Umberto Eco – die traurige Parabel eines Nominalisten


Umberto Eco (1932-2016) "hätte ein heiliger Franz von Sales werden können"
Umberto Eco (1932-2016) "hätte ein heiliger Franz von Sales werden können"

von Rober­to de Mattei*

Anzei­ge

Am 23. Febru­ar 2016 fand in Mai­land die „lai­zi­sti­sche Bestat­tung“ des Schrift­stel­lers Umber­to Eco statt, der am 19. Febru­ar im Alter von 84 Jah­ren gestor­ben ist. Eco war eines der schlimm­sten Pro­duk­te der Turi­ner und der ita­lie­ni­schen Kul­tur des 20. Jahr­hun­derts. Sei­ne Turi­ner Her­kunft ist zu beto­nen, weil Pie­mont im 19. Jahr­hun­dert eine Schmie­de gro­ßer Hei­li­ger war, im 20. Jahr­hun­dert aber auch zahl­rei­cher lai­zi­sti­scher und anti­ka­tho­li­scher Intellektueller.

Die „Turi­ner Schu­le“, von Augu­sto Del Noce gut beschrie­ben, wech­sel­te unter dem Ein­fluß von Anto­nio Gram­sci (1891–1937) und Pie­ro Gobet­ti (1901–1925) vom Idea­lis­mus zur mar­xi­sti­schen Auf­klä­rung. Dabei behielt sie stets ihr imma­nen­ti­sti­sches und anti­ka­tho­li­sches Wesen bei. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg übte die­se kul­tu­rel­le Rich­tung eine so star­ke Hege­mo­nie aus, daß sie sogar Katho­li­ken anzu­zie­hen ver­moch­te, und das nicht wenige.

Umber­to Eco, 1932 in Ales­sand­ria gebo­ren, hat­te im Alter von 16 Jah­ren bereits eine Lei­tungs­funk­ti­on in der Katho­li­schen Akti­on sei­ner Hei­mat­diö­ze­se inne. Wie er selbst erzähl­te, war er nicht nur Akti­vist, son­dern „Gläu­bi­ger mit täg­li­chem Kom­mu­nion­emp­fang“. Er nahm am Wahl­kampf von 1948 [1]1948 fan­den die ersten Par­la­ments­wah­len der Nach­kriegs­zeit statt, dabei ging es um die Rich­tungs­ent­schei­dung zwi­schen einem christ­de­mo­kra­tisch oder einem kom­mu­ni­stisch geführ­ten Ita­li­en und damit um … Con­ti­n­ue rea­ding teil, kleb­te Pla­ka­te und ver­teil­te anti­kom­mu­ni­sti­sche Flug­blät­ter. Er arbei­te­te dann mit dem natio­na­len Vor­stand der Katho­li­schen Akti­on in Rom zusam­men, wäh­rend er an der Uni­ver­si­tät Turin stu­dier­te. 1954 pro­mo­vier­te er mit einer Arbeit über die Ästhe­tik bei Tho­mas von Aquin. Im sel­ben Jahr gab er den katho­li­schen Glau­ben auf. Sei­ne Arbeit wur­de 1956 unter dem Titel „Das ästhe­ti­sche Pro­blem beim hei­li­gen Tho­mas“ ver­öf­fent­licht und ist sein ein­zi­ges Buch, das zu lesen, sich lohnt.

"Der Name der Rose" (1980)
„Der Name der Rose“ (1980), Wil­liam von Bas­ker­ville (Sean Con­nery) und Adson von Melk (Chri­sti­an Slater).

Wie kam es zu sei­ner Apo­sta­sie? Mit Sicher­heit läßt sich sagen, daß sie über­legt, über­zeugt und end­gül­tig war. Mit spöt­ti­schem Unter­ton sag­te Eco, er habe den Glau­ben durch das Lesen des hei­li­gen Tho­mas von Aquin ver­lo­ren. Den Glau­ben ver­liert man aber nicht, son­dern lehnt ihn ab. Am Ursprung sei­ner Ent­fer­nung von der Wahr­heit steht daher nicht der hei­li­ge Tho­mas, son­dern der phi­lo­so­phi­sche Nomi­na­lis­mus, der eine deka­den­te und defor­mier­te Inter­pre­ta­ti­on der tho­mi­sti­schen Leh­re ist. Eco blieb bis zuletzt ein radi­ka­ler Nomi­na­list, für den es kei­ne uni­ver­sa­len Wahr­hei­ten gab, son­dern nur Namen, Zei­chen und Kon­ven­tio­nen. Wil­helm von Ock­ham (um 1288–1347), der Vater des Nomi­na­lis­mus, ist in Wil­liam von Bas­ker­ville dar­ge­stellt, der Haupt­fi­gur sei­nes berühm­te­sten Romans „Der Name der Rose“ (1980, deut­sche Über­set­zung 1982), der mit einem nomi­na­li­sti­schen Mot­to endet: „Stat rosa pri­sti­na nomi­ne, nomi­na nuda tene­mus“.

Das Wesen der Rose (wie jeder Sache) redu­ziert sich auf einen Namen; wir haben nur Namen, einen Anschein, Illu­sio­nen, aber kei­ne Wahr­heit und kei­ne Gewiß­heit. Eine ande­re Figur des Romans, Adson von Melk, behaup­tet: „Gott ist ein lau­tes Nichts“. Alles ist letzt­lich nur ein Spiel, ein Tanz auf dem Nichts. Die­ses Kon­zept ist das­sel­be, das einem ande­ren phi­lo­so­phi­schen Roman Ecos zugrun­de­liegt: „Das Fou­cault­sche Pen­del“ (1988, deut­sche Über­set­zung 1989). Hin­ter der Meta­pher des Pen­dels steht ein Gott, der im Nichts auf­geht, im Bösen, dem abso­lu­ten Dunkel.

Ein Gott, der "absolutes Dunkel" ist
Ein Gott, der „abso­lu­tes Dun­kel“ ist

Das wirk­li­che Pen­del im Den­ken Ecos war in Wirk­lich­keit das Schwan­ken zwi­schen dem abso­lu­ten Ratio­na­lis­mus der Auf­klä­rer und dem Irra­tio­na­lis­mus des Okkul­tis­mus, der Kab­ba­la, der Gno­sis, die er zwar bekämpf­te, von denen er aber gleich­zei­tig auf mor­bi­de Wei­se ange­zo­gen wur­de. Wenn der Nomi­na­lis­mus die Rea­li­tät ihrer Bedeu­tung ent­leert, dann ist das unver­meid­li­che Ergeb­nis der Fall ins Irra­tio­na­le. Um dem zu ent­rin­nen, bleibt nichts als der abso­lu­te Skep­ti­zis­mus. Wenn Nor­ber­to Bob­bio (1909–2004) die neo­kan­ti­sche Ver­si­on der Turi­ner Auf­klä­rung des 20. Jahr­hun­derts dar­stellt, ver­kör­pert Umber­to Eco die neo­li­ber­ti­ne. Einer sei­ner letz­ten Roma­ne, „Der Fried­hof von Prag“ (2010, deut­sche Über­set­zung 2011), ist die impli­zi­te Apo­lo­gie die­ses mora­li­schen Zynis­mus, der zwangs­läu­fig auf das Feh­len des Wah­ren und des Guten folgt.

Auf den mehr als 500 Sei­ten des Buches fin­det sich weder ein ein­zi­ger idea­ler Impe­tus noch irgend­ei­ne Figur, die von Lie­be oder Idea­lis­mus ange­trie­ben wird. „Der Haß ist die wah­re Urlei­den­schaft. Die Lie­be ist eine anoma­le Situa­ti­on“, läßt Eco Ratsch­kow­ski, eine der Haupt­fi­gu­ren sagen. [2]Mat­thi­as Matus­sek schrieb im Spie­gel 40/​2011 v. 1.10.2011: „Was für eine Oper des Has­ses“ […]. Ein Libret­to aus Gift und Gal­le, aus Hass auf alles, was sich bewegt […]. Wir sit­zen sogar beim … Con­ti­n­ue rea­ding Trotz der ver­ach­tens­wer­ten Figu­ren und dem kri­mi­nel­len Gesche­hen fehlt den Sei­ten jene tra­gi­sche Note, die allein ein lite­ra­ri­sches Werk groß machen kann.

