind nur bedingt die­sel­ben. Seit 500 Jah­ren legt jemand wert dar­auf, mit uns Katho­li­ken nichts zu tun zu haben.

  5. @Catholicus

    Bit­te neh­men Sie doch ein ein­zi­ges Mal auch gütigst den Stand­punkt evan­ge­li­scher Chri­sten zur Kenntnis.
    .
    Nicht die Pro­te­stan­ten sind „abge­fal­len“, » son­dern die Katho­li­sche Kir­che, <> steht auch nicht die Bibel, « wie immer wie­der behaup­tet wird, son­dern allein der Herr Jesus Chri­stus; und kei­ne Maria von Loret­to, kei­ne Maria von Gua­d­a­lu­pe, kei­ne Maria von Mar­pin­gen und wie die vie­len erschie­ne­nen Him­mel­müt­ter sich nen­nen mögen bzw. gehei­ssen werden.

    • @baselbieter
      Man muss es nicht so hart for­mu­lie­ren, wie @catholicus, aber Ihre Ant­wort ist weit mehr dane­ben als die von @catholicus.
      Als Luther, Cal­vin & Kon­sor­ten von Rom abge­fal­len sind (dar­um ging es ihnen aus­drück­lich) gab es noch kei­ne „Maria von Loret­to, kei­ne Maria von Gua­d­a­lu­pe, kei­ne Maria von Mar­pin­gen“, also kön­nen die­se auch nicht als Ent­schul­di­gung für die „Refor­ma­to­ren“ her­an­ge­zo­gen wer­den. Und über­haupt: wo beruft sich die Kir­che oder lehr offi­zi­ell in irgend­ei­nem Doku­ment „Maria von Loret­to, Maria von Gua­d­a­lu­pe oder Maria von Mar­pin­gen“. Da träu­men sie sich arg etwas zusam­men bzw. refe­rie­ren einen Hauch der cal­vi­ni­sti­schen Mari­en­feind­lich­keit wie ich sie in der Schweiz mehr­fach ken­nen­ler­nen musste.
      Tat­sa­che ist, Luther woll­te die Kir­che nicht erneu­ern, son­dern sei­ne eige­ne Kir­che, damit ist er abge­fal­len, weil es nur eine ein­zi­ge Kir­che gibt. Er hät­te sich um Erneue­rung bemü­hen müs­sen (eben­so sei­ne cal­vi­ni­sti­schen Gevat­tern), doch er woll­te mit der Axt wüten, sie woll­ten die Revo­lu­ti­on. Das ist der klei­ne, aber fei­ne Unter­schied. Ein Mene­te­kel, das auf der gan­zen „Refor­ma­ti­on“ lastet. Es kommt ja nicht von unge­fähr, dass Reli­gi­ons­wis­sen­schaft­ler welt­weit mehr als 40.000 pro­te­stan­ti­sche „Kir­chen“ schät­zen, jede für sich, jede mit einem Boss und jede mit einer Glau­bens- und Moral­leh­re Mar­ke Eigen­bau. Ganz nach dem Mot­to: Grün­de dei­ne eige­ne Kir­che, dann redet dir kei­ner drein und du bist dir dein eige­ner Herr. So gese­hen, ist jeder katho­li­sche Theo­lo­ge, Prie­ster, Bischof muti­ger, so komisch das klingt, aber in der Kir­che braucht man Geduld, Rück­sicht, Demut…

  6. Wer­ter @ selbiger
    Sie sagen zurecht: „Tat­sa­che ist, Luther woll­te die Kir­che nicht erneu­ern, son­dern sei­ne eige­ne Kir­che, damit ist er abge­fal­len, weil es nur eine ein­zi­ge Kir­che gibt. Er hät­te sich um Erneue­rung bemü­hen müssen..“
    Die Signa­le aus der katho­li­schen Kir­che zur fried­li­chen Bei­le­gung des Kon­flikts gab es bis 1525. Bis dahin hät­te es für Luther noch ein Zurück geben kön­nen, wenn er recht­zei­tig auf die­se Signa­le zur „Wie­der­ver­ei­ni­gung“ aus den eige­nen Rei­hen und aus Rom gehört hät­te. Für die Kir­che waren die Gegen­sät­ze noch nicht unüber­brück­bar gewor­den, als Papst Hadri­an VI. (1522–1523) auf den Nürn­ber­ger Reichs­tag 1522/​23 sei­nen Lega­ten Fran­ces­co Chi­e­re­ga­ti von Tera­mo vor den ver­sam­mel­ten Reichs­stän­den über die Ursa­chen des Abfalls und über die Ver­derb­nis der Kir­che fol­gen­de Sät­ze ver­le­sen ließ:
    „Wir beken­nen auf­rich­tig, dass Gott die Ver­fol­gung sei­ner Kir­che gesche­hen lässt wegen der vie­len Sün­den der Men­schen, beson­ders der Prie­ster und Prä­la­ten. Wir wis­sen, dass auch bei dem Hei­li­gen Stuhl schon seit Jah­ren Ver­ab­scheungs­wür­di­ges vor­ge­kom­men ist. Vie­le Miss­bräu­che in geist­li­chen Din­gen, Über­tre­tun­gen der Gebo­te, dass dies alles sich zum Ärge­ren ver­kehrt hat. So ist es nicht zu ver­wun­dern, dass die­se Krank­hei­ten sich vom Haupt auf die Glie­der, von den Päp­sten auf die Prä­la­ten wei­ter ver­pflanzt haben. Wir alle, Prä­la­ten und Geist­li­che, sind vom Wege abge­wi­chen…“ Und der Papst beauf­trag­te ihn: „Des­halb sollst du in Unse­rem Namen ver­spre­chen, dass Wir allen Fleiß anwen­den wol­len, damit zuerst der römi­sche Hof, von wel­chem viel­leicht alle die­se Übel ihren Anfang genom­men, gebes­sert wer­de; und dann wird, wie von hier die Krank­heit gekom­men ist, auch von hier die Gesun­dung wie­der begin­nen“ (aus Geschich­te der kath. Kir­che v. Schr­a­der, § 108, S.329 f). 