Der sar­ka­sti­sche Ton ist der einer Komö­die, in der sich der Autor über alle und jeden lustig macht, weil das ein­zi­ge, an das er wirk­lich glaubt, die filets de bar­bue sau­ce hol­lan­dai­se sind, die man im Lapé­rou­se am Quai des Grands-Augu­stin bekommt, die écre­vi­s­ses bor­de­lai­ses oder die mousses de Volail­les im Café Anglais der Rue Gra­mont und die filets de pou­lar­de piqués aux truf­fes im Le Rocher de Can­ca­le der Rue Mont­or­gueil. Das Essen ist die ein­zi­ge Sache, die im Roman tri­um­phiert und stän­dig von der Haupt­fi­gur zele­briert wird, die gesteht: „Die Küche hat mich immer mehr befrie­digt als der Sex. Viel­leicht ein Fin­ger­ab­druck, den mir die Prie­ster hin­ter­las­sen haben.“ Nicht zufäl­lig wur­de Eco 1992 mit einer kolos­sa­len Magen­ver­stim­mung in ein Kran­ken­haus ein­ge­lie­fert und dem Tode nahe von den Ärz­ten schon fast aufgegeben.

Umberto Eco mit Kardinal Carlo Maria Martini SJ, beide erhielten 2000 den Prinzessin- von-Asturien-Preis
Umber­to Eco mit Kar­di­nal Car­lo Maria Mar­ti­ni SJ, bei­den wur­de 2000 der Prin­zes­sin- von-Astu­ri­en-Preis verliehen

Eco war tech­nisch gese­hen ein gro­ßer Jon­gleur, weil er alle zum Nar­ren hielt: sei­ne Leser, sei­ne Kri­ti­ker und vor allem die Katho­li­ken, die ihn fast als eine Art Ora­kel zu ihren Tagun­gen ein­lu­den. Als wäre es ein Spiel, rich­te­te er 1974 anläß­lich des ita­lie­ni­schen Refe­ren­dums über die Schei­dung aus den Spal­ten des Wochen­ma­ga­zins Espres­so einen Auf­ruf an die Schei­dungs­ver­fech­ter zu einer intel­li­gen­te­ren Aus­rich­tung ihrer Pro­pa­gan­da­kam­pa­gne mit den Worten:

„Die Kam­pa­gne für das Refe­ren­dum soll­te frei von theo­re­ti­schen Aus­sa­gen, rück­sichts­los und direkt sein, und auf einen kurz­fri­sti­gen Effekt abzie­len. Vor­wie­gend auf ein Publi­kum aus­ge­rich­tet, das leich­te Beu­te für emo­tio­na­le Anstö­ße ist, soll­te sie ein posi­ti­ves Bild der Schei­dung ver­kau­fen, das die emo­ti­ven Appel­le der Gegen­sei­te genau auf den Kopf stellt… Die The­men die­ser ‚Verkaufs‘-Kampagne soll­ten sein: die Schei­dung tut der Fami­lie gut, die Schei­dung tut den Frau­en gut, die Schei­dung tut den Kin­dern gut… Seit Jah­ren erle­ben die ita­lie­ni­schen Wer­be­stra­te­gen ihr Iden­ti­täts­dra­ma: gebil­det und infor­miert, sehen sie sich als Gegen­stand einer sozio­lo­gi­schen Kri­tik, das sie als treue Die­ner der kon­sum­ori­en­tier­ten Macht aus­weist… Sie ver­su­chen kosten­lo­se Kam­pa­gnen für mehr Grün und Blut­spen­den, füh­len sich aber von den gro­ßen Fra­gen ihrer Zeit aus­ge­schlos­sen und dazu ver­dammt, Sei­fen zu ver­kau­fen. Die Schlacht für das Refe­ren­dum wird der Prüf­stein sein für die Ehr­lich­keit der so oft geäu­ßer­ten, angeb­li­chen zivil­ge­sell­schaft­li­chen Ambi­tio­nen sein. Es genügt, daß eine Grup­pe von sach­kun­di­gen, dyna­mi­schen, rück­sichts­lo­sen, demo­kra­ti­schen Wer­be­agen­tu­ren sich koor­di­niert und kosten­deckend arbei­tet, um eine Kam­pa­gne die­ser Art zu unter­stüt­zen. Es genü­gen ein Tele­fon­rund­ruf, zwei Ver­samm­lun­gen, ein Monat inten­si­ver Arbeit. Ein Tabu in weni­gen Mona­ten zu zer­stö­ren, ist eine Her­aus­for­de­rung, die jedem Wer­be­fach­mann, der sei­nen Beruf liebt, das Was­ser im Mund zusam­men­lau­fen las­sen sollte…“.

Das Tabu, das es zu zer­stö­ren galt, war die Fami­lie, die für einen Rela­ti­vi­sten wie ihn, kei­ner­lei Exi­stenz­be­rech­ti­gung hat­te. Die Zer­stö­rung der Fami­lie ging nach 1974 etap­pen­wei­se wei­ter. Eco hat sie mit Genug­tu­ung beglei­tet. Sein Abgang erfolg­te im unmit­tel­ba­ren Vor­feld der Aner­ken­nung homo­se­xu­el­ler Ver­bin­dun­gen, die das End­ergeb­nis der Ein­füh­rung der Schei­dung vor 40 Jah­ren bil­det. Die natür­li­che Fami­lie wird durch die unna­tür­li­che ersetzt.

Der Rela­ti­vis­mus fei­ert sei­nen schein­ba­ren Tri­umph. Umber­to Eco trug kräf­tig zu die­sem Werk der Schän­dung der natür­li­chen und christ­li­chen Ord­nung bei. Er wird sich aber nicht so sehr für das vie­le Schlech­te, das er getan hat, ver­ant­wor­ten müs­sen, son­dern für das Gute, das er tun hät­te kön­nen, wenn er sich der Wahr­heit nicht mit Absicht ver­wei­gert hät­te. Was nützt es, 40 Ehren­dok­to­ra­te zu bekom­men und 30 Mil­lio­nen Exem­pla­re allein von einem Buch (Der Name der Rose) zu ver­kau­fen, wenn man damit nicht die ewi­ge Glück­se­lig­keit erwirbt? Der jun­ge Akti­vist der Katho­li­schen Akti­on hät­te in die­sem Euro­pa, das heu­te Mis­si­ons­land ist, ein hei­li­ger Franz von Sales sein kön­nen. Er aber nahm die Wor­te nicht auf, die der hei­li­ge Igna­ti­us zum hei­li­gen Franz Xaver sag­te, und die Gott in jedem christ­li­chen Herz erklin­gen läßt: „Was nützt es dem Men­schen, wenn er die gan­ze Welt gewinnt, aber an sei­ner See­le Scha­den lei­det?“ (Lk 9,25).

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt erschie­nen: Vica­rio di Cri­sto. Il pri­ma­to di Pie­tro tra nor­ma­li­tà  ed ecce­zio­ne (Stell­ver­tre­ter Chri­sti. Der Pri­mat des Petrus zwi­schen Nor­ma­li­tät und Aus­nah­me), Vero­na 2013; in deut­scher Über­set­zung zuletzt: Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil – eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, Rup­picht­eroth 2011.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana/​europeanfoundations (Screen­shot)

Print Friendly, PDF & Email

-

-
1 1948 fan­den die ersten Par­la­ments­wah­len der Nach­kriegs­zeit statt, dabei ging es um die Rich­tungs­ent­schei­dung zwi­schen einem christ­de­mo­kra­tisch oder einem kom­mu­ni­stisch geführ­ten Ita­li­en und damit um die Zuge­hö­rig­keit zu einem von Washing­ton geführ­ten west­li­chen oder einem von Mos­kau geführ­ten öst­li­chen Bünd­nis, Anm. Katho​li​sches​.info
2 Mat­thi­as Matus­sek schrieb im Spie­gel 40/​2011 v. 1.10.2011: „Was für eine Oper des Has­ses“ […]. Ein Libret­to aus Gift und Gal­le, aus Hass auf alles, was sich bewegt […]. Wir sit­zen sogar beim soft­por­no­gra­fi­schen Hum­bug einer schwar­zen Mes­se in der ersten Reihe […].“
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

43 Kommentare

  1. Herz­li­chen Dank an Herrn de Mat­tei und sei­nen Über­set­zer für die­se sorg­fäl­ti­ge und kom­pe­ten­te Ana­ly­se. Was mich sehr erschüt­tert hat, ist die­se fata­le Ent­wick­lung eines strah­len­den, gläu­bi­gen, hoch­be­gab­ten Men­schen: civi­tas ple­na div­iti­is – Stadt vol­ler Reich­tü­mer. Erin­nert mich dies­be­züg­lich an H.Himmler, der nach sei­ner Ent­tar­nung vor sei­nem Sui­zid von ame­ri­ka­ni­schen Jour­na­li­sten gefragt: „Wel­ches war der schön­ste Tag ihres Lebens?“ ant­wor­te­te: „der Tag mei­ner Erst­kom­mu­ni­on“. Oder ein Bei­spiel aus jüng­ster Ver­gan­gen­heit: ein gran­dio­ser Natur­arzt – ein Geni­us, den selbst Schul­me­di­zi­ner kon­sul­tier­ten, der jah­re­lang im Kir­chen­chor gesun­gen hat und mit vie­len Geist­li­chen befreun­det war – ver­füg­te nach sei­nem Tode dür­fe kei­ne reli­giö­se Zere­mo­nie gehal­ten wer­den. Was auch geschah. Die Din­ge las­sen mich wei­nen. Da den­ke ich an die Abso­lu­ti­ons­for­mel der gal­li­ka­ni­schen Lit­ur­gie: con­ser­vet et con­fir­met in omni ope­re bono et per­du­cat ad vitam aeter­nam – der Herr bestär­ke und bewah­re dich in jedem guten Wer­ke! Lei­der umge­kehrt: Kar­di­nal Mar­ti­ni und alle die den vor­lau­ten sub­ti­len Spöt­ter hofier­ten, haben gro­sse Ver­ant­wor­tung, eben­so die vie­len Lob­hu­de­lei­en von allen Sei­ten her. Das Durch­hal­ten im Glau­ben ist eine unschätz­ba­re Gna­de, die nicht genug ersehnt und erfleht wer­den kann. Beten wir für unse­re armen See­len – beson­ders die mei­ne (so glau­be ich, müs­sen wir alle spre­chen), damit wir nicht als unbuss­fer­tig das Ziel verfehlen.

    • Ich weiß nicht so recht, ob man über einen Ver­stor­be­nen so hart rich­ten soll­te, auch wenn er viel­leicht etwas „kir­chen­kri­tisch“ war. Als Lin­gu­istin mit ent­spre­chen­den roma­ni­schen Sprach­kennt­nis­sen kann­te ich Eco vor dem „Namen der Rose“ nur als Semio­ti­ker. Fach­lich war er kein Genie, aber nicht schlecht, ein Nomi­na­list eben. Nomi­na­lis­mus ist in der Seman­tik aber eine legi­ti­me Arbeits­hy­po­the­se, die sicher­lich bes­ser zu ver­tre­ten ist, als der soge­nann­te „Rea­lis­mus“ der Wort­be­deu­tun­gen. Das hat auch erst ein­mal gar nichts mit den gleich­na­mi­gen Hypo­the­sen der Epi­ste­mo­lo­gie zu tun! Den „Namen der Rose“ habe ich an jeman­den ver­schenkt, der ger­ne Kri­mis las, weil ich mein­te, man könn­te doch mal die lite­ra­ri­schen Ambi­tio­nen eines Fach­kol­le­gen unter­stüt­zen. Der Herr, dem ich das Buch geschenkt hat­te, war begei­stert. Ich selbst habe das Buch erst im drit­ten oder vier­ten Anlauf geschafft, weil ich noch nie einen Hang zur „Fan­ta­sy-Lite­ra­tur“ hat­te. „Die Insel des vor­he­ri­gen Tages“ habe ich geschenkt bekom­men und aus Anstand ange­le­sen. Das Exem­plar ist im Zuge eines Umzugs aus mei­ner Biblio­thek aus­ge­mu­stert wor­den. Das Ein­zi­ge, was ich mit Eco in Zukunft ver­bin­den wer­de, ist sein Bon­mot, dass er eben lie­ber einen Roman geschrie­ben hät­te, anstatt wie ande­re Män­ner sei­nes Alters mit einer kuba­ni­schen Tän­ze­rin abzu­hau­en, um der Lan­ge­wei­le zu ent­flie­hen. „Imma­nent“ gese­hen, hat das was für sich gehabt. Alles ande­re, was dann folg­te, haben wir der moder­nen Ten­denz zum Medi­en-Hype zu ver­dan­ken. Dafür kann Eco aber per­sön­lich gar nichts. Mich hat die Nach­richt von sei­nem Tod nur dar­an erin­nert, dass auch ich inzwi­schen eben­falls drei­ßig Jah­re älter bin und mei­ne Lebens­zeit auch unwi­der­ruf­lich abläuft.

      • Es geht in sol­chen Nach­ru­fen mehr dar­um, dass kein fal­sches Bild eines berühm­ten Ver­stor­be­nen bleibt. Oft genug wer­den Men­schen ver­ehrt, die ein all­zu welt­li­ches Leben leb­ten und eigent­lich der Öffent­lich­keit kei­nen Gewinn im Sin­ne des katho­li­schen Glau­bens brachten.

      • @ dhmg

        De mor­tuis nihil nisi bene…

        Kri­tik auf der sach­ebe­ne soll­te daher Kri­tik an den Wer­ken, nicht an der Per­son bleiben!

      • @dhmg

        Ich mei­ne, wer das fal­sche Bild der Medi­en über eine Per­son kri­tik­los über­nimmt, dem ist auch durch sol­che Nach­ru­fe wenig gehol­fen. Wir soll­ten uns weni­ger mit frem­den Sün­den beschäf­ti­gen, als mit unse­rer eige­nen Versuchlichkeit.
        Ich schät­ze Herrn Prof. de Mat­tei als Histo­ri­ker aber die­ser Bei­trag klingt doch eher, wie wenn er nei­disch dar­auf wäre, dass er als treu­er Katho­lik im Schat­ten sol­cher welt­li­chen Wis­sen­schaft­ler wie Eco für die Öffent­lich­keit eher unsicht­bar ist. Schade.

      • T. de Ahumada:
        Woher soll jemand, der sei­ne bis dahin posi­ti­ven Ein­drücke über eine berühm­te Per­son aus den Medi­en über­nimmt, ander­wei­ti­ge Infor­ma­tio­nen bezie­hen, wenn nicht durch sol­che Arti­kel wie die­sem hier?
        Ich zum Bei­spiel habe ‚Der Name der Rose‘(für mich eher ein Schau­er-Roman) mit Ehr­furcht gele­sen, bin aber ent­täuscht zu erfah­ren, dass Umber­to Eco ab 1956 in Wahr­heit Athe­ist war.
        Es ist für mich auch etwas die Fra­ge, was Außen­ste­hen­de von der katho­li­schen Kir­che hal­ten sol­len, wenn die­se von getauf­ten Katho­li­ken öffent­lich­keits­wirk­sam als zwie­lich­tig und mit­tel­al­ter­lich dar­ge­stellt wird, oder wie in einem ande­ren Arti­kel, der Ein­druck erweckt wird, als wären Rand­ge­schich­ten in der katho­li­schen Kir­che wich­ti­ger, als die Glau­bens­leh­re selbst.

      • Ich habe übri­gens ‚Der Name der Rose‘ nun aus mei­nem Bücher­re­gal ent­fernt. Da sol­len näm­lich nur sinn­vol­le, katho­li­sche Bücher oder Sach­bü­cher drinstehen.

  2. Ich habe von Eco natür­lich „Der Name der Rose“ gele­sen, „Das Foucault’sche Pen­del“ habe ich ange­fan­gen und dann aus Lan­ge­wei­le weg­ge­legt. Und dann las ich die­sen Dis­kus­si­ons­band „Wor­an glaubt, wer nicht glaubt?“ Das war kei­nes­wegs feind­se­lig gegen den Glau­ben, wie ich mich erinnere…

    Alles ande­re, auch die semio­ti­schen Ver­öf­fent­li­chun­gen, habe ich nicht gelesen.

    Hat de Mat­tei sie gele­sen, wenn er behaup­tet, das alles sei nicht lesenswert?
    Wohl kaum.
    Und das ist schon Punkt 1 der Untergriffigkeit.

    Bei aller berech­tig­ten Kri­tik an Eco, aber in dem Arti­kel sind Aus­sa­gen, die gehen zu weit, sind ein­fach nur unmöglich:

    1. Woher will den de Mat­tei wis­sen, ob Eco einen ech­ten Glau­ben abge­lehnt bzw. ver­lo­ren hat? Bloß weil der jun­ge Mann bei der „Katho­li­schen Akti­on“ poli­tisch agi­tiert hat (ist man da schon ein glü­hen­der Gläubger?!)?

    2. Folg­lich kann de Mat­tei auch nicht wis­sen, ob Eco den Glau­ben regel­recht „auf­ge­ge­ben“ hat – eben weil wir nicht wis­sen, wel­cher Natur das war, was ihn bewo­gen hat­te, poli­tisch katho­lisch zu agitieren.

    3. Es ist eines Katho­li­ken nicht wür­dig, einen ande­ren Men­schen als „eines der schlimm­sten Pro­duk­te (der Turi­ner Schu­le)“ zu bezeich­nen. Ein Mensch ist nie ein „Pro­dukt“! Auch nicht der Ungläu­bi­ge. Das ist für mich zum Gru­seln – Jesus hat für sei­ne schlimm­sten Fein­de gebe­tet! Und für uns gilt: „Liebt eure Fein­de!“, „Seg­net die euch fluchen!“…

    Aber bit­te – das ist eben die­ser Stil, an dem sich ent­larvt, wo einer steht. Das from­me Bla­bla nützt näm­lich genau­so wenig wie das „die gna­ze Welt gwinnen“.