    Die­ses Geständ­nis des Pap­stes und sein Bekennt­nis zu Refor­men in der katho­li­schen Kir­che haben weder Mar­tin Luther und noch die anwe­sen­den pro­te­stan­tisch gewor­de­nen Reichs­stän­de, die sich schon in ihren refor­mier­ten Ter­ri­to­ri­en der Kir­chen­gü­ter bemäch­tigt hat­ten, nicht mehr zur Kennt­nis neh­men wol­len, denn es ging für die Luthe­ra­ner nach 1520 nicht mehr um die Gesun­dung der bestehen­den Kir­che, son­dern um eine neue Leh­re in einer ande­ren Kirche.
    Das Apo­sta­ti­sche, Schis­ma­ti­sche und Häre­ti­sche in Luther trat zu die­sem Zeit­punkt bereits offen zu Tage. 

    Die Gefahr der Kir­chen­spal­tung wur­de durch­aus erkannt. Papst Hadri­an warn­te Luther: „Du willst doch wohl nicht die wah­re Leh­re Chri­sti ver­än­dern? Das darfst du nicht“! Luthers Ant­wort war: „Du Satan“!

    Auch Her­zog Georg v. Sach­sen (1471–1539) von der alber­ti­ni­schen Linie, der für eine geist­li­che Lauf­bahn bestimmt gewe­sen und katho­lisch geblie­ben war, der über gute Latein­kennt­nis­se ver­füg­te und sich für theo­lo­gi­sche Fra­gen inter­es­sier­te, ver­such­te noch 1525 Luther zur Rück­kehr zum katho­li­schen Glau­ben zu bewe­gen. Er schrieb ihm: „Aus dein und dei­ner Jün­ger Leh­re wer­den alle alten, ver­wor­fe­nen Ket­ze­rei­en wie­der erneu­ert und unser aller ehr­ba­rer Got­tes­dienst zer­stört. Wann sind mehr Sakri­le­gi­en gott­ge­weih­ter Per­so­nen hier gesche­hen, denn seit dei­nem aus der Bank her­vor­ge­brach­ten Evan­ge­li­um? Wann sind mehr Empö­run­gen gegen all die Obrig­keit gesche­hen, als seit dei­nem Auf­tre­ten? Wann gescha­hen mehr der Berau­bun­gen der armen und geist­li­chen Häu­ser, mehr Die­be­rei­en, Räu­be­rei­en und Brand­schat­zun­gen? Wann waren mehr ver­lau­fe­ne Non­nen und Mön­che in Wit­ten­berg, als jetzt? Dies alles hat dein Evan­ge­li­um gebracht. Mein Luther, behal­te du dein Evan­ge­li­um, das du unter der Bank her­vor­ge­zo­gen hast; wir wol­len bei dem Evan­ge­li­um unse­res Herrn Jesus Chri­stus bleiben“.

    Heu­te muss man mit Bedau­ern fest­stel­len: Ein Zurück konn­te es nicht mehr geben. Durch den Macht­an­spruch pro­te­stan­tisch gewor­de­ner Lan­des­für­sten, über „Land und Leu­te“ frei zu ver­fü­gen und damit die im katho­li­schen Besitz befind­li­chen Kir­chen­gü­ter ein­zie­hen zu kön­nen, ist halb Deutsch­land zwangs­re­for­miert wor­den, ein nie da gewe­se­ner Vor­gang! Von demo­kra­tisch legi­ti­mier­ter Reli­gi­ons­frei­heit der Unter­ta­nen kei­ne Spur!

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