    4. Ob Eco wirk­lich nur einem plum­pen „Nomi­na­lis­mus“ folgt, wie de Mat­tei kurz mal behaup­tet, müss­te man anhand der semio­ti­schen Schrif­ten prü­fen. Der mit­tel­al­ter­li­che Uni­ver­sa­li­en­streit war ein onto­lo­gi­scher Streit. Die Semio­tik dürf­te hier einen eher zei­chen­theo­re­ti­schen Streit füh­ren. Und die Fra­ge ist, wie die­se bei­den Debat­ten ver­knüpft wer­den kön­nen bzw. wie Eco sie verknüpft.

    5. Okhams Unter­schei­dung zwi­schen onto­lo­gi­schen Aus­sa­gen und logi­schen Begrif­fen, eine Kri­tik an Tho­mas, mag Eco beein­flusst haben. Man müss­te sich das The­ma wirk­lich genau vor­neh­men, bevor man hier das tut, was allei­ne „plump“ zu nen­nen wäre: vor­schnell zu urteilen.

    Möge Gott dem Ver­stor­be­nen gerecht wer­den – unse­re Sache ist es nicht.

    • Zeitschnur@: Ach so – „Lie­bet eure Fein­de“… Wenn Mor­gen die Hor­den von „Flücht­lin­gen“ vor Ihrer Tür ste­hen und sie auf­bre­chen oder einer von Ihren Bekann­ten von die­sem Mob belä­stigt wird, wür­den Sie dann die­se „lie­ben“?. Mein Gott Wal­ter! War­um sind Sie so defai­ti­stisch? Und im übri­gen, ob das Jesus die­se Wor­te so gesagt hat,ist nicht bewie­sen. Es ist doch eher so, dass Jesus Wor­te erst nach­träg­lich von Theo­lo­gen in den Mund gelegt wurden,die er so nie gesagt hat!(Prof. Gerd Lüde­mann). Denn jetzt gilt es die geball­te Faust zu erhe­ben und wie in der Ver­gan­gen­heit so oft zu den Waf­fen zu grei­fen. Unge­heu­er gross ist die Gefahr für die Völ­ker Euro­pas ange­sichts die­ser Inva­si­on frem­der Volksmassen!!

      • @ Leo­ne

        Wo ist eigent­lich bei Ihnen die theo­lo­gi­sche Linie – einer­seits tun Sie kathol-tra­di­mä­ßig mit Zäh­nen und Klau­en, und ande­rer­seits glau­ben Sie den evan­ge­li­schen, und auch unter sehr vie­len Evan­ge­li­schen für häre­tisch gehal­te­nen The­sen Lüde­manns, der sich selbst inzwi­schen aus­drück­lich nicht mehr als Christ bezeichnet?!

      • @ Leo­ne zum zwei­ten Teil

        Ja, wenn Jesus sagt, wir sol­len unse­re Fein­de lie­ben, dann will ich das tun.
        Ob es mir immer gelingt, steht auf einem andern Blatt – wem fällt das schon leicht, Fein­de zu lie­ben, denen, die einen has­sen, trotz­dem Gutes zu tun? Mir nicht, aber ich will es trotz­dem, weil Jesus es so vor­ge­lebt hat und uns auf­ge­tra­gen hat.

        Ja, das will ich, auch wenn es mir schwerfällt.

      • @ Leo­ne
        Wie Zeit­schnur bereits schrieb, sind Lüde­manns Aus­sa­gen und Schrif­ten bezüg­lich bibli­scher Aus­sa­gen voll­um­fäng­lich zu kritisieren.
        Nicht nur, dass er sich nicht mehr als Christ bezeich­net, auch sei­ne Aus­sa­gen und Schrif­ten sind durch­ge­hend unchrist­li­che Phrasen.

        Sei­ne Aus­sa­gen sind Spe­ku­la­tio­nen ohne jede geschicht­li­che oder logi­sche Grund­la­ge (z.B. Ableh­nen der Jung­frau­en­geburt, „weil er sie sich ledig­lich nicht vor­stel­len kann“ u.ä.).

        Wenn Sie sich mal näher mit sei­nen Aus­sa­gen befas­sen, wer­den Sie, wenn Sie wirk­lich ehr­lich an Wahr­heit inter­es­siert sind, selbst schnell mer­ken, dass nichts, was er 2000 Jah­re spä­ter anführt und phi­lo­so­phiert, glaub­wür­dig ist oder Sub­stanz hat.

        Bevor Sie sol­che Sicht­wei­sen für sich über­neh­men, soll­ten Sie wirk­lich sehr genau prü­fen, ob Bibel­kri­tik wirk­li­che Sub­stanz lie­fert. Ich habe geprüft und kann daher sagen, dass es kei­ne Bibel­kri­tik gibt, die sich nach Prü­fung bis jetzt als rich­tig erwie­sen hat oder die mei­nen bibl. Glau­ben nega­tiv beein­flus­sen konnte. 

        Die biblisch gefor­der­te Näch­sten­lie­be wie auch Lie­be zu Gott, die uns vor Hass bewahrt, ist auch Teil der 10 Gebo­te und zieht sich wie der Ret­tungs­weg durch den Mes­si­as vom ver­lo­re­nen bis zum wie­der­erlang­ten Para­dies und ew. Leben wie ein roter Faden durch die gesam­te Bibel und ist daher wich­tig­ster Teil des katho­li­schen Glaubens. 

        Für unse­re Fein­de oder Ver­fol­ger zu beten, ist auch unter schwie­rig­sten Vor­aus­set­zun­gen mög­lich und bedeu­tet das Maxi­mum an christl. Lie­be, zumal nur Gott selbst in der Lage ist, die Decke von ihren Augen zu neh­men. Trotz­dem kön­nen wir Fein­de kri­ti­sie­ren und über sie auf­klä­ren oder uns ver­tei­di­gen, wenn dies not­wen­dig ist. Auch das gehört zur christl. Liebe. 

        Sonst stim­me ich Ihnen zu, dass davon aus­zu­ge­hen ist, dass der Islam kei­nes­falls so harm­los ist, wie es sich manch naiv Gut­gläu­bi­ge vor­stel­len kön­nen, zumal das mus­lim. Ziel auf­grund der mus­lim Schrif­ten ist, die Macht­über­nah­me der ungläu­bi­gen Welt zu forcieren. 

        Bis sie die Mehr­heit bil­den (oder bis sie mehr­heit­lich Grup­pen bil­den), sol­len sie sich still ver­hal­ten. Anschlie­ßend hat die Über­nah­me zu erfol­gen. Wir sind für sie ledig­lich ungläu­bi­ge Skla­ven und Unter­men­schen, was sie uns ver­schwei­gen dür­fen, weil Allah laut Koran der größ­te Listen­schmied ist, dem sie hier­bei nach­fol­gen sollen.
        Es ist rat­sam auf­zu­klä­ren, auch wenn die Vor­stel­lungs­kraft nai­ver Mit­bür­ger die­se mus­lim. Intri­gen nicht begreift. Auch das ist täti­ge Liebe. 

        Ledig­lich Hass gegen­über Mus­li­men, inso­fern wir nicht glau­ben kön­nen, dass Gott sie dort her­aus­zie­hen kann, ist lieb­los und unbiblisch.

      • @ Leo­ne
        Am Wort Got­tes zwei­feln ist der Anfang vom Ende – falls da über­haupt etwas war, was zu Ende gehen kann. Viel zu wenig bedacht als eine wesent­li­che Ursa­che der zeit­ge­nös­si­schen Kir­chen­kri­se ist die Bibel­kri­tik. Sie zer­frisst die fun­da­men­ta­len Glau­bens­wahr­hei­ten und tötet die Bezie­hung zu Jesus Chri­stus, den sie durch ihre „wis­sen­schaft­lich“ erson­ne­ne Tren­nung zwi­schen einem histo­risch angeb­lich nicht fass­ba­ren Jesus und einem Chri­stus des Glau­bens zu einer unglaub­haf­ten Fik­ti­on wer­den lässt. Schmei­ßen Sie Ihre bibel­kri­ti­schen Best­sel­ler in den Ofen oder in die grü­ne Ton­ne und lesen Sie mit offe­nem Her­zen und demü­ti­gem Sinn die Bibel. Am Anfang kann das drö­ge sein, aber wenn Sie zu einem Glau­ben an den Herrn Jesus Chri­stus kom­men, ist die Bibel ein Land, wo Milch und Honig fließt.

  3. Man darf wohl sagen, daß die Mehr­zahl von Mini­stran­ten oder anders­wie im Dienst der Kir­che ste­hen­den Kin­der und Jugend­li­chen der Kir­che für immer den Rücken gekehrt hat. Da ist doch etwas schief gelau­fen. Nur was?
    Viel­leicht fehl­te noch die inne­re Rei­fe und dann genüg­te ein klei­ner Anlaß und man ori­en­tiert sich um. War die Kir­che der unmit­tel­ba­ren Nach­kriegs­zeit zu kle­ri­kal-istisch gewe­sen? Und kann das nicht einer der Grün­de für ein Kon­zil gewe­sen sein?

    So oder ähn­lich kanns Umber­to Eco gegan­gen sein. Er möge in Gott den Frie­den finden.

  4. Auch für Kir­chen­mit­glie­der scheint der Glau­be eher ein Geschenk zu sein,man erwirbt ihn offen­bar nicht auto­ma­tisch mit der Tau­fe oder einer Mitgliedschaft.
    Der eiser­ne Besen kehrt in den letz­ten Jahr­zehn­ten beson­ders hef­tig wie es scheint.

  5. Eini­ge „Weis­hei­ten“ von Umber­to Eco:
    -
    „Lachen tötet die Furcht und ohne Furcht kann es kei­nen Glau­ben geben. Wer kei­ne Furcht mehr vor dem Teu­fel hat, braucht kei­nen Gott mehr dann kön­nen wir auch über Gott lachen.“

    Das Ende der Zei­ten ist nicht das Ende der Zeit. Sie und ich, wir müs­sen ster­ben, viel­leicht auch die Mensch­heit (wenn die Son­ne erlischt) und wahr­schein­lich auch die uns bekann­ten Gala­xien. Aber all das bedeu­tet nicht, daß das Uni­ver­sum ver­schwin­den wird. Das ist für mich die posi­ti­ve Bedeu­tung der Bot­schaft der Apo­ka­lyp­se auch für die­je­ni­gen, die nicht gläu­big sind: Es wird immer neue Him­mel und neue Erden geben.

    Das Lachen ver­treibt dem Bau­ern ein paar Momen­te die Angst.
    Doch das Gesetz ver­schafft sich Gel­tung mit Hil­fe der Angst, deren wah­rer Name Got­tes­furcht ist.

    Der jüdi­sche Mes­sia­nis­mus (die Erwar­tung von irgend etwas oder irgend jeman­dem, der noch kom­men soll und das Schick­sal Isra­els ver­än­dern wird) hat das christ­li­che Den­ken dazu gebracht, die Geschich­te zu erfinden.
    In den alten Mytho­lo­gien gibt es kei­nen Zeitpfeil.

    Der Ruhm vie­ler Pro­phe­ten beruht auf dem schlech­ten Gedächt­nis der Zuhörer.“
    -

    • Das beant­wor­tet ein wenig die Fra­ge, wel­cher Natur der Glau­be des jun­gen Eco war: ein erpress­ter „Glau­be“, der nicht auf Lie­be, son­dern Panik beruhte.

      Ich gebe ihm natür­lich nicht recht in der Zuspit­zung, dass der Glau­be über­flüs­sig wer­de, wenn man kei­ne exi­sten­zi­el­le Angst mehr habe.

      Aber die­se Zuspit­zung führt uns gera­de gespen­stisch vor Augen, mit Hil­fe wel­cher Mit­tel die Kir­che viel­fach Men­schen zum Glau­ben gedrängt hat, den sie weder hat­ten, noch ver­stan­den noch frei­wil­lig je ange­nom­men hätten.

      Es ist ein Armuts­zeug­nis für die Hier­ar­chie, wenn ein Mensch sich so äußert wie Eco. Die­ser Mann hat nie­mals etwas erfah­ren von einem ech­ten, tie­fen Glauben!

      Das ist tra­gisch und trau­rig, aber ein­sei­ti­ge Schuld­zu­wei­sun­gen und die­se her­ab­las­sen­de Beur­tei­lung wie de Mat­tei sie vor­nimmt sind unan­ge­mes­sen, viel­leicht sogar selbst sündhaft.

    • @defendor

      Ecos Zita­te zei­gen, wie fal­sche unsau­ber defi­nier­te Fra­ge­stel­lun­gen als Anfangs­be­din­gun­gen zu fal­schen Ideo­lo­gien führen. 

      Unge­recht­fer­tig­te ledig­lich phan­ta­sier­te Bibel­kri­tik, falsch ver­stan­de­ne Deu­tun­gen phy­si­ka­li­scher The­sen mit Weg­ra­tio­na­li­sie­rung der gött­li­chen All­macht usw. usw. füh­ren halt dazu, dass anschlie­ßend über den Glau­ben und Glau­bens­in­hal­te inhalts­leer phi­lo­so­phiert und gespot­tet wird. 

      Die letz­ten Jahr­zehn­te haben durch falsch inter­pre­tier­te Wis­sen­schafts­theo­rien Mas­sen von Ungläu­bi­gen produziert. 

      Dar­über hin­aus, hat Glau­bens­kri­tik in allen Medi­en Metho­de, auch wenn meist sub­ti­le unter­schwel­li­ge Bot­schaf­ten kaum bemerk­bar sind.

  6. Aus mei­nem Umfeld ergibt sich die Ant­wort, dass die mei­sten Men­schen nicht gelernt haben, ihre sexu­el­len Trie­be zu beherr­schen und mit dem Auf­kom­men der Anti-Baby-Pil­le 1961 die­ses auch für unnö­tig hiel­ten. Weil sie ihr trieb­be­stimm­tes Leben nicht ändern wol­len, leh­nen sie den Glau­ben ab.

    • Abtö­tung des Sün­den­be­wußt­seins, um es sich „leich­ter“ zu machen. Daher ist es gedank­lich nach­voll­zieh­bar, daß fast alle Ableh­ner Got­tes wütend wer­den, wenn vom Glau­ben an Jesus Chri­stus die Rede ist, weil sie ihre selbst geba­stel­te Ideo­lo­gie mit Kral­len zu ver­tei­di­gen versuchen.

  7. Nor­ma­ler­wei­se ver­söhnt man sich im Ange­sicht des Todes. Das hat Eco nicht getan. Sonst hät­te er ein christ­li­ches Begräb­nis gewählt.
    Unter Lin­ken und Kapi­ta­li­sten st es popu­lär aus der Kir­che aus­zu­tre­ten, wer ein­mal die Gele­gen­heit hat Kir­chen­bü­cher zu lesen und dabei die Leu­te kennt, wird das bestä­ti­gen. Viel­leicht hat auch der Daten­schutz etwas mit der Anony­mi­sie­rung der Men­schen zu tun um sie den Glo­ba­li­sten zum Fraß vor­zu­wer­fen! Die Neue Welt­ord­nung! Das macht nicht Gott ärmer son­dern die Menschen!

    • Das wis­sen wir doch gar nicht, was in den letz­ten Momen­ten in ihm vor sich ging!

      Immer noch ist Jesus der Herr und der ein­zi­ge, der die Her­zen ganz kennt!

  8. Hät­te Pie­ro Gobet­ti tat­säch­lich nur von 1910 bis 1925 gelebt, so wäre er nur 14 oder 15 Jah­re alt gewor­den. Die rich­ti­gen Jah­res­da­ten lau­ten 1901 bis 1926.

  9. Der Nomi­na­lis­mus, also kein Athe­is­mus, aber ein völ­li­ges Ent­zie­hen des Got­tes­be­grif­fes, von Umber­to Eco scheint mit sei­nem wich­tig­sten Uni­ver­si­täts­leh­rer Lui­gi Parey­son zusam­men­zu­hän­gen. Der zwei­te bekann­te­ste Schü­ler Parey­sons, der Phi­lo­soph Gian­ni Vat­ti­mo, Jahr­gangs- und Stu­di­en­kol­le­ge und Freund Ecos, wur­de auch nicht Athe­ist, lehnt aber jede kon­kre­te Bedeu­tung von Kir­che und Chri­sten­tum ab. Vom radi­ka­len Libe­ra­len wur­de er zum Mar­xi­sten. Parey­son (+ 1991) gilt als Katho­lik, er war Schü­ler von Jas­pers und arbei­te­te vor allem über Heid­eg­ger und Schelling.

  10. Ich bin Herrn de Mat­tei sosehr dank­bar, dass ich die­se Din­ge in einer über­zeu­gen­den kla­ren Ana­ly­se wahr­neh­men kann.Denn in den Medi­en die uns zugäng­lich sind wird die­ser spe­zi­el­le Dich­ter übers Mass gelobhudelt.Niemand traut sich das kri­tisch zu hinterfragen.Was mich furcht­bar geschmerzt hat ist der offen­sicht­li­che Abfall von der hl. Kir​che​.Mit dem Zutun all sei­ner applau­die­ren­den Zeitgenossen.Das ist für den ein­fa­chen Gläu­bi­gen skan­da­lös und ver­werf­lich-er wird durch die vir­tus pur­ga­ti­va fidei vor solch gro­ben Irr­tü­mern gewarnt und bewahrt(und mögen sie noch sosehr spöt­tisch ins Lächer­li­che gezo­gen sein).über den Gna­den­zu­stand Eccos kann nie­mand urtei­len (so oder so)-meine tief­ste Sehn­sucht ist, dass auch sol­che Men­schen­kin­der geret­tet werden.Mir gibt das Fati­mage­bet sehr viel “ füh­re alle See­len in den Him­mel, beson­ders jene, die dei­ner Barm­her­zig­keit ammei­sten bedürfen“.Mögen doch, bevor der Engel des Todes kommt die­sen See­len Reue und Umkehr zuteil werden.Diese Din­ge sind ernst.Das hat der her­vor­ra­gen­de Arti­kel Matt­eis ein­drück­lich aufgezeigt.Gläubig und kom­pe­tent. vol­ler Got­tes­lie­be und Lie­be zur hl. Kirche.Solche Arbeit darf nie sophi­stisch zer­ris­sen wer­den und wird dank­bar rezipiert.

    • Sehr geehr­te @Hedi Züger,
      Herz­li­chen Dank für die­sen authen­ti­schen Kommentar.

  11. Umber­to Eco wuss­te sehr wohl, wie das Mit­tel­al­ter wirk­lich war, doch hat er es in sei­nem (künst­lich kon­stru­ier­ten) Best­sel­ler „Der Name der Rose“ auf „intel­lek­tu­ell In“ getunt; kein Ruh­mes­blatt, und Eco sel­ber hass­te den Roman spä­ter (wie könn­te es auch anders sein).

    Als jun­ger Autor konn­te er ent­schei­den, der Wahr­heit treu zu blei­ben – oder eben Erfolg zu haben. Nach­dem er die Wahr­heit ver­ra­ten hat­te, hat sie dann auch ihn verlassen…

    Er schien einer jener Gat­tung zu sein, die mei­nen, dass das ein­zig intel­li­gen­te Ver­hal­ten „Ewi­ger Zwei­fel“ ist (was aber in Wirk­lich­keit natür­lich nur ver­steck­ter Hoch­mut ist).

    • Ver­ste­he die­ses Argu­ment nicht – ein Roman ist doch immer Fik­ti­on und nicht die Wahr­heit?! Und wer schreibt denn vor, dass ein Roman, der in einer andern Zeit spielt, „wahr“ sein muss?! Zei­gen Sie mir ein­fach mal einen sol­chen „wah­ren“ Roman?!

  12. Ob jemand beim Glau­ben bleibt oder abfällt ist tat­säch­lich jeder­manns Privatangelegenheit.
    Aber „wehe denen,die zum Abfall ver­füh­ren“ und Herr Eco mit sei­nen Büchern gehör­te zu denjenigen.
    Was natür­lich in der Stun­de des Todes passiert,weiß kei­ner von uns.
    Auch Napo­le­on soll,nach Anna Maria Tai­gi, mit Gott ver­söhnt als guter Katho­lik gestor­ben sein.
    Ich vermute,das hat er u.a.seiner Mut­ter zu verdanken,die eine gläu­bi­ge Frau geblie­ben war.

    • Fra­ge wäre hier jedoch, wer oder was Eco zum Abfall ver­führt hat, wenn er denn je wirk­lich gläu­big war. Die Din­ge gesche­hen ja nicht im luft­lee­ren Raum nach Art einer simp­len Gleichung.

      Wenn Sie glau­ben, dass er ande­re ver­führt hat, müs­sen Sie anneh­men, dass auch er von andern ver­führt wurde.

      Ich füh­le mich auf dem Ter­rain wirk­lich über­for­dert! Wir wis­sen doch aus der Schrift, dass es beim Jüng­sten Gericht Über­ra­schun­gen geben wird und vie­les ans Tages­licht kom­men wird, was wir nicht ahn­ten und der Herr v.a. vie­les anders beur­tei­len wird als wir.

      Müs­sen wir denn den Men­schen Eco ver­ur­tei­len und rich­ten, als gäbe es kei­nen ewi­gen Rich­ter? Genügt es nicht, sei­ne Tex­te kri­tisch zu analysieren?

      War­um die­se Vermischung?

  13. Wenn wir die Kette,wer wen ver­führ­te zurück­ver­fol­gen wol­len, lan­den wir am Ende der Ket­te sicher bei Adam und Eva und der Geschich­te mit dem Apfel,die Ur-Verführungsgeschichte,sozusagen.
    „Soll­te Gott gesagt haben“,nicht wahr!?
    Passt somit auf alle Ver­führ­ten und Verführer.
    Sie müs­sen unter­schei­den ler­nen zwi­schen Fest­stel­lun­gen und Verurteilungen,das ist ein gro­ßer Unterschied.
    Und „rich­ten“ gar ist ein gro­ßes Wort,das ich mir nicht mal traue auszusprechen.

    • Ja, Sie viel­leicht nicht, @ Stel­la, aber Sie dre­hen mir doch etwas das Wort im Mun­de her­um… viel­leicht haben Sie den Text de Matt­eis gele­sen und gewis­se Kom­men­ta­to­rin­nen hier, die sich auf­spie­len und über die Per­son rich­ten und für mei­ne Begrif­fe den Mund ziem­lich weit auf­rei­ßen dar­in, ja fast eine gewis­se Häme erken­nen las­sen, als wären sie selbst kei­ne irren­den Sün­der… dar­auf bezog ich mich!

  14. Was mir an dem Arti­kel so auf­fällt… Da steht: „Im sel­ben Jahr [d.h. 1954, 22-jäh­rig] gab er den katho­li­schen Glau­ben auf.“ Die­ser Punkt wird lei­der nicht aus­ge­führt. Dabei ist er der Dreh- und Angel­punkt des Arti­kels. Was heißt das: Er gab den Glau­ben auf? Trat er aus der katho­li­schen Kir­che aus? Hat Eco sich dar­über geäußert?
    Aus dem Arti­kel­kon­text klingt „katho­li­scher Glau­be“ lei­der eher nach einem Ideen­sy­stem, was man auch Ideo­lo­gie nennt. Denn Herr Mat­tei redet von Kul­tur­strö­mun­gen, Denk­schu­len, Kon­zep­ten, Phi­lo­so­phien, einer Rei­he von allen mög­li­chen „-ismen“… In dem Zusam­men­hang nimmt Ecos „Apo­sta­sie“ sich aus wie der Wech­sel von einem Ismus zu einem ande­ren. Das ursprüng­li­che Katho­lisch-Sein Ecos wird beschrie­ben durch Details sei­ner Teil­nah­me am sakra­men­ta­len und insti­tu­tio­nel­len Leben der Kir­che. Man kann auch sagen: an Ritua­len und Poli­tik der Kir­che. Denn wie wohl jeder schon erfah­ren hat, sind Erst­kom­mu­ni­on und Fir­mung für vie­le heu­te nicht viel mehr als fami­liä­re und gesell­schaft­li­che (pfarr­li­che) Ritua­le mit kaum noch Glaubensinhalt.
    Im recht­fer­ti­gen­den Glau­ben betont die katho­li­sche Kir­che sehr den dog­ma­ti­schen Anteil, die fides quae, gegen­über der fides qua, dem soge­nann­ten Fidu­zi­al­glau­ben. Aber auch der inhalt­lich bestimm­te Glau­be umfasst ja nicht in erster Linie die intel­lek­tu­el­le Zustim­mung zu einem Dog­men­sy­stem. Das auch, aber nicht zuvör­derst. Der recht­fer­ti­gen­de Glau­be ist vor allem der Glau­be an das Evan­ge­li­um Jesu Chri­sti und an die Per­son Jesus Chri­stus selbst, sowie das Bekennt­nis zu ihm.
    Ein Arti­kel kann nicht alles brin­gen, aber auf die bren­nen­de Fra­ge, die sich mir bei dem Wort Apo­sta­sie stellt: Wie Umber­to Eco zu Jesus Chri­stus stand, fin­de ich lei­der kei­ne Ant­wort. Ich ver­mu­te ableh­nend oder gleich­gül­tig. Aber ich hät­te es gern aus dem Mund oder der Hand Ecos selbst erfahren.

  15. Gegen­über den links-libe­ra­len Para­dig­men wie unbe­grenz­te Ein­wan­de­rung, ein­sei­ti­ge Geschichts­be­trach­tung und dem Rela­ti­vis­mus selbst stand Eco kei­nes­wegs „rela­ti­vi­stisch“ gegen­über, hier war er ein enga­gier­ter hard­li­ner. Anahnd sei­ner Glos­sar­se­rie La Busti­na di Miner­va (deutsch: „Streich­holz­brie­fe“) wie auch Pres­se­inter­vies ergibt sich für mích durch­aus das Bild eines poli­ti­schen Fana­ti­kers wie selbst­ver­lieb­ten Gecks.

  16. Da sieht man wie­der, wie­vie­le schlech­te Bücher mit ver­steck­ter Sym­bo­lik es gibt und kaum einer scheint es zu merken.

  17. Ein sehr gedie­ge­ner Arti­kel von Prof. Rober­to de Mattei.
    Ich habe meh­re­re Wer­ke v. Umber­to Eco gelesen:
    „Der Name der Rose“ ziem­lich spät(1986), mit sym­pa­thi­scher Neu­gier­de: das Leben in einer Bene­dik­ti­ner­ab­tei, das Wirt­schafts­le­ben (ich erin­ne­re mich beson­ders an Pater Cel­ler­ar), die kri­ti­sche Hal­tung von Fran­zis­ka­nern, natür­lich das Hoch­mit­tel­al­ter (eine äusserst inter­es­san­te Zeit)…; Sovie­les was Berüh­rung zu der eige­nen Per­son hat.
    Das Buch läßt einen mit Lee­re zurück und die­se Lee­re wird noch grö­ßer wenn man Ecos Erklä­run­gen und Kom­men­ta­ren hin­ter­her mit z.B. den Stu­di­en zum mit­tel­al­ter­li­chen Welt­bild v. P. Maxi­mi­lia­an Wil­diers OFMCap (damals Uni­ve­rit­sy of Alber­ta, CDA)vergleicht.
    Tra­gisch: mit 16 Jahr Pla­ka­te für die Katho­li­sche Akti­on kle­bend: das war 1948 und frag­te Mut um gegen die Kom­mu­ni­sten anzu­tre­ten: das brach­ten damals nur glü­hen­de Gläu­bi­ge fertig.
    Und 8 Jah­re spä­ter sich vom Glau­ben ver­ab­schie­dend- und es selbst noch spöt­telnd kom­men­tie­ren und indi­rekt St. Tho­mas von Aquin dafür ver­ant­wort­lich machen.
    Da ist dann doch eini­ges verdünstet.
    Eco steht damit nicht allein da:
    ich habe vie­le ken­nen­ge­lernt und erlebt, die aus christ­li­cher Fami­lie stam­mend und in der spä­ten Puber­tät kräf­tig gläu­bi­ges PÖrofil zei­gend, eini­ge Jah­ren spä­ter ein inner­li­che Lee­re fest­stell­ten: „der Glau­ben verdünstet“;
    und danach nicht sel­ten zynisch die­se Lee­re, die Unsi­cher­hei­ten, die Rela­ti­vis­men stu­die­rend und hegend.
    Unter­schwel­lig spielt da sehr häu­fig eine bestimm­te Frust, eine laten­te Wut mit, daß man nicht glau­ben kann.
    Denn so bru­tal es auch klingt: Glau­ben kön­nen ist eine Gabe, ein Geschenk, gra­tis, umsonst, von außer­halb unser selbst;
    der eine kann’s, und der ande­re nicht.
    Mystik hilft sicher dabei- wahr­schein­lich viel tie­fer und leich­ter als Intellekt.
    Mystik ist jedoch auch eine Gabe- und kaum wel­che wird schnel­ler lächer­lich gemacht.
    Wenn Umber­to Eco dann, mit 84 Jah­ren ver­stor­ben, eine lai­zi­sti­sche Bestat­tung bekommt, ent­spricht es sicher sei­nem letz­ten Willen.
    Rober­to de Mat­tei hat recht, wenn er dar­auf hin­weist daß es min­de­stens so wich­tig ist was wir Gutes unter­las­sen zu tun als was wir falsch machen.
    Umber­to Eco ist für mich die Anti­po­de der Hl. Drei Königen:
    sie such­ten, sie fan­den das Kind-Gott, den Mes­si­as- und sie freu­ten sich sehr.
    Umber­to Eco stell­te mit 26 Jah­ren den Ver­lust sei­nes Glau­bens fest, er such­te und fand viel­leicht etwas anderes;
    ob er sich jedoch freu­te, ist höchst unklar.
    Mei­stens ist man übri­gens nicht sehr stolz auf die­se inne­re Evo­lu­ti­on und spricht auch nicht ger­ne davon.

  18. Da hat die ari­sto­te­lisch gewen­de­te Kir­che jahr­hun­der­te­lang Gott auf die Ebe­ne mensch­li­chen Wis­sens her­ab­ge­wür­digt und die Exi­stenz Got­tes als Gegen­stand des Wis­sens aus­ge­ge­ben, weil man mit einem Wis­sen Macht­an­sprü­che eben viel bes­ser begrün­den kann, als „nur“ mit Glau­ben, und dann hat sich in der Auf­klä­rung her­aus­ge­stellt, dass Gott gar kein Gegen­stand des Wis­sens und gar nicht wiss­bar ist und die Kir­che stand als Betrü­ge­rin da.
    Wenn dann ein Umber­to Eco Tho­mas von Aquin liest, wo gera­de die­ses behaup­tet wird, er aber weiss, dass Gott nicht gewusst wer­den kann und nie­mals wiss­bar ist, dann kann man schon mal vom Glau­ben abfal­len, weil dies ja gar kein rich­ti­ger Glau­be gewe­sen ist, der sich im Wis­sen begrün­den muss.
    Die Gegen­stän­de der sinn­li­chen Wahr­neh­mung begrün­den noch lan­ge kein Wis­sen davon, dass es einen Gott gibt bzw. dass die­se von einem Gott her­vor­ge­bracht (geschaf­fen) wur­den. Ein Wis­sen setzt sich zusam­men aus Anschau­ung und Begriff. Von Gott gibt es aber nur den Begriff und kei­ne Anschauung.
    Die Ver­nunft kann den Begriff von Gott aber nicht hypo­sta­sie­ren, d. h. aus die­sem die Exi­stenz des Gegen­stan­des herausklauben.
    Der Begriff von Gott ist daher ein not­wen­di­ger Ver­nunft­be­griff, der zwar gedacht wer­den muss, um Ein­heit und Voll­stän­dig­keit in die Rei­he der Erschei­nun­gen zu brin­gen. Die Exi­stenz Got­tes kann aber nicht bewei­sen werden.
    Gott muss also gedacht wer­den, ohne bewie­sen wer­den zu können.
    Hier ergibt sich die abso­lu­te Not­wen­dig­keit der gött­li­chen Offen­ba­rung, die zu jeder See­le spricht „Ich bin“ d. h. „Ich exi­stie­re“, damit der Glau­be auf der Basis des guten Wil­lens ange­nom­men wird und sodann als gött­li­che Tugend, die eine gött­li­che Gna­de ist, in der See­le als Glau­bens­ge­wiss­heit prä­sent sein kann.
    Die Behaup­tung der Kir­che auf der Basis der ari­sto­te­li­schen Phi­lo­so­phie dage­gen, dass Gott ein Gegen­stand des Wis­sens sei, hat vie­le durch die Wider­le­gung die­ser Behaup­tung erst gar nicht mehr zum ech­ten Glau­ben gelan­gen lassen.

    • Ich wür­de kei­nes­falls soweit gehen, dem hl. Tho­mas eine Mit­schuld an der Abwen­dung Umber­to Ecos vom katho­li­schen Glau­ben geben. Die unge­klär­te Fra­ge steht im Raum, was für einen Glau­ben hat­te Eco, bevor er abfiel.
      Das gro­ße Werk Tho­mas von Aquins steht unter einem Vor­be­halt. Die­ser ist bekannt und wird gern zitiert, aber viel­leicht in sei­ner Bedeu­tung unter­schätzt. Zitat: 

      Ab 6. Dezem­ber 1273 begann das „Schwei­gen des Tho­mas“. Bar­tho­lo­mä­us von Capua berich­tet dar­über: „Als Bru­der Tho­mas die hei­li­ge Mes­se in der Kapel­le des hl. Niko­laus fei­er­te, ergriff ihn eine erstaun­li­che Ver­än­de­rung. Nach sei­ner Mes­se hat er nicht mehr geschrie­ben, noch irgend­et­was dik­tiert, viel­mehr das Schreib­ge­rät bei der Ter­tia sei­ner Theo­lo­gi­schen Sum­me, beim Trak­tat über die Buße, weg­ge­legt.“ Auf die Fra­ge eines Bru­ders, war­um er nichts mehr schrei­ben wol­le, mein­te Tho­mas: „Ich kann nicht mehr, denn alles, was ich geschrie­ben habe, scheint mir wie Stroh zu sein im Ver­gleich mit dem, was ich gese­hen habe und was mir offen­bart wor­den ist.“ Umstrit­ten ist in der Sekun­där­li­te­ra­tur nach wie vor, ob es sich bei dem über­lie­fer­ten Ereig­nis mehr um eine Krank­heit oder um ein mysti­sches Erleb­nis handelt.
      (http://​www​.kath​pe​dia​.com/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​t​i​t​l​e​=​T​h​o​m​a​s​_​v​o​n​_​A​q​uin )

      Wie auch immer. Theo­lo­gi­sches Wis­sen ist wich­tig, aber es genügt nicht. Wenn wir wis­sen, dass aus­rei­chen­de Bewe­gung gut ist für unse­re Gesund­heit und bewe­gen uns trotz­dem nicht, dann nützt uns die­ses Wis­sen nicht. Im bibli­schen Sinn ist ein sol­ches Wis­sen ohne Tun kein Wis­sen. Ich ken­ne Bewe­gung erst dann wirk­lich, wenn ich mich bewe­ge. Theo­lo­gi­sches Satz­wis­sen ist tot, auch wenn ich die Lehr­sät­ze als wahr glau­be, solan­ge ich nicht mit Gott lebe. „Wir kön­nen eine gesun­de Theo­lo­gie gut­hei­ßen und ein unge­sun­des Leben füh­ren. Gesun­de Theo­lo­gie ist nicht genug für ein Leben mit Gott. Aber sie gehört zum Rüst­zeug für ein Leben mit Gott. Wie kön­nen wir die Wahr­heit tun, ohne zuerst zu ver­ste­hen, was die Wahr­heit ist?“ (R. C. Sproul)
      Am Laub­hüt­ten­fest sag­te Jesus den Juden im Tem­pel: „Mei­ne Leh­re ist nicht von mir, son­dern von dem, der mich gesandt hat. Wenn jemand des­sen Wil­len tun will, wird er inne­wer­den, ob die­se Leh­re von Gott ist oder ob ich von mir selbst aus rede.“ (Joh 7,16b-17)
      Die Wahr­heit der Leh­re Chri­sti und ihren Ursprung von Gott erkennt man, wenn man sie tut. Dann macht man Erfah­rung mit Gott. Gott ist dann kein abstrak­tes Wis­sen, kei­ne Theo­rie neben vie­len ande­ren. Er wird dann für uns der, der Er schon immer ist: leben­di­ger Gott. Genau dazu hat Er jeden von uns erschaf­fen, damit Er auch in uns leben­dig wird und sich in jedem von uns auf ein­ma­li­ge, uner­setz­ba­re Wei­se offen­ba­ren kann.

      • Dan­ke, Leo Lämm­lein, für Ihre Ausführungen!
        Was Sie im letz­ten Absatz beschrei­ben, habe ich an mir selbst erfah­ren dürfen.

  19. Statt Gott „erfah­ren“ soll­ten wir bes­ser den schö­nen deut­schen Aus­druck aus dem Schrift­zi­tat neh­men: Got­tes „inne­wer­den“.

  20. Das Jahr 1954, in dem der in sei­ner Jugend­zeit tief­gläu­bi­ge und inner­kirch­lich akti­ve Umber­to Ecco über Tho­mas von Aquin pro­mo­viert und nach sei­nen eige­nen Wor­ten sei­nen Glau­ben im Alter von 22 Jah­ren auf­ge­ge­ben hat, ist das­sel­be Jahr, in dem Robert Bult­manns „Theo­lo­gie des Neu­en Testa­ments“ (1948–1953) in pro­te­stan­ti­schen Theo­lo­gen­krei­sen und dar­über hin­aus Furo­re gemacht und die Vor­be­rei­tung des II. Vati­ka­ni­schen Kon­zils erheb­lich beein­flusst hat. 

    Mit Robert Bult­manns The­se von der Ent­ste­hung der Evan­ge­li­en und wei­te­rer 16 Schrif­ten des NT in nicht­a­po­sto­li­scher Zeit gegen Ende des 1. Jhdts. erhielt die christ­li­che Theo­lo­gie einen Schlag an Ver­un­si­che­rung, von dem sie sich bis heu­te nicht erholt hat. Wäh­rend das Kon­zil noch mit Mühe und Not an der authen­ti­schen Über­lie­fe­rung der Wor­te und Taten Jesu durch die apo­sto­li­schen Augen-und Ohren­zeu­gen fest­hielt, erfass­ten Bult­manns Vor­stel­lun­gen einer Ent­ste­hung der hei­li­gen Tex­te aus der hel­le­ni­sti­schen Mytho­lo­gie die Moder­ni­sten unter den Bischö­fen unter den Kon­zils­teil­neh­mern, die sich mit ihren jün­ge­ren Par­tei­gän­gern ab da unter dem „Geist des Kon­zils“ zu einer inner­kirch­li­chen Oppo­si­ti­on zusam­men fan­den und bis heu­te, etwa als Kas­pe­ria­ner, die katho­li­sche Leh­re zu rela­ti­vie­ren trachten.

    Dabei beruht die Hypo­the­se, dass die Evan­ge­li­en, von Men­schen­hand ver­fasst, erst nach der Tem­pel­zer­stö­rung 70 durch hel­le­ni­sti­sche Gemein­de­theo­lo­gen ent­stan­den sind, also vier­zig bis sieb­zig Jah­re nach dem Tod Jesu, im wesent­li­chen auf dem pro­te­stan­ti­schen Wil­len, das heu­ti­ge Chri­sten­tum in Pau­lus zu ver­an­kern und nicht in der Leh­re Jesu Chri­sti, wie sie von den apo­sto­li­schen Augen- und Ohren­zeu­gen schon früh im Neu­en Testa­ment über­lie­fert, in der inspi­rier­ten Tra­di­ti­on der Kir­che ver­tieft und im römi­schen Lehr­amt nie­der­ge­legt wor­den ist.

    Wie bereits ander­wei­tig gesagt:
    Rein aus Ver­nunft­grün­den scheint die Wahr­schein­lich­keit der Spät­da­tie­rung sehr gering zu sein, wenn ihre Ver­tre­ter behaup­ten, dass erst nach der Tem­pel­zer­stö­rung zwi­schen 70 und 100 münd­lich umher­ir­ren­des, dabei bereits ver­än­der­tes Jesus­ma­te­ri­al von unbe­kann­ten Ver­fas­sern, zu unbe­kann­ten Zei­ten, unter fal­schem Namen, in unbe­kann­ten Gemein­den, unab­hän­gig von­ein­an­der, gesam­melt, geord­net, erwei­tert, zum Teil aus dem Alten Testa­ment her­aus­ge­spon­nen, mytho­lo­gisch über­formt, an den Zeit­geist ange­passt und end­lich zu den vier Evan­ge­li­en ver­schrif­tet wor­den ist, in Gesell­schaft mit wei­te­ren 16 Schrif­ten eben­so unbe­kann­ter Her­kunft, alles geschrie­ben von hel­le­ni­sti­schen Gemein­de­theo­lo­gen, die nie­mand gese­hen und gekannt hat und die unre­flek­tiert von Juden und Hei­den, wie­der spur­los im Dun­kel der Geschich­te ver­schwun­den sind.
    Zur Erin­ne­rung sei es noch ein­mal gesagt:
    Berech­net man die mathe­ma­ti­sche Wahr­schein­lich­keit des gleich­zei­ti­gen Ein­tref­fens all die­ser Fak­to­ren zwi­schen den Jah­ren 70 und 100, so erhält man einen Wert von 1:1000000000 (in Wor­ten: eins zu 1 Mil­li­ar­de) Das heißt: Wenn die Spät­da­tie­rung der Evan­ge­li­en nur zu einem Mil­li­ard­stel rich­tig sein kann, muss aus histo­risch-kri­ti­scher Sicht die kon­fes­si­ons­ideo­lo­gi­sche Hypo­the­se von der Spät­da­tie­rung falsch sein und damit alles, was aus ihr abge­lei­tet wird. Damit bleibt auch mit einer an Sicher­heit gren­zen­den Wahr­schein­lich­keit alles falsch, was der Dog­ma­ti­ker Kar­di­nal Kas­per bis heu­te an rela­ti­vi­sti­schen Reform­vor­schlä­gen aus der fal­schen Spät­da­tie­rung wie­der­auf­be­rei­tet hat.

    Rich­tig bleibt, dass die von Jesus Chri­stus geof­fen­bar­te und in den Evan­ge­li­en apo­sto­lisch bezeug­te Wahr­heit Got­tes, gesi­chert im geist­ge­lei­te­ten Lehr­amt der Kir­che, nicht aus rela­ti­vier­ba­ren Men­schen­wor­ten besteht, son­dern unre­la­ti­vier­ba­re Ver­bind­lich­keit besitzt. Das gilt auch für das Sakra­ment der Ehe, deren Unauf­lös­lich­keit nicht – wie auch immer – rela­ti­viert wer­den darf.

Kommentare sind deaktiviert